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Energie & Management > Bilanz - Nordex spürt die Folgen des Ukraine-Kriegs
Quelle: Fotolia / Eisenhans
Bilanz

Nordex spürt die Folgen des Ukraine-Kriegs

Der Krieg schadet Nordex dermaßen, dass der Windturbinen-Hersteller nun unterm Strich mit einem negativen Ergebnis rechnet. Inzwischen gibt es eine Einigung um ein Rostocker Werk.
Der norddeutsch-spanische Windturbinenhersteller Nordex hat seine Ergebnisprognose für das laufende Jahr 2022 so nach unten korrigiert, dass bei einem Eintreffen der Vorhersagen ein positives Konzernergebnis nicht mehr möglich ist. Gleichzeitig einigte er sich mit dem Betriebsrat über Modalitäten bei der Schließung des Rostocker Rotorblatt-Werks.

Nordex Acciona Windpower teilte am 24. Mai nach Börsenschluss ad hoc mit, es erwarte nur noch einen Umsatz von 5,2 bis 5,7 Mrd. Euro und eine operative Marge (Ebitda) von -4 bis 0 %. Heißt: Nach Steuern, Zinsen und Abschreibungen würde der börsennotierte Konzern in jedem Fall rote Zahlen schreiben. Ende März war Nordex noch von 5,4 bis 6,0 Mrd. Euro Erlös und einem Ebitda zwischen +1 und +3,5 % ausgegangen.

Die Hauptgründe für die verdüsterten Aussichten sieht Nordex vor allem im Ukrainekrieg, aber auch in Unterbrechungen der Lieferkette, in dem Cyberangriff vom 31. März sowie in Einmalkosten für Werksschließungen.

Das Unternehmen rechnet mit Umsatzeinbußen von rund 200 Millionen Euro und entsprechenden Margen in der Ukraine. Mit weiteren Abschreibungen auf das Working Capital aufgrund von Projekten, die auf Eis gelegt oder gestoppt werden, müsse gerechnet werden, hieß es. Der gesamte direkte Effekt davon könnte bis zu 1 %-Punkt der Ebitda-Marge ausmachen.

​Auch die Werksschließungen kosten erst mal

Teilweise indirekt auf den Krieg seien auch die Lieferketten-Probleme zurückzuführen, vor allem die Probleme bei Seefrachtbuchungen sowie Engpässe bei Stahl und anderen kritischen Komponenten. Diese kosteten zwischen 2,0 und 2,5 %-Punkten Ebdita-Marge. Dies alles fällt mit den Einmalkosten der angekündigten Werksschließungen in Rostock (Rotorblätter) und Spanien (Gondeln) zusammen, die nochmal mit bis zu 1,5 %-Punkten negativ zu Buche schlagen.

In Rostock seien die Sozialplan-Verhandlungen "weit fortgeschritten", teilte Nordex mit. In zwei bis drei Jahren sollen die Kosten durch eine Senkung der Produktionskosten ausgeglichen sein, so der Vorstand.

Die Ebitda-Margenverluste durch den Lockdown in Schanghai sowie durch den Cybersicherheits-Vorfall im März und dessen Gegenmaßnahmen schätzt Nordex auf "bis zu 1 %-Punkt". CEO Jose Luis Blanco warnte: "Wir müssen damit rechnen, dass uns einige dieser Effekte bis ins nächste Jahr begleiten könnten."

Der Bericht für das erste Quartal 2022 war aus Anlass des Cyberangriffs vertagt worden. Er soll jetzt "voraussichtlich" am 20. Juni erfolgen.

​Anleger reagieren bestürzt

Die Papiere des Unternehmens rutschten am 25. Mai am Frankfurter Finanzmarkt auf den tiefsten Stand seit August 2020 ab, ihr Kurs büßte zwischenzeitlich knapp 20 % ein. Nordex-Aktien waren damit abgeschlagenes Schlusslicht im Nebenwerteindex SDax. Einige Branchenbeobachter zeigten sich vom Ausmaß des Verlusts überrascht.
Einigung über Rostocker Rotorblatt-Werk

Wenige Wochen vor der für Ende Juni angekündigten Schließung der Rotorblatt-Fertigung in Rostock hat das Management mit dem Betriebsrat eine Einigung erzielt. Nach Angaben vom 25. Mai erhalten die 500 betroffenen Beschäftigten neben einer Abfindung und einer Einmalzahlung auch die Möglichkeit, in eine Transfergesellschaft einzutreten. 

Zudem stocke Nordex für fünf bis zwölf Monate das Transferkurzarbeitergeld auf 90 % des Nettogehalts auf, hieß es. Allen Auszubildenden in der Rotorblatt-Fertigung werde ermöglicht, ihre Ausbildung entweder bei einem Kooperationspartner in
der Region oder an einem anderen Nordex-Standort fortzuführen.

Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) sagte, das Unternehmen sei nicht umzustimmen gewesen, "obwohl die
Energiewende bundesweit Fahrt aufnimmt." Es gebe somit kaum noch
Produzenten von Windkraftanlagen in Deutschland. In Rostock bleiben zwei weitere Werke von Nordex. Das Land hatte eine Beteiligung an der Transfergesellschaft anders als bei den insolventen MV-Werften abgelehnt. Nordex verlagere ein intaktes Unternehmen ins Ausland, so Meyer.

Mittwoch, 25.05.2022, 18:11 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Bilanz - Nordex spürt die Folgen des Ukraine-Kriegs
Quelle: Fotolia / Eisenhans
Bilanz
Nordex spürt die Folgen des Ukraine-Kriegs
Der Krieg schadet Nordex dermaßen, dass der Windturbinen-Hersteller nun unterm Strich mit einem negativen Ergebnis rechnet. Inzwischen gibt es eine Einigung um ein Rostocker Werk.
Der norddeutsch-spanische Windturbinenhersteller Nordex hat seine Ergebnisprognose für das laufende Jahr 2022 so nach unten korrigiert, dass bei einem Eintreffen der Vorhersagen ein positives Konzernergebnis nicht mehr möglich ist. Gleichzeitig einigte er sich mit dem Betriebsrat über Modalitäten bei der Schließung des Rostocker Rotorblatt-Werks.

Nordex Acciona Windpower teilte am 24. Mai nach Börsenschluss ad hoc mit, es erwarte nur noch einen Umsatz von 5,2 bis 5,7 Mrd. Euro und eine operative Marge (Ebitda) von -4 bis 0 %. Heißt: Nach Steuern, Zinsen und Abschreibungen würde der börsennotierte Konzern in jedem Fall rote Zahlen schreiben. Ende März war Nordex noch von 5,4 bis 6,0 Mrd. Euro Erlös und einem Ebitda zwischen +1 und +3,5 % ausgegangen.

Die Hauptgründe für die verdüsterten Aussichten sieht Nordex vor allem im Ukrainekrieg, aber auch in Unterbrechungen der Lieferkette, in dem Cyberangriff vom 31. März sowie in Einmalkosten für Werksschließungen.

Das Unternehmen rechnet mit Umsatzeinbußen von rund 200 Millionen Euro und entsprechenden Margen in der Ukraine. Mit weiteren Abschreibungen auf das Working Capital aufgrund von Projekten, die auf Eis gelegt oder gestoppt werden, müsse gerechnet werden, hieß es. Der gesamte direkte Effekt davon könnte bis zu 1 %-Punkt der Ebitda-Marge ausmachen.

​Auch die Werksschließungen kosten erst mal

Teilweise indirekt auf den Krieg seien auch die Lieferketten-Probleme zurückzuführen, vor allem die Probleme bei Seefrachtbuchungen sowie Engpässe bei Stahl und anderen kritischen Komponenten. Diese kosteten zwischen 2,0 und 2,5 %-Punkten Ebdita-Marge. Dies alles fällt mit den Einmalkosten der angekündigten Werksschließungen in Rostock (Rotorblätter) und Spanien (Gondeln) zusammen, die nochmal mit bis zu 1,5 %-Punkten negativ zu Buche schlagen.

In Rostock seien die Sozialplan-Verhandlungen "weit fortgeschritten", teilte Nordex mit. In zwei bis drei Jahren sollen die Kosten durch eine Senkung der Produktionskosten ausgeglichen sein, so der Vorstand.

Die Ebitda-Margenverluste durch den Lockdown in Schanghai sowie durch den Cybersicherheits-Vorfall im März und dessen Gegenmaßnahmen schätzt Nordex auf "bis zu 1 %-Punkt". CEO Jose Luis Blanco warnte: "Wir müssen damit rechnen, dass uns einige dieser Effekte bis ins nächste Jahr begleiten könnten."

Der Bericht für das erste Quartal 2022 war aus Anlass des Cyberangriffs vertagt worden. Er soll jetzt "voraussichtlich" am 20. Juni erfolgen.

​Anleger reagieren bestürzt

Die Papiere des Unternehmens rutschten am 25. Mai am Frankfurter Finanzmarkt auf den tiefsten Stand seit August 2020 ab, ihr Kurs büßte zwischenzeitlich knapp 20 % ein. Nordex-Aktien waren damit abgeschlagenes Schlusslicht im Nebenwerteindex SDax. Einige Branchenbeobachter zeigten sich vom Ausmaß des Verlusts überrascht.
Einigung über Rostocker Rotorblatt-Werk

Wenige Wochen vor der für Ende Juni angekündigten Schließung der Rotorblatt-Fertigung in Rostock hat das Management mit dem Betriebsrat eine Einigung erzielt. Nach Angaben vom 25. Mai erhalten die 500 betroffenen Beschäftigten neben einer Abfindung und einer Einmalzahlung auch die Möglichkeit, in eine Transfergesellschaft einzutreten. 

Zudem stocke Nordex für fünf bis zwölf Monate das Transferkurzarbeitergeld auf 90 % des Nettogehalts auf, hieß es. Allen Auszubildenden in der Rotorblatt-Fertigung werde ermöglicht, ihre Ausbildung entweder bei einem Kooperationspartner in
der Region oder an einem anderen Nordex-Standort fortzuführen.

Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) sagte, das Unternehmen sei nicht umzustimmen gewesen, "obwohl die
Energiewende bundesweit Fahrt aufnimmt." Es gebe somit kaum noch
Produzenten von Windkraftanlagen in Deutschland. In Rostock bleiben zwei weitere Werke von Nordex. Das Land hatte eine Beteiligung an der Transfergesellschaft anders als bei den insolventen MV-Werften abgelehnt. Nordex verlagere ein intaktes Unternehmen ins Ausland, so Meyer.

Mittwoch, 25.05.2022, 18:11 Uhr
Georg Eble

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