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Energie & Management > Personalie - Naturstrom AG gliedert Erzeugung wegen Energiewende aus
Quelle: Fotolia / Aurielaki
Personalie

Naturstrom AG gliedert Erzeugung wegen Energiewende aus

Der Ökoenergie-Pionier möchte in der beschleunigten Energiewende mithalten. Er sammelt daher Kapital für seine Erzeugungstochter ein. Dies bringt auch personelle Änderungen mit sich.
Der Naturstrom-Vorstandsvorsitzende Dr. Thomas Banning (66) wechselt zum 1. Oktober als Alleingeschäftsführer von deren Komplementär-GmbH in die Tochtergesellschaft "NaturEnergy GmbH & Co. KGaA", ebenso mit sofortiger Wirkung der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Hermann Falk. Vorstand Oliver Hummel folgt Banning als Vorstandschef der AG nach. Neue Vorständin wird die Chefin der Stadtwerke Potsdam, Sophia Eltrop. Dr. Kirsten Nölke, Vorständin seit Anfang des Jahres, bleibt in dieser Funktion. Neuer Aufsichtsratschef wird Dr. Martin Riedel, Partner bei der Kanzlei Becker Büttner Held. Er gehört dem Gremium der seit Anfang 2021 an.

Diese Personalien, über die die Naturstrom AG nach der Hauptversammlung am 21. August die Medien informierte, sind Teil einer strategischen Neuausrichtung des Ökoenergie-Pioniers im Zeichen der beschleunigten nationalen Energiewende.

Denn Naturstrom lagert in die bereits 2020 gegründete Tochter Naturenergy sukzessive das Ökostrom-Erzeugungsgeschäft aus und holt zur Finanzierung einer wachsenden Projektpipeline frisches Aktienkapital rein. 70 der 450 Beschäftigten gehen mit. Jährlich sollen Kapitalerhöhungen stattfinden; die nächste ist fürs vierte Quartal geplant. Dabei wird auch in Kauf genommen, wenn die AG die Mehrheit verliert. Sie soll aber größter Aktionär bleiben. Der künftige Naturenergy-Chef Banning kann sich "in einigen Jahren" sogar einen Börsengang vorstellen. Zunächst müsse aber Aufbauarbeit geleistet werden. Die Naturstrom ​AG ist nicht börsennotiert.
 
Dr. Thomas Banning wechselt im Vorstandsvorsitz von der AG zur Tochter Naturenergy
Quelle: Naturstrom AG
 
Oliver Hummel steigt vom Vorstand zum Vorstandschef auf
Quelle: Naturstrom AG
 
Sophia Eltrop wird Naturstrom-Vorständin
Quelle: Harry Schnitger
 
Dr. Kirsten Nölke ist seit Anfang 2022 Vorständin
Quelle: Naturstrom AG

Zielgruppe als neue Aktionäre und Aktionärinnen sind "nachhaltig orientierte" Investoren aus Deutschland, die gut damit leben können, dass zunächst nicht ausgeschüttet wird. Banning denkt da an Energiewende-Begeisterte, Pensions- oder grüne Infrastrukturfonds, machte aber klar: "Wir brauchen weder Blackrock noch Shell". Die aktuell beschlossene "relativ hohe" Dividende der Naturstrom AG von 2,25 Euro je Aktie wird teils bar und teils als Anteile an Naturenergy ausbezahlt, sodass die Naturstrom-Aktionäre schon direkt 24,4 % des Stammkapitals halten.

 
"Nach vorne investieren"

Zur Begründung sagte Banning, die Naturstrom-Gruppe müsse sich ihren Platz in dem zu erwartenden Run in Deutschland sichern, nachdem das Osterpaket die jährlichen Ausschreibungsmengen vervielfacht hat. "Wir müssen da mithalten können, wir müssen in Wasserstoff und Speicher investieren, das geht gar nicht anders. Wir müssen nach vorne investieren mit einer hohen Thesaurierungsquote (von Eigenkapital, das im Unternehmen bleibt, Anmerkung der Redaktion) und wenig Cashback."

Bis zum Sommer 2021 hatte Naturstrom als Ökoenergie-Händler nur eine geringe Eigenversorgungsquote, so Banning. Das habe sich mit der Energiepreisrallye "schlagartig" geändert und werde sich mit dem Zubau weiter ändern. Momentan erzeuge die Gruppe etwa ein Drittel ihrer Absatzmenge selbst. Davon stünden wiederum zwei Drittel zur Verfügung, um die Endpreise der Kundschaft im Griff zu behalten. "Wir nutzen unsere Anlagen bewusst zur Preisdämpfung", erklärte Banning. Dies habe auch das Ergebnis 2021 belastet. Von Januar 2021 bis März 2022 blieben die Endpreise stabil, und im Juni 2022 wurde der Wegfall der EEG-Umlage weitergegeben.

Einen Monat lang war die Neukundenakquise wegen der Rallye ausgesetzt. Jetzt zahlt Neukundschaft bis zum Doppelten der Arbeitspreise wie die Bestandskundschaft, angesichts von verdoppelten bis verdreifachten Bezugspreisen. Naturstrom versorgt nach eigenen Angaben 330.000 private und gewerbliche Verbraucher und will die Zahl stabil halten. Der Umsatz soll in diesem Jahr von 450 auf mehr als 500 Mio. Euro steigen.

​Seitenhieb gegen Stadtwerke und Uniper

Oliver Hummel beklagte eine politische "Benachteiligung" von Naturstrom als "Mittelständler" im Energiehandel und bei Direktlieferverträgen (PPA): Banken verlangten von Stadtwerken keine Bürgschaften, weil hinter ihnen Kommunen stünden, die als pleitesicher gälten. Dabei könnten die Turbulenzen "auch eine Kommune mitumreißen". Und "die Unipers dieser Welt" erhielten Staatshilfen, weil sie "too big to fail" seien.

Das Geschäftsjahr 2021 (wir berichteten) bezeichnete Thomas Banning als "schwierig". Die Windstrom-Produktion alleine sei um 25 % zurückgegangen. Unterm Strich sank der AG-Überschuss 4,1 Mio. Euro. Jener des Konzerns stieg auf 1,3 Mio. Euro. Das entspricht einer Eigenkapitalrendite weit unter 10 bis 15 %. Mit diesem Ziel liege man, betonte Banning, "am untersten Ende der Energiewirtschaft".

Dienstag, 23.08.2022, 14:01 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Personalie - Naturstrom AG gliedert Erzeugung wegen Energiewende aus
Quelle: Fotolia / Aurielaki
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Naturstrom AG gliedert Erzeugung wegen Energiewende aus
Der Ökoenergie-Pionier möchte in der beschleunigten Energiewende mithalten. Er sammelt daher Kapital für seine Erzeugungstochter ein. Dies bringt auch personelle Änderungen mit sich.
Der Naturstrom-Vorstandsvorsitzende Dr. Thomas Banning (66) wechselt zum 1. Oktober als Alleingeschäftsführer von deren Komplementär-GmbH in die Tochtergesellschaft "NaturEnergy GmbH & Co. KGaA", ebenso mit sofortiger Wirkung der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Hermann Falk. Vorstand Oliver Hummel folgt Banning als Vorstandschef der AG nach. Neue Vorständin wird die Chefin der Stadtwerke Potsdam, Sophia Eltrop. Dr. Kirsten Nölke, Vorständin seit Anfang des Jahres, bleibt in dieser Funktion. Neuer Aufsichtsratschef wird Dr. Martin Riedel, Partner bei der Kanzlei Becker Büttner Held. Er gehört dem Gremium der seit Anfang 2021 an.

Diese Personalien, über die die Naturstrom AG nach der Hauptversammlung am 21. August die Medien informierte, sind Teil einer strategischen Neuausrichtung des Ökoenergie-Pioniers im Zeichen der beschleunigten nationalen Energiewende.

Denn Naturstrom lagert in die bereits 2020 gegründete Tochter Naturenergy sukzessive das Ökostrom-Erzeugungsgeschäft aus und holt zur Finanzierung einer wachsenden Projektpipeline frisches Aktienkapital rein. 70 der 450 Beschäftigten gehen mit. Jährlich sollen Kapitalerhöhungen stattfinden; die nächste ist fürs vierte Quartal geplant. Dabei wird auch in Kauf genommen, wenn die AG die Mehrheit verliert. Sie soll aber größter Aktionär bleiben. Der künftige Naturenergy-Chef Banning kann sich "in einigen Jahren" sogar einen Börsengang vorstellen. Zunächst müsse aber Aufbauarbeit geleistet werden. Die Naturstrom ​AG ist nicht börsennotiert.
 
Dr. Thomas Banning wechselt im Vorstandsvorsitz von der AG zur Tochter Naturenergy
Quelle: Naturstrom AG
 
Oliver Hummel steigt vom Vorstand zum Vorstandschef auf
Quelle: Naturstrom AG
 
Sophia Eltrop wird Naturstrom-Vorständin
Quelle: Harry Schnitger
 
Dr. Kirsten Nölke ist seit Anfang 2022 Vorständin
Quelle: Naturstrom AG

Zielgruppe als neue Aktionäre und Aktionärinnen sind "nachhaltig orientierte" Investoren aus Deutschland, die gut damit leben können, dass zunächst nicht ausgeschüttet wird. Banning denkt da an Energiewende-Begeisterte, Pensions- oder grüne Infrastrukturfonds, machte aber klar: "Wir brauchen weder Blackrock noch Shell". Die aktuell beschlossene "relativ hohe" Dividende der Naturstrom AG von 2,25 Euro je Aktie wird teils bar und teils als Anteile an Naturenergy ausbezahlt, sodass die Naturstrom-Aktionäre schon direkt 24,4 % des Stammkapitals halten.

 
"Nach vorne investieren"

Zur Begründung sagte Banning, die Naturstrom-Gruppe müsse sich ihren Platz in dem zu erwartenden Run in Deutschland sichern, nachdem das Osterpaket die jährlichen Ausschreibungsmengen vervielfacht hat. "Wir müssen da mithalten können, wir müssen in Wasserstoff und Speicher investieren, das geht gar nicht anders. Wir müssen nach vorne investieren mit einer hohen Thesaurierungsquote (von Eigenkapital, das im Unternehmen bleibt, Anmerkung der Redaktion) und wenig Cashback."

Bis zum Sommer 2021 hatte Naturstrom als Ökoenergie-Händler nur eine geringe Eigenversorgungsquote, so Banning. Das habe sich mit der Energiepreisrallye "schlagartig" geändert und werde sich mit dem Zubau weiter ändern. Momentan erzeuge die Gruppe etwa ein Drittel ihrer Absatzmenge selbst. Davon stünden wiederum zwei Drittel zur Verfügung, um die Endpreise der Kundschaft im Griff zu behalten. "Wir nutzen unsere Anlagen bewusst zur Preisdämpfung", erklärte Banning. Dies habe auch das Ergebnis 2021 belastet. Von Januar 2021 bis März 2022 blieben die Endpreise stabil, und im Juni 2022 wurde der Wegfall der EEG-Umlage weitergegeben.

Einen Monat lang war die Neukundenakquise wegen der Rallye ausgesetzt. Jetzt zahlt Neukundschaft bis zum Doppelten der Arbeitspreise wie die Bestandskundschaft, angesichts von verdoppelten bis verdreifachten Bezugspreisen. Naturstrom versorgt nach eigenen Angaben 330.000 private und gewerbliche Verbraucher und will die Zahl stabil halten. Der Umsatz soll in diesem Jahr von 450 auf mehr als 500 Mio. Euro steigen.

​Seitenhieb gegen Stadtwerke und Uniper

Oliver Hummel beklagte eine politische "Benachteiligung" von Naturstrom als "Mittelständler" im Energiehandel und bei Direktlieferverträgen (PPA): Banken verlangten von Stadtwerken keine Bürgschaften, weil hinter ihnen Kommunen stünden, die als pleitesicher gälten. Dabei könnten die Turbulenzen "auch eine Kommune mitumreißen". Und "die Unipers dieser Welt" erhielten Staatshilfen, weil sie "too big to fail" seien.

Das Geschäftsjahr 2021 (wir berichteten) bezeichnete Thomas Banning als "schwierig". Die Windstrom-Produktion alleine sei um 25 % zurückgegangen. Unterm Strich sank der AG-Überschuss 4,1 Mio. Euro. Jener des Konzerns stieg auf 1,3 Mio. Euro. Das entspricht einer Eigenkapitalrendite weit unter 10 bis 15 %. Mit diesem Ziel liege man, betonte Banning, "am untersten Ende der Energiewirtschaft".

Dienstag, 23.08.2022, 14:01 Uhr
Georg Eble

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