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Energie & Management > Bilanz - MVV rückt Wärmewende in den Mittelpunkt
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Bilanz

MVV rückt Wärmewende in den Mittelpunkt

Höhere Umsätze und Gewinne präsentierte der Mannheimer MVV-Konzern bei seiner Bilanzpressekonferenz. Im Mittelpunkt standen allerdings die Klimaschutzbestrebungen des Unternehmens.
Bis 2040 will MVV klimaneutral sein, ab dann klimapositiv. Dabei soll der „Mannheimer Weg“ beispielhaft sein für andere Kommunen. Das betonte Vorstandsvorsitzender Georg Müller bei der Bilanzpressekonferenz, die am 14. Dezember in Frankfurt stattfand.

Vor allem auf die Wärmewende und die dafür geplanten und bereits realisierten Maßnahmen ging der MVV-Chef detailliert ein. Als drittgrößter Fernwärmeversorger in Deutschland sei man bereits jetzt klarer Vorreiter: Die vollständige Umstellung auf grüne Energiequellen in Mannheim und der Region werde bereits im Jahr 2030 angestrebt. Als wichtigen Meilenstein führte Müller den Bau einer ersten 20-MW-Flusswärmepumpe an, mit der schon im kommenden Jahr aus dem Rhein Wärme für 3.500 Haushalte gewonnen werden soll. Im Zusammenwirken mit bereits vorhandenen Wärmespeichern beim Großkraftwerk GKM und der Kombination mit anderen Technologien ergäben sich interessante weitere Möglichkeiten.

Darüber hinaus wird das Biomassekraftwerk für die Abwärmegewinnung umgerüstet. Als weitere Optionen sind geplant: Tiefengeothermie, zusätzliche Biomethananlagen, Elektrodenkessel, die Nutzung weiterer industrieller Abwärme sowie – vor allem am Standort Kiel – die Umstellung von Gasmotoren auf Wasserstoff.

Kein Gas als Zwischenlösung

„Die Wärmewende ist unser strategisches Herzstück bei der Klimaneutralität“, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Und im Hinblick auf die umfangreichen Veränderungen, die dafür erforderlich sind: „Wir erfinden die Fernwärme ein zweites Mal neu.“ Interessant auch, dass der Versorger dabei auf Gas als Zwischenlösung ausdrücklich verzichten will.

Den Wärmewende-Zeitplan formuliert Müller so: Das erste Drittel ist realisiert, das zweite folgt in den nächsten beiden Jahren. Fürs dritte Drittel soll vor allem auch Geothermie aus dem Oberrheingraben herangezogen werden. An die Politik appellierte er, bundesweit mehr für die Sanierung von Gebäuden zu tun, damit auch die Einsparung von Energie einen Beitrag zur Wärmewende leisten kann.

Bei der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien lässt sich MVV vor allem auch von den Töchtern Windwärts und Juwi helfen, die dieses Jahr zur Juwi GmbH verschmolzenen wurden. Mit der Ãœbernahme von Avantag soll außerdem das Photovoltaik-Geschäft gestärkt werden. Bis 2026 will MVV die Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien auf mehr als 800 MW steigern. Im Geschäftsjahr 2022 lag sie bei 614 MW und damit um 50 MW über dem Vorjahreswert. Auch sollen verstärkt langfristige Lieferverträge für grünen Strom, sogenannte Power-Purchase-Agreements (PPA), abgeschlossen werden.

Zum allgemeinen politischen Umfeld erklärte Müller, die aktuellen Maßnahmen der Bundesregierung zur Entlastung von Verbrauchern und Industrie setzten angesichts der zur Verfügung stehenden Zeit und Mittel die richtigen Schwerpunkte. Dabei dürfe man aber die langfristigen Ziele zum Klimaschutz nicht aus dem Auge verlieren.
 
Der MVV-Vorstand mit (von links) Ralf Klöpfer (Vertrieb), Verena Amann (Personal) Georg Müller (Vorsitzender) und Hansjörg Roll (Technik)
Quelle: MVV Energie AG

Robust durch bewegte Zeiten

Zur Unternehmensentwicklung im vergangenen Jahr betonte der Vorstandvorsitzende, die Finanzkennzahlen dokumentierten die Robustheit von MVV in bewegten Zeiten. Die bereinigten Umsatzerlöse stiegen gegenüber dem Vorjahr um 2 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Beeinflusst wurde dieses Ergebnis den Angaben zufolge durch gestiegene Großhandelspreise und höhere Stromhandelsmengen. Das operative Adjustet Ebit lag bei 298 Millionen Euro und damit um 8 Prozent über dem Wert des Vorjahres. Um den Vergleich nicht zu verzerren, so hieß es, habe man Veräußerungsgewinne von 55 Millionen Euro dabei außer Acht gelassen. Der Bereinigte Jahresüberschuss nach Fremdanteilen wird mit 176 Millionen Euro beziffert, was eine Steigerung von 17 Prozent bedeutet.

Im Hinblick auf den Verkauf ihres tschechischen Teilkonzerns an den Infrastrukturinvestor Cube, die kürzlich abgeschossen wurde, hob Müller hervor, dass man kontinuierlich das Beteiligungsportfolio auf die „Passgenauigkeit zur MVV-Strategie und den Beitrag zu den Dekarbonisierungszielen“ prüfe. „Wir müssen auch in bewegten Zeiten die Hebel betätigen, die uns als gesamte MVV-Gruppe noch widerstandsfähiger, noch robuster, noch schlagkräftiger machen. Deshalb wird ‚klimapositiv‘ auch in Zukunft unser Kurs sein. Er führt uns zu einem zukunftsfähigen Energiesystem“, so der MVV-Chef.

Zur geplanten Übergewinnsteuer sagte Müller, sie dürfe nicht rückwirkend angewendet werden und müsse ein Enddatum haben. Die derzeitige Unsicherheit dämpfe die Investitionsbereitschaft. Zur Preisentwicklung in den kommenden Monaten wollte er sich nicht konkret äußern, deutete jedoch an, dass der Markt mittelfristig auf Entspannung setze. Die konservative Beschaffungstaktik, mit der man bisher gut gefahren sei, soll beibehalten werden.

Mit der Prognose für 2023 bleibt der Konzern angesichts der volatilen Märkte vorsichtig, allerdings gaben sich die Verantwortlichen zuversichtlich, das operative Ergebnis auf dem Niveau von 2022 halten zu können.
 
Finanzielle Kennzahlen MVV Energie AG (in Mio. Euro)
 20222021%
Bereinigter Umsatz ohne Energiesteuern4.1994.131+2
Adjusted Ebitda ohne Veräußerungsgewinne509479+6
Adjusted Ebit ohne Veräußerungsgewinn298275+8
Bereinigter Jahresüberschuss nach Fremdanteilen176150+17
Quelle: MVV Energie AG

Mittwoch, 14.12.2022, 15:38 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Bilanz - MVV rückt Wärmewende in den Mittelpunkt
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Bilanz
MVV rückt Wärmewende in den Mittelpunkt
Höhere Umsätze und Gewinne präsentierte der Mannheimer MVV-Konzern bei seiner Bilanzpressekonferenz. Im Mittelpunkt standen allerdings die Klimaschutzbestrebungen des Unternehmens.
Bis 2040 will MVV klimaneutral sein, ab dann klimapositiv. Dabei soll der „Mannheimer Weg“ beispielhaft sein für andere Kommunen. Das betonte Vorstandsvorsitzender Georg Müller bei der Bilanzpressekonferenz, die am 14. Dezember in Frankfurt stattfand.

Vor allem auf die Wärmewende und die dafür geplanten und bereits realisierten Maßnahmen ging der MVV-Chef detailliert ein. Als drittgrößter Fernwärmeversorger in Deutschland sei man bereits jetzt klarer Vorreiter: Die vollständige Umstellung auf grüne Energiequellen in Mannheim und der Region werde bereits im Jahr 2030 angestrebt. Als wichtigen Meilenstein führte Müller den Bau einer ersten 20-MW-Flusswärmepumpe an, mit der schon im kommenden Jahr aus dem Rhein Wärme für 3.500 Haushalte gewonnen werden soll. Im Zusammenwirken mit bereits vorhandenen Wärmespeichern beim Großkraftwerk GKM und der Kombination mit anderen Technologien ergäben sich interessante weitere Möglichkeiten.

Darüber hinaus wird das Biomassekraftwerk für die Abwärmegewinnung umgerüstet. Als weitere Optionen sind geplant: Tiefengeothermie, zusätzliche Biomethananlagen, Elektrodenkessel, die Nutzung weiterer industrieller Abwärme sowie – vor allem am Standort Kiel – die Umstellung von Gasmotoren auf Wasserstoff.

Kein Gas als Zwischenlösung

„Die Wärmewende ist unser strategisches Herzstück bei der Klimaneutralität“, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Und im Hinblick auf die umfangreichen Veränderungen, die dafür erforderlich sind: „Wir erfinden die Fernwärme ein zweites Mal neu.“ Interessant auch, dass der Versorger dabei auf Gas als Zwischenlösung ausdrücklich verzichten will.

Den Wärmewende-Zeitplan formuliert Müller so: Das erste Drittel ist realisiert, das zweite folgt in den nächsten beiden Jahren. Fürs dritte Drittel soll vor allem auch Geothermie aus dem Oberrheingraben herangezogen werden. An die Politik appellierte er, bundesweit mehr für die Sanierung von Gebäuden zu tun, damit auch die Einsparung von Energie einen Beitrag zur Wärmewende leisten kann.

Bei der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien lässt sich MVV vor allem auch von den Töchtern Windwärts und Juwi helfen, die dieses Jahr zur Juwi GmbH verschmolzenen wurden. Mit der Ãœbernahme von Avantag soll außerdem das Photovoltaik-Geschäft gestärkt werden. Bis 2026 will MVV die Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien auf mehr als 800 MW steigern. Im Geschäftsjahr 2022 lag sie bei 614 MW und damit um 50 MW über dem Vorjahreswert. Auch sollen verstärkt langfristige Lieferverträge für grünen Strom, sogenannte Power-Purchase-Agreements (PPA), abgeschlossen werden.

Zum allgemeinen politischen Umfeld erklärte Müller, die aktuellen Maßnahmen der Bundesregierung zur Entlastung von Verbrauchern und Industrie setzten angesichts der zur Verfügung stehenden Zeit und Mittel die richtigen Schwerpunkte. Dabei dürfe man aber die langfristigen Ziele zum Klimaschutz nicht aus dem Auge verlieren.
 
Der MVV-Vorstand mit (von links) Ralf Klöpfer (Vertrieb), Verena Amann (Personal) Georg Müller (Vorsitzender) und Hansjörg Roll (Technik)
Quelle: MVV Energie AG

Robust durch bewegte Zeiten

Zur Unternehmensentwicklung im vergangenen Jahr betonte der Vorstandvorsitzende, die Finanzkennzahlen dokumentierten die Robustheit von MVV in bewegten Zeiten. Die bereinigten Umsatzerlöse stiegen gegenüber dem Vorjahr um 2 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Beeinflusst wurde dieses Ergebnis den Angaben zufolge durch gestiegene Großhandelspreise und höhere Stromhandelsmengen. Das operative Adjustet Ebit lag bei 298 Millionen Euro und damit um 8 Prozent über dem Wert des Vorjahres. Um den Vergleich nicht zu verzerren, so hieß es, habe man Veräußerungsgewinne von 55 Millionen Euro dabei außer Acht gelassen. Der Bereinigte Jahresüberschuss nach Fremdanteilen wird mit 176 Millionen Euro beziffert, was eine Steigerung von 17 Prozent bedeutet.

Im Hinblick auf den Verkauf ihres tschechischen Teilkonzerns an den Infrastrukturinvestor Cube, die kürzlich abgeschossen wurde, hob Müller hervor, dass man kontinuierlich das Beteiligungsportfolio auf die „Passgenauigkeit zur MVV-Strategie und den Beitrag zu den Dekarbonisierungszielen“ prüfe. „Wir müssen auch in bewegten Zeiten die Hebel betätigen, die uns als gesamte MVV-Gruppe noch widerstandsfähiger, noch robuster, noch schlagkräftiger machen. Deshalb wird ‚klimapositiv‘ auch in Zukunft unser Kurs sein. Er führt uns zu einem zukunftsfähigen Energiesystem“, so der MVV-Chef.

Zur geplanten Übergewinnsteuer sagte Müller, sie dürfe nicht rückwirkend angewendet werden und müsse ein Enddatum haben. Die derzeitige Unsicherheit dämpfe die Investitionsbereitschaft. Zur Preisentwicklung in den kommenden Monaten wollte er sich nicht konkret äußern, deutete jedoch an, dass der Markt mittelfristig auf Entspannung setze. Die konservative Beschaffungstaktik, mit der man bisher gut gefahren sei, soll beibehalten werden.

Mit der Prognose für 2023 bleibt der Konzern angesichts der volatilen Märkte vorsichtig, allerdings gaben sich die Verantwortlichen zuversichtlich, das operative Ergebnis auf dem Niveau von 2022 halten zu können.
 
Finanzielle Kennzahlen MVV Energie AG (in Mio. Euro)
 20222021%
Bereinigter Umsatz ohne Energiesteuern4.1994.131+2
Adjusted Ebitda ohne Veräußerungsgewinne509479+6
Adjusted Ebit ohne Veräußerungsgewinn298275+8
Bereinigter Jahresüberschuss nach Fremdanteilen176150+17
Quelle: MVV Energie AG

Mittwoch, 14.12.2022, 15:38 Uhr
Günter Drewnitzky

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