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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Mit Doppelschlag mehr Leistung als bisher
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung

Mit Doppelschlag mehr Leistung als bisher

Auf zwei Schläge werden in diesem Jahr in der deutschen See insgesamt 8.800 MW Windkraftfläche für 2030 vergeben. Das ist mehr, als in 14 Jahren ans Netz gegangen ist.
Die Bundesnetzagentur organisiert am 1. Juni und 1. August Ausschreibungen für insgesamt 8.800 MW deutscher Offshore-Windflächen. Das ist fast neunmal so viel, wie seit 2021 jährlich vergeben wurde, und mehr als die 8.200 MW, die in den vergangenen gut 13 Jahren ans Netz gegangen sind.

Die Zahlen spiegeln die Beschleunigung des Offshore-Windkraftausbaus wider, die die Ampel im Juli 2022 in einer Novelle des Windenergie-auf-See-Gesetzes beschlossen hatte. In diesem und im nächsten Jahr werden demnach jeweils Flächen für eine Leistung zwischen 8.000 und 9.000 MW ausgeschrieben. In sieben Jahren sollen „mindestens“ 30.000 MW erreicht sein, so Paragraf 1 wortgleich wie der Koalitionsvertrag. Das sind 10.000 MW mehr als zuletzt unter der Groko anvisiert. Die acht Flächen der beiden diesjährigen Ausschreibungen sollen genau 2030 ihren Netzanschluss haben und Windstrom liefern. Das heißt, sie sollen gerade noch auf dieses Zwischenziel einzahlen.

Das Neue am Ausschreibungsdesign

Erstmals in einem Jahr finden zwei Offshore-Ausschreibungen statt. Auf den vier vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) „zentral voruntersuchten“ Flächen lassen sich nur 1.800 MW installieren. Sie kommen am 1. August unter den Hammer.

Das allein wäre aber zu wenig für den Hochlauf im beabsichtigten Tempo. Also vergibt die Ampel erstmals „nicht zentral voruntersuchte Flächen“, und zwar die ersten vier davon für zusammen 7.000 MW schon am 1. Juni. Der Unterschied zwischen den Segmenten: Die erfolgreichen Bieter müssen die Areale auf eigene Kosten auf ihre Eignung untersuchen lassen. Das entspricht einer Forderung der Offshore-Branche, um rasch die Flächenkulisse zu vergrößern und damit den Fadenriss seit der Umstellung 2017 auf ein zentrales Ausschreibungssystem auszubügeln sowie die Untersuchungsdauer selbst privatwirtschaftlich zu senken.

Auch der Weg zum Zuschlag unterscheidet sich zwischen 1. Juni und 1. August: Zum ersten Termin kommen drei nicht untersuchte 2.000-MW-Flächen in der Nordsee und einmal 1.000 MW in der Ostsee unter den Hammer. Im Osten ist das überhaupt die letzte Ausschreibung.

Das Verfahren ist erstmals zweistufig: Die erste Stufe ist die bekannte flächenscharfe Gebotsabgabe auf Papier am 1. Juni − immer noch eine statische Auktion um möglichst wenig Stromsubventionen, höchstens 6,2 Cent/kWh. Wer weniger verlangt als alle anderen, hat einen Zuschlag in der Tasche.

Verzichten mindestens zwei Bieter um eine Fläche ganz auf Subventionen − womit aller Erfahrung nach auf allen vier Flächen zu rechnen ist −, zündet zum ersten Mal eine zweite Stufe: eine dynamische elektronische Auktion. In dieser gewinnt in einstündigen, gleichzeitigen Schritten von 30.000 Euro/MW für alle vier Flächen die höchste Zahlungsbereitschaft. Eine der vier Auktionen hört erst auf, wenn auf die betreffende Fläche auf dem erreichten Gebotsniveau nur noch ein Bieter übrig bleibt.

Am 1. August wiederum, wenn weitere vier Nordsee-Flächen für insgesamt 1.800 MW, die bereits untersucht sind, in einem einzigen papierenen Gebot vergeben werden, gewichtet die Netzagentur neben der quantitativen Zahlungsbereitschaft, bei der man höchstens 60 Punkte erzielen kann, erstmals qualitative Kriterien. Maximal 40 von 100 Punkten können Bieter dabei erreichen, und zwar zu gleichen Teilen für die Herstellung der Windräder mit Ökostrom und grünem Wasserstoff, die Liefervolumina bereits zugesicherter PPA (Direktlieferverträge), leisere Rammmethoden sowie den Azubi-Anteil.

Allerdings haben RWE und Northland Power einerseits und Vattenfall andererseits Eintrittsrechte auf drei von vier dieser Flächen und haben erklärt, diese auch auszuüben. Sie müssen dann aber den Gebotspreis dessen akzeptieren, dem sie den Zuschlag wegnehmen.
 

Dienstag, 9.05.2023, 08:50 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Mit Doppelschlag mehr Leistung als bisher
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Aus Der Aktuellen Zeitung
Mit Doppelschlag mehr Leistung als bisher
Auf zwei Schläge werden in diesem Jahr in der deutschen See insgesamt 8.800 MW Windkraftfläche für 2030 vergeben. Das ist mehr, als in 14 Jahren ans Netz gegangen ist.
Die Bundesnetzagentur organisiert am 1. Juni und 1. August Ausschreibungen für insgesamt 8.800 MW deutscher Offshore-Windflächen. Das ist fast neunmal so viel, wie seit 2021 jährlich vergeben wurde, und mehr als die 8.200 MW, die in den vergangenen gut 13 Jahren ans Netz gegangen sind.

Die Zahlen spiegeln die Beschleunigung des Offshore-Windkraftausbaus wider, die die Ampel im Juli 2022 in einer Novelle des Windenergie-auf-See-Gesetzes beschlossen hatte. In diesem und im nächsten Jahr werden demnach jeweils Flächen für eine Leistung zwischen 8.000 und 9.000 MW ausgeschrieben. In sieben Jahren sollen „mindestens“ 30.000 MW erreicht sein, so Paragraf 1 wortgleich wie der Koalitionsvertrag. Das sind 10.000 MW mehr als zuletzt unter der Groko anvisiert. Die acht Flächen der beiden diesjährigen Ausschreibungen sollen genau 2030 ihren Netzanschluss haben und Windstrom liefern. Das heißt, sie sollen gerade noch auf dieses Zwischenziel einzahlen.

Das Neue am Ausschreibungsdesign

Erstmals in einem Jahr finden zwei Offshore-Ausschreibungen statt. Auf den vier vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) „zentral voruntersuchten“ Flächen lassen sich nur 1.800 MW installieren. Sie kommen am 1. August unter den Hammer.

Das allein wäre aber zu wenig für den Hochlauf im beabsichtigten Tempo. Also vergibt die Ampel erstmals „nicht zentral voruntersuchte Flächen“, und zwar die ersten vier davon für zusammen 7.000 MW schon am 1. Juni. Der Unterschied zwischen den Segmenten: Die erfolgreichen Bieter müssen die Areale auf eigene Kosten auf ihre Eignung untersuchen lassen. Das entspricht einer Forderung der Offshore-Branche, um rasch die Flächenkulisse zu vergrößern und damit den Fadenriss seit der Umstellung 2017 auf ein zentrales Ausschreibungssystem auszubügeln sowie die Untersuchungsdauer selbst privatwirtschaftlich zu senken.

Auch der Weg zum Zuschlag unterscheidet sich zwischen 1. Juni und 1. August: Zum ersten Termin kommen drei nicht untersuchte 2.000-MW-Flächen in der Nordsee und einmal 1.000 MW in der Ostsee unter den Hammer. Im Osten ist das überhaupt die letzte Ausschreibung.

Das Verfahren ist erstmals zweistufig: Die erste Stufe ist die bekannte flächenscharfe Gebotsabgabe auf Papier am 1. Juni − immer noch eine statische Auktion um möglichst wenig Stromsubventionen, höchstens 6,2 Cent/kWh. Wer weniger verlangt als alle anderen, hat einen Zuschlag in der Tasche.

Verzichten mindestens zwei Bieter um eine Fläche ganz auf Subventionen − womit aller Erfahrung nach auf allen vier Flächen zu rechnen ist −, zündet zum ersten Mal eine zweite Stufe: eine dynamische elektronische Auktion. In dieser gewinnt in einstündigen, gleichzeitigen Schritten von 30.000 Euro/MW für alle vier Flächen die höchste Zahlungsbereitschaft. Eine der vier Auktionen hört erst auf, wenn auf die betreffende Fläche auf dem erreichten Gebotsniveau nur noch ein Bieter übrig bleibt.

Am 1. August wiederum, wenn weitere vier Nordsee-Flächen für insgesamt 1.800 MW, die bereits untersucht sind, in einem einzigen papierenen Gebot vergeben werden, gewichtet die Netzagentur neben der quantitativen Zahlungsbereitschaft, bei der man höchstens 60 Punkte erzielen kann, erstmals qualitative Kriterien. Maximal 40 von 100 Punkten können Bieter dabei erreichen, und zwar zu gleichen Teilen für die Herstellung der Windräder mit Ökostrom und grünem Wasserstoff, die Liefervolumina bereits zugesicherter PPA (Direktlieferverträge), leisere Rammmethoden sowie den Azubi-Anteil.

Allerdings haben RWE und Northland Power einerseits und Vattenfall andererseits Eintrittsrechte auf drei von vier dieser Flächen und haben erklärt, diese auch auszuüben. Sie müssen dann aber den Gebotspreis dessen akzeptieren, dem sie den Zuschlag wegnehmen.
 

Dienstag, 9.05.2023, 08:50 Uhr
Georg Eble

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