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Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Mit der Sonne um die Welt
Quelle: Shutterstock / Frank Oppermann
E&M Vor 20 Jahren

Mit der Sonne um die Welt

Vor 20 Jahren fand die Intersolar zum zweiten Mal statt. Damals setzte die Solarbranche hierzulande große Hoffnungen auf den Export.
Im Vorfeld der Intersolar im Juni 2002 sprach E&M-Chefreporter Ralf Köpke mit Vertretern der Solarwirtschaft über die Rahmenbedingungen und Absatzchancen der Branche.
 
Der Jahresabschluss 2001 ließ die deutsche Photovoltaikbranche jubeln. Nach Angaben der Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft e.V. wurden im vergangenen Jahr bundesweit 130.000 neue Solaranlagen installiert. Allein im Rahmen des 100.000-Dächer-Programms bewilligte die Kreditanstalt für Wiederaufbau rund 20.000 Anträge – fast sechsmal so viel wie beim Programmstart im Jahr 1999.

Während Deutschland und insbesondere Japan erfolgreiche Förderprogramme für den eigenen Markt aufgelegt haben, stagniert der weltweite Markt für Solar-Home-Systeme seit gut zwei Jahren, wie Jürgen Raach beobachtet hat. Als Sales Manager PV-Components arbeitet er für die Steca Batterieladesysteme und Präzisionselektronik GmbH in Memmingen, die Weltmarktführer bei den Ladereglern für PV-Inselsysteme ist.

Nicht nur er, sondern alle Brancheninsider gehen davon aus, dass enorme Potenziale für die Solarenergie in den Schwellen- und Dritte-Welt-Ländern liegen. So heißt es beispielsweise in der von Greenpeace und der vom Verband der Europäischen Photovoltaik-Industrie im vergangenen Jahr gemeinsam herausgegeben Studie „Solar Generation“ unmissverständlich: „Die Photovoltaik-Schlüsselmärkte, die derzeit in der industrialisierten Welt, speziell in Deutschland und Japan liegen, werden sich bis zum Jahr 2020 in die so genannten Entwicklungsländer verlagern.“

Genau diese Entwicklung erwarten auch die Messe Freiburg und die Pforzheimer Solar Promotion GmbH, die vom 28. bis 30. Juni in der Breisgau-Metropole zum zweiten Mal die Intersolar, die Fachmesse für Solartechnik, veranstalten. „Wie bei unserer Premiere bieten wir auch dieses Mal wieder eine Sonderschau mit dem Titel „Solarmarkt weltweit“ an, damit die deutschen Hersteller diese Zukunftsmärkte nicht verpassen“, betonte Mitorganisator Markus Elsässer.
 
Marktpotenzial bei Inselsystemen von vier Mrd. Euro
 
Keine Frage, in vielen Regionen der Welt ist die Solarenergie die kostengünstige Möglichkeit, den Bewohnern den Betrieb von Leuchten, Wasserpumpen, Bewässerungssystemen oder Kühlvorrichtungen für Medikamente zu ermöglichen. „Allein die Versorgung von einem Prozent der nicht elektrifizierten Bevölkerung mit PV-Inselsystemen entspricht einem Marktpotenzial (von) bis zu etwa vier Milliarden Euro“, hat der Club ländliche Elektrifizierung ausgerechnet. Zu diesem Netzwerk haben sich rund zwei Dutzend deutsche Solarindustrie-Firmen zusammengeschlossen, darunter auch die Steca aus dem Allgäu.

Wichtige Aufgabe der Initiative sei es, so Produktmanager Raach, Druck auf die Politik zu machen: „Wenn es ein 100.000-Dächer-Programm gibt, warum es soll es kein Eine-Million-Hütten-Programm geben?“ Genau das könnte eine Aufgabe des Exportrates für erneuerbare Energien sein, wie ihn auch der Deutsche Fachverband Solarenergie (DFS) fordert. „Bei der Wind- und Solartechnik gehört Deutschland mit zu den führenden Ländern, und für eine Exportnation wäre es fahrlässig, die Chancen ungenutzt zu lassen“, betont DFS-Geschäftsführer Gerhard Stryi-Hipp und fordert eine gezielte Unterstützung durch die Politik. Diese soll nicht nur finanzieller Art sein, sondern auch die Bündelung von Marktinformationen oder Qualifizierungsmaßnahmen zum Ziel haben.

Großen Gefallen an einem solchen Exportrat findet auch Bernd Wolff von der Energie Bau Köln. Bereits seit 1994 rüsten die Rheinländer Kranken- und Missionsstationen, meist in Westafrika, mit Solaranlagen aus. So haben die Kölner in Ghana und Nigeria bereits intensive und partnerschaftliche Kontakte zu lokalen Firmen aufgebaut. Durch die jahrelange Präsenz auf dem schwarzen Kontinent gehen heute in der Firmenzentrale in Köln-Merheim afrikanische Geschäftspartner ein und aus. „Pro Woche verlassen rund ein bis zwei Lieferungen unser Lager Richtung Süden“, so Wolff.

Zum Lieferumfang soll künftig auch die neu entwickelte Netzausfallsicherung für Solarmodule gehören. „Interessant ist dieser Batteriespeicher allemal für die afrikanischen Städte, die immer wieder von Stromausfällen bedroht sind“, betont Wolff. Dank der Reserveeinheit könnten Computer, Lampen und Kühlschränke weiterlaufen.

Ebenfalls eine Neuheit, die auf der Intersolar zu sehen sein wird, hat die Freiburger Solar-Fabrik GmbH für das Exportgeschäft entwickelt: ein solar betriebenes Pumpensystem. Das wäre für die Breisgauer neben ihren Solar Home Systems und Straßenleuchten dann das dritte Produkt, mit dem sie in Afrika präsent wären. Neben ihren Dependancen in Südafrika und Kenia plant die Solar-Fabrik weitere Niederlassungen in Afrika aufzubauen. „Um diesen Markt zu erschließen, braucht es einfach Geduld“, sagt Exportleiter Burkhard Holder, der bis zum vergangenen Herbst als Generalsekretär der International Solar Energy Society tätig war.
 
Wichtig für den Export: ausgereifte Technik
 
Der Durchbruch der Solartechnik könnte nach Einschätzung Holders in den Entwicklungsländern viel schneller geschafft werden, wenn die Bevölkerung das nötige Geld hätte. Deshalb setzt der Solarexperte neben Förderprogrammen in Ländern wie Südafrika auch auf die Unterstützung der Bundesregierung, der Europäischen Union und der Weltbank.

Gelder von der Weltbank gibt es aber nur für zertifizierte Anlagen. Darauf weist Axel Schwalm vom VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut mit Sitz in Offenbach hin: „Es wäre für das Image der Solartechnik in den Entwicklungsländern fatal, wenn wir nicht-funktionierende Anlagen dorthin exportierten.“

Die Offenbacher sind derzeit eines von weltweit drei Labors im Rahmen des Global Approval Program for Photovoltaics (PV-Gap). PV-Gap ist eine gemeinnützige Organisation zur Qualitätssicherung von Solarstromanlagen, Einzelkomponenten und Installationen mit Sitz in Genf.

Bei der Technik darf es beim Solarexport allein nicht bleiben, sagt Jürgen Raach von der Steca. Das Unternehmen bietet auch Pre-Payment-Systeme an, mit denen die Nutzer in Afrika die Solaraggregate bezahlen – vergleichbar mit den Prepaid-Karten bei einigen Mobilfunkanbietern. Raach: „Wir dürfen nicht vergessen, die Leute in der für sie neuen Technik auszubilden, sonst gewinnen wir erst gar nicht die notwendige Akzeptanz.“

Dienstag, 31.05.2022, 16:34 Uhr
Ralf Köpke
Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Mit der Sonne um die Welt
Quelle: Shutterstock / Frank Oppermann
E&M Vor 20 Jahren
Mit der Sonne um die Welt
Vor 20 Jahren fand die Intersolar zum zweiten Mal statt. Damals setzte die Solarbranche hierzulande große Hoffnungen auf den Export.
Im Vorfeld der Intersolar im Juni 2002 sprach E&M-Chefreporter Ralf Köpke mit Vertretern der Solarwirtschaft über die Rahmenbedingungen und Absatzchancen der Branche.
 
Der Jahresabschluss 2001 ließ die deutsche Photovoltaikbranche jubeln. Nach Angaben der Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft e.V. wurden im vergangenen Jahr bundesweit 130.000 neue Solaranlagen installiert. Allein im Rahmen des 100.000-Dächer-Programms bewilligte die Kreditanstalt für Wiederaufbau rund 20.000 Anträge – fast sechsmal so viel wie beim Programmstart im Jahr 1999.

Während Deutschland und insbesondere Japan erfolgreiche Förderprogramme für den eigenen Markt aufgelegt haben, stagniert der weltweite Markt für Solar-Home-Systeme seit gut zwei Jahren, wie Jürgen Raach beobachtet hat. Als Sales Manager PV-Components arbeitet er für die Steca Batterieladesysteme und Präzisionselektronik GmbH in Memmingen, die Weltmarktführer bei den Ladereglern für PV-Inselsysteme ist.

Nicht nur er, sondern alle Brancheninsider gehen davon aus, dass enorme Potenziale für die Solarenergie in den Schwellen- und Dritte-Welt-Ländern liegen. So heißt es beispielsweise in der von Greenpeace und der vom Verband der Europäischen Photovoltaik-Industrie im vergangenen Jahr gemeinsam herausgegeben Studie „Solar Generation“ unmissverständlich: „Die Photovoltaik-Schlüsselmärkte, die derzeit in der industrialisierten Welt, speziell in Deutschland und Japan liegen, werden sich bis zum Jahr 2020 in die so genannten Entwicklungsländer verlagern.“

Genau diese Entwicklung erwarten auch die Messe Freiburg und die Pforzheimer Solar Promotion GmbH, die vom 28. bis 30. Juni in der Breisgau-Metropole zum zweiten Mal die Intersolar, die Fachmesse für Solartechnik, veranstalten. „Wie bei unserer Premiere bieten wir auch dieses Mal wieder eine Sonderschau mit dem Titel „Solarmarkt weltweit“ an, damit die deutschen Hersteller diese Zukunftsmärkte nicht verpassen“, betonte Mitorganisator Markus Elsässer.
 
Marktpotenzial bei Inselsystemen von vier Mrd. Euro
 
Keine Frage, in vielen Regionen der Welt ist die Solarenergie die kostengünstige Möglichkeit, den Bewohnern den Betrieb von Leuchten, Wasserpumpen, Bewässerungssystemen oder Kühlvorrichtungen für Medikamente zu ermöglichen. „Allein die Versorgung von einem Prozent der nicht elektrifizierten Bevölkerung mit PV-Inselsystemen entspricht einem Marktpotenzial (von) bis zu etwa vier Milliarden Euro“, hat der Club ländliche Elektrifizierung ausgerechnet. Zu diesem Netzwerk haben sich rund zwei Dutzend deutsche Solarindustrie-Firmen zusammengeschlossen, darunter auch die Steca aus dem Allgäu.

Wichtige Aufgabe der Initiative sei es, so Produktmanager Raach, Druck auf die Politik zu machen: „Wenn es ein 100.000-Dächer-Programm gibt, warum es soll es kein Eine-Million-Hütten-Programm geben?“ Genau das könnte eine Aufgabe des Exportrates für erneuerbare Energien sein, wie ihn auch der Deutsche Fachverband Solarenergie (DFS) fordert. „Bei der Wind- und Solartechnik gehört Deutschland mit zu den führenden Ländern, und für eine Exportnation wäre es fahrlässig, die Chancen ungenutzt zu lassen“, betont DFS-Geschäftsführer Gerhard Stryi-Hipp und fordert eine gezielte Unterstützung durch die Politik. Diese soll nicht nur finanzieller Art sein, sondern auch die Bündelung von Marktinformationen oder Qualifizierungsmaßnahmen zum Ziel haben.

Großen Gefallen an einem solchen Exportrat findet auch Bernd Wolff von der Energie Bau Köln. Bereits seit 1994 rüsten die Rheinländer Kranken- und Missionsstationen, meist in Westafrika, mit Solaranlagen aus. So haben die Kölner in Ghana und Nigeria bereits intensive und partnerschaftliche Kontakte zu lokalen Firmen aufgebaut. Durch die jahrelange Präsenz auf dem schwarzen Kontinent gehen heute in der Firmenzentrale in Köln-Merheim afrikanische Geschäftspartner ein und aus. „Pro Woche verlassen rund ein bis zwei Lieferungen unser Lager Richtung Süden“, so Wolff.

Zum Lieferumfang soll künftig auch die neu entwickelte Netzausfallsicherung für Solarmodule gehören. „Interessant ist dieser Batteriespeicher allemal für die afrikanischen Städte, die immer wieder von Stromausfällen bedroht sind“, betont Wolff. Dank der Reserveeinheit könnten Computer, Lampen und Kühlschränke weiterlaufen.

Ebenfalls eine Neuheit, die auf der Intersolar zu sehen sein wird, hat die Freiburger Solar-Fabrik GmbH für das Exportgeschäft entwickelt: ein solar betriebenes Pumpensystem. Das wäre für die Breisgauer neben ihren Solar Home Systems und Straßenleuchten dann das dritte Produkt, mit dem sie in Afrika präsent wären. Neben ihren Dependancen in Südafrika und Kenia plant die Solar-Fabrik weitere Niederlassungen in Afrika aufzubauen. „Um diesen Markt zu erschließen, braucht es einfach Geduld“, sagt Exportleiter Burkhard Holder, der bis zum vergangenen Herbst als Generalsekretär der International Solar Energy Society tätig war.
 
Wichtig für den Export: ausgereifte Technik
 
Der Durchbruch der Solartechnik könnte nach Einschätzung Holders in den Entwicklungsländern viel schneller geschafft werden, wenn die Bevölkerung das nötige Geld hätte. Deshalb setzt der Solarexperte neben Förderprogrammen in Ländern wie Südafrika auch auf die Unterstützung der Bundesregierung, der Europäischen Union und der Weltbank.

Gelder von der Weltbank gibt es aber nur für zertifizierte Anlagen. Darauf weist Axel Schwalm vom VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut mit Sitz in Offenbach hin: „Es wäre für das Image der Solartechnik in den Entwicklungsländern fatal, wenn wir nicht-funktionierende Anlagen dorthin exportierten.“

Die Offenbacher sind derzeit eines von weltweit drei Labors im Rahmen des Global Approval Program for Photovoltaics (PV-Gap). PV-Gap ist eine gemeinnützige Organisation zur Qualitätssicherung von Solarstromanlagen, Einzelkomponenten und Installationen mit Sitz in Genf.

Bei der Technik darf es beim Solarexport allein nicht bleiben, sagt Jürgen Raach von der Steca. Das Unternehmen bietet auch Pre-Payment-Systeme an, mit denen die Nutzer in Afrika die Solaraggregate bezahlen – vergleichbar mit den Prepaid-Karten bei einigen Mobilfunkanbietern. Raach: „Wir dürfen nicht vergessen, die Leute in der für sie neuen Technik auszubilden, sonst gewinnen wir erst gar nicht die notwendige Akzeptanz.“

Dienstag, 31.05.2022, 16:34 Uhr
Ralf Köpke

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