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Energie & Management > Bilanz - Leipziger Gruppe dank Stromhandel erfolgreich im Krisenjahr 2022
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Bilanz

Leipziger Gruppe dank Stromhandel erfolgreich im Krisenjahr 2022

Für 2022 zieht die Leipziger Gruppe eine überaus positive Bilanz. Nun soll die Zukunft der Versorger nachhaltig ausgerichtet werden. Im Zentrum: die Dekarbonisierung der Fernwärme.
„Ich bin zwar 65 Jahre alt, aber so ein Jahr habe ich noch nie erlebt“, versuchte Burkhard Jung (SPD), Leipziger Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der Leipziger Gruppe (L-Gruppe) − der Verbund kommunaler Versorger der Messestadt − eine Einordnung des zu bilanzierenden Jahres 2022. Ein brutaler Angriffskrieg, atomare Bedrohung, drohende Gasknappheit und 20 mal höhere Strompreise − all das habe man meistern müssen. Dennoch habe man die Investitionen in die Lebensadern der Stadt nicht vernachlässigt. Das konnte man auch, da die Gewinne erneut sprudelten, und das teils deutlich höher als im Vorjahr.

„Die Zahlen sprechen für sich: Unsere Kundenakquise war erfolgreich und der Stromhandel war auch durch die Preisschwankungen erfolgreich“, benannte Karsten Rogall, Sprecher der Geschäftsführung der L-Gruppe, zwei Gründe. Rogall sah auch in der Inbetriebnahme des Heizkraftwerks Süd einen großen Erfolg, da es innerhalb von nur drei Jahren von der Planung bis zur Inbetriebnahme umgesetzt wurde. Es gilt als das modernste Gaskraftwerk der Welt und ist aktuell zu 30 Prozent wasserstofffähig. In den kommenden Jahren sollen es 100 Prozent sein. Dennoch sei man sich bewusst, dass die Zukunft in erneuerbaren Energien liege, weshalb das HKW Süd das letzte Kraftwerk dieser Art sein werde.

Das langfristige Ziel sei es, bis 2040 die gesamte Stadt Leipzig mit klimaneutraler Fernwärme zu versorgen. Ein neues Solarthermiefeld in Lausen, das die größte deutsche Solarthermieanlage mit Vakuum-Röhren-Kollektoren darstelle, soll 2 Prozent des Leipziger Fernwärmebedarfs abdecken. Allerdings sei dies nicht die Grundlage für die gesamte Fernwärmeversorgung, da die entsprechende Fläche fehle. Wie die Dekarbonisierung der Fernwärme gelingen könne, blieb denn auch offen. Ein Teil könnte aus einem Abwärmeprojekt stammen, das mit der Raffinerie in Leuna realisiert werden soll.

Darüber hinaus hat das Unternehmen bereits Investitionen in Photovoltaik und Windkraft getätigt. „Hier müssen wir einen Zahn zulegen“, so Rogall. Die Biomassekraftwerke in Piesteritz und Bischofferode, die vollständig in den Besitz der L-Gruppe übergegangen sind, hätten sich 2022 im Gegensatz zu den Vorjahren auch wirtschaftlich positiv entwickelt. Mit der Einführung des E-Ports in Lindenau und dem verstärkten Einsatz von Elektrobussen setzt das Unternehmen auf umweltfreundliche Mobilität.

VNG bleibt wichtig

Rogall ging auch auf die Situation des Leipziger Gasimporteurs VNG ein. Die VUB, an der auch die L-Gruppe ihre Anteile verkauft hat, hat kürzlich auf eine Kapitalerhöhung verzichtet, so dass der künftige Anteil der acht in der VUB zusammengeschlossenen ostdeutschen Versorger von 21,58 auf 15,63 Prozent sinkt. „Die VNG ist für uns von großer Bedeutung. Wir sind eng vernetzt und verbunden mit der VNG. Es gibt Schnittstellen an vielen Stellen und wir sind auch auf der Suche nach anderen Partnern", erklärte Rogall.

Allerdings müsse man die Herausforderungen, die man im letzten Jahr gemeinsam mit der VNG-Gruppe erlebt habe, sowie die damit verbundenen Belastungen genau betrachten. Das sei der Grund für die Überprüfung der Werthaltigkeit der Anteile gewesen. „Wir haben das langfristige Ziel, den Werterhalt sicherzustellen, während wir Milliarden in die Entwicklung unserer Infrastruktur investieren möchten. Daher mussten wir sorgfältig abwägen, was für uns und unsere Gesellschafter von größter Bedeutung ist. Es bedeutet jedoch keineswegs, dass unser Interesse an einer Zusammenarbeit erloschen ist."

Gewinn um 27 Millionen gestiegen

Zu den Zahlen: Im zurückliegenden Jahr investierte die Leipziger Gruppe insgesamt 353 Millionen Euro (2021 waren es 331 Millionen Euro). Das operative Ergebnis des Konzerns, gemessen am EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen), stieg im zurückliegenden Geschäftsjahr um 27 Millionen Euro auf 252 Millionen Euro (2021: 225 Millionen Euro). Der EBITDA-Wert gibt den Gewinn an, der durch die normale Geschäftstätigkeit eines Unternehmens erwirtschaftet wird, ohne Berücksichtigung von Zinsen, Steuern und Abschreibungen.

Der Konzernumsatz verzeichnete ebenfalls einen Anstieg auf 4,16 Milliarden Euro (2021: 2,398 Milliarden Euro). Dies ist vor allem auf den Energiehandel in außergewöhnlichen Monaten zurückzuführen. Allerdings wurde das konsolidierte Konzernergebnis durch gestiegene Abschreibungen, teilweise außerplanmäßig und teilweise aufgrund verkürzter Nutzungsdauer, sowie steigende Zinsaufwendungen beeinträchtigt. Es beläuft sich auf 12 Millionen Euro (2021: 41 Millionen Euro).

In Zukunft sollen die städtischen Versorger strikt nachhaltig ausgerichtet werden. „Der Nachhaltigkeitsbericht für das Jahr 2022 liegt nun vor uns. 2040 soll Leipzig klimaneutral sein. Die CO2-Bilanzen für die Liegenschaften der Stadt Leipzig haben wir berechnet. Ein großer Schritt in diese Richtung war der Bezug von 100 Prozent Ökostrom für alle Liegenschaften“, so Jung.

Donnerstag, 1.06.2023, 17:40 Uhr
Frank Urbansky
Energie & Management > Bilanz - Leipziger Gruppe dank Stromhandel erfolgreich im Krisenjahr 2022
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Leipziger Gruppe dank Stromhandel erfolgreich im Krisenjahr 2022
Für 2022 zieht die Leipziger Gruppe eine überaus positive Bilanz. Nun soll die Zukunft der Versorger nachhaltig ausgerichtet werden. Im Zentrum: die Dekarbonisierung der Fernwärme.
„Ich bin zwar 65 Jahre alt, aber so ein Jahr habe ich noch nie erlebt“, versuchte Burkhard Jung (SPD), Leipziger Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der Leipziger Gruppe (L-Gruppe) − der Verbund kommunaler Versorger der Messestadt − eine Einordnung des zu bilanzierenden Jahres 2022. Ein brutaler Angriffskrieg, atomare Bedrohung, drohende Gasknappheit und 20 mal höhere Strompreise − all das habe man meistern müssen. Dennoch habe man die Investitionen in die Lebensadern der Stadt nicht vernachlässigt. Das konnte man auch, da die Gewinne erneut sprudelten, und das teils deutlich höher als im Vorjahr.

„Die Zahlen sprechen für sich: Unsere Kundenakquise war erfolgreich und der Stromhandel war auch durch die Preisschwankungen erfolgreich“, benannte Karsten Rogall, Sprecher der Geschäftsführung der L-Gruppe, zwei Gründe. Rogall sah auch in der Inbetriebnahme des Heizkraftwerks Süd einen großen Erfolg, da es innerhalb von nur drei Jahren von der Planung bis zur Inbetriebnahme umgesetzt wurde. Es gilt als das modernste Gaskraftwerk der Welt und ist aktuell zu 30 Prozent wasserstofffähig. In den kommenden Jahren sollen es 100 Prozent sein. Dennoch sei man sich bewusst, dass die Zukunft in erneuerbaren Energien liege, weshalb das HKW Süd das letzte Kraftwerk dieser Art sein werde.

Das langfristige Ziel sei es, bis 2040 die gesamte Stadt Leipzig mit klimaneutraler Fernwärme zu versorgen. Ein neues Solarthermiefeld in Lausen, das die größte deutsche Solarthermieanlage mit Vakuum-Röhren-Kollektoren darstelle, soll 2 Prozent des Leipziger Fernwärmebedarfs abdecken. Allerdings sei dies nicht die Grundlage für die gesamte Fernwärmeversorgung, da die entsprechende Fläche fehle. Wie die Dekarbonisierung der Fernwärme gelingen könne, blieb denn auch offen. Ein Teil könnte aus einem Abwärmeprojekt stammen, das mit der Raffinerie in Leuna realisiert werden soll.

Darüber hinaus hat das Unternehmen bereits Investitionen in Photovoltaik und Windkraft getätigt. „Hier müssen wir einen Zahn zulegen“, so Rogall. Die Biomassekraftwerke in Piesteritz und Bischofferode, die vollständig in den Besitz der L-Gruppe übergegangen sind, hätten sich 2022 im Gegensatz zu den Vorjahren auch wirtschaftlich positiv entwickelt. Mit der Einführung des E-Ports in Lindenau und dem verstärkten Einsatz von Elektrobussen setzt das Unternehmen auf umweltfreundliche Mobilität.

VNG bleibt wichtig

Rogall ging auch auf die Situation des Leipziger Gasimporteurs VNG ein. Die VUB, an der auch die L-Gruppe ihre Anteile verkauft hat, hat kürzlich auf eine Kapitalerhöhung verzichtet, so dass der künftige Anteil der acht in der VUB zusammengeschlossenen ostdeutschen Versorger von 21,58 auf 15,63 Prozent sinkt. „Die VNG ist für uns von großer Bedeutung. Wir sind eng vernetzt und verbunden mit der VNG. Es gibt Schnittstellen an vielen Stellen und wir sind auch auf der Suche nach anderen Partnern", erklärte Rogall.

Allerdings müsse man die Herausforderungen, die man im letzten Jahr gemeinsam mit der VNG-Gruppe erlebt habe, sowie die damit verbundenen Belastungen genau betrachten. Das sei der Grund für die Überprüfung der Werthaltigkeit der Anteile gewesen. „Wir haben das langfristige Ziel, den Werterhalt sicherzustellen, während wir Milliarden in die Entwicklung unserer Infrastruktur investieren möchten. Daher mussten wir sorgfältig abwägen, was für uns und unsere Gesellschafter von größter Bedeutung ist. Es bedeutet jedoch keineswegs, dass unser Interesse an einer Zusammenarbeit erloschen ist."

Gewinn um 27 Millionen gestiegen

Zu den Zahlen: Im zurückliegenden Jahr investierte die Leipziger Gruppe insgesamt 353 Millionen Euro (2021 waren es 331 Millionen Euro). Das operative Ergebnis des Konzerns, gemessen am EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen), stieg im zurückliegenden Geschäftsjahr um 27 Millionen Euro auf 252 Millionen Euro (2021: 225 Millionen Euro). Der EBITDA-Wert gibt den Gewinn an, der durch die normale Geschäftstätigkeit eines Unternehmens erwirtschaftet wird, ohne Berücksichtigung von Zinsen, Steuern und Abschreibungen.

Der Konzernumsatz verzeichnete ebenfalls einen Anstieg auf 4,16 Milliarden Euro (2021: 2,398 Milliarden Euro). Dies ist vor allem auf den Energiehandel in außergewöhnlichen Monaten zurückzuführen. Allerdings wurde das konsolidierte Konzernergebnis durch gestiegene Abschreibungen, teilweise außerplanmäßig und teilweise aufgrund verkürzter Nutzungsdauer, sowie steigende Zinsaufwendungen beeinträchtigt. Es beläuft sich auf 12 Millionen Euro (2021: 41 Millionen Euro).

In Zukunft sollen die städtischen Versorger strikt nachhaltig ausgerichtet werden. „Der Nachhaltigkeitsbericht für das Jahr 2022 liegt nun vor uns. 2040 soll Leipzig klimaneutral sein. Die CO2-Bilanzen für die Liegenschaften der Stadt Leipzig haben wir berechnet. Ein großer Schritt in diese Richtung war der Bezug von 100 Prozent Ökostrom für alle Liegenschaften“, so Jung.

Donnerstag, 1.06.2023, 17:40 Uhr
Frank Urbansky

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