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Energie & Management > Smart Grids - Kritik an geplanter Drosselung für Wallboxen
Quelle: Fraunhofer IOSB-AST
Smart Grids

Kritik an geplanter Drosselung für Wallboxen

Ein Bündnis aus vier Verbänden fordert von der Bundesnetzagentur andere Maßnahmen zur Stromnetzsicherung als die Abregelung von Verbrauchern wie Elektromobilen und Wärmepumpen.
Die Bundesnetzagentur müsse mehr tun, um Strom-Engpässe zu verhindern, fordert ein Bündnis aus den Verbänden Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE), Bundesverband Wärmepumpen (BWP), Verband der Automobilindustrie (VDA) und Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV). Die Bundesnetzagentur, so heißt es, plane, dass Netzbetreiber steuerbare Verbrauchseinrichtungen einseitig und unbegrenzt abdrosseln können, wenn eine Überlastung im Stromnetz droht.

Die Verbände fordern dagegen zeitvariable Stromtarife oder Flexibilitätsentgelte sowie Begrenzungen für Notfall-Abschaltungen. „Mehr Kosteneffizienz ist auch im Interesse der privaten Haushalte“, schreibt das Bündnis in einem Offenen Brief vom 27. Februar an die Bundesnetzagentur. Die Netzbetreiber vor allem auf der Verteilnetzebene können das Netz nicht so schnell ausbauen wie die Nachfrage für den Anschluss größerer Verbraucher wie Wärmepumpen, Klimaanlagen und Wallboxen für Elektroautos steigt.

Einschränkungen „überzogen und einseitig“

Daher plant die Bundesnetzagentur im Paragraf 14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) die Erlaubnis, dass Netzbetreiber zeitweilig die Stromzufuhr dafür drosseln dürfen, um Netzüberlastungen zu vermeiden. Das Verbändebündnis nennt diese Erlaubnis „überzogen und einseitig“. Sie würde erhebliche Einschränkungen für die Verbraucherinnen und Verbraucher mit sich bringen. Nötig seien Obergrenzen für solche Notfall-Abdrosselungen sowie zusätzliche Maßnahmen, um eine Netzüberlastung präventiv zu vermeiden, fordert das Bündnis.

„Um das Problem aber bei der Wurzel zu packen und nicht nur Notfälle aufwendig zu verwalten, sind ein umfassender Ausbau und eine Digitalisierung der Stromnetze unter Einhaltung des Datenschutzes zwingend erforderlich“, so die Verbände. Ramona Pop, VZBV-Vorständin, erläuterte: „Notfallmaßnahmen sind richtig. Den Notfall zu verhindern aber auch.“ Zeitvariable Stromtarife würden einen Anreiz setzen, um das E-Auto oder die Wärmepumpe dann aufzuladen, wenn viel Strom im Netz ist. Das würde eine Überlastung der Netze vermeiden, den Netzausbau kostengünstiger machen und den privaten Haushalten Geld sparen.

E-Autohersteller fürchten Kaufzurückhaltung

Für den VDA sagte Präsidentin Hildegard Müller: „Wenn das Laden zu Hause nur eingeschränkt möglich wäre, würden erhebliche Komforteinbußen drohen.“ Das sei eine potenzielle Gefahr für das Verbrauchervertrauen, fürchtet die Automobilindustrie. Stattdessen müsse der Masterplan für die öffentliche Ladeinfrastruktur schnellstmöglich umgesetzt werden. Auch Wärmepumpen sollten wegen ihrer Fähigkeit zur flexiblen Betriebsweise als Teil der Lösung einer erneuerbaren und integrierten Energiewelt zu betrachtet werden, forderte BWP-Geschäftsführer Martin Sabel.

BNE-Geschäftsführer Robert Busch sagte: „Anstatt die Leistung zu drosseln, sollten die Netzbetreiber den Netzausbau vorantreiben und die gefährdeten Netzstränge vorrangig digitalisieren.“ Die Bundesnetzagentur solle lokale Flexibilität ermöglichen, damit Probleme erst gar nicht entstehen. Paragraf 14c EnWG regele über Marktmechanismen, wer bei dringendem Bedarf weiter versorgt wird. „Über Paragraph 14a werden dagegen alle gleichermaßen gedrosselt“, kritisierte Busch.
 
In einer ersten Reaktion auf Twitter schrieb der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, es nütze niemandem, die Diskussion über Netzengpässe weiterhin „mit Vorwürfen zu führen“. Stattdessen brauche es „eine gemeinsame Kraftanstrengung, um alle anzuschließen“, mahnte Müller.

Der Offene Brief an die Bundesnetzagentur steht als PDF zum Download bereit.

Montag, 27.02.2023, 14:43 Uhr
Susanne Harmsen
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Kritik an geplanter Drosselung für Wallboxen
Ein Bündnis aus vier Verbänden fordert von der Bundesnetzagentur andere Maßnahmen zur Stromnetzsicherung als die Abregelung von Verbrauchern wie Elektromobilen und Wärmepumpen.
Die Bundesnetzagentur müsse mehr tun, um Strom-Engpässe zu verhindern, fordert ein Bündnis aus den Verbänden Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE), Bundesverband Wärmepumpen (BWP), Verband der Automobilindustrie (VDA) und Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV). Die Bundesnetzagentur, so heißt es, plane, dass Netzbetreiber steuerbare Verbrauchseinrichtungen einseitig und unbegrenzt abdrosseln können, wenn eine Überlastung im Stromnetz droht.

Die Verbände fordern dagegen zeitvariable Stromtarife oder Flexibilitätsentgelte sowie Begrenzungen für Notfall-Abschaltungen. „Mehr Kosteneffizienz ist auch im Interesse der privaten Haushalte“, schreibt das Bündnis in einem Offenen Brief vom 27. Februar an die Bundesnetzagentur. Die Netzbetreiber vor allem auf der Verteilnetzebene können das Netz nicht so schnell ausbauen wie die Nachfrage für den Anschluss größerer Verbraucher wie Wärmepumpen, Klimaanlagen und Wallboxen für Elektroautos steigt.

Einschränkungen „überzogen und einseitig“

Daher plant die Bundesnetzagentur im Paragraf 14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) die Erlaubnis, dass Netzbetreiber zeitweilig die Stromzufuhr dafür drosseln dürfen, um Netzüberlastungen zu vermeiden. Das Verbändebündnis nennt diese Erlaubnis „überzogen und einseitig“. Sie würde erhebliche Einschränkungen für die Verbraucherinnen und Verbraucher mit sich bringen. Nötig seien Obergrenzen für solche Notfall-Abdrosselungen sowie zusätzliche Maßnahmen, um eine Netzüberlastung präventiv zu vermeiden, fordert das Bündnis.

„Um das Problem aber bei der Wurzel zu packen und nicht nur Notfälle aufwendig zu verwalten, sind ein umfassender Ausbau und eine Digitalisierung der Stromnetze unter Einhaltung des Datenschutzes zwingend erforderlich“, so die Verbände. Ramona Pop, VZBV-Vorständin, erläuterte: „Notfallmaßnahmen sind richtig. Den Notfall zu verhindern aber auch.“ Zeitvariable Stromtarife würden einen Anreiz setzen, um das E-Auto oder die Wärmepumpe dann aufzuladen, wenn viel Strom im Netz ist. Das würde eine Überlastung der Netze vermeiden, den Netzausbau kostengünstiger machen und den privaten Haushalten Geld sparen.

E-Autohersteller fürchten Kaufzurückhaltung

Für den VDA sagte Präsidentin Hildegard Müller: „Wenn das Laden zu Hause nur eingeschränkt möglich wäre, würden erhebliche Komforteinbußen drohen.“ Das sei eine potenzielle Gefahr für das Verbrauchervertrauen, fürchtet die Automobilindustrie. Stattdessen müsse der Masterplan für die öffentliche Ladeinfrastruktur schnellstmöglich umgesetzt werden. Auch Wärmepumpen sollten wegen ihrer Fähigkeit zur flexiblen Betriebsweise als Teil der Lösung einer erneuerbaren und integrierten Energiewelt zu betrachtet werden, forderte BWP-Geschäftsführer Martin Sabel.

BNE-Geschäftsführer Robert Busch sagte: „Anstatt die Leistung zu drosseln, sollten die Netzbetreiber den Netzausbau vorantreiben und die gefährdeten Netzstränge vorrangig digitalisieren.“ Die Bundesnetzagentur solle lokale Flexibilität ermöglichen, damit Probleme erst gar nicht entstehen. Paragraf 14c EnWG regele über Marktmechanismen, wer bei dringendem Bedarf weiter versorgt wird. „Über Paragraph 14a werden dagegen alle gleichermaßen gedrosselt“, kritisierte Busch.
 
In einer ersten Reaktion auf Twitter schrieb der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, es nütze niemandem, die Diskussion über Netzengpässe weiterhin „mit Vorwürfen zu führen“. Stattdessen brauche es „eine gemeinsame Kraftanstrengung, um alle anzuschließen“, mahnte Müller.

Der Offene Brief an die Bundesnetzagentur steht als PDF zum Download bereit.

Montag, 27.02.2023, 14:43 Uhr
Susanne Harmsen

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