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Energie & Management > Kohle - Kohle liegt wieder im Trend
Quelle: Fotolia / jzehnder
Kohle

Kohle liegt wieder im Trend

Die globale Kohleförderung ist 2021 leicht gestiegen, blieb jedoch unter dem Niveau vor der Covid-Krise. Der Handel mit Kohle legte dagegen weiter zu, die Kohlepreise sogar deutlich.
Wie aus dem jüngsten Bericht des europäischen Branchenverbandes Eurocoal hervorgeht, legte die weltweite Kohleförderung um 5,1 % zu und erreichte 7,4 Gigatonnen (Gt). Eurocoal führt diese Entwicklung vor allem auf die Erholung der Weltwirtschaft von den Einschränkungen der Coronakrise zurück. In der EU wurden die Braunkohleförderung um 12,5 % auf 275 Megatonnen (Mt) und die Steinkohleproduktion um 1,2 % auf 57 Mt ausgeweitet. Die Importe legten um 19,4 % auf 106 Mt zu. Insgesamt stieg das Angebot um 12,4 %. Das konnte den Rückgang um 22,1 % im Jahr 2020 aber nur teilweise ausgleichen.

Deutschland spielte dabei eine Schlüsselrolle. Die Braunkohleförderung in Deutschland erhöhte sich um 19 auf 126 Mt. Das waren zwei Drittel des Zuwachses in der gesamten EU. Auch der Löwenanteil der Steinkohleimporte entfiel auf die deutsche Wirtschaft. Sie führte 38,7 Mt Steinkohle (+30,3 %) ein, davon zwei Drittel Kesselkohle für die Energieerzeugung und ein Drittel Kokskohle für die Stahlindustrie. Der Anteil der russischen Kohle, der 2016 noch bei 30 % lag, erreichte 2021 mehr als 50 %, bei Kesselkohle waren es sogar mehr als 70 %.

Asien weiterhin an der Spitze

Weltweit an der Spitze des Kohleverbrauchs rangierten erneut die asiatischen Länder. Die chinesische Förderung stieg − trotz wiederholter Lockdowns in manchen Regionen − um 5,6 % (+214 Mt) auf 4.026 Mt. Indien erhöhte seine Kohleförderung um 7,5 % auf 773 Mt und Indonesien um 5,5 % auf 525 Mt. 

Die USA förderten mit 524 Mt 7,8 % mehr Kohle als noch 2020 − um den eigenen, höheren Energiebedarf zu decken, aber auch um mehr zu exportieren. 73,1 Mt gingen in den Export, das waren 25 % mehr als im Vorjahr. 

Australien förderte 410 Mt Kohle, 10 Mt weniger als 2020. Eurocoal führt das auf den Boykott der Volksrepublik China gegenüber Australien zurück. Die Auswirkungen dieses Boykotts auf den internationalen Kohlemarkt waren jedoch "weniger dramatisch als ursprünglich befürchtet" heißt es in dem Bericht von Eurocoal. Australien habe für seine Kohle schnell andere Kunden gefunden, teilweise allerdings in größerer Entfernung, sodass sich der Transport verlängert habe. Südafrika exportierte aufgrund von technischen Problemen in den Minen und beim Transport nur noch 66 Mt (-11,5 %). Wichtigster Profiteur dieser Entwicklung war Russland, das 35 Mt (+8,7 %) mehr Kohle auf dem Weltmarkt absetzen konnte. 

Insgesamt wurden weltweit 1.154 Mt Kohle gehandelt, 1,9 % mehr als 2020. Davon entfielen 77 % auf Kesselkohle. Während die gehandelten Mengen auf dem pazifischen Markt nahezu unverändert blieben, wurde auf dem atlantischen Markt 12,4 % mehr Kesselkohle gehandelt, wobei die zusätzlichen Mengen (+17,2 Mt) vor allem aus Kolumbien, Russland, den USA und Australien kamen und überwiegend in die EU geliefert wurden.

Kohlelobby beklagt instabile Markt

Im Durchschnitt des Jahres 2021 musste man 118,38 US-Dollar (umgerechnet 110,22 Euro) für eine Tonne Kesselkohle bezahlen, 135 % mehr als der coronabedingt besonders niedrige Durchschnittspreis von 46,81 Euro die Tonne im Jahr zuvor. Die höchste Notierung von 278,02 Euro/t wurde im Vorfeld der Ukraine-Krise am 5. Oktober erreicht. Seitdem schwankte der Preis stark und erreichte am 9. März den historischen Höchstwert von 388,79 Euro/t. Inzwischen ist der Preis für eine Tonne Kesselkohle auf rund 279 Euro zurückgegangen. Wie die Energiemärkte im Allgemeinen sei auch der Kohlemarkt "instabil" und leide unter der geopolitischen Unsicherheit, beklagt die Kohlelobby.

Hinzu komme der neue Trend zur Inflation. Die Teuerung in den USA erreiche inzwischen 8,5 % und in der EU 7,5 %, heißt es in dem Bericht von Eurocoal. Die Kohlepreise würden dabei nicht nur durch die höhere Nachfrage angetrieben, sondern auch durch höhere Frachtraten und längere Transportwege. Beliefen sich die Transportkosten einer in Rotterdam gelöschten Tonne Kohle 2020 noch auf durchschnittlich 5,96 Euro, waren es im März dieses Jahres 15,59 Euro.

Die Kosten für Strom aus Kohle erhöhten sich außerdem durch steigende Preise im europäischen Emissionshandel. Sie beliefen sich 2021 auf 53,62 Euro/t im Durchschnitt, das waren 117 % mehr als 2020. Auch hier sei die Instabilität ein Problem. Eurocoal macht dafür nicht zuletzt die hohen Gaspreise verantwortlich. Dadurch werde die Verstromung von Gas weniger attraktiv, sodass die Nachfrage nach Kohle (und damit nach Emissionsrechten) in der Elektrizitätswirtschaft steige. Anfang Februar 2022 erreichte der CO2-Preis im Europäischen Emissionshandel den Höchstwert von 96,43 Euro/t und ist seitdem wieder auf unter 60 Euro/t gefallen.

Dienstag, 26.04.2022, 11:18 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Kohle - Kohle liegt wieder im Trend
Quelle: Fotolia / jzehnder
Kohle
Kohle liegt wieder im Trend
Die globale Kohleförderung ist 2021 leicht gestiegen, blieb jedoch unter dem Niveau vor der Covid-Krise. Der Handel mit Kohle legte dagegen weiter zu, die Kohlepreise sogar deutlich.
Wie aus dem jüngsten Bericht des europäischen Branchenverbandes Eurocoal hervorgeht, legte die weltweite Kohleförderung um 5,1 % zu und erreichte 7,4 Gigatonnen (Gt). Eurocoal führt diese Entwicklung vor allem auf die Erholung der Weltwirtschaft von den Einschränkungen der Coronakrise zurück. In der EU wurden die Braunkohleförderung um 12,5 % auf 275 Megatonnen (Mt) und die Steinkohleproduktion um 1,2 % auf 57 Mt ausgeweitet. Die Importe legten um 19,4 % auf 106 Mt zu. Insgesamt stieg das Angebot um 12,4 %. Das konnte den Rückgang um 22,1 % im Jahr 2020 aber nur teilweise ausgleichen.

Deutschland spielte dabei eine Schlüsselrolle. Die Braunkohleförderung in Deutschland erhöhte sich um 19 auf 126 Mt. Das waren zwei Drittel des Zuwachses in der gesamten EU. Auch der Löwenanteil der Steinkohleimporte entfiel auf die deutsche Wirtschaft. Sie führte 38,7 Mt Steinkohle (+30,3 %) ein, davon zwei Drittel Kesselkohle für die Energieerzeugung und ein Drittel Kokskohle für die Stahlindustrie. Der Anteil der russischen Kohle, der 2016 noch bei 30 % lag, erreichte 2021 mehr als 50 %, bei Kesselkohle waren es sogar mehr als 70 %.

Asien weiterhin an der Spitze

Weltweit an der Spitze des Kohleverbrauchs rangierten erneut die asiatischen Länder. Die chinesische Förderung stieg − trotz wiederholter Lockdowns in manchen Regionen − um 5,6 % (+214 Mt) auf 4.026 Mt. Indien erhöhte seine Kohleförderung um 7,5 % auf 773 Mt und Indonesien um 5,5 % auf 525 Mt. 

Die USA förderten mit 524 Mt 7,8 % mehr Kohle als noch 2020 − um den eigenen, höheren Energiebedarf zu decken, aber auch um mehr zu exportieren. 73,1 Mt gingen in den Export, das waren 25 % mehr als im Vorjahr. 

Australien förderte 410 Mt Kohle, 10 Mt weniger als 2020. Eurocoal führt das auf den Boykott der Volksrepublik China gegenüber Australien zurück. Die Auswirkungen dieses Boykotts auf den internationalen Kohlemarkt waren jedoch "weniger dramatisch als ursprünglich befürchtet" heißt es in dem Bericht von Eurocoal. Australien habe für seine Kohle schnell andere Kunden gefunden, teilweise allerdings in größerer Entfernung, sodass sich der Transport verlängert habe. Südafrika exportierte aufgrund von technischen Problemen in den Minen und beim Transport nur noch 66 Mt (-11,5 %). Wichtigster Profiteur dieser Entwicklung war Russland, das 35 Mt (+8,7 %) mehr Kohle auf dem Weltmarkt absetzen konnte. 

Insgesamt wurden weltweit 1.154 Mt Kohle gehandelt, 1,9 % mehr als 2020. Davon entfielen 77 % auf Kesselkohle. Während die gehandelten Mengen auf dem pazifischen Markt nahezu unverändert blieben, wurde auf dem atlantischen Markt 12,4 % mehr Kesselkohle gehandelt, wobei die zusätzlichen Mengen (+17,2 Mt) vor allem aus Kolumbien, Russland, den USA und Australien kamen und überwiegend in die EU geliefert wurden.

Kohlelobby beklagt instabile Markt

Im Durchschnitt des Jahres 2021 musste man 118,38 US-Dollar (umgerechnet 110,22 Euro) für eine Tonne Kesselkohle bezahlen, 135 % mehr als der coronabedingt besonders niedrige Durchschnittspreis von 46,81 Euro die Tonne im Jahr zuvor. Die höchste Notierung von 278,02 Euro/t wurde im Vorfeld der Ukraine-Krise am 5. Oktober erreicht. Seitdem schwankte der Preis stark und erreichte am 9. März den historischen Höchstwert von 388,79 Euro/t. Inzwischen ist der Preis für eine Tonne Kesselkohle auf rund 279 Euro zurückgegangen. Wie die Energiemärkte im Allgemeinen sei auch der Kohlemarkt "instabil" und leide unter der geopolitischen Unsicherheit, beklagt die Kohlelobby.

Hinzu komme der neue Trend zur Inflation. Die Teuerung in den USA erreiche inzwischen 8,5 % und in der EU 7,5 %, heißt es in dem Bericht von Eurocoal. Die Kohlepreise würden dabei nicht nur durch die höhere Nachfrage angetrieben, sondern auch durch höhere Frachtraten und längere Transportwege. Beliefen sich die Transportkosten einer in Rotterdam gelöschten Tonne Kohle 2020 noch auf durchschnittlich 5,96 Euro, waren es im März dieses Jahres 15,59 Euro.

Die Kosten für Strom aus Kohle erhöhten sich außerdem durch steigende Preise im europäischen Emissionshandel. Sie beliefen sich 2021 auf 53,62 Euro/t im Durchschnitt, das waren 117 % mehr als 2020. Auch hier sei die Instabilität ein Problem. Eurocoal macht dafür nicht zuletzt die hohen Gaspreise verantwortlich. Dadurch werde die Verstromung von Gas weniger attraktiv, sodass die Nachfrage nach Kohle (und damit nach Emissionsrechten) in der Elektrizitätswirtschaft steige. Anfang Februar 2022 erreichte der CO2-Preis im Europäischen Emissionshandel den Höchstwert von 96,43 Euro/t und ist seitdem wieder auf unter 60 Euro/t gefallen.

Dienstag, 26.04.2022, 11:18 Uhr
Tom Weingärtner

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