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Energie & Management > Kohle - Europa löst sich vom globalen Trend
Quelle: Fotolia / Claudia Otte
Kohle

Europa löst sich vom globalen Trend

Die Kohle ist in der EU wieder auf dem Rückzug, weltweit aber weiter auf dem Vormarsch. Im Jahr 2022 erreichte die Förderung mit 8,3 Milliarden Tonnen einen neuen Rekordwert.
 
Nach dem jüngsten Marktbericht von Eurocoal stieg die globale Nachfrage in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 1,5 Prozent verglichen mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. In China und Indien, auf beide Länder entfallen mehr als zwei Drittel des weltweiten Verbrauchs, stieg die Nachfrage um 5,5 Prozent. Die Förderung erreichte in beiden Ländern neue Höchstwerte. Auch in den beiden wichtigsten Exportländern Indonesien und Australien wurde deutlich mehr Kohle gefördert als im ersten Halbjahr 2022. Dagegen kehrte die Kohleförderung in den USA zu ihrem rückläufigen Trend zurück und sank um 1,3 Prozent auf 264 Megatonnen (Mt).

Die Sanktionen der EU gegenüber den russischen Kohleexporten zeigten bislang kaum Wirkung, heißt es in dem Bericht von Eurocoal. Russland veröffentliche zwar seit dem Einmarsch seiner Truppen in die Ukraine keine Exportzahlen mehr, aus den Einfuhrstatistiken der Importländer ergebe sich jedoch, dass nahezu die gleiche Menge russischer Kohle auf den Weltmarkt gelange wie vor dem Krieg.

Die EU kaufe zwar seit Augsut 2022 keine russische Kohle mehr, dafür sei der Absatz in anderen Ländern, zum Beispiel China, aber gestiegen. Diese Länder profitierten dabei vom schwachen Rubelkurs. Teilweise gelange die russische Kohle auch über Drittstaaten an ihre Endkunden. Musste Moskau dabei zunächst noch hohe Rabatte gewähren, erziele es inzwischen wieder stabile Einkünfte aus dem Geschäft mit der Kohle.

Die Weltmarktpreise für Kohle, die im vergangenen Jahr zeitweise auf mehr als 400 Dollar pro Tonne gestiegen waren, haben sich inzwischen wieder normalisiert. Für eine Tonne Kesselkohle zahlten die Europäer in den ersten sechs Monaten dieses Jahres durchschnittlich 136 Dollar (-28 Prozent). Ähnlich war die Entwicklung der Frachtraten.

Europäischer Kohlemarkt hat sich abgekoppelt

Der europäische Kohlemarkt hat sich von den globalen Trends weiter abgekoppelt. Als eine wichtige Ursache dafür hat Eurocoal den höheren CO2-Preis im europäischen Emissionshandel (ETS) ausgemacht. Der Ausstoß einer Tonne CO2 kostete im ersten Semster dieses Jahres im Durchschnitt 89,31 Euro und in der Spitze mehr als 100 Euro. Das waren im Durchschnitt 7 Prozent mehr als im Vorjahr und doppelt soviel wie im ersten Semester 2021.

Die Kohleimporte der EU lagen im ersten Halbjahr 2023 mit 54,9 Millionen Tonnen um 7,5 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres, obwohl viele Länder ihre Kohlereserven aufstockten. Alleine Polen führte 11,6 Mt Steinkohle ein, ein Plus von 80 Prozent. Die Steinkohleförderung in der EU ging von 28,8 Mt auf 24 Mt (-17 Prozent), die Braunkohleförderung von 145,5 Mt auf 114,7 Mt (-21 Prozent) zurück.

Für den Rückgang der Steinkohleförderung waren ausschließlich die Bergwerke in Polen verantwortlich. Die tschechische Förderung blieb stabil bei 0,7 Mt. An der Spitze der Braunkohleförderung stand Deutschland mit 52,7 Mt (-18 Prozent), gefolgt von Polen: 19,8 MT(-27 Prozent), Tschechien: 14,2 Mt (-13 Prozent) und Bulgarien: 11,1 Mt (-39 Prozent).

Die Ursachen für den drastischen Rückgang der Nachfrage in der EU seien überwiegend hausgemacht, schreibt Eurocoal. Wegen der hohen CO2-Preise würden energieintensive Branchen Investitionen und Produktion in andere Wirtschaftsräume verlagern, was zu einer Reduzierung des Wachstumspotentials in der EU führe. So sei die Stahlproduktion in der EU um 10,9 Prozent zurückgegangen. In dem am meisten industriealisierten Mitglied der Union, Deutschland, sei die Nachfrage nach Energie, trotz der konjunkturellen Trendwende, um 7,1 Prozent gesunken.

Auf dem globalen Kohlemarkt spielt die EU eine immer geringere Rolle. So wurde der Rückgang des Verbrauchs in Europa um -35,6 Mt mehr als ausgeglichen durch einen Anstieg der Nachfrage alleine in China und Indien von mehr als 150 Mt. Am globalen Kohleverbrauch war die EU im ersten Halbjahr 2023 noch mit 3,4 Prozent beteiligt.

Montag, 6.11.2023, 15:02 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Kohle - Europa löst sich vom globalen Trend
Quelle: Fotolia / Claudia Otte
Kohle
Europa löst sich vom globalen Trend
Die Kohle ist in der EU wieder auf dem Rückzug, weltweit aber weiter auf dem Vormarsch. Im Jahr 2022 erreichte die Förderung mit 8,3 Milliarden Tonnen einen neuen Rekordwert.
 
Nach dem jüngsten Marktbericht von Eurocoal stieg die globale Nachfrage in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 1,5 Prozent verglichen mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. In China und Indien, auf beide Länder entfallen mehr als zwei Drittel des weltweiten Verbrauchs, stieg die Nachfrage um 5,5 Prozent. Die Förderung erreichte in beiden Ländern neue Höchstwerte. Auch in den beiden wichtigsten Exportländern Indonesien und Australien wurde deutlich mehr Kohle gefördert als im ersten Halbjahr 2022. Dagegen kehrte die Kohleförderung in den USA zu ihrem rückläufigen Trend zurück und sank um 1,3 Prozent auf 264 Megatonnen (Mt).

Die Sanktionen der EU gegenüber den russischen Kohleexporten zeigten bislang kaum Wirkung, heißt es in dem Bericht von Eurocoal. Russland veröffentliche zwar seit dem Einmarsch seiner Truppen in die Ukraine keine Exportzahlen mehr, aus den Einfuhrstatistiken der Importländer ergebe sich jedoch, dass nahezu die gleiche Menge russischer Kohle auf den Weltmarkt gelange wie vor dem Krieg.

Die EU kaufe zwar seit Augsut 2022 keine russische Kohle mehr, dafür sei der Absatz in anderen Ländern, zum Beispiel China, aber gestiegen. Diese Länder profitierten dabei vom schwachen Rubelkurs. Teilweise gelange die russische Kohle auch über Drittstaaten an ihre Endkunden. Musste Moskau dabei zunächst noch hohe Rabatte gewähren, erziele es inzwischen wieder stabile Einkünfte aus dem Geschäft mit der Kohle.

Die Weltmarktpreise für Kohle, die im vergangenen Jahr zeitweise auf mehr als 400 Dollar pro Tonne gestiegen waren, haben sich inzwischen wieder normalisiert. Für eine Tonne Kesselkohle zahlten die Europäer in den ersten sechs Monaten dieses Jahres durchschnittlich 136 Dollar (-28 Prozent). Ähnlich war die Entwicklung der Frachtraten.

Europäischer Kohlemarkt hat sich abgekoppelt

Der europäische Kohlemarkt hat sich von den globalen Trends weiter abgekoppelt. Als eine wichtige Ursache dafür hat Eurocoal den höheren CO2-Preis im europäischen Emissionshandel (ETS) ausgemacht. Der Ausstoß einer Tonne CO2 kostete im ersten Semster dieses Jahres im Durchschnitt 89,31 Euro und in der Spitze mehr als 100 Euro. Das waren im Durchschnitt 7 Prozent mehr als im Vorjahr und doppelt soviel wie im ersten Semester 2021.

Die Kohleimporte der EU lagen im ersten Halbjahr 2023 mit 54,9 Millionen Tonnen um 7,5 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres, obwohl viele Länder ihre Kohlereserven aufstockten. Alleine Polen führte 11,6 Mt Steinkohle ein, ein Plus von 80 Prozent. Die Steinkohleförderung in der EU ging von 28,8 Mt auf 24 Mt (-17 Prozent), die Braunkohleförderung von 145,5 Mt auf 114,7 Mt (-21 Prozent) zurück.

Für den Rückgang der Steinkohleförderung waren ausschließlich die Bergwerke in Polen verantwortlich. Die tschechische Förderung blieb stabil bei 0,7 Mt. An der Spitze der Braunkohleförderung stand Deutschland mit 52,7 Mt (-18 Prozent), gefolgt von Polen: 19,8 MT(-27 Prozent), Tschechien: 14,2 Mt (-13 Prozent) und Bulgarien: 11,1 Mt (-39 Prozent).

Die Ursachen für den drastischen Rückgang der Nachfrage in der EU seien überwiegend hausgemacht, schreibt Eurocoal. Wegen der hohen CO2-Preise würden energieintensive Branchen Investitionen und Produktion in andere Wirtschaftsräume verlagern, was zu einer Reduzierung des Wachstumspotentials in der EU führe. So sei die Stahlproduktion in der EU um 10,9 Prozent zurückgegangen. In dem am meisten industriealisierten Mitglied der Union, Deutschland, sei die Nachfrage nach Energie, trotz der konjunkturellen Trendwende, um 7,1 Prozent gesunken.

Auf dem globalen Kohlemarkt spielt die EU eine immer geringere Rolle. So wurde der Rückgang des Verbrauchs in Europa um -35,6 Mt mehr als ausgeglichen durch einen Anstieg der Nachfrage alleine in China und Indien von mehr als 150 Mt. Am globalen Kohleverbrauch war die EU im ersten Halbjahr 2023 noch mit 3,4 Prozent beteiligt.

Montag, 6.11.2023, 15:02 Uhr
Tom Weingärtner

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