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Eine der Gondeln von "Kaskasi" bei der Montage (2022). Quelle: RWE
Windkraft Offshore

"Kaskasi" vollständig am Netz - für Habeck ein "Wendepunkt"

Beim RWE-Windpark "Kaskasi" vor Helgoland liefert jetzt auch die letzte der 38 Windturbinen Grünstrom an Land. Wirtschaftsminister Robert Habeck hält das Ausbauziel 2030 für erreichbar.
Im Beisein von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat RWE am 23. März nach eigenen Angaben die Inbetriebnahme seines sechsten deutschen Offshore-Windparks "Kaskasi" abgeschlossen. Die 38 Windkraftanlagen von Siemens Gamesa wurden in den vergangenen vier Monaten sukzessive ans Netz gebracht (wir berichteten). Sie stehen 35 Kilometer nördlich von Helgoland und leisten elektrisch jeweils 9 MW, zusammen also 342 MW. Zählt man die Fertigstellung noch zum Jahr 2022, ist es die einzige in deutschen Gewässern im Vorjahr. Für dieses Jahr steht ebenfalls nur die Inbetriebnahme von "Arcadis Ost 1" der belgischen Parkwind in der deutschen Ostsee an.

RWE hatte die Genehmigung im Frühjahr 2019 beantragt und Ende 2020 vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) bekommen. Die Bauzeit auf See betrug neun Monate. Die Investitionskosteten beliefen sich auf 800 Millionen Euro. Bei RWE selbst haben an der Errichtung mehr als 100 Fachkräfte gearbeitet. Hinzu kam das Personal von 70 Zulieferern.

Habeck: 30 Gigawatt 2030 vielleicht zu übertreffen

Bundesminister Habeck erklärte am neuen Windpark angesichts des bisher tröpfelnden Ausbaus: "Die Einweihung soll einen Wendepunkt markieren, wir wollen nun zügig und koordiniert den Ausbau der Offshore-Windenergie vorantreiben.“ Zuvor hatte er bei einem Besuch des BSH das erste Ausbauziel von mindestens 30.000 MW bis 2030 für umsetzbar und vielleicht übertreffbar bezeichnet. Derzeit sind in den deutschen Meeren 8.100 MW Offshorewind am Netz.

Nach den Worten von RWE-Chef Markus Krebber zu schätzen, ist "Kaskasi" ein Mikrokosmos im Vergleich zu den Plänen des Essener Konzerns in der deutschen See. Krebber verriet nämlich, dass RWE zusammen mit seinem kanadischen Partner Northland Power nördlich von Juist einen sogenannten "Nordseecluster" aus vier Windpark-Flächen mit insgesamt 1.600 MW bilden möchte. Für die ersten zwei der Flächen, N-3.7 und N-3.8 mit insgesamt 660 MW Potenzial, hatten die Partner 2022 den Zuschlag erhalten, nachdem sie Eintrittsrechte geltend gemacht hatten. Die Windpark-Projekte befinden sich im Genehmigungsverfahren.

Der Bund hatte Altprojektierern beim Übergang zu zentralen Ausschreibungen 2017 aus verfassungsrechtlichen Überlegungen heraus zugestanden, dass sie die von ihnen vorentwickelten Flächen im Zweifel einem Ausschreibungssieger wegnehmen dürfen. Sie müssen dafür nur dessen Gebotspreis übernehmen, auch wenn dieser niedriger sein sollte als ihr ursprünglicher Gebotspreis.

Die nächsten 900 MW quasi in der Tasche

Jetzt verriet Krebber, dass die Partner auch an den Flächen N-3.5 und N-3.6 mit zusammen 900 MW Eintrittsrechte haben, und kündigte an, diese in der 2023er-Ausschreibung auch auszuüben.

Damit ist die Auktionierung dieser Flächen am 1. August praktisch schon gelaufen, denn selbst wenn Wettbewerber mit 0-Cent-Geboten zunächst den Zuschlag bekommen sollten, werden sich RWE und Northland Power in diesen Zeiten hoher Strompreise sehr wahrscheinlich ebenfalls mit einer förderfreien Entwicklung der Flächen zufriedengeben. Ihre Entschlossenheit bezeugt auch die veröffentlichte Entscheidung vom Februar, die dänische Vestas zum bevorzugten Hersteller für den "Nordseecluster" zu machen, den man erst zur Hälfte in den Händen hat.

Auch sonst werde sich RWE an den "großen" deutschen 2023er-Offshore-Ausschreibungen beteiligen, stellte Krebber in Aussicht.

In der Ausschreibung für "Kaskasi" hatte RWE seinerzeit noch eine Förderung in unbekannter Höhe bekommen, nimmt sie aber von Anfang an bisher nicht in Anspruch (wir berichteten). Dies ist eine Premiere bei deutschen Offshore-Windparks. Die Vermarktungspreise dürften derzeit durchgehend höher liegen als der Zuschlagswert.

Weltweit ist "Kaskasi" zudem der erste Windpark, dessen Rotorblätter sich wenigstens an drei der 38 Windturbinen recyceln lassen (wir berichteten ebenfalls). Laut Marc Becker, Bereichsvorstand Offshore bei Siemens Gamesa, sind auch ohne die Rotoren bereits 90 Prozent einer Windturbine recycelbar. Bis spätestens 2040 will der Hersteller 100 Prozent recyceln können.

Am 1. August kommen insgesamt vier zentral voruntersuchte Nordsee-Flächen mit einem Potenzial von insgesamt 1.800 MW unter den Hammer. Bei dreien davon gibt es laut Bekanntmachung der Bundesnetzagentur Eintrittsrechte. Nur bei der 630-MW-Fläche N-6.6 bleibt der Rechteinhaber unbekannt. Auf dem 270-MW-Areal N-6.7 liegen keine Eintrittsrechte.

Das Wartungskonzept

"Kaskasi" wird zusätzlich zu den älteren RWE-Windparks "Nordsee Ost" (295 MW) und "Amrumbank West" (302 MW) von der konzerneigenen Servicestation auf Helgoland betrieben und gewartet werden. 100 Servicetechniker, Ingenieure und weitere Fachkräfte im Kontrollraum sind dafür im Einsatz.

Freitag, 24.03.2023, 17:03 Uhr
Georg Eble
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Eine der Gondeln von "Kaskasi" bei der Montage (2022). Quelle: RWE
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"Kaskasi" vollständig am Netz - für Habeck ein "Wendepunkt"
Beim RWE-Windpark "Kaskasi" vor Helgoland liefert jetzt auch die letzte der 38 Windturbinen Grünstrom an Land. Wirtschaftsminister Robert Habeck hält das Ausbauziel 2030 für erreichbar.
Im Beisein von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat RWE am 23. März nach eigenen Angaben die Inbetriebnahme seines sechsten deutschen Offshore-Windparks "Kaskasi" abgeschlossen. Die 38 Windkraftanlagen von Siemens Gamesa wurden in den vergangenen vier Monaten sukzessive ans Netz gebracht (wir berichteten). Sie stehen 35 Kilometer nördlich von Helgoland und leisten elektrisch jeweils 9 MW, zusammen also 342 MW. Zählt man die Fertigstellung noch zum Jahr 2022, ist es die einzige in deutschen Gewässern im Vorjahr. Für dieses Jahr steht ebenfalls nur die Inbetriebnahme von "Arcadis Ost 1" der belgischen Parkwind in der deutschen Ostsee an.

RWE hatte die Genehmigung im Frühjahr 2019 beantragt und Ende 2020 vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) bekommen. Die Bauzeit auf See betrug neun Monate. Die Investitionskosteten beliefen sich auf 800 Millionen Euro. Bei RWE selbst haben an der Errichtung mehr als 100 Fachkräfte gearbeitet. Hinzu kam das Personal von 70 Zulieferern.

Habeck: 30 Gigawatt 2030 vielleicht zu übertreffen

Bundesminister Habeck erklärte am neuen Windpark angesichts des bisher tröpfelnden Ausbaus: "Die Einweihung soll einen Wendepunkt markieren, wir wollen nun zügig und koordiniert den Ausbau der Offshore-Windenergie vorantreiben.“ Zuvor hatte er bei einem Besuch des BSH das erste Ausbauziel von mindestens 30.000 MW bis 2030 für umsetzbar und vielleicht übertreffbar bezeichnet. Derzeit sind in den deutschen Meeren 8.100 MW Offshorewind am Netz.

Nach den Worten von RWE-Chef Markus Krebber zu schätzen, ist "Kaskasi" ein Mikrokosmos im Vergleich zu den Plänen des Essener Konzerns in der deutschen See. Krebber verriet nämlich, dass RWE zusammen mit seinem kanadischen Partner Northland Power nördlich von Juist einen sogenannten "Nordseecluster" aus vier Windpark-Flächen mit insgesamt 1.600 MW bilden möchte. Für die ersten zwei der Flächen, N-3.7 und N-3.8 mit insgesamt 660 MW Potenzial, hatten die Partner 2022 den Zuschlag erhalten, nachdem sie Eintrittsrechte geltend gemacht hatten. Die Windpark-Projekte befinden sich im Genehmigungsverfahren.

Der Bund hatte Altprojektierern beim Übergang zu zentralen Ausschreibungen 2017 aus verfassungsrechtlichen Überlegungen heraus zugestanden, dass sie die von ihnen vorentwickelten Flächen im Zweifel einem Ausschreibungssieger wegnehmen dürfen. Sie müssen dafür nur dessen Gebotspreis übernehmen, auch wenn dieser niedriger sein sollte als ihr ursprünglicher Gebotspreis.

Die nächsten 900 MW quasi in der Tasche

Jetzt verriet Krebber, dass die Partner auch an den Flächen N-3.5 und N-3.6 mit zusammen 900 MW Eintrittsrechte haben, und kündigte an, diese in der 2023er-Ausschreibung auch auszuüben.

Damit ist die Auktionierung dieser Flächen am 1. August praktisch schon gelaufen, denn selbst wenn Wettbewerber mit 0-Cent-Geboten zunächst den Zuschlag bekommen sollten, werden sich RWE und Northland Power in diesen Zeiten hoher Strompreise sehr wahrscheinlich ebenfalls mit einer förderfreien Entwicklung der Flächen zufriedengeben. Ihre Entschlossenheit bezeugt auch die veröffentlichte Entscheidung vom Februar, die dänische Vestas zum bevorzugten Hersteller für den "Nordseecluster" zu machen, den man erst zur Hälfte in den Händen hat.

Auch sonst werde sich RWE an den "großen" deutschen 2023er-Offshore-Ausschreibungen beteiligen, stellte Krebber in Aussicht.

In der Ausschreibung für "Kaskasi" hatte RWE seinerzeit noch eine Förderung in unbekannter Höhe bekommen, nimmt sie aber von Anfang an bisher nicht in Anspruch (wir berichteten). Dies ist eine Premiere bei deutschen Offshore-Windparks. Die Vermarktungspreise dürften derzeit durchgehend höher liegen als der Zuschlagswert.

Weltweit ist "Kaskasi" zudem der erste Windpark, dessen Rotorblätter sich wenigstens an drei der 38 Windturbinen recyceln lassen (wir berichteten ebenfalls). Laut Marc Becker, Bereichsvorstand Offshore bei Siemens Gamesa, sind auch ohne die Rotoren bereits 90 Prozent einer Windturbine recycelbar. Bis spätestens 2040 will der Hersteller 100 Prozent recyceln können.

Am 1. August kommen insgesamt vier zentral voruntersuchte Nordsee-Flächen mit einem Potenzial von insgesamt 1.800 MW unter den Hammer. Bei dreien davon gibt es laut Bekanntmachung der Bundesnetzagentur Eintrittsrechte. Nur bei der 630-MW-Fläche N-6.6 bleibt der Rechteinhaber unbekannt. Auf dem 270-MW-Areal N-6.7 liegen keine Eintrittsrechte.

Das Wartungskonzept

"Kaskasi" wird zusätzlich zu den älteren RWE-Windparks "Nordsee Ost" (295 MW) und "Amrumbank West" (302 MW) von der konzerneigenen Servicestation auf Helgoland betrieben und gewartet werden. 100 Servicetechniker, Ingenieure und weitere Fachkräfte im Kontrollraum sind dafür im Einsatz.

Freitag, 24.03.2023, 17:03 Uhr
Georg Eble

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