Quelle: Pixabay / Ulrike Leone
Die Atomkatastrophe im japanischen Fukushima war für Deutschland ein Beschleuniger des Kernkraftausstiegs. In Japan dürfen AKW nun potentiell zeitlich unbegrenzt weiterlaufen.
(dpa) − Japan hat die Verlängerung der Laufzeit bestehender Atomreaktoren beschlossen. Das Parlament setzte am Mittwoch ein Gesetz in Kraft, mit dem die Betriebsdauer nicht länger auf 60 Jahre beschränkt wird − sondern potenziell unbegrenzte Laufzeiten möglich werden. Zum einen will das rohstoffarme Land ähnlich wie Deutschland seine Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten verringern. Zum anderen will Japan seine Klimaschutzziele erreichen: bis zum Jahr 2050 soll der CO2-Ausstoß auf Null reduziert werden. Zwar soll auch die Nutzung erneuerbarer Energien ausgebaut werden, doch zugleich wird Kernenergie ungeachtet der Gefahr durch Erdbeben und der Atomkatastrophe in Fukushima von 2011 als unerlässlich angesehen.
Nach der Katastrophe in Fukushima hatte Japan sämtliche Meiler im Land heruntergefahren und deutlich verschärfte Sicherheitsstandards eingeführt. Von Japans gegenwärtig 33 betriebsbereiten Reaktoren sind bislang erst zehn Meiler wieder ans Netz genommen worden. Für weitere Reaktoren haben die Betreiber die Genehmigung zum Wiederanfahren beantragt, doch dauert dies lange. Zudem gibt es starken lokalen Widerstand gegen das Wiederanfahren von abgeschalteten Atommeilern.
Die Regierung will bis zum Jahr 2030 etwa 20 bis 22 Prozent der Stromerzeugung aus Kernenergie und 36 bis 38 Prozent aus erneuerbaren Energien gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten fast 30 Reaktoren wieder in Betrieb genommen werden, was jedoch angesichts der langwierigen Genehmigungsverfahren und des lokalen Widerstands dagegen unrealistisch sei, befand die Zeitung Nikkei Asia.
Nach dem neuen Gesetz wird die Atomaufsichtsbehörde den Zustand von Reaktoren nach 30 Betriebsjahren mindestens alle zehn Jahre überprüfen, um die Sicherheit der alten Anlagen zu gewährleisten. Die Pläne der Regierung sehen zugleich den Bau von neuen Atomreaktoren der nächsten Generation vor, die langfristig die alten Reaktoren ersetzen sollen.
Unterdessen nimmt ein Team der Internationalen Atomenergiebehörde in Japan eine letzte Prüfung vor, bevor das Land beginnt, große Mengen aufbereitetes radioaktives Wasser aus dem havarierten Kernkraftwerk Fukushima Daiichi ins Meer zu leiten − ein Plan, der von örtlichen Fischern und Nachbarländern abgelehnt wird. Die beim Super-Gau 2011 in Folge eines Erdbebens und Tsunamis zerstörten Reaktoren müssen weiter mit Wasser gekühlt werden, das bislang gefiltert in Hunderten von riesigen Tanks gelagert wird. Wegen Überlastung soll das verstrahlte Wasser gefiltert und verdünnt in den Pazifischen Ozean geleitet werden. Die Entsorgung des Wassers wird derzeit vorbereitet.
Mittwoch, 31.05.2023, 16:42 Uhr
dpa
© 2024 Energie & Management GmbH