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Energie & Management > Gas - Institut rät zum Einfrieren von Gaspreisen für Haushalte
Quelle: Fotolia / WoGi
Gas

Institut rät zum Einfrieren von Gaspreisen für Haushalte

Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) warnt vor einer Verdopplung der Gaspreise und dem Anstieg der Inflation. Die Bundesregierung sollte eingreifen.
Gasversorger müssen seit einigen Monaten stark erhöhte Preise für Erdgas bezahlen. Auch für die Futures, den Lieferungen in einigen Monaten, sind die Preise auf Rekordniveau. Sobald diese Entwicklung an die Endkunden weitergegeben wird, drohe eine enorme Inflation, warnt das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). "Sollten die Versorger die für 2022 an den Future-Märkten notierten Gaspreise vollständig an ihre Kunden weitergeben, würde das eine Verdopplung der Gaspreise bedeuten und eine Erhöhung der Inflationsrate um rund 2,5 Prozentpunkte", heißt es.

Die Autoren der Inflationsprognose vom Institut der Hans-Böckler-Stiftung, Silke Tober und IMK-Direktor Prof. Sebastian Dullien sehen einen wesentlichen Grund für die Preissteigerungen im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. "Da eine zügige Normalisierung der internationalen Gaspreise nicht mehr in Sicht ist, sollte die Bundesregierung rasch wirtschaftspolitisch gegensteuern, um soziale Härten und eine Beeinträchtigung der Konjunktur abzuwenden", empfehlen die Fachleute des IMK.

Andernfalls drohe die Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 % verfehlt zu werden. Im Szenario des IMK würden allein die hohen Gaspreise dafür genügen, was unrealistisch sei, da die Kosten für Gas etwa auch den Strompreis spürbar beeinflussen. Die bereits diskutierte vorgezogene Abschaffung der EEG-Umlage sei eine sinnvolle Maßnahme, reiche aber nicht aus, warnen Tober und Dullien.

Vorschlag: Senkung der Mehrwertsteuer auf Energie

Zusätzlich wäre eine zeitweise Senkung der Mehrwertsteuer auf Energie eine Möglichkeit. Darüber hinaus schlägt das IMK vor, für Haushalte, die mit Gas heizen oder kochen, zeitweilig einen Grundbedarf preislich zu deckeln. Der Staat sollte beispielsweise für die ersten 8.000 kWh Gas, die Haushalte beziehen, den Preis auf dem aktuellen Niveau festschreiben und die Versorgungsunternehmen für eigene Mehrkosten entschädigen. Das würde ungefähr dem halben Jahresverbrauch einer Wohnung mit 100 m2 entsprechen. Bei Haushalten mit vielen Personen könnte das Kontingent auch größer sein, so Dullien und Tober.

Die Inflationsanalyse des IMK sieht kinderlose Paare mit mittlerem Einkommen aktuell am höchsten belastet, Singles mit hohem Einkommen am geringsten. Gemessen an den für diese Haushaltstypen repräsentativen Warenkörben seien die Preise im Januar 2022 um 5 % beziehungsweise um 4,2 % gestiegen, während der Wert über alle Haushalte hinweg bei 4,9 % lag. Bei Familien mit zwei Kindern und niedrigem oder mit mittlerem Einkommen verteuerte sich der haushaltsspezifische Warenkorb um jeweils 4,9 %, bei Familien mit höherem Einkommen um 4,7 %.

Haushalte mit niedrigem Einkommen am stärksten belastet

Die Energiepreise seien weiterhin die wichtigsten Inflationstreiber. Ihr starker Anstieg hat dazu geführt, dass die Inflationsrate im Januar deutlich höher ausfiel als nach Wegfall des Sondereffekts durch die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer erwartet worden war. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, was derzeit wahrscheinlich ist, dürften Haushalte mit niedrigeren Einkommen zunehmend stärker belastet sein. Denn Haushaltsenergie und Lebensmittel haben als Waren des Grundbedarfs bei ihren Ausgaben ein sehr hohes Gewicht.

"Grob zusammengefasst lässt sich schlussfolgern, dass die Inflation Haushalte mit geringeren Einkommen zwar noch nicht überproportional trifft, aber infolge des höheren Anstiegs bei Haushaltsenergie relativ stärker als im Dezember 2021", skizziert das IMK. Grundsätzlich hätten Haushalte mit niedrigem Einkommen ein besonderes Problem mit starker Teuerung, weil sie vor allem unverzichtbare Alltagsgüter kaufen und kaum Spielräume besitzen, ihr Konsumniveau durch Rückgriff auf Erspartes aufrechtzuerhalten.
 
Haushaltsspezifische Inflationsraten im Januar 2022 (zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: IMK

Donnerstag, 17.02.2022, 12:14 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Gas - Institut rät zum Einfrieren von Gaspreisen für Haushalte
Quelle: Fotolia / WoGi
Gas
Institut rät zum Einfrieren von Gaspreisen für Haushalte
Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) warnt vor einer Verdopplung der Gaspreise und dem Anstieg der Inflation. Die Bundesregierung sollte eingreifen.
Gasversorger müssen seit einigen Monaten stark erhöhte Preise für Erdgas bezahlen. Auch für die Futures, den Lieferungen in einigen Monaten, sind die Preise auf Rekordniveau. Sobald diese Entwicklung an die Endkunden weitergegeben wird, drohe eine enorme Inflation, warnt das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). "Sollten die Versorger die für 2022 an den Future-Märkten notierten Gaspreise vollständig an ihre Kunden weitergeben, würde das eine Verdopplung der Gaspreise bedeuten und eine Erhöhung der Inflationsrate um rund 2,5 Prozentpunkte", heißt es.

Die Autoren der Inflationsprognose vom Institut der Hans-Böckler-Stiftung, Silke Tober und IMK-Direktor Prof. Sebastian Dullien sehen einen wesentlichen Grund für die Preissteigerungen im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. "Da eine zügige Normalisierung der internationalen Gaspreise nicht mehr in Sicht ist, sollte die Bundesregierung rasch wirtschaftspolitisch gegensteuern, um soziale Härten und eine Beeinträchtigung der Konjunktur abzuwenden", empfehlen die Fachleute des IMK.

Andernfalls drohe die Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 % verfehlt zu werden. Im Szenario des IMK würden allein die hohen Gaspreise dafür genügen, was unrealistisch sei, da die Kosten für Gas etwa auch den Strompreis spürbar beeinflussen. Die bereits diskutierte vorgezogene Abschaffung der EEG-Umlage sei eine sinnvolle Maßnahme, reiche aber nicht aus, warnen Tober und Dullien.

Vorschlag: Senkung der Mehrwertsteuer auf Energie

Zusätzlich wäre eine zeitweise Senkung der Mehrwertsteuer auf Energie eine Möglichkeit. Darüber hinaus schlägt das IMK vor, für Haushalte, die mit Gas heizen oder kochen, zeitweilig einen Grundbedarf preislich zu deckeln. Der Staat sollte beispielsweise für die ersten 8.000 kWh Gas, die Haushalte beziehen, den Preis auf dem aktuellen Niveau festschreiben und die Versorgungsunternehmen für eigene Mehrkosten entschädigen. Das würde ungefähr dem halben Jahresverbrauch einer Wohnung mit 100 m2 entsprechen. Bei Haushalten mit vielen Personen könnte das Kontingent auch größer sein, so Dullien und Tober.

Die Inflationsanalyse des IMK sieht kinderlose Paare mit mittlerem Einkommen aktuell am höchsten belastet, Singles mit hohem Einkommen am geringsten. Gemessen an den für diese Haushaltstypen repräsentativen Warenkörben seien die Preise im Januar 2022 um 5 % beziehungsweise um 4,2 % gestiegen, während der Wert über alle Haushalte hinweg bei 4,9 % lag. Bei Familien mit zwei Kindern und niedrigem oder mit mittlerem Einkommen verteuerte sich der haushaltsspezifische Warenkorb um jeweils 4,9 %, bei Familien mit höherem Einkommen um 4,7 %.

Haushalte mit niedrigem Einkommen am stärksten belastet

Die Energiepreise seien weiterhin die wichtigsten Inflationstreiber. Ihr starker Anstieg hat dazu geführt, dass die Inflationsrate im Januar deutlich höher ausfiel als nach Wegfall des Sondereffekts durch die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer erwartet worden war. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, was derzeit wahrscheinlich ist, dürften Haushalte mit niedrigeren Einkommen zunehmend stärker belastet sein. Denn Haushaltsenergie und Lebensmittel haben als Waren des Grundbedarfs bei ihren Ausgaben ein sehr hohes Gewicht.

"Grob zusammengefasst lässt sich schlussfolgern, dass die Inflation Haushalte mit geringeren Einkommen zwar noch nicht überproportional trifft, aber infolge des höheren Anstiegs bei Haushaltsenergie relativ stärker als im Dezember 2021", skizziert das IMK. Grundsätzlich hätten Haushalte mit niedrigem Einkommen ein besonderes Problem mit starker Teuerung, weil sie vor allem unverzichtbare Alltagsgüter kaufen und kaum Spielräume besitzen, ihr Konsumniveau durch Rückgriff auf Erspartes aufrechtzuerhalten.
 
Haushaltsspezifische Inflationsraten im Januar 2022 (zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: IMK

Donnerstag, 17.02.2022, 12:14 Uhr
Susanne Harmsen

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