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Die Behörden in Hessen sehen die Voraussetzungen für den größten Windpark des Landes erfüllt. Im Reinhardswald dürfen 18 Anlagen entstehen. Mit lokalem Widerstand ist zu rechnen.
Das Bundesland Hessen hat den Weg für ein Rekordobjekt der Onshore-Windenergie freigemacht. In einer Vorabinformation gab das Regierungspräsidium (RP) Kassel die Genehmigung für einen Windpark im nordhessischen Reinhardswald bekannt. Mit 18
Anlagen des Typs Vestas V150 kommt der Windpark auf eine Kapazität von 100,8
MW. Er ist damit laut RP „das bisher größte im Land Hessen beantragte Projekt“ im Windkraft-Bereich.
Initiator des Projekts, das bis Ende 2023 ans Netz gehen soll, ist die Windpark Reinhardswald Verwaltungs GmbH, die sich in kommunaler Trägerschaft befindet. 51
% daran hält die Energiegenossenschaft Reinhardswald, der Rest entfällt auf die von diversen Kommunen gehaltene EAM Natur GmbH sowie die Städtischen Werke Kassel und die Stadtwerke Eschwege. Gemeinsam hatten sie im August 2020 den Antrag für die Anlagen eingereicht. Die ersten Planungen gehen auf das Jahr 2012 zurück und umfassten damals noch 20
Turbinen.
18 Turbinen sollen Ende 2023 in Betrieb gehenDie Nachricht über die behördliche Genehmigung folgt nur wenige Tage, nachdem die Landesregierung aus CDU und Grünen am 28.
Januar den geänderten Teilregionalplan Energie Südhessen verabschiedet hatte, einen von insgesamt drei Teilregionalplänen im Land. Er komplettiert Hessens Strategie, im gesamten Bundesland Vorranggebiete für Windenergie ausweisen zu können.
Damit verbunden war allerdings offenbar der Verzicht auf den geplanten Windpark auf dem Taunuskamm vor den Toren der Landeshauptstadt Wiesbaden. Für dieses Zehn-Anlagen-Projekt der Eswe Taunuswind GmbH, die 2020 vor dem Verwaltungsgericht erfolgreich die wasser- und naturschutzrechtliche Genehmigung eingeklagt hatte, ist keine Vorrangfläche mehr vorgesehen.
Der Teilregionalplan Energie Nordhessen mit dem nun genehmigten Windpark Reinhardswald umfasst die weniger bevölkerten und dichter bewaldeten Gebiete des Bundeslandes. Im Norden und Osten Hessens sind 2,0 % der Fläche für Windenergie vorgesehen. Die 2-Prozent-Marke sieht die Ampelkoalition in Berlin für jedes Bundesland als zwingend an, um den Ausbau der Windenergie in Einklang mit den Pariser Klimazielen zu bringen. Hessen kommt dieser absehbaren Vorgabe recht nahe und reserviert nach aktuellem Stand insgesamt 1,9 % der Landesfläche für die Windkraft.
Im Märchenreich der Gebrüder Grimm formiert sich WiderstandDer Windpark im traditionsreichen Reinhardswald, der Teil des Weserberglands ist, soll nach Angaben der Betreibergesellschaft pro Jahr bis zu 310
Mio. kWh Ökostrom produzieren und damit 105.000 Durchschnittshalte bilanziell versorgen können. Die 18
Turbinen mit je 5,6
MW Nennleistung erreichen an der Rotorspitze eine Höhe von 241
Metern. Zum Vergleich: 2021 waren die neu zugebauten Onshore-Windenergieanlagen im Schnitt 206
Meter hoch. Die Investitionen im Reinhardswald liegen dem Vernehmen nach bei 140
Mio. Euro.
Ob der Zeitplan der Betreiber aufgeht, den Windpark in der Nähe von Bad Karlshafen und Trendelburg-Gottsbüren binnen zwei Jahren in Betrieb zu nehmen, bleibt abzuwarten. Das Projekt wird seit jeher von Sorgen um die Natur und den Tourismus flankiert. Der Wald hat etlichen Sagen und Legenden Stoff geliefert, auch für die Märchen der Gebrüder Grimm. Nach Medienberichten formiert sich bereits privater Widerstand, der in Klagen gegen die Genehmigung münden könnte.
Die Projektgesellschaft betonte gegenüber dem
Hessischen Rundfunk, touristisch beliebte Bereiche um den Urwald-Teil des Reinhardswald oder einen naheliegenden Tierpark zu meiden. Weil Stürme, Dürre und Schädlingsbefall in der Vergangenheit auch den ausgewählten Flächen zugesetzt hätten, sei „die Anzahl der für den Windpark zu fällenden Bäume äußerst gering“, so die Betreiber.
Freitag, 4.02.2022, 14:44 Uhr
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