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Energie & Management > BHKW Des Monats - In einer Reihe
Quelle: Shutterstock, saicle / E&M
BHKW Des Monats

In einer Reihe

Ein Aschaffenburger Baustoffhändler hat in eine BHKW-Kaskade investiert. Neun Blöcke mit je 14,8 kW thermischer und 5,5 kW elektrischer Leistung lassen sich nach Bedarf zuschalten.
Kraft-Wärme-Kopplung ist für die „Kalkwerke“ in Aschaffenburg nichts Neues. Auf mehreren seiner Liegenschaften kombiniert der Baustoffhändler die Wärme- und Stromerzeugung seit Jahren. Je nach Bedarf ist das Blockheizkraftwerk mal kleiner, mal größer dimensioniert. Ein großes BHKW wäre auch für das Verwaltungsgebäude in der Stadt in Frage gekommen. Doch dort ist vergangenes Jahr eine Anlage installiert worden, wie sie das Unternehmen bis dahin nicht hatte – eine BHKW-Kaskade.

Anstelle eines großen stehen im Keller des ehemaligen Getreidespeichers neun kleine, miteinander verbundene BHKW. „Das passt einfach besser zu den Anforderungen bei dieser Liegenschaft“, sagt Helmut Rieger über die Kaskade. Der BHKW-Fachmann der kommunalen Aschaffenburger Versorgungs-GmbH (AVG), mit deren Unterstützung die Kalkwerke BHKW-Projekte umsetzen, hat, wie er selber sagt, keine große Überzeugungsarbeit für die Lösung leisten müssen. „Aus der Betriebserfahrungen der Kalkwerke mit BHKW heraus haben wir gemeinsam beschlossen: Wir machen eine Kaskade“.
 
Haben die BHKW-Kaskade realisiert (v.l.n.r.): Roland Ebert (AVG-Geschäftsführer), Gerhard Hornung (Kalkwerke-Geschäftsführer), Dieter Gerlach (Werkleiter d. Stadtwerke), Dr. Stephan Dessauer (Eigentümer d. Kalkwerke) Helmut Rieger (AVG-Projektleiter), Patrick Sauer (Technischer Leiter AVG), Alexander Stark (Geschäftsführer SenerTec-Center GmbH) im Keller vor den Blockheizkraftwerken
Quelle: Stadtwerke Aschaffenburg

Je nachdem, wie viel Wärme benötigt wird, schalten sich einzelne Blöcke zu oder ab. „Der Übergangs- und Sommerbetrieb wird so bedarfsgerecht ausgesteuert“, erklärt Rieger. „Im Frühjahr etwa, gehen zwei oder drei Aggregate in Betrieb, die anderen bleiben aus, die Steuerung macht das automatisch.“ Vorteil: Die wärmegeführte Anlage verbraucht nicht unnötig Brennstoff. Und auch in Zeiten mit geringem Wärmebedarf liefert sie Strom – ein großes BHKW dagegen würde dann schlummern.

Die neuen BHKW der Kalkwerke heißen „Dachs Gen2“. Brennstoff ist Erdgas, laut Hersteller Senertec können bis zu 20 Prozent Wasserstoff beigemischt werden. Alle neun Blöcke laufen seit Oktober 2022. Zusammen erreichen sie 133 kW thermische und 49,5 kW elektrische Leistung. Jährlich soll die Kaskade rund 600.000 kWh Wärme und 220.000 kWh Strom produzieren. Mit der Wärme wollen die Kalkwerke spätestens ab 2025 alle ihre Gebäude auf dem Areal versorgen – ein paar müssen erst noch gedämmt werden.

Dachs-BHKW lässt sich in drei Leistungsstufen betreiben
 
Von dem erzeugten Strom verbraucht das Unternehmen aktuell etwa die Hälfte selbst. Neben dem Verwaltungsgebäude sind die Verkaufsräume und Lager bereits an die Stromversorgung angeschlossen. Im Hinterkopf hatten die Projektmacher auch die Umstellung des Fuhrparks auf E-Fahrzeuge, durch die sich der Selbstverbrauch in den nächsten Jahren „deutlich erhöhen“ werde. Die CO2-Emmissionsreduktion der Kalkwerke dank der BHKW-Anlage beziffert die Stadtwerke-Tochter AVG auf 90 Tonnen pro Jahr.

Das Dachs-Modell Gen2 lässt sich in drei Leistungsstufen betreiben: In Stufe 1 bringt es 7,5 kW thermische Leistung und 2,85 kW elektrische Leistung. In Stufe 2 betragen die Werte 10,8 und 4,1 kW, in der höchsten Stufe 14,8 und 5,5 kW. „Mit der Kaskade könne man sehr präzise auf den Bedarf reagieren“, sagt Alexander Stark, Geschäftsführer des Senertec-Center in Schweinfurt. Er vergleicht die Anlage mit einem Schaltgetriebe: „Neun Dachse mit je drei Leistungsstufen – das ist wie ein Auto mit 27 Gängen.“

In welchem Gang die Anlage der Kalkwerke fährt, steuern Temperaturfühler. Zusätzlich zu den BHKW-Blöcken haben die Techniker zwei Pufferspeicher im Keller eingebaut. Sie fassen jeweils rund 3.300 Liter Wasser. Diese Heizwasser-Pufferspeicher sorgen dafür, dass nicht jede Schwankung des Wärmebedarfs das Ein- oder Ausschalten eines Kraftwerksblocks erfordert. „Die Fühler messen die Temperatur verschiedener Wasserschichten im Pufferspeicher, auf dieser Basis der Daten errechnet die Steuerungssoftware, wie viele Blöcke in welcher Stufe laufen müssen“, erläutert Stark.

Die Kaskade lässt sich nicht nur flexibler betreiben als ein singuläres BHKW mit gleicher Leistung, sie hat auch eine längere Lebenszeit. „Die Aggregate sind für 80.000 Betriebsstunden ausgelegt“, sagt Stark. Bei manchen großen BHKW sei in vielen Fällen nach 60.000 Stunden das Ende erreicht. Als Wartungsintervall der Gen2-Modelle gibt Senertec 7.000 bis 11.000 Stunden an. Die Steuerung, so Stark, verteile die Laufzeiten gleichmäßig auf die BHKW-Blöcke, so dass die Wartung bei allen nahezu gleichzeitig fällig werde.
 
Die neuen Blockheizkraftwerke für die Kalkwerke
Quelle: Senertec

Die Technik hat freilich ihren Preis. „Neun kleine BHKW sind in der Anschaffung teurer als ein großes“, sagt Rieger. Doch durch ihre Betriebsweise hole die Kaskade in der Vergleichsrechnung schnell auf. „Normalerweise rechnen wir mit fünf bis zehn Jahren, bis sich das bemerkbar macht, mit den gegenwärtigen Strompreisen geht es wesentlich schneller.“

Mit einer schnellen Refinanzierung der Anlage durch die Stromerzeugung rechnet auch Stephan Dessauer, Eigentümer der Kalkwerke. „Bei den hohen Börsenstrompreisen lohnt sich das finanziell. Wir sparen jährlich viele Tausende Euro ein“, sagt er.
 

Die Anlage auf einen Blick

Betreiber: Kalkwerke GmbH
Service: Aschaffenburger Versorgungs-GmbH
Anlage: Neun BHKW-Module des Herstellers Senertec, Typ Dachs Gen2 mit jeweils 5,5 kW elektrischer und 14,8 kW thermischer Leistung sowie zwei Heizwasser-Pufferspeicher mit einem Volumen von jeweils circa 3.300 Liter
Besonderheit: BHKW-Kaskade, einzelne Module können je nach Bedarf zu- oder abgeschaltet werden, jedes Modul lässt sich in drei Leistungsstufen schalten
Energieträger: Erdgas (20 Prozent Wasserstoff möglich)
CO2-Einsparung: circa 90 Tonnen CO2 jährlich
Ansprechpartner: Aschaffenburger Versorgungs-GmbH, helmut.rieger@stwab.deBody; Senertec Center, Schweinfurt, info@senertec-center-schweinfurt.de
 

 

Mittwoch, 15.03.2023, 09:04 Uhr
Manfred Fischer
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Quelle: Shutterstock, saicle / E&M
BHKW Des Monats
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Ein Aschaffenburger Baustoffhändler hat in eine BHKW-Kaskade investiert. Neun Blöcke mit je 14,8 kW thermischer und 5,5 kW elektrischer Leistung lassen sich nach Bedarf zuschalten.
Kraft-Wärme-Kopplung ist für die „Kalkwerke“ in Aschaffenburg nichts Neues. Auf mehreren seiner Liegenschaften kombiniert der Baustoffhändler die Wärme- und Stromerzeugung seit Jahren. Je nach Bedarf ist das Blockheizkraftwerk mal kleiner, mal größer dimensioniert. Ein großes BHKW wäre auch für das Verwaltungsgebäude in der Stadt in Frage gekommen. Doch dort ist vergangenes Jahr eine Anlage installiert worden, wie sie das Unternehmen bis dahin nicht hatte – eine BHKW-Kaskade.

Anstelle eines großen stehen im Keller des ehemaligen Getreidespeichers neun kleine, miteinander verbundene BHKW. „Das passt einfach besser zu den Anforderungen bei dieser Liegenschaft“, sagt Helmut Rieger über die Kaskade. Der BHKW-Fachmann der kommunalen Aschaffenburger Versorgungs-GmbH (AVG), mit deren Unterstützung die Kalkwerke BHKW-Projekte umsetzen, hat, wie er selber sagt, keine große Überzeugungsarbeit für die Lösung leisten müssen. „Aus der Betriebserfahrungen der Kalkwerke mit BHKW heraus haben wir gemeinsam beschlossen: Wir machen eine Kaskade“.
 
Haben die BHKW-Kaskade realisiert (v.l.n.r.): Roland Ebert (AVG-Geschäftsführer), Gerhard Hornung (Kalkwerke-Geschäftsführer), Dieter Gerlach (Werkleiter d. Stadtwerke), Dr. Stephan Dessauer (Eigentümer d. Kalkwerke) Helmut Rieger (AVG-Projektleiter), Patrick Sauer (Technischer Leiter AVG), Alexander Stark (Geschäftsführer SenerTec-Center GmbH) im Keller vor den Blockheizkraftwerken
Quelle: Stadtwerke Aschaffenburg

Je nachdem, wie viel Wärme benötigt wird, schalten sich einzelne Blöcke zu oder ab. „Der Übergangs- und Sommerbetrieb wird so bedarfsgerecht ausgesteuert“, erklärt Rieger. „Im Frühjahr etwa, gehen zwei oder drei Aggregate in Betrieb, die anderen bleiben aus, die Steuerung macht das automatisch.“ Vorteil: Die wärmegeführte Anlage verbraucht nicht unnötig Brennstoff. Und auch in Zeiten mit geringem Wärmebedarf liefert sie Strom – ein großes BHKW dagegen würde dann schlummern.

Die neuen BHKW der Kalkwerke heißen „Dachs Gen2“. Brennstoff ist Erdgas, laut Hersteller Senertec können bis zu 20 Prozent Wasserstoff beigemischt werden. Alle neun Blöcke laufen seit Oktober 2022. Zusammen erreichen sie 133 kW thermische und 49,5 kW elektrische Leistung. Jährlich soll die Kaskade rund 600.000 kWh Wärme und 220.000 kWh Strom produzieren. Mit der Wärme wollen die Kalkwerke spätestens ab 2025 alle ihre Gebäude auf dem Areal versorgen – ein paar müssen erst noch gedämmt werden.

Dachs-BHKW lässt sich in drei Leistungsstufen betreiben
 
Von dem erzeugten Strom verbraucht das Unternehmen aktuell etwa die Hälfte selbst. Neben dem Verwaltungsgebäude sind die Verkaufsräume und Lager bereits an die Stromversorgung angeschlossen. Im Hinterkopf hatten die Projektmacher auch die Umstellung des Fuhrparks auf E-Fahrzeuge, durch die sich der Selbstverbrauch in den nächsten Jahren „deutlich erhöhen“ werde. Die CO2-Emmissionsreduktion der Kalkwerke dank der BHKW-Anlage beziffert die Stadtwerke-Tochter AVG auf 90 Tonnen pro Jahr.

Das Dachs-Modell Gen2 lässt sich in drei Leistungsstufen betreiben: In Stufe 1 bringt es 7,5 kW thermische Leistung und 2,85 kW elektrische Leistung. In Stufe 2 betragen die Werte 10,8 und 4,1 kW, in der höchsten Stufe 14,8 und 5,5 kW. „Mit der Kaskade könne man sehr präzise auf den Bedarf reagieren“, sagt Alexander Stark, Geschäftsführer des Senertec-Center in Schweinfurt. Er vergleicht die Anlage mit einem Schaltgetriebe: „Neun Dachse mit je drei Leistungsstufen – das ist wie ein Auto mit 27 Gängen.“

In welchem Gang die Anlage der Kalkwerke fährt, steuern Temperaturfühler. Zusätzlich zu den BHKW-Blöcken haben die Techniker zwei Pufferspeicher im Keller eingebaut. Sie fassen jeweils rund 3.300 Liter Wasser. Diese Heizwasser-Pufferspeicher sorgen dafür, dass nicht jede Schwankung des Wärmebedarfs das Ein- oder Ausschalten eines Kraftwerksblocks erfordert. „Die Fühler messen die Temperatur verschiedener Wasserschichten im Pufferspeicher, auf dieser Basis der Daten errechnet die Steuerungssoftware, wie viele Blöcke in welcher Stufe laufen müssen“, erläutert Stark.

Die Kaskade lässt sich nicht nur flexibler betreiben als ein singuläres BHKW mit gleicher Leistung, sie hat auch eine längere Lebenszeit. „Die Aggregate sind für 80.000 Betriebsstunden ausgelegt“, sagt Stark. Bei manchen großen BHKW sei in vielen Fällen nach 60.000 Stunden das Ende erreicht. Als Wartungsintervall der Gen2-Modelle gibt Senertec 7.000 bis 11.000 Stunden an. Die Steuerung, so Stark, verteile die Laufzeiten gleichmäßig auf die BHKW-Blöcke, so dass die Wartung bei allen nahezu gleichzeitig fällig werde.
 
Die neuen Blockheizkraftwerke für die Kalkwerke
Quelle: Senertec

Die Technik hat freilich ihren Preis. „Neun kleine BHKW sind in der Anschaffung teurer als ein großes“, sagt Rieger. Doch durch ihre Betriebsweise hole die Kaskade in der Vergleichsrechnung schnell auf. „Normalerweise rechnen wir mit fünf bis zehn Jahren, bis sich das bemerkbar macht, mit den gegenwärtigen Strompreisen geht es wesentlich schneller.“

Mit einer schnellen Refinanzierung der Anlage durch die Stromerzeugung rechnet auch Stephan Dessauer, Eigentümer der Kalkwerke. „Bei den hohen Börsenstrompreisen lohnt sich das finanziell. Wir sparen jährlich viele Tausende Euro ein“, sagt er.
 

Die Anlage auf einen Blick

Betreiber: Kalkwerke GmbH
Service: Aschaffenburger Versorgungs-GmbH
Anlage: Neun BHKW-Module des Herstellers Senertec, Typ Dachs Gen2 mit jeweils 5,5 kW elektrischer und 14,8 kW thermischer Leistung sowie zwei Heizwasser-Pufferspeicher mit einem Volumen von jeweils circa 3.300 Liter
Besonderheit: BHKW-Kaskade, einzelne Module können je nach Bedarf zu- oder abgeschaltet werden, jedes Modul lässt sich in drei Leistungsstufen schalten
Energieträger: Erdgas (20 Prozent Wasserstoff möglich)
CO2-Einsparung: circa 90 Tonnen CO2 jährlich
Ansprechpartner: Aschaffenburger Versorgungs-GmbH, helmut.rieger@stwab.deBody; Senertec Center, Schweinfurt, info@senertec-center-schweinfurt.de
 

 

Mittwoch, 15.03.2023, 09:04 Uhr
Manfred Fischer

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