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Energie & Management > Klimaschutz - Habeck erneuert in Duisburg Förderzusage für Stahl-Transformation
Quelle: Fotolia / frenta
Klimaschutz

Habeck erneuert in Duisburg Förderzusage für Stahl-Transformation

Es geht heiß her in der Stahlproduktion. Das erfährt in diesen Tagen auch Wirtschaftsminister Habeck, der bei Thyssen Krupp zu den ausbleibenden Geldern für grünen Stahl Stellung bezog.
Thyssenkrupp zählt zu jenen Unternehmen, die die Stahlproduktion in Deutschland als wichtigen Industriezweig aufrecht erhalten wollen. Der in Duisburg hergestellte Stahl steht aber auch für das alte Energiesystem, das Kohle in rauen Mengen für die Gewinnung einsetzt und dadurch dem Klima entsprechend zusetzt. Die Transformation zu grünen Gasen, also perspektivisch auch Wasserstoff, soll den Standort und auch die Umwelt schützen.

Allein, es fehlt am Geld. Die verlustreiche Stahl-Sparte hat dem Essener Gesamtkonzern Thyssenkrupp AG die Bilanz verhagelt. Auch ihre (gescheiterten) Pläne zur Abspaltung von Thyssenkrupp Steel hat Gesamt-Unternehmenschefin Martina Merz den Job gekostet, seit Anfang Juni ist ihr Nachfolger Miguel Angel Lopez Borrego im Amt. Ihm bleibt zur Rettung der Stahlsparte ebenfalls nur die Hoffnung auf öffentliche Gelder, die die Wandlung zur grünen Stahlproduktion ermöglichen sollen.

IG Metall sorgt sich um zwei Milliarden Euro Anschubfinanzierung

Es sind rund zwei Milliarden Euro, die Bund und Land Nordrhein-Westfalen dem Stahl-Sektor von Thyssenkrupp in Aussicht gestellt haben. Doch das Geld fließt nicht, offiziell fehlt die Genehmigung aus Brüssel. Ohne Förderzusage der EU-Kommission bleibt der Geldhahn zu. Das führt zu Unsicherheit und Unruhe in Duisburg. Die IG Metall hat für den 14. Juni zu einer Demonstration vor dem Verwaltungssitz von Thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg aufgerufen und dazu auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eingeladen. Die Forderung auf dem Flyer, mit dem die Gewerkschaft mobilisiert, lautet unzweideutig: „Liefern Sie, Herr Habeck“.

Robert Habeck kam schneller als erwartet. Er nutzte jetzt einen Abstecher ins Ruhrgebiet, um an der Seite seiner NRW-Amtskollegin Mona Neubaur (Grüne) Zweifel an der Solidarität der Bundesregierung auszuräumen. Die IG Metall argwöhnt schließlich, dass Robert Habeck Abstriche an der Förderung plane, wodurch das Duisburger Zukunftsprojekt insgesamt und damit Tausende Jobs gefährdet seien. Am 5. Juni ließ der Wirtschaftsminister sich nach Treffen mit Geschäftsführung, Beschäftigten und Gewerkschaften von Thyssenkrupp wie folgt zitieren: „Wir stehen zu unseren Förderzusagen und werden im Austausch mit der Europäischen Kommission alles daransetzen, dass diese Hilfen möglich werden.“

NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur fügte hinzu: „Die klimaneutrale Transformation Thyssenkrupps ist die Grundlage für eine zukunftsfähige Beschäftigung zehntausender Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.“ Dabei schloss sie auch die zuliefernden Betriebe mit ein.

Dreckiger Industriezweig vor umfassendem Wandel

An der Klimaunverträglichkeit der Stahlproduktion besteht im Übrigen kein Zweifel. Gerade haben World Wildlife Fund For Nature (WWF) Deutschland und das Öko-Institut eine Erhebung unter dem Namen „Dirty Thirty“ (Die dreckigen Dreißig) zu den klimaschädlichsten Industrieanlagen veröffentlicht, Raffinerien sind in der Betrachtung nicht eingeschlossen. An der unrühmlichen Spitze steht mit dem integrierten Hüttenwerk ein Duisburger Produktionsstandort von Thyssenkrupp Steel, mit 7,9 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr.

Zwei weitere Stahlwerke (Salzgitter/Niedersachsen, Dillingen/Saarland) folgen. Unter den ersten Zehn finden sich mit der Hamborner Dampfkesselanlage (2,5 Millionen Tonnen) und dem Hamborner Kraftwerksblock 5 (2,1 Mio.) zwei weitere Fabriken von Thyssenkrupp Steel. Die „dreckigen Dreißig“, resümiert die Analyse, stünden für acht Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen.

Umso wichtiger ist die anstehende Transformation der Stahlerzeugung. Der Ersatz der mit Kohle betriebenen Hochöfen soll durch Direktreduktionsanlagen erfolgen. Dabei soll beim Verarbeiten von Eisenerz zunächst Erdgas und perspektivisch Wasserstoff zum Einsatz kommen. Thyssenkrupp Steel kann die nötigen Milliarden für moderne Anlagen aber selbst nicht aufbringen, deshalb der bange Blick nach Berlin und Brüssel.

Die Studie "Dirty Thirty. Emissionen des Industriesektors in Deutschland" von WWF und Öko-Institut steht im Internet bereit.

Dienstag, 6.06.2023, 15:33 Uhr
Volker Stephan
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Klimaschutz
Habeck erneuert in Duisburg Förderzusage für Stahl-Transformation
Es geht heiß her in der Stahlproduktion. Das erfährt in diesen Tagen auch Wirtschaftsminister Habeck, der bei Thyssen Krupp zu den ausbleibenden Geldern für grünen Stahl Stellung bezog.
Thyssenkrupp zählt zu jenen Unternehmen, die die Stahlproduktion in Deutschland als wichtigen Industriezweig aufrecht erhalten wollen. Der in Duisburg hergestellte Stahl steht aber auch für das alte Energiesystem, das Kohle in rauen Mengen für die Gewinnung einsetzt und dadurch dem Klima entsprechend zusetzt. Die Transformation zu grünen Gasen, also perspektivisch auch Wasserstoff, soll den Standort und auch die Umwelt schützen.

Allein, es fehlt am Geld. Die verlustreiche Stahl-Sparte hat dem Essener Gesamtkonzern Thyssenkrupp AG die Bilanz verhagelt. Auch ihre (gescheiterten) Pläne zur Abspaltung von Thyssenkrupp Steel hat Gesamt-Unternehmenschefin Martina Merz den Job gekostet, seit Anfang Juni ist ihr Nachfolger Miguel Angel Lopez Borrego im Amt. Ihm bleibt zur Rettung der Stahlsparte ebenfalls nur die Hoffnung auf öffentliche Gelder, die die Wandlung zur grünen Stahlproduktion ermöglichen sollen.

IG Metall sorgt sich um zwei Milliarden Euro Anschubfinanzierung

Es sind rund zwei Milliarden Euro, die Bund und Land Nordrhein-Westfalen dem Stahl-Sektor von Thyssenkrupp in Aussicht gestellt haben. Doch das Geld fließt nicht, offiziell fehlt die Genehmigung aus Brüssel. Ohne Förderzusage der EU-Kommission bleibt der Geldhahn zu. Das führt zu Unsicherheit und Unruhe in Duisburg. Die IG Metall hat für den 14. Juni zu einer Demonstration vor dem Verwaltungssitz von Thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg aufgerufen und dazu auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eingeladen. Die Forderung auf dem Flyer, mit dem die Gewerkschaft mobilisiert, lautet unzweideutig: „Liefern Sie, Herr Habeck“.

Robert Habeck kam schneller als erwartet. Er nutzte jetzt einen Abstecher ins Ruhrgebiet, um an der Seite seiner NRW-Amtskollegin Mona Neubaur (Grüne) Zweifel an der Solidarität der Bundesregierung auszuräumen. Die IG Metall argwöhnt schließlich, dass Robert Habeck Abstriche an der Förderung plane, wodurch das Duisburger Zukunftsprojekt insgesamt und damit Tausende Jobs gefährdet seien. Am 5. Juni ließ der Wirtschaftsminister sich nach Treffen mit Geschäftsführung, Beschäftigten und Gewerkschaften von Thyssenkrupp wie folgt zitieren: „Wir stehen zu unseren Förderzusagen und werden im Austausch mit der Europäischen Kommission alles daransetzen, dass diese Hilfen möglich werden.“

NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur fügte hinzu: „Die klimaneutrale Transformation Thyssenkrupps ist die Grundlage für eine zukunftsfähige Beschäftigung zehntausender Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.“ Dabei schloss sie auch die zuliefernden Betriebe mit ein.

Dreckiger Industriezweig vor umfassendem Wandel

An der Klimaunverträglichkeit der Stahlproduktion besteht im Übrigen kein Zweifel. Gerade haben World Wildlife Fund For Nature (WWF) Deutschland und das Öko-Institut eine Erhebung unter dem Namen „Dirty Thirty“ (Die dreckigen Dreißig) zu den klimaschädlichsten Industrieanlagen veröffentlicht, Raffinerien sind in der Betrachtung nicht eingeschlossen. An der unrühmlichen Spitze steht mit dem integrierten Hüttenwerk ein Duisburger Produktionsstandort von Thyssenkrupp Steel, mit 7,9 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr.

Zwei weitere Stahlwerke (Salzgitter/Niedersachsen, Dillingen/Saarland) folgen. Unter den ersten Zehn finden sich mit der Hamborner Dampfkesselanlage (2,5 Millionen Tonnen) und dem Hamborner Kraftwerksblock 5 (2,1 Mio.) zwei weitere Fabriken von Thyssenkrupp Steel. Die „dreckigen Dreißig“, resümiert die Analyse, stünden für acht Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen.

Umso wichtiger ist die anstehende Transformation der Stahlerzeugung. Der Ersatz der mit Kohle betriebenen Hochöfen soll durch Direktreduktionsanlagen erfolgen. Dabei soll beim Verarbeiten von Eisenerz zunächst Erdgas und perspektivisch Wasserstoff zum Einsatz kommen. Thyssenkrupp Steel kann die nötigen Milliarden für moderne Anlagen aber selbst nicht aufbringen, deshalb der bange Blick nach Berlin und Brüssel.

Die Studie "Dirty Thirty. Emissionen des Industriesektors in Deutschland" von WWF und Öko-Institut steht im Internet bereit.

Dienstag, 6.06.2023, 15:33 Uhr
Volker Stephan

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