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Energie & Management > Bilanz - Gutes Quartal für Wintershall Dea - Kritik am Russland-Geschäft
Quelle: Pixabay / Kevin Schneider
Bilanz

Gutes Quartal für Wintershall Dea - Kritik am Russland-Geschäft

Begleitet von heftiger Kritik am Russland-Geschäft, hat Wintershall Dea seine aktuellen Zahlen vorgelegt. Der Erdöl- und Erdgaskonzern blickt auf ein „robustes“ drittes Quartal zurück.
Wintershall Dea steht gut da. Für das dritte Quartal 2022 hat der auf Erdöl und Erdgas spezialisierte Energiekonzern in fast allen Bereichen Erfolgsmeldungen parat, sowohl im Vergleich zum Quartal zuvor als
 
auch bezogen auf den Vergleichszeitraum 2021. Die Ergebnisse vor und nach Steuern und Abgaben haben sich gegenüber dem dritten Quartal des Vorjahres stark verbessert.

Für die Monate Juli bis September des laufenden Jahres meldet das Unternehmen fast 2,6 Milliarden Euro Gewinn (Ebitdax), was einen Anstieg um mehr als das Anderthalbfache des Vorjahres darstellt (genaue Zahlen siehe Tabelle unten). Der Nettoüberschuss beläuft sich nach Unternehmensangaben auf 851 Millionen Euro.

Die Menge des pro Tag geförderten Öls und Gases stieg im dritten Quartal gegenüber 2021 leicht auf 614.000 Barrel. Das ist etwas weniger als im Vorquartal (623.000 Barrel).

Drei Monate zuvor waren die Investitionen noch etwas rückläufig, nun haben sie auf Jahresbasis wieder etwas angezogen. Das Quartal bezeichnet Wintershall Dea in einer Mitteilung als „robust“.

Nord Stream 1 abgeschrieben - Steuerzahlungen an Russland am Pranger

Insgesamt wird 2022 aber voraussichtlich mehr Gewinn übrig bleiben, da Wintershall Dea sein Invest auf unter 1 Milliarde Euro drücken will. Das hat auch mit der Strategie zu tun, zwar nicht aus dem einträglichen Russland-Geschäft auszusteigen, gleichwohl dort aber kein neues Geld mehr ausgeben zu wollen. Auch sei das Nettoergebnis des dritten Quartals „um nicht zahlungswirksame Wertminderungen auf die Beteiligung an der Nord Stream AG“ bereinigt.

In seiner Meldung spricht das in Celle ansässige Unternehmen - mehrheitlich in der Hand der BASF, mit einem Minderheitsanteil des russischen Oligarchen Michail Fridman über seine Holding Letter One - vorrangig über anstehende Projekte in Norwegen, Algerien oder Mexiko. Bereits im Juli hatte Unternehmenschef Mario Mehren aufgrund des russischen Krieges gegen die Ukraine angekündigt, auf neue Aktivitäten in Russland zu verzichten und bestehende Anlagen nicht weiter zu ertüchtigen.

Mehren spricht nun laut Mitteilung davon, dass Russlands Krieg und seine Folgen "den Wirtschaftsbeziehungen die Basis entziehen". Über Jahrzehnte habe Wintershall Dea in Russland Investitionen getätigt und Vermögenswerte aufgebaut. "Wir prüfen nun, ob das internationale Geschäft der Wintershall Dea rechtlich von unserem Russlandgeschäft getrennt werden kann."

Das aber reicht Umweltinitiativen wie „urgewald“ und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) nicht aus. Die Präsentation der Ergebnisse nutzten die Organisationen zu einer Protestkundgebung vor der Berliner Niederlassung des Konzerns. Sie forderten den sofortigen Stopp der fossilen Geschäfte in Russland. Den Vorwurf, Wintershall Dea mache an der Seite des russischen Staatskonzerns Gazprom „blutige Profite“, belegten die Protestierenden mit Zahlen.
 
Blutige Hände, Geldkoffer, Schaumwein: die Protestaktion von Urgewald, DUH und Razom We Stand gegen das Russland-Engagement Wintershall Deas
Quelle: Urgewald

1,272 Milliarden Euro des bereinigten Nettoergebnisses von Wintershall Dea für die ersten neun Monate 2022 entfielen demnach auf die Geschäftstätigkeit in Russland. Das sei eine Verfünffachung gegen dem Vergleichszeitraum 2021. Zugleich mache der Konzern 60 Prozent seiner Gewinne in Russland. Die Steuerzahlungen an den russischen Staat beziffern Urgewald und DUH mit 320 Millionen Euro.

Seitdem über die größtenteils zerstörte Pipeline Nord Stream 1 kein Gas mehr nach Europa komme, seien Wintershall Deas „Ausreden, dass ihre Öl- und Gasproduktion in Russland der Versorgung Europas diene, endgültig hinfällig geworden“, so DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.

Ein Sprecher von Wintershall Dea verwies auf Anfrage unserer Redaktion darauf, dass die von den Umweltverbänden genannten Zahlen die Abschreibungen nicht enthielten. Die teilweise Wertminderung der Beteiligung an der Nord Stream AG liege bei 175 Millionen Euro, der Nettogewinn der ersten neun Monate belaufe sich auf 475 Millionen Euro. Abschreibungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro seien durch das Russland-Geschäft allein im ersten Halbjahr 2022 nötig gewesen, dies habe den Verlust auf 335 Millionen Euro getrieben.
 
Kennzahlen der Wintershall Dea
 3. Quartal 2022Veränderung3. Quartal 2021
Ebitdax in Mio. Euro2.571+ 162 %983
Bereinigter Gewinn in Mio. Euro851+ 264 %234
Tagesproduktion in Barrel614.000+ 4 %588.000
Investitionen in Mio. Euro220+ 5 %210

Quelle: Wintershall Dea

Dienstag, 25.10.2022, 14:11 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Bilanz - Gutes Quartal für Wintershall Dea - Kritik am Russland-Geschäft
Quelle: Pixabay / Kevin Schneider
Bilanz
Gutes Quartal für Wintershall Dea - Kritik am Russland-Geschäft
Begleitet von heftiger Kritik am Russland-Geschäft, hat Wintershall Dea seine aktuellen Zahlen vorgelegt. Der Erdöl- und Erdgaskonzern blickt auf ein „robustes“ drittes Quartal zurück.
Wintershall Dea steht gut da. Für das dritte Quartal 2022 hat der auf Erdöl und Erdgas spezialisierte Energiekonzern in fast allen Bereichen Erfolgsmeldungen parat, sowohl im Vergleich zum Quartal zuvor als
 
auch bezogen auf den Vergleichszeitraum 2021. Die Ergebnisse vor und nach Steuern und Abgaben haben sich gegenüber dem dritten Quartal des Vorjahres stark verbessert.

Für die Monate Juli bis September des laufenden Jahres meldet das Unternehmen fast 2,6 Milliarden Euro Gewinn (Ebitdax), was einen Anstieg um mehr als das Anderthalbfache des Vorjahres darstellt (genaue Zahlen siehe Tabelle unten). Der Nettoüberschuss beläuft sich nach Unternehmensangaben auf 851 Millionen Euro.

Die Menge des pro Tag geförderten Öls und Gases stieg im dritten Quartal gegenüber 2021 leicht auf 614.000 Barrel. Das ist etwas weniger als im Vorquartal (623.000 Barrel).

Drei Monate zuvor waren die Investitionen noch etwas rückläufig, nun haben sie auf Jahresbasis wieder etwas angezogen. Das Quartal bezeichnet Wintershall Dea in einer Mitteilung als „robust“.

Nord Stream 1 abgeschrieben - Steuerzahlungen an Russland am Pranger

Insgesamt wird 2022 aber voraussichtlich mehr Gewinn übrig bleiben, da Wintershall Dea sein Invest auf unter 1 Milliarde Euro drücken will. Das hat auch mit der Strategie zu tun, zwar nicht aus dem einträglichen Russland-Geschäft auszusteigen, gleichwohl dort aber kein neues Geld mehr ausgeben zu wollen. Auch sei das Nettoergebnis des dritten Quartals „um nicht zahlungswirksame Wertminderungen auf die Beteiligung an der Nord Stream AG“ bereinigt.

In seiner Meldung spricht das in Celle ansässige Unternehmen - mehrheitlich in der Hand der BASF, mit einem Minderheitsanteil des russischen Oligarchen Michail Fridman über seine Holding Letter One - vorrangig über anstehende Projekte in Norwegen, Algerien oder Mexiko. Bereits im Juli hatte Unternehmenschef Mario Mehren aufgrund des russischen Krieges gegen die Ukraine angekündigt, auf neue Aktivitäten in Russland zu verzichten und bestehende Anlagen nicht weiter zu ertüchtigen.

Mehren spricht nun laut Mitteilung davon, dass Russlands Krieg und seine Folgen "den Wirtschaftsbeziehungen die Basis entziehen". Über Jahrzehnte habe Wintershall Dea in Russland Investitionen getätigt und Vermögenswerte aufgebaut. "Wir prüfen nun, ob das internationale Geschäft der Wintershall Dea rechtlich von unserem Russlandgeschäft getrennt werden kann."

Das aber reicht Umweltinitiativen wie „urgewald“ und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) nicht aus. Die Präsentation der Ergebnisse nutzten die Organisationen zu einer Protestkundgebung vor der Berliner Niederlassung des Konzerns. Sie forderten den sofortigen Stopp der fossilen Geschäfte in Russland. Den Vorwurf, Wintershall Dea mache an der Seite des russischen Staatskonzerns Gazprom „blutige Profite“, belegten die Protestierenden mit Zahlen.
 
Blutige Hände, Geldkoffer, Schaumwein: die Protestaktion von Urgewald, DUH und Razom We Stand gegen das Russland-Engagement Wintershall Deas
Quelle: Urgewald

1,272 Milliarden Euro des bereinigten Nettoergebnisses von Wintershall Dea für die ersten neun Monate 2022 entfielen demnach auf die Geschäftstätigkeit in Russland. Das sei eine Verfünffachung gegen dem Vergleichszeitraum 2021. Zugleich mache der Konzern 60 Prozent seiner Gewinne in Russland. Die Steuerzahlungen an den russischen Staat beziffern Urgewald und DUH mit 320 Millionen Euro.

Seitdem über die größtenteils zerstörte Pipeline Nord Stream 1 kein Gas mehr nach Europa komme, seien Wintershall Deas „Ausreden, dass ihre Öl- und Gasproduktion in Russland der Versorgung Europas diene, endgültig hinfällig geworden“, so DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.

Ein Sprecher von Wintershall Dea verwies auf Anfrage unserer Redaktion darauf, dass die von den Umweltverbänden genannten Zahlen die Abschreibungen nicht enthielten. Die teilweise Wertminderung der Beteiligung an der Nord Stream AG liege bei 175 Millionen Euro, der Nettogewinn der ersten neun Monate belaufe sich auf 475 Millionen Euro. Abschreibungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro seien durch das Russland-Geschäft allein im ersten Halbjahr 2022 nötig gewesen, dies habe den Verlust auf 335 Millionen Euro getrieben.
 
Kennzahlen der Wintershall Dea
 3. Quartal 2022Veränderung3. Quartal 2021
Ebitdax in Mio. Euro2.571+ 162 %983
Bereinigter Gewinn in Mio. Euro851+ 264 %234
Tagesproduktion in Barrel614.000+ 4 %588.000
Investitionen in Mio. Euro220+ 5 %210

Quelle: Wintershall Dea

Dienstag, 25.10.2022, 14:11 Uhr
Volker Stephan

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