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Energie & Management > Klimaschutz - Gutachten zur Dekarbonisierung an EU-Parlament übergeben
Quelle: Fotolia / bluedesign
Klimaschutz

Gutachten zur Dekarbonisierung an EU-Parlament übergeben

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat gemeinsam mit dem Brüsseler Institut Bruegel ein Gutachten zur „Dekarbonisierung der Energie in Europa“ vorgelegt.
In dem Gutachten zur „Dekarbonisierung der Energie“ werden verschiedene Optionen beleuchtet, wie das europäische Energiesystem im Jahr 2050 aussehen könnte. Die Studie wurde für den Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie des EU-Parlaments erarbeitet und dort im März 2022 vorgestellt. Die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt des deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bestimmt darin einen robusten Mix von Energieträgern für eine kohlenstoffneutrale EU im Jahr 2050.

Das europäische Energiesystem müsse für Klimaneutralität grundlegend umgebaut werden, heißt es in der Studie. Der Wandel muss sowohl die Bereitstellung wie den Transport und Verbrauch von Energie betreffen. Bei allen Unsicherheiten herrsche Einigkeit, dass der großflächige Ausbau von kohlenstoffarmer Elektrizität, der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und die flächendeckende direkte Elektrifizierung nötig sind. Umstrittenere Bereiche sind der Einsatz von Wasserstoff und synthetischem Methan, schreiben die Autorinnen und Autoren.

Klimaneutrale Alternativen entwickeln

Die Erzeugung und Nutzung von Energie macht laut der Europäischen Energieagentur mehr als 75 % der Treibhausgasemissionen der EU aus. Dafür werden heute noch zu fast drei Viertel fossile Brennstoffe eingesetzt. Der European Green Deal könne daher nur erfolgreich sein, wenn die ungebremste Verbrennung von Öl, Erdgas und Kohle ausläuft, folgert die Studie. Zudem müssten für energiebasierte Dienstleistungen wie Verkehr, Heizung, Kühlung, Beleuchtung alternative, klimaneutrale Lösungen bereitgestellt werden.

Die Studie gebe dem europäischen Gesetzgeber wissenschaftlich fundierte Empfehlungen zur Anpassung der Regulierungsrahmen für den Gas-, Kohle- und Wasserstoffsektor in Richtung Klimaneutralität an die Hand. Die Empfehlungen basierten auf einer umfassenden Analyse möglicher Entwicklungspfade für diese drei Brennstoffe. Basierend auf transparenten Annahmen werden drei Szenarien entwickelt mit unterschiedlichem hohem Beitrag von erneuerbar produziertem Wasserstoff, Methan und Strom zum EU-Endenergieverbrauch.

"Zuviel erneuerbare Energie nahezu unmöglich"

Der kostengünstigste Weg zur Dekarbonisierung sei noch nicht zu ermitteln, weil viele treibende Faktoren zu ungewiss seien. Allerdings sind sich die Autoren sicher, dass wegen der Effizienz die direkte Elektrifizierung im Verkehr und beim Heizen die bevorzugte Lösung ist sowie die Produktion von Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen aus erneuerbarem Strom.

Dafür sei in jedem Fall ein massiver Zubau erneuerbarer Stromerzeugung erforderlich. „Die Installation von zu viel erneuerbarer Erzeugungskapazität wird nahezu unmöglich sein“, heißt es wörtlich. Es sollten generell keine Investitionen in die Produktion fossiler Brennstoffe mehr getätigt werden, da die meisten davon innerhalb der nächsten Jahrzehnte schnell stillgelegt werden müssen.
 
Entwicklung des Energiemixes in der EU zur
Reduktion der Treibhausgasemissionen um 55 % bis 2030
und 100 % bis 2050 gegenüber 1990
Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken.
Quelle: DIW

Aktuelle Klimaschutzpläne verschärfen

Die derzeit gültigen nationalen Energie- und Klimapläne reichen nicht aus, um einen kosteneffizienten Weg zur EU-weiten Klimaneutralität bis 2050 zu beschreiten, kritisiert die Studie. Folglich sei ein starker Verpflichtungsrahmen erforderlich. „Da der Großteil der Investitionen in die Dekarbonisierung von den Endverbrauchern kommen muss, brauchen sie schnell deutliche Signale zur Fahrtrichtung“, raten die Autoren. 2021-2030 sollte das Jahrzehnt der Infrastrukturinvestitionen werden.

Für Sektoren in Industrie, Schwertransport und Luftfahrt sowie Zeiten mit wenig erneuerbarer Stromproduktion müssten Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe produziert werden, gesteht die Studie ein. „Derzeit hat die EU keine geeignete
Wissensinfrastruktur, um den verfügbaren Energiesektor abzubilden und öffentlich zugänglich zu machen.

CO2-Zertifikate in allen Sektoren einführen

Die Studie schlägt vor, am Beispiel der US Energy Information Administration einen zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen bei der Internationalen Energieagentur einzurichten. Dieser solle die Einhaltung der Nationalen Energie- und Klimapläne (NECPs) der Mitgliedstaaten überprüfen.

Die Studie unterstützt die Einführung eines CO2-Preises auch in den bisher nicht erfassten Sektoren wie Wärme und Verkehr für die ganze EU. Die Klimabilanz von Energieimporten sollte nach strengen Kriterien zertifiziert werden, die Lieferanten ermutigen, kohlenstoffarme Wertschöpfungsketten zu gewährleisten. Die Energienetzinfrastruktur der EU müsse für den grundlegenden Wandel ausgebaut werden.

Die DIW-Studie zur Dekarbonisierung in Europa steht als PDF in englischer Sprache zum Download bereit.

Dienstag, 29.03.2022, 15:48 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Klimaschutz - Gutachten zur Dekarbonisierung an EU-Parlament übergeben
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Klimaschutz
Gutachten zur Dekarbonisierung an EU-Parlament übergeben
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat gemeinsam mit dem Brüsseler Institut Bruegel ein Gutachten zur „Dekarbonisierung der Energie in Europa“ vorgelegt.
In dem Gutachten zur „Dekarbonisierung der Energie“ werden verschiedene Optionen beleuchtet, wie das europäische Energiesystem im Jahr 2050 aussehen könnte. Die Studie wurde für den Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie des EU-Parlaments erarbeitet und dort im März 2022 vorgestellt. Die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt des deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bestimmt darin einen robusten Mix von Energieträgern für eine kohlenstoffneutrale EU im Jahr 2050.

Das europäische Energiesystem müsse für Klimaneutralität grundlegend umgebaut werden, heißt es in der Studie. Der Wandel muss sowohl die Bereitstellung wie den Transport und Verbrauch von Energie betreffen. Bei allen Unsicherheiten herrsche Einigkeit, dass der großflächige Ausbau von kohlenstoffarmer Elektrizität, der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und die flächendeckende direkte Elektrifizierung nötig sind. Umstrittenere Bereiche sind der Einsatz von Wasserstoff und synthetischem Methan, schreiben die Autorinnen und Autoren.

Klimaneutrale Alternativen entwickeln

Die Erzeugung und Nutzung von Energie macht laut der Europäischen Energieagentur mehr als 75 % der Treibhausgasemissionen der EU aus. Dafür werden heute noch zu fast drei Viertel fossile Brennstoffe eingesetzt. Der European Green Deal könne daher nur erfolgreich sein, wenn die ungebremste Verbrennung von Öl, Erdgas und Kohle ausläuft, folgert die Studie. Zudem müssten für energiebasierte Dienstleistungen wie Verkehr, Heizung, Kühlung, Beleuchtung alternative, klimaneutrale Lösungen bereitgestellt werden.

Die Studie gebe dem europäischen Gesetzgeber wissenschaftlich fundierte Empfehlungen zur Anpassung der Regulierungsrahmen für den Gas-, Kohle- und Wasserstoffsektor in Richtung Klimaneutralität an die Hand. Die Empfehlungen basierten auf einer umfassenden Analyse möglicher Entwicklungspfade für diese drei Brennstoffe. Basierend auf transparenten Annahmen werden drei Szenarien entwickelt mit unterschiedlichem hohem Beitrag von erneuerbar produziertem Wasserstoff, Methan und Strom zum EU-Endenergieverbrauch.

"Zuviel erneuerbare Energie nahezu unmöglich"

Der kostengünstigste Weg zur Dekarbonisierung sei noch nicht zu ermitteln, weil viele treibende Faktoren zu ungewiss seien. Allerdings sind sich die Autoren sicher, dass wegen der Effizienz die direkte Elektrifizierung im Verkehr und beim Heizen die bevorzugte Lösung ist sowie die Produktion von Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen aus erneuerbarem Strom.

Dafür sei in jedem Fall ein massiver Zubau erneuerbarer Stromerzeugung erforderlich. „Die Installation von zu viel erneuerbarer Erzeugungskapazität wird nahezu unmöglich sein“, heißt es wörtlich. Es sollten generell keine Investitionen in die Produktion fossiler Brennstoffe mehr getätigt werden, da die meisten davon innerhalb der nächsten Jahrzehnte schnell stillgelegt werden müssen.
 
Entwicklung des Energiemixes in der EU zur
Reduktion der Treibhausgasemissionen um 55 % bis 2030
und 100 % bis 2050 gegenüber 1990
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Quelle: DIW

Aktuelle Klimaschutzpläne verschärfen

Die derzeit gültigen nationalen Energie- und Klimapläne reichen nicht aus, um einen kosteneffizienten Weg zur EU-weiten Klimaneutralität bis 2050 zu beschreiten, kritisiert die Studie. Folglich sei ein starker Verpflichtungsrahmen erforderlich. „Da der Großteil der Investitionen in die Dekarbonisierung von den Endverbrauchern kommen muss, brauchen sie schnell deutliche Signale zur Fahrtrichtung“, raten die Autoren. 2021-2030 sollte das Jahrzehnt der Infrastrukturinvestitionen werden.

Für Sektoren in Industrie, Schwertransport und Luftfahrt sowie Zeiten mit wenig erneuerbarer Stromproduktion müssten Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe produziert werden, gesteht die Studie ein. „Derzeit hat die EU keine geeignete
Wissensinfrastruktur, um den verfügbaren Energiesektor abzubilden und öffentlich zugänglich zu machen.

CO2-Zertifikate in allen Sektoren einführen

Die Studie schlägt vor, am Beispiel der US Energy Information Administration einen zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen bei der Internationalen Energieagentur einzurichten. Dieser solle die Einhaltung der Nationalen Energie- und Klimapläne (NECPs) der Mitgliedstaaten überprüfen.

Die Studie unterstützt die Einführung eines CO2-Preises auch in den bisher nicht erfassten Sektoren wie Wärme und Verkehr für die ganze EU. Die Klimabilanz von Energieimporten sollte nach strengen Kriterien zertifiziert werden, die Lieferanten ermutigen, kohlenstoffarme Wertschöpfungsketten zu gewährleisten. Die Energienetzinfrastruktur der EU müsse für den grundlegenden Wandel ausgebaut werden.

Die DIW-Studie zur Dekarbonisierung in Europa steht als PDF in englischer Sprache zum Download bereit.

Dienstag, 29.03.2022, 15:48 Uhr
Susanne Harmsen

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