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Energie & Management > Geothermie - Geothermie-Branche spürt Aufwind
Quelle: GeoTherm / Hubert Braxmaier
Geothermie

Geothermie-Branche spürt Aufwind

Die Geothermie-Branche zeigt sich zuversichtlich, dass sich das gestiegene Interesse an der Erdwärme verstetigen wird – nicht nur aufgrund dringend benötigter Alternativen zu Gas.
„Der Wind hat sich komplett gedreht“, sagte Andre Deinhardt, Geschäftsführer des Bundesverbands Geothermie (BVG), am 10. Mai vor der Presse im Vorfeld der Fachmesse „GeoTherm“. Das Interesse an geothermischer Wärme wächst und „die Geothermie soll stärker genutzt werden“, so Deinhardt. Immerhin sei die Tiefenwärme – auch in Kombination mit Wärmepumpen – die effizienteste Wärmetechnologie. Zudem sei sie fast überall verfügbar, ob nun als oberflächennahe oder als tiefe Geothermie oder in Form von Grubenwasser.

Der Geschäftsführer des BVG betonte allerdings auch, dass dringend regulatorische und rechtliche Hürden abgebaut werden müssten, um einen Hochlauf nicht zu gefährden. Dazu zählt für ihn, dass die Genehmigungsverfahren schneller werden müssen. Bis zu sieben Jahren, um ein geothermisches Kraftwerk zu errichten, sei schlicht zu lang. 

Die Erdwärme weist laut dem Bundesverband das größte bisher ungenutzte Ausbaupotenzial erneuerbarer Wärme auf. Es fehlt aber an einer nationalen Strategie. Eine solche hatte der Verband bereits zuvor gefordert. Die Geothermie, bestehend aus oberflächennaher Geothermie mit Einsatz erdgekoppelter Wärmepumpen sowie tiefer Geothermie, könnte unter Einsatz etablierter Technologien künftig bis zu 42 % der Ökowärme für den Bereich Raumwärme und Warmwasser abdecken, so das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten Metastudie des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik (Liag).

Fachkräftemangel eines der drängendsten Probleme

Vor allem Wärmepumpen werden hier eine ebenso wichtige Rolle einnehmen, da sie die Erdwärme auf benötigte Temperaturniveaus heben, etwa bei Anlagen der oberflächennahen Geothermie oder bei Grubenwasser. Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP), sagte bei dem Gespräch, dass es seitens der Politik wichtig sei, die Aufbruchstimmung am Markt mit Planungssicherheit zu flankieren. Eine der größten Herausforderungen sieht Sabel im Fachkräftemangel. Die Politik solle einen dringlichen Appell an Fachhandwerksbetriebe der relevanten Gewerke - besonders Sanitär, Heizung Klima (SHK) - richten, bestehende Weiterbildungen und Qualifizierungen zu nutzen, um „fit für die Wärmepumpe“ zu werden.

Bundesweit ist die Zahl der Geothermie-Projekte in den vergangenen Jahren gestiegen. Auch „große Unternehmen und Versorger steigen wieder vermehrt ein in die Geothermie“, berichtete Horst Kreuter, Geschäftsführer der Vulcan Energie Ressourcen. Die Situation habe sich etwa im Oberrheingraben grundsätzlich verändert und das sei nun zu spüren. Es würden nachhaltige und zugleich sichere Wärmequellen gesucht. Als Beispiel nannte er einen Vertrag mit dem Energieversorger MVV Energie. Im Rahmen der Vereinbarung, die 2025 operativ werden soll und eine Laufzeit von 20 Jahren hat, soll Vulcan pro Jahr zwischen 240 und 350 Mio. kWh erneuerbare Wärme an die MVV liefern. 25.000 bis 35.000 Mannheimer Haushalte ließen sich damit versorgen (wir berichteten).

Außerdem sei auch durch Lithiumvorkommen im Thermalwasser das Interesse an geothermischen Anlagen gestiegen. Vulcan Energie Ressourcen beabsichtigt, von 2024 an CO2-freies Lithium zur Herstellung von rund einer Million E-Autos bereitzustellen und den Oberrhein damit zu einem wichtigen Standort für die europäische Batterieindustrie zu etablieren. Konzerne wie VW haben Interesse bekundet.

Messe Geotherm Anfang Juni in Offenburg

Die Befürchtungen und Ängste der Bevölkerung sind aber immer noch groß - auch das kam bei dem Pressegespräch zu Wort. Um hier eine Plattform bieten zu können, hat das Landesforschungszentrum Geothermie in Baden-Württemberg (LFZG) Fragen gesammelt und diese fachkundig beantwortet und nun kürzlich auf seiner Website unter „Häufige Fragen FAQ“ veröffentlicht. Dieser Frage-Antwort-Katalog soll auf der Fachmesse Geotherm erstmals auch als Broschüre zur Verfügung stehen. Außerdem erarbeitet das Zentrum derzeit eine Roadmap für die Geothermie in Baden-Württemberg.

Im Allgemeinen sei diese „Zuversicht in der Branche“ auch im Vorfeld der Geotherm spürbar, so Anja Kurz, Projektleiterin der Fachmesse. Die Geotherm findet in diesem Jahr wieder als Präsenzmesse statt, und zwar in Offenburg (Baden-Württemberg) am 2. und 3. Juni. Die Messe hat zwei thematische Schwerpunkte: die oberflächennahe Geothermie und die tiefe Geothermie.

Parallel zur Ausstellung wird ein Kongress ausgerichtet. In diesem Jahr findet zudem das Forum „Career connect“ statt. Geführte Rundgänge durch die Messe und Gespräche mit Unternehmen sollen Einsteigern und Einsteigerinnen einen Einblick geben. Alle Informationen zur Messe auf www.geotherm-offenburg.de.

Dienstag, 10.05.2022, 13:37 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Geothermie - Geothermie-Branche spürt Aufwind
Quelle: GeoTherm / Hubert Braxmaier
Geothermie
Geothermie-Branche spürt Aufwind
Die Geothermie-Branche zeigt sich zuversichtlich, dass sich das gestiegene Interesse an der Erdwärme verstetigen wird – nicht nur aufgrund dringend benötigter Alternativen zu Gas.
„Der Wind hat sich komplett gedreht“, sagte Andre Deinhardt, Geschäftsführer des Bundesverbands Geothermie (BVG), am 10. Mai vor der Presse im Vorfeld der Fachmesse „GeoTherm“. Das Interesse an geothermischer Wärme wächst und „die Geothermie soll stärker genutzt werden“, so Deinhardt. Immerhin sei die Tiefenwärme – auch in Kombination mit Wärmepumpen – die effizienteste Wärmetechnologie. Zudem sei sie fast überall verfügbar, ob nun als oberflächennahe oder als tiefe Geothermie oder in Form von Grubenwasser.

Der Geschäftsführer des BVG betonte allerdings auch, dass dringend regulatorische und rechtliche Hürden abgebaut werden müssten, um einen Hochlauf nicht zu gefährden. Dazu zählt für ihn, dass die Genehmigungsverfahren schneller werden müssen. Bis zu sieben Jahren, um ein geothermisches Kraftwerk zu errichten, sei schlicht zu lang. 

Die Erdwärme weist laut dem Bundesverband das größte bisher ungenutzte Ausbaupotenzial erneuerbarer Wärme auf. Es fehlt aber an einer nationalen Strategie. Eine solche hatte der Verband bereits zuvor gefordert. Die Geothermie, bestehend aus oberflächennaher Geothermie mit Einsatz erdgekoppelter Wärmepumpen sowie tiefer Geothermie, könnte unter Einsatz etablierter Technologien künftig bis zu 42 % der Ökowärme für den Bereich Raumwärme und Warmwasser abdecken, so das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten Metastudie des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik (Liag).

Fachkräftemangel eines der drängendsten Probleme

Vor allem Wärmepumpen werden hier eine ebenso wichtige Rolle einnehmen, da sie die Erdwärme auf benötigte Temperaturniveaus heben, etwa bei Anlagen der oberflächennahen Geothermie oder bei Grubenwasser. Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP), sagte bei dem Gespräch, dass es seitens der Politik wichtig sei, die Aufbruchstimmung am Markt mit Planungssicherheit zu flankieren. Eine der größten Herausforderungen sieht Sabel im Fachkräftemangel. Die Politik solle einen dringlichen Appell an Fachhandwerksbetriebe der relevanten Gewerke - besonders Sanitär, Heizung Klima (SHK) - richten, bestehende Weiterbildungen und Qualifizierungen zu nutzen, um „fit für die Wärmepumpe“ zu werden.

Bundesweit ist die Zahl der Geothermie-Projekte in den vergangenen Jahren gestiegen. Auch „große Unternehmen und Versorger steigen wieder vermehrt ein in die Geothermie“, berichtete Horst Kreuter, Geschäftsführer der Vulcan Energie Ressourcen. Die Situation habe sich etwa im Oberrheingraben grundsätzlich verändert und das sei nun zu spüren. Es würden nachhaltige und zugleich sichere Wärmequellen gesucht. Als Beispiel nannte er einen Vertrag mit dem Energieversorger MVV Energie. Im Rahmen der Vereinbarung, die 2025 operativ werden soll und eine Laufzeit von 20 Jahren hat, soll Vulcan pro Jahr zwischen 240 und 350 Mio. kWh erneuerbare Wärme an die MVV liefern. 25.000 bis 35.000 Mannheimer Haushalte ließen sich damit versorgen (wir berichteten).

Außerdem sei auch durch Lithiumvorkommen im Thermalwasser das Interesse an geothermischen Anlagen gestiegen. Vulcan Energie Ressourcen beabsichtigt, von 2024 an CO2-freies Lithium zur Herstellung von rund einer Million E-Autos bereitzustellen und den Oberrhein damit zu einem wichtigen Standort für die europäische Batterieindustrie zu etablieren. Konzerne wie VW haben Interesse bekundet.

Messe Geotherm Anfang Juni in Offenburg

Die Befürchtungen und Ängste der Bevölkerung sind aber immer noch groß - auch das kam bei dem Pressegespräch zu Wort. Um hier eine Plattform bieten zu können, hat das Landesforschungszentrum Geothermie in Baden-Württemberg (LFZG) Fragen gesammelt und diese fachkundig beantwortet und nun kürzlich auf seiner Website unter „Häufige Fragen FAQ“ veröffentlicht. Dieser Frage-Antwort-Katalog soll auf der Fachmesse Geotherm erstmals auch als Broschüre zur Verfügung stehen. Außerdem erarbeitet das Zentrum derzeit eine Roadmap für die Geothermie in Baden-Württemberg.

Im Allgemeinen sei diese „Zuversicht in der Branche“ auch im Vorfeld der Geotherm spürbar, so Anja Kurz, Projektleiterin der Fachmesse. Die Geotherm findet in diesem Jahr wieder als Präsenzmesse statt, und zwar in Offenburg (Baden-Württemberg) am 2. und 3. Juni. Die Messe hat zwei thematische Schwerpunkte: die oberflächennahe Geothermie und die tiefe Geothermie.

Parallel zur Ausstellung wird ein Kongress ausgerichtet. In diesem Jahr findet zudem das Forum „Career connect“ statt. Geführte Rundgänge durch die Messe und Gespräche mit Unternehmen sollen Einsteigern und Einsteigerinnen einen Einblick geben. Alle Informationen zur Messe auf www.geotherm-offenburg.de.

Dienstag, 10.05.2022, 13:37 Uhr
Heidi Roider

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