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Energie & Management > Gas - Gazprom benötigt Tanker und Technik für LNG 
LNG-Tanker. Quelle: Shutterstock / Igor Grochev
Gas

Gazprom benötigt Tanker und Technik für LNG 

Um mit Lieferungen von Ust-Luga am LNG-Geschäft teilhaben zu können, braucht der russische Gaskonzern Gazprom 20 LNG-Tanker. Dazu verschiebt sich die Fertigstellung des Chemiekomplexes.
Anders als beim größten russischen LNG-Produzenten Novatek macht sich der Ausstieg von Linde Engineering bei Gazprom nachhaltig bemerkbar. Wie russische Medien Anfang August berichteten, verschiebt sich der Starttermin vom Komplex zur Gasverarbeitung und -verflüssigung der „RusChimAljansa" in Ust-Luga um zwei Jahre. Beteiligt sind an dieser Chemieallianz Gazprom und das russische Gasförderunternehmen Rusgazdobycha. Geplant war, den Komplex Ende 2024 in Betrieb zu nehmen. 

Ust-Luga auch für Europa 

„Das Projekt wird umgesetzt, das ist das Wichtigste. Es gab keinen einzigen Tag, an dem das Vorhaben stillstand. Ja, Linde hat sich nicht wie ein Partner verhalten“, erklärte Alexander Drosdenko, Gouverneur der Region Leningrad, Interfax zufolge auf einer Pressekonferenz. Jetzt liefen Gerichtsverfahren. Es gebe Verluste und Schäden. „Investoren arbeiten heute aktiv an anderen Märkten und der Ersetzung von Technologien. Und das funktioniert. Nach meinen Informationen, alle Details kann ich nicht preisgeben, sind Partner aufgetaucht, die die Behebung bestimmter Technologieengpässe sichergestellt haben, die nach Lindes Abgang kritisch waren“, sagte er.

Bisher sei eine Verschiebung um zwei Jahre angesetzt, was unter diesen Bedingungen normal sei. Das gesamte Gas soll angeliefert werden, aber was mit dem trockenen Gas passieren soll, da sei Gazprom an einem Scheideweg, erläuterte der Gouverneur und wies darauf hin, dass in Zukunft der Bau einer weiteren Gasverflüssigungsanlage am selben Standort oder die Lieferung nach Europa im Fall der Wiederherstellung der Wirtschaftsbeziehungen geplant sei.

Offensichtlich will Gazprom seinen einstigen Großkunden Europa nicht aufgeben und wie Novatek LNG-Tanker in europäische Häfen auslaufen lassen. Mit dem Ende des Transitvertrages mit der Ukraine Ende 2024 fallen erneut rund 15 Milliarden Kubikmeter beim Export nach Europa weg. Nicht nur Europa braucht dafür Ersatz, auch Gazprom sucht offenbar Ausgleich. 

Große Tankernachfrage

Im Gasverarbeitungszentrum von Ust-Luga sollen zwei Verflüssigungslinien mit einer Kapazität von je 6,5 Millionen Tonnen installiert werden und später eine dritte Linie dieser Größenordnung hinzukommen. Um das LNG abtransportieren zu können, benötigt Gazprom 20 Tanker. Darauf machte jüngst im September russischen Medien zufolge der Vizeindustrie und -handelsminister Wikor Jewtuchow auf dem Kongress Newa 2023 in St. Petersburg aufmerksam. Die Schiffswerft Swezda in Bolschoij Kamen an der Küste im fernen Osten des Landes sei bereit, diese Tanker zu bauen. Auch für Novateks laufende und geplante LNG-Projekte soll Swezda die nötige Tankerflotte liefern.

Dass Novatek sein Logistikkonzept für das kommende Werk Arctic LNG 2 auf Gydan umgestellt hat und auf schwimmende Speichereinheiten (FSU) an der Kola-Halbinsel im Westen und im Osten bei Kamtschatka aus Südkorea setzt, weil Swezda bei der Auslieferung von LNG-Tankern nicht nachkam, mag ein Indiz sein, dass die Taktrate der Werft zu wünschen übriglässt. Schiffsengpässe sind da nicht ausgeschlossen. 

Platz im Trockendock

Möglicherweise hilft Mitbewerber Novatek Gazprom bei der Montage großer Gasverflüssigungslinien im LNG-Bauzentrum in Belokamenka nahe Murmansk aus der Technologieklemme. Im Gegenzug macht Gazprom den Weg frei, um große Mengen in einem Werk zu verflüssigen, das Novatek in der Murmansker Region bauen will. Im September erklärte laut Interfax Gazprom-Manager Witali Markelow, dass Gazprom bei Rosatom Ausrüstung für die LNG-Anlage in Ust-Luga geordert habe. Auch mit Novatek arbeitete Rosatom an großen Spiralwärmetauschern zur Optimierung der Kühlprozesse.

Das LNG-Bauzentrum verfügt über zwei Trockendocks, in denen große Verflüssigungslinien mit mehrstufigen Kühlungsverfahren auf Schwerkraftbasis montiert werden. Wann für Gazprom hier ein Dock zur Montage frei wird, hängt davon ab, wie schnell es mit den Projekten Arctic LNG 2 und Murmansk LNG mit einer Produktionskapazität von insgesamt 40 Millionen Tonnen LNG im Jahr läuft.

Montag, 25.09.2023, 09:06 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne
Energie & Management > Gas - Gazprom benötigt Tanker und Technik für LNG 
LNG-Tanker. Quelle: Shutterstock / Igor Grochev
Gas
Gazprom benötigt Tanker und Technik für LNG 
Um mit Lieferungen von Ust-Luga am LNG-Geschäft teilhaben zu können, braucht der russische Gaskonzern Gazprom 20 LNG-Tanker. Dazu verschiebt sich die Fertigstellung des Chemiekomplexes.
Anders als beim größten russischen LNG-Produzenten Novatek macht sich der Ausstieg von Linde Engineering bei Gazprom nachhaltig bemerkbar. Wie russische Medien Anfang August berichteten, verschiebt sich der Starttermin vom Komplex zur Gasverarbeitung und -verflüssigung der „RusChimAljansa" in Ust-Luga um zwei Jahre. Beteiligt sind an dieser Chemieallianz Gazprom und das russische Gasförderunternehmen Rusgazdobycha. Geplant war, den Komplex Ende 2024 in Betrieb zu nehmen. 

Ust-Luga auch für Europa 

„Das Projekt wird umgesetzt, das ist das Wichtigste. Es gab keinen einzigen Tag, an dem das Vorhaben stillstand. Ja, Linde hat sich nicht wie ein Partner verhalten“, erklärte Alexander Drosdenko, Gouverneur der Region Leningrad, Interfax zufolge auf einer Pressekonferenz. Jetzt liefen Gerichtsverfahren. Es gebe Verluste und Schäden. „Investoren arbeiten heute aktiv an anderen Märkten und der Ersetzung von Technologien. Und das funktioniert. Nach meinen Informationen, alle Details kann ich nicht preisgeben, sind Partner aufgetaucht, die die Behebung bestimmter Technologieengpässe sichergestellt haben, die nach Lindes Abgang kritisch waren“, sagte er.

Bisher sei eine Verschiebung um zwei Jahre angesetzt, was unter diesen Bedingungen normal sei. Das gesamte Gas soll angeliefert werden, aber was mit dem trockenen Gas passieren soll, da sei Gazprom an einem Scheideweg, erläuterte der Gouverneur und wies darauf hin, dass in Zukunft der Bau einer weiteren Gasverflüssigungsanlage am selben Standort oder die Lieferung nach Europa im Fall der Wiederherstellung der Wirtschaftsbeziehungen geplant sei.

Offensichtlich will Gazprom seinen einstigen Großkunden Europa nicht aufgeben und wie Novatek LNG-Tanker in europäische Häfen auslaufen lassen. Mit dem Ende des Transitvertrages mit der Ukraine Ende 2024 fallen erneut rund 15 Milliarden Kubikmeter beim Export nach Europa weg. Nicht nur Europa braucht dafür Ersatz, auch Gazprom sucht offenbar Ausgleich. 

Große Tankernachfrage

Im Gasverarbeitungszentrum von Ust-Luga sollen zwei Verflüssigungslinien mit einer Kapazität von je 6,5 Millionen Tonnen installiert werden und später eine dritte Linie dieser Größenordnung hinzukommen. Um das LNG abtransportieren zu können, benötigt Gazprom 20 Tanker. Darauf machte jüngst im September russischen Medien zufolge der Vizeindustrie und -handelsminister Wikor Jewtuchow auf dem Kongress Newa 2023 in St. Petersburg aufmerksam. Die Schiffswerft Swezda in Bolschoij Kamen an der Küste im fernen Osten des Landes sei bereit, diese Tanker zu bauen. Auch für Novateks laufende und geplante LNG-Projekte soll Swezda die nötige Tankerflotte liefern.

Dass Novatek sein Logistikkonzept für das kommende Werk Arctic LNG 2 auf Gydan umgestellt hat und auf schwimmende Speichereinheiten (FSU) an der Kola-Halbinsel im Westen und im Osten bei Kamtschatka aus Südkorea setzt, weil Swezda bei der Auslieferung von LNG-Tankern nicht nachkam, mag ein Indiz sein, dass die Taktrate der Werft zu wünschen übriglässt. Schiffsengpässe sind da nicht ausgeschlossen. 

Platz im Trockendock

Möglicherweise hilft Mitbewerber Novatek Gazprom bei der Montage großer Gasverflüssigungslinien im LNG-Bauzentrum in Belokamenka nahe Murmansk aus der Technologieklemme. Im Gegenzug macht Gazprom den Weg frei, um große Mengen in einem Werk zu verflüssigen, das Novatek in der Murmansker Region bauen will. Im September erklärte laut Interfax Gazprom-Manager Witali Markelow, dass Gazprom bei Rosatom Ausrüstung für die LNG-Anlage in Ust-Luga geordert habe. Auch mit Novatek arbeitete Rosatom an großen Spiralwärmetauschern zur Optimierung der Kühlprozesse.

Das LNG-Bauzentrum verfügt über zwei Trockendocks, in denen große Verflüssigungslinien mit mehrstufigen Kühlungsverfahren auf Schwerkraftbasis montiert werden. Wann für Gazprom hier ein Dock zur Montage frei wird, hängt davon ab, wie schnell es mit den Projekten Arctic LNG 2 und Murmansk LNG mit einer Produktionskapazität von insgesamt 40 Millionen Tonnen LNG im Jahr läuft.

Montag, 25.09.2023, 09:06 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne

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