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Energie & Management > Europaeische Union - EU appelliert an Gasbranche und wirbt für gemeinsamen Einkauf
Quelle: Fotolia / kreatik
Europaeische Union

EU appelliert an Gasbranche und wirbt für gemeinsamen Einkauf

Gas bleibt auf absehbare Zeit ein wichtiger Energieträger. Die EU spricht sogar von drei Jahrzehnten. Die Gaswirtschaft ist aufgerufen, die aktuelle Krise nicht über Gebühr auszunutzen.
Der europäische Dachverband der Gasbranche, Eurogas, hat die aktive Rolle der EU-Kommission bei der Bewältigung der Energiekrise gewürdigt. Ihre Anstrengungen trügen dazu bei, dass die Erdgasversorgung der Union für die nächsten Jahre gesichert werde, sagte der Präsident von Eurogas, Didier Holleaux, auf der Jahrestagung des Verbandes in Brüssel. Erdgas leiste auf absehbare Zeit einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Energieprobleme in der EU, auch wenn Biomethan und Wasserstoff eine wachsende Rolle spielten.

Holleaux verwies dabei ausdrücklich auch auf den Einsatz in der Industrie: „Ohne die Einlagerung von Kohlendioxid via CCS (CO2-Abscheidung und -Speicherung, d. Red.) werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen.“ Auch der Vizepräsident der EU-Kommission, Maros Sefcovic, geht davon aus, dass Erdgas „eine wichtige Energiequelle für die nächsten drei Jahrzehnte“ bleibt.

Daraus ergebe sich aber auch eine gesamtwirtschaftliche Verantwortung: „Die Energiepreise sind zwar gesunken, aber sie sind immer noch drei Mal so hoch wie vor dem Krieg. Und sieben Mal höher als in den USA. Zusammen mit einem zunehmend feindseligen globalen Umfeld belastet das die Industrieproduktion in Europa. Manche Unternehmen denken darüber nach, ihre Produktion zu verlagern.“

Sefcovic wies die Manager der Gaswirtschaft darauf hin, dass es sich dabei auch um ihre Kunden handele. Es sei kurzsichtig, die angespannte Lage zu nutzen, um hohe Gewinne zu realisieren. Langfristig bedeute das weniger Kunden und weniger Umsatz für die Gaswirtschaft. Gas müsse deswegen „im Geiste der Solidarität“ wieder „zu nachhaltigeren Preisen“ verfügbar sein.

Kurzfristig mehr LNG-Terminals

Sefcovic kündigte einen schnellen Ausbau der Flüssigerdgas(LNG)-Infrastruktur an. Die Anzahl der LNG-Terminals soll kurzfristig von 27 auf 35 steigen. „Darüber hinaus werden wir zum ersten Mal gemeinsam einkaufen und damit das politische und ökonomische Gewicht der Europäischen Union zur Geltung bringen.“ Die von der Kommission eingerichtete „Energie-Plattform“ werde Mitte April ihre Arbeit aufnehmen. Der EU-Vizepräsident: „Die erste Ausschreibung aggregierter Kaufaufträge, die sich an zuverlässige internationale Anbieter richtet, werden wir im Mai veröffentlichen.“

Gasnachfrage auf der Plattform die Hälfte des Pflichtvolumens

Er sei froh über das große Interesse an der Plattform, sagte Sefcovic weiter, nicht nur seitens der Gaswirtschaft, sondern auch von industriellen Großverbrauchern. Die chemische Industrie, Hersteller von Düngemitteln, Glas, Keramik, Stahl, Aluminium oder Papier betrachteten die Plattform als eine Gelegenheit, sich langfristig zu günstigen und stabilen Preisen mit Gas zu versorgen.

Insgesamt belaufe sich die aggregierte Nachfrage bis Ende 2025 auf 24 Milliarden Kubikmeter. Das wäre etwa die Hälfte dessen, was die Mitgliedsstaaten nach der Notverordnung gemeinsam einkaufen müssen. Insgesamt müssen sie Nachfrage im Umfang von 15 Prozent ihrer Speicherkapazität bündeln. Das wären über drei Jahre knapp 50 Milliarden Kubikmeter.

Zwei Modelle ohne Kartellprüfung

Um die Plattform für möglichst viele Verbraucher, aber auch für die Anbieter attraktiv zu machen, hat die Kommission nach den Worten ihres Vizepräsidenten die meisten Anregungen von Eurogas und anderen Verbänden übernommen. Die wichtigste Aufgabe der Plattform sei es, die Nachfrage zu bündeln und bessere Angebote zu erhalten. Für die Anbieter von Gas sei das eine Gelegenheit, ihren Marktanteil zu erhöhen. Der gebündelte Einkauf bleibe für jedes Unternehmen freiwillig, und die Vertraulichkeit der Vertragsabschlüsse, die weiter bilateral erfolgen, werde respektiert.

Für die Kooperation der Gaseinkäufer gebe es nur zwei Modelle, die den europäischen Wettbewerbsregeln entsprächen:
  • der zentrale Einkäufer
  • und der Bevollmächtigte.
Diese Modelle müssten auch nicht mehr von den Wettbewerbsbehörden geprüft werden. Die Prozeduren für den gemeinsamen Einkauf seien einfach und kostenlos. Die Plattform ermögliche es den Gasversorgern außerdem, zusätzliche kommerzielle Dienstleistungen wie den Transport oder den Lastenausgleich anzubieten. Firmen, die sich die Rolle als zentraler Einkäufer oder als Bevollmächtigter anderer Verbraucher zutrauten, könnten sich noch in dieser Woche beim Betreiber der Plattform, Prisma, registrieren.

Die „Energie-Plattform“ genieße auf europäischer Ebene hohe Priorität. Sefcovic geht deswegen davon aus, dass sich die EU-Staats- und Regierungschefs Ende der Woche seinen Appellen anschließen.

Mittwoch, 22.03.2023, 08:31 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Europaeische Union - EU appelliert an Gasbranche und wirbt für gemeinsamen Einkauf
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EU appelliert an Gasbranche und wirbt für gemeinsamen Einkauf
Gas bleibt auf absehbare Zeit ein wichtiger Energieträger. Die EU spricht sogar von drei Jahrzehnten. Die Gaswirtschaft ist aufgerufen, die aktuelle Krise nicht über Gebühr auszunutzen.
Der europäische Dachverband der Gasbranche, Eurogas, hat die aktive Rolle der EU-Kommission bei der Bewältigung der Energiekrise gewürdigt. Ihre Anstrengungen trügen dazu bei, dass die Erdgasversorgung der Union für die nächsten Jahre gesichert werde, sagte der Präsident von Eurogas, Didier Holleaux, auf der Jahrestagung des Verbandes in Brüssel. Erdgas leiste auf absehbare Zeit einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Energieprobleme in der EU, auch wenn Biomethan und Wasserstoff eine wachsende Rolle spielten.

Holleaux verwies dabei ausdrücklich auch auf den Einsatz in der Industrie: „Ohne die Einlagerung von Kohlendioxid via CCS (CO2-Abscheidung und -Speicherung, d. Red.) werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen.“ Auch der Vizepräsident der EU-Kommission, Maros Sefcovic, geht davon aus, dass Erdgas „eine wichtige Energiequelle für die nächsten drei Jahrzehnte“ bleibt.

Daraus ergebe sich aber auch eine gesamtwirtschaftliche Verantwortung: „Die Energiepreise sind zwar gesunken, aber sie sind immer noch drei Mal so hoch wie vor dem Krieg. Und sieben Mal höher als in den USA. Zusammen mit einem zunehmend feindseligen globalen Umfeld belastet das die Industrieproduktion in Europa. Manche Unternehmen denken darüber nach, ihre Produktion zu verlagern.“

Sefcovic wies die Manager der Gaswirtschaft darauf hin, dass es sich dabei auch um ihre Kunden handele. Es sei kurzsichtig, die angespannte Lage zu nutzen, um hohe Gewinne zu realisieren. Langfristig bedeute das weniger Kunden und weniger Umsatz für die Gaswirtschaft. Gas müsse deswegen „im Geiste der Solidarität“ wieder „zu nachhaltigeren Preisen“ verfügbar sein.

Kurzfristig mehr LNG-Terminals

Sefcovic kündigte einen schnellen Ausbau der Flüssigerdgas(LNG)-Infrastruktur an. Die Anzahl der LNG-Terminals soll kurzfristig von 27 auf 35 steigen. „Darüber hinaus werden wir zum ersten Mal gemeinsam einkaufen und damit das politische und ökonomische Gewicht der Europäischen Union zur Geltung bringen.“ Die von der Kommission eingerichtete „Energie-Plattform“ werde Mitte April ihre Arbeit aufnehmen. Der EU-Vizepräsident: „Die erste Ausschreibung aggregierter Kaufaufträge, die sich an zuverlässige internationale Anbieter richtet, werden wir im Mai veröffentlichen.“

Gasnachfrage auf der Plattform die Hälfte des Pflichtvolumens

Er sei froh über das große Interesse an der Plattform, sagte Sefcovic weiter, nicht nur seitens der Gaswirtschaft, sondern auch von industriellen Großverbrauchern. Die chemische Industrie, Hersteller von Düngemitteln, Glas, Keramik, Stahl, Aluminium oder Papier betrachteten die Plattform als eine Gelegenheit, sich langfristig zu günstigen und stabilen Preisen mit Gas zu versorgen.

Insgesamt belaufe sich die aggregierte Nachfrage bis Ende 2025 auf 24 Milliarden Kubikmeter. Das wäre etwa die Hälfte dessen, was die Mitgliedsstaaten nach der Notverordnung gemeinsam einkaufen müssen. Insgesamt müssen sie Nachfrage im Umfang von 15 Prozent ihrer Speicherkapazität bündeln. Das wären über drei Jahre knapp 50 Milliarden Kubikmeter.

Zwei Modelle ohne Kartellprüfung

Um die Plattform für möglichst viele Verbraucher, aber auch für die Anbieter attraktiv zu machen, hat die Kommission nach den Worten ihres Vizepräsidenten die meisten Anregungen von Eurogas und anderen Verbänden übernommen. Die wichtigste Aufgabe der Plattform sei es, die Nachfrage zu bündeln und bessere Angebote zu erhalten. Für die Anbieter von Gas sei das eine Gelegenheit, ihren Marktanteil zu erhöhen. Der gebündelte Einkauf bleibe für jedes Unternehmen freiwillig, und die Vertraulichkeit der Vertragsabschlüsse, die weiter bilateral erfolgen, werde respektiert.

Für die Kooperation der Gaseinkäufer gebe es nur zwei Modelle, die den europäischen Wettbewerbsregeln entsprächen:
  • der zentrale Einkäufer
  • und der Bevollmächtigte.
Diese Modelle müssten auch nicht mehr von den Wettbewerbsbehörden geprüft werden. Die Prozeduren für den gemeinsamen Einkauf seien einfach und kostenlos. Die Plattform ermögliche es den Gasversorgern außerdem, zusätzliche kommerzielle Dienstleistungen wie den Transport oder den Lastenausgleich anzubieten. Firmen, die sich die Rolle als zentraler Einkäufer oder als Bevollmächtigter anderer Verbraucher zutrauten, könnten sich noch in dieser Woche beim Betreiber der Plattform, Prisma, registrieren.

Die „Energie-Plattform“ genieße auf europäischer Ebene hohe Priorität. Sefcovic geht deswegen davon aus, dass sich die EU-Staats- und Regierungschefs Ende der Woche seinen Appellen anschließen.

Mittwoch, 22.03.2023, 08:31 Uhr
Tom Weingärtner

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