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Energie & Management > Windkraft Offshore - Erster Turmhersteller reduziert CO2-Ausstoß bei Produktion
Quelle: Shutterstock
Windkraft Offshore

Erster Turmhersteller reduziert CO2-Ausstoß bei Produktion

Windräder erzeugen CO2-frei Strom, müssen aber selbst CO2-intensiv hergestellt werden. Jetzt gehen Siemens Gamesa und Salzgitter mit einem klimaschonender produzierten Stahlturm voran.
Der Windturbinen-Hersteller Siemens Gamesa (SGRE) hat am 21. April als Weltneuheit Stahltürme von Windenergie-Anlagen an Land und auf See vorgestellt, die klimafreundlicher hergestellt werden, und auch einen Windparkbetreiber als ersten Kunden präsentiert: RWE.

Laut teilweise gleichlautenden Mitteilungen von RWE und SGRE hat der Essener Energiekonzern für sein dänisches 1.000-MW-Windpark-Projekt "Thor" bei SGRE für die Hälfte der 72 Windturbinen den neuen Turmtypen "Greener Towers" bestellt.

Auf herkömmliche Stahltürme entfällt etwa ein Drittel der CO2-Emissionen bei der Herstellung von Windturbinen. Stahltürme sind damit die treibhausgasintensivste Komponente. Sie bestehen zu 80 Prozent aus Stahlblechen. Deren Herstellung muss nun für den "Greener Tower" nach einem von SGRE global vorgegebenen Zertifizierungsprozess so hergestellt werden, dass der Treibhausgas-Ausstoß um mindestens 63 Prozent sinkt. Absolut sinkt die Emission pro Tonne Stahl von im Mittel 1,91 Tonnen auf 0,7 Tonnen CO2-Äquivalente. Insgesamt wird so eine Windenergieanlage nur noch mit 80 Prozent des Ausstoßes hergestellt wie im heutigen Durchschnitt.
 
Der Lageplan von "Thor" vor Nordjütland, weit nördlich von Esbjerg
Quelle: RWE

Windstrom zur Herstellung von Windtürmen

Hersteller ist das Walzwerk Ilsenburger Grobblech in Ilsenburg im Harz (Sachsen-Anhalt), das zum Salzgitter-Konzern gehört. Er erreicht die Vorgabe bei gleich hoher Qualität, indem er verstärkt recycelbaren Stahlschrott anstelle von Eisenerz im Elektrolichtbogenofen verwendet, insgesamt Energie spart und einen höheren Anteil davon aus einer erneuerbaren Quelle bezieht. Die grüne Elektrizität kommt bei diesem Hersteller auch noch von Offshore-Windparks − eine Art neuer Kreislaufwirtschaft. Salzgitter muss sich das Minderungsergebnis unabhängig zertifizieren lassen.

Die Dekarbonisierung der Windrad-Herstellung und letztlich des gesamten Lebenszyklus ist seit Jahren ein Thema, das von den Windparkbetreibern über die Windturbinen-Hersteller (die OEM) an deren Zulieferer und Transporteure herangetragen wird, so etwa auf der Wind Energy 2022 in Hamburg (wir berichteten). Dabei werden selten höhere Einkaufspreise versprochen, dafür aber immerhin die Hilfe bei der Umstellung der Produktion. RWE-Offshore-Chef Sven Utermöhlen äußerte sich jetzt erneut eindeutig: "Bei RWE sind wir fest entschlossen, auf Kreislaufwirtschaft und Netto-Null-Emissionen hinzuarbeiten." Er verwies dabei auf die vorangegangene weltweite Pionierleistung von RWE, drei SGRE-Windräder im Offshore-Windpark "Kaskasi" mit recycelbaren Rotorblättern unter Realbedingungen zu testen. Der 342-MW-Windpark vor Helgoland war vor Kurzem ganz ans Netz gegangen.

​Im Onshore-Bereich, für den der "Greener Tower" ebenfalls produziert werden soll, sind auch Betontürme (mit Bewehrungsstahl) gebräuchlich. Der Deutschland-Marktführer hierin, Max Bögl Wind, hat in seinem "Hybridturm Bögl 2.0" bereits drastisch Gewicht gespart. Zusätzlich soll schon im nächsten Jahr der CO2-intensive Zementanteil im Beton deutlich reduziert werden, kündigte das Unternehmen gegenüber dieser Redaktion an. Perspektivisch solle überhaupt kein Zement mehr verwendet werden.
 

Der Windpark "Thor"

Bei "Thor", 25 Kilometer vor der nordwestdänischen Küste, soll laut einem vorläufigen Zeitplan im dritten Quartal 2026 die ersten der 72 Windturbinen vom Typ SG 14-236 DD ans Netz gehen. Im ersten Quartal 2026 sollen die ersten Windturbinen geliefert werden − und damit auch die Türme. "Thor" wird nach "Rödsand 2" südlich der Ostsee-Insel Lolland der zweite und größte RWE-Windpark in Dänemark sein. Die Windturbinen leisten 14 bis 15 MW.
 

Freitag, 21.04.2023, 17:05 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Offshore - Erster Turmhersteller reduziert CO2-Ausstoß bei Produktion
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Windkraft Offshore
Erster Turmhersteller reduziert CO2-Ausstoß bei Produktion
Windräder erzeugen CO2-frei Strom, müssen aber selbst CO2-intensiv hergestellt werden. Jetzt gehen Siemens Gamesa und Salzgitter mit einem klimaschonender produzierten Stahlturm voran.
Der Windturbinen-Hersteller Siemens Gamesa (SGRE) hat am 21. April als Weltneuheit Stahltürme von Windenergie-Anlagen an Land und auf See vorgestellt, die klimafreundlicher hergestellt werden, und auch einen Windparkbetreiber als ersten Kunden präsentiert: RWE.

Laut teilweise gleichlautenden Mitteilungen von RWE und SGRE hat der Essener Energiekonzern für sein dänisches 1.000-MW-Windpark-Projekt "Thor" bei SGRE für die Hälfte der 72 Windturbinen den neuen Turmtypen "Greener Towers" bestellt.

Auf herkömmliche Stahltürme entfällt etwa ein Drittel der CO2-Emissionen bei der Herstellung von Windturbinen. Stahltürme sind damit die treibhausgasintensivste Komponente. Sie bestehen zu 80 Prozent aus Stahlblechen. Deren Herstellung muss nun für den "Greener Tower" nach einem von SGRE global vorgegebenen Zertifizierungsprozess so hergestellt werden, dass der Treibhausgas-Ausstoß um mindestens 63 Prozent sinkt. Absolut sinkt die Emission pro Tonne Stahl von im Mittel 1,91 Tonnen auf 0,7 Tonnen CO2-Äquivalente. Insgesamt wird so eine Windenergieanlage nur noch mit 80 Prozent des Ausstoßes hergestellt wie im heutigen Durchschnitt.
 
Der Lageplan von "Thor" vor Nordjütland, weit nördlich von Esbjerg
Quelle: RWE

Windstrom zur Herstellung von Windtürmen

Hersteller ist das Walzwerk Ilsenburger Grobblech in Ilsenburg im Harz (Sachsen-Anhalt), das zum Salzgitter-Konzern gehört. Er erreicht die Vorgabe bei gleich hoher Qualität, indem er verstärkt recycelbaren Stahlschrott anstelle von Eisenerz im Elektrolichtbogenofen verwendet, insgesamt Energie spart und einen höheren Anteil davon aus einer erneuerbaren Quelle bezieht. Die grüne Elektrizität kommt bei diesem Hersteller auch noch von Offshore-Windparks − eine Art neuer Kreislaufwirtschaft. Salzgitter muss sich das Minderungsergebnis unabhängig zertifizieren lassen.

Die Dekarbonisierung der Windrad-Herstellung und letztlich des gesamten Lebenszyklus ist seit Jahren ein Thema, das von den Windparkbetreibern über die Windturbinen-Hersteller (die OEM) an deren Zulieferer und Transporteure herangetragen wird, so etwa auf der Wind Energy 2022 in Hamburg (wir berichteten). Dabei werden selten höhere Einkaufspreise versprochen, dafür aber immerhin die Hilfe bei der Umstellung der Produktion. RWE-Offshore-Chef Sven Utermöhlen äußerte sich jetzt erneut eindeutig: "Bei RWE sind wir fest entschlossen, auf Kreislaufwirtschaft und Netto-Null-Emissionen hinzuarbeiten." Er verwies dabei auf die vorangegangene weltweite Pionierleistung von RWE, drei SGRE-Windräder im Offshore-Windpark "Kaskasi" mit recycelbaren Rotorblättern unter Realbedingungen zu testen. Der 342-MW-Windpark vor Helgoland war vor Kurzem ganz ans Netz gegangen.

​Im Onshore-Bereich, für den der "Greener Tower" ebenfalls produziert werden soll, sind auch Betontürme (mit Bewehrungsstahl) gebräuchlich. Der Deutschland-Marktführer hierin, Max Bögl Wind, hat in seinem "Hybridturm Bögl 2.0" bereits drastisch Gewicht gespart. Zusätzlich soll schon im nächsten Jahr der CO2-intensive Zementanteil im Beton deutlich reduziert werden, kündigte das Unternehmen gegenüber dieser Redaktion an. Perspektivisch solle überhaupt kein Zement mehr verwendet werden.
 

Der Windpark "Thor"

Bei "Thor", 25 Kilometer vor der nordwestdänischen Küste, soll laut einem vorläufigen Zeitplan im dritten Quartal 2026 die ersten der 72 Windturbinen vom Typ SG 14-236 DD ans Netz gehen. Im ersten Quartal 2026 sollen die ersten Windturbinen geliefert werden − und damit auch die Türme. "Thor" wird nach "Rödsand 2" südlich der Ostsee-Insel Lolland der zweite und größte RWE-Windpark in Dänemark sein. Die Windturbinen leisten 14 bis 15 MW.
 

Freitag, 21.04.2023, 17:05 Uhr
Georg Eble

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