Energiediscounter wirbt wieder um Stromkunden

Noch kein Jahr ist es her, dass sich die Energiediscounter Stromio und Gas.de ihre Bilanzkreise haben kündigen lassen und die Belieferung einstellten, aber alles andere als pleite gingen. „Unsere Neukundenangebote finden Sie jetzt auf Grünwelt.de“, hieß es danach. Und unter jener Webadresse erfuhr man lange Zeit nur, dass „aktuell keine Neuangebote verfügbar“ seien. Es gibt Vorwürfe, dass Stromio/Gas.de die zuvor für seine Noch-Kunden beschaffte Energie angesichts der Preisrallye lieber auf dem Großmarkt zurückverkaufte.

Inzwischen haben sich die Zeiten für das Stormio-Firmenkonglomerat offenbar geändert.

Auf dem Vergleichsportal Check 24 rangiert Grünwelt Energie unter den Stromanbietern auf vorderen Plätzen. Für München etwa listet das Online-Portal den Tarif „Strom Bonus 12“ des Discounters je nach Jahresverbrauch auf Platz 1 oder 2 – von ingesamt 38 Angeboten.

Der Arbeitspreis ist für einen jährlichen Verbrauch von 2.500 kWh mit 65,56 Cent angegeben. Der Grundpreis beträgt 55,98 Euro im Monat (brutto). Und dazu wirbt Grünwelt Energie mit einem „Sofortbonus“ von 100 Euro und einem „Neukunden-Bonus“, der die Gesamtkosten im ersten Jahr um 15 % mindert.

Wenig einladend wirkt dagegen der Smiley, der bei der Weiterempfehlungsquote prangt. Dessen Mundwinkel hängen tief, nur 39 % der Kundinnen und Kunden empfehlen „auf Basis der Erfahrungen im Wechselprozess und im ersten Vertragsjahr“ diesen Anbieter weiter.

Erst Strom für Wärmepumpen, jetzt auch „Haushaltstrom“

Als Stromlieferant fungiert die Grünwelt Wärmestrom GmbH. Sie gehört wie die Stromio GmbH und Gas.de Versorgungsgesellschaft zum Imperium des Unternehmers Ömer Varol. Die Bilanzkreis-Kündigungen vergangenen Dezember betrafen Grünwelt nicht, ihre Bilanzkreisverträge liefen weiter. Ursprünglich liefertesie allein Strom für Haushalte mit Wärmepumpen und damit erhöhtem Strombedarf. Nun ist das Portfolio gewachsen. Mit drei Haushaltsstrom-Tarifen wirbt Grünwelt Wärmstrom auf seiner Website.

Gegen Stromio beziehungsweise Gas.de laufen mehrere Klagen. Die Verbraucherzentrale Hessen hat eine Musterfeststellungsklage angestoßen. Der Energieriese EnBW klagt auf „Aufwendungsersatz“, weil er nach plötzlichen Lieferstopps nach eigenen Angaben mehr als 40.000 Kunden des Discounters in die Grundversorgung übernehmen musste. Das Berliner Legal-Tech-Unternehmen Veneko will in einem Präzedenzfall 7.000 Euro Schadenersatz für eine ehemalige Gas.de-Kundin erstreiten und sieht „sehr gute Erfolgsaussichten“.