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Energie & Management > Windkraft Offshore - EnBW zieht Deutschlands größtes grünes Projekt durch
Quelle: Fotolia / vadim petrakov
Windkraft Offshore

EnBW zieht Deutschlands größtes grünes Projekt durch

Die Finanzierung mit Partnern ist nun geklärt, der Offshore-Windpark "He Dreiht" in der deutschen Nordsee wird gebaut. Die Fläche war 2017 mit die erste, die förderfrei vergeben wurde.
Die EnBW hat am 22. März endgültig entschieden, in das eigene 960-MW-Windpark-Projekt "He Dreiht" in der deutschen Nordsee zu investieren. Das teilte die Energie Baden-Württemberg am Folgetag mit. Das Vorhaben hat seit Dezember 2022 vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) Baurecht (Planfeststellungsbeschluss).

Das Projekt weist mehrere Superlative zugleich auf:
  • "He Dreiht" - von plattdeutsch "Er dreht" - wird Ende 2025, wenn der Windpark in den kommerziellen Betrieb übergeht, mit 960 MW das größte grüne Kraftwerk Deutschlands sein.
  • Dann verdoppelt sich die bisherige installierte Leistung von EnBW auf der deutschen See beinahe. Derzeit beläuft sie sich auf 976 MW.
  • Es wird naturgemäß auch der größte Windpark von EnBW werden. "He Dreiht" wird aber Ende der 2020er Jahre eher klein aussehen, wenn EnBW zusammen mit BP seine beiden schottischen Projekte mit mehreren Tausend MW realisiert. Auch auf deutschen Meeren kommen dieses Jahr mehrmals 2.000 MW unter den Hammer (wir berichteten jeweils).
  • Für EnBW ist "He Dreiht" das größte grüne Einzelinvestment, nämlich 2,4 von 4,0 Milliarden Euro bis 2025.
  • EnBW will schon 2035 klimaneutral werden. Hierzu ist das Vorhaben ein Meilenstein.
  • Der Windpark ist auch mit die erste bedeutende förderfreie Erneuerbaren-Anlage. Bei der allerersten deutschen Offshore-Ausschreibung 2017 hatte neben EnBW nur noch die damalige Dong Energy, heute Oersted, 0 Cent/kWh geboten, Oersted allerdings auf eine andere Fläche für 480 MW. In späteren Ausschreibungen weiterer Flächen erhöhte sich der Anteil der Null-Cent-Gebote schrittweise auf 100 Prozent.
  • Der Allianz-Konzern hat sich über ein Konsortium durchgerechnet mit 16,6 Prozent an "He Dreiht" beteiligt. Für ihn ist es nach eigenen Angaben die zweite Direktinvestition in Offshore-Wind nach dem Projekt "Hollandse Kust Zuid" (1.500 MW) im Jahr 2022. Allianz hält insgesamt Beteiligungen an 100 Wind- und Solarparks.
Außer der Umlage des Netzanschlusses auf die Stromnetzentgelte gibt es keine staatliche Förderung. Daher wird der auf 2,4 Milliarden Euro angesetzte Bau von "He Dreiht" durch eine Kombination anderer Instrumente finanziert, erklärt EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer. Eine installierte Leistung von 335 MW, also 35 Prozent, ist bereits durch lang laufende Power Purchase Agreements (PPA) an Industriekunden wie Fraport, Evonik, Salzgitter und Bosch verkauft.

EnBW hat jetzt darüber hinaus 49,9 Prozent der Eigentumsrechte an "He Dreiht" an ein Konsortium aus dem Finanzsektor verkauft, bleibt aber Projektentwickler sowie technischer und kaufmännischer Betriebsführer sowie Vermarkter. Das Konsortium besteht – aus gleichen Teilen, wie EnBW auf Nachfrage ergänzt – aus Allianz Capital Partners, dem dänischen Infrastruktur-Investor AIP Management und dem Investmentarm der norwegischen Zentralbank (Norges Bank Investment Management). Zu den Konditionen des Teilverkaufs verlautete nichts.

Zudem hat die Europäische Investitionsbank (EIB), die sich selbst als "die EU-Klimabank" und als einer der Pioniere der Offshorewind-Finanzierung bezeichnet, an EnBW einen Projektkredit von 600 Millionen Euro vergeben. Die EIB hatte 2011 den ersten Offshore-Windpark der EnBW, "Baltic 1" in der Ostsee, finanziert, und 2013 "Baltic 2".

Kostensenkend spielen die Nutzung einer der leistungsfähigen Turbinen der Welt vom dänischen Hersteller Vestas mit 15 MW eine Rolle sowie Synergien bei Wartung und Instandsetzung des 85 Kilometer nordwestlich von Borkum entfernten Windparks. Ganz in der Nähe existieren nämlich die EnBW-Windparks "Hohe See" und "Albatros", die bereits vom EnBW-Stützpunkt in Emden aus versorgt werden.
 
Die Lage des Projekts "He Dreiht" neben den produzierenden EnBW-Windparks "Albatros" und "Hohe See"
Zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken
Quelle: EnBW

Der Zeitplan für "He Dreiht" sieht folgendermaßen aus:
  • Für das dritte Quartal erwartet der Allianz-Konzern den Abschluss (Closing) des finanziellen Einstiegs.
  • Voraussichtlich zwischen April und August 2024 beginnen die Rammarbeiten auf dem 63 Quadratkilometer großen Areal, so EnBW. Die holländische Heerema setzt die Fundamente.
  • Von April bis August 2025 werden die 64 Windräder installiert sowie die Seekabel verlegt. Die Monopfähle kommen von Steelwind aus Nordenham gegenüber von Bremerhaven, die Übergangsstücke (Transition Pieces) von der niederländischen Sif/Smulders. Die parkinternen Kabel verlegt Seaway.
  • Ende 2025 soll Tennet den Netzanschluss über eine Konverterstation auf See und zwei Leitungen fertigstellen. Die Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungs(HGÜ)-Leitungen verlaufen 120 Kilometer unter Wasser und 110 Kilometer an Land.
  • Gleich danach soll der kommerzielle Leistungsbetrieb beginnen. 

Donnerstag, 23.03.2023, 16:48 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Offshore - EnBW zieht Deutschlands größtes grünes Projekt durch
Quelle: Fotolia / vadim petrakov
Windkraft Offshore
EnBW zieht Deutschlands größtes grünes Projekt durch
Die Finanzierung mit Partnern ist nun geklärt, der Offshore-Windpark "He Dreiht" in der deutschen Nordsee wird gebaut. Die Fläche war 2017 mit die erste, die förderfrei vergeben wurde.
Die EnBW hat am 22. März endgültig entschieden, in das eigene 960-MW-Windpark-Projekt "He Dreiht" in der deutschen Nordsee zu investieren. Das teilte die Energie Baden-Württemberg am Folgetag mit. Das Vorhaben hat seit Dezember 2022 vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) Baurecht (Planfeststellungsbeschluss).

Das Projekt weist mehrere Superlative zugleich auf:
  • "He Dreiht" - von plattdeutsch "Er dreht" - wird Ende 2025, wenn der Windpark in den kommerziellen Betrieb übergeht, mit 960 MW das größte grüne Kraftwerk Deutschlands sein.
  • Dann verdoppelt sich die bisherige installierte Leistung von EnBW auf der deutschen See beinahe. Derzeit beläuft sie sich auf 976 MW.
  • Es wird naturgemäß auch der größte Windpark von EnBW werden. "He Dreiht" wird aber Ende der 2020er Jahre eher klein aussehen, wenn EnBW zusammen mit BP seine beiden schottischen Projekte mit mehreren Tausend MW realisiert. Auch auf deutschen Meeren kommen dieses Jahr mehrmals 2.000 MW unter den Hammer (wir berichteten jeweils).
  • Für EnBW ist "He Dreiht" das größte grüne Einzelinvestment, nämlich 2,4 von 4,0 Milliarden Euro bis 2025.
  • EnBW will schon 2035 klimaneutral werden. Hierzu ist das Vorhaben ein Meilenstein.
  • Der Windpark ist auch mit die erste bedeutende förderfreie Erneuerbaren-Anlage. Bei der allerersten deutschen Offshore-Ausschreibung 2017 hatte neben EnBW nur noch die damalige Dong Energy, heute Oersted, 0 Cent/kWh geboten, Oersted allerdings auf eine andere Fläche für 480 MW. In späteren Ausschreibungen weiterer Flächen erhöhte sich der Anteil der Null-Cent-Gebote schrittweise auf 100 Prozent.
  • Der Allianz-Konzern hat sich über ein Konsortium durchgerechnet mit 16,6 Prozent an "He Dreiht" beteiligt. Für ihn ist es nach eigenen Angaben die zweite Direktinvestition in Offshore-Wind nach dem Projekt "Hollandse Kust Zuid" (1.500 MW) im Jahr 2022. Allianz hält insgesamt Beteiligungen an 100 Wind- und Solarparks.
Außer der Umlage des Netzanschlusses auf die Stromnetzentgelte gibt es keine staatliche Förderung. Daher wird der auf 2,4 Milliarden Euro angesetzte Bau von "He Dreiht" durch eine Kombination anderer Instrumente finanziert, erklärt EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer. Eine installierte Leistung von 335 MW, also 35 Prozent, ist bereits durch lang laufende Power Purchase Agreements (PPA) an Industriekunden wie Fraport, Evonik, Salzgitter und Bosch verkauft.

EnBW hat jetzt darüber hinaus 49,9 Prozent der Eigentumsrechte an "He Dreiht" an ein Konsortium aus dem Finanzsektor verkauft, bleibt aber Projektentwickler sowie technischer und kaufmännischer Betriebsführer sowie Vermarkter. Das Konsortium besteht – aus gleichen Teilen, wie EnBW auf Nachfrage ergänzt – aus Allianz Capital Partners, dem dänischen Infrastruktur-Investor AIP Management und dem Investmentarm der norwegischen Zentralbank (Norges Bank Investment Management). Zu den Konditionen des Teilverkaufs verlautete nichts.

Zudem hat die Europäische Investitionsbank (EIB), die sich selbst als "die EU-Klimabank" und als einer der Pioniere der Offshorewind-Finanzierung bezeichnet, an EnBW einen Projektkredit von 600 Millionen Euro vergeben. Die EIB hatte 2011 den ersten Offshore-Windpark der EnBW, "Baltic 1" in der Ostsee, finanziert, und 2013 "Baltic 2".

Kostensenkend spielen die Nutzung einer der leistungsfähigen Turbinen der Welt vom dänischen Hersteller Vestas mit 15 MW eine Rolle sowie Synergien bei Wartung und Instandsetzung des 85 Kilometer nordwestlich von Borkum entfernten Windparks. Ganz in der Nähe existieren nämlich die EnBW-Windparks "Hohe See" und "Albatros", die bereits vom EnBW-Stützpunkt in Emden aus versorgt werden.
 
Die Lage des Projekts "He Dreiht" neben den produzierenden EnBW-Windparks "Albatros" und "Hohe See"
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Quelle: EnBW

Der Zeitplan für "He Dreiht" sieht folgendermaßen aus:
  • Für das dritte Quartal erwartet der Allianz-Konzern den Abschluss (Closing) des finanziellen Einstiegs.
  • Voraussichtlich zwischen April und August 2024 beginnen die Rammarbeiten auf dem 63 Quadratkilometer großen Areal, so EnBW. Die holländische Heerema setzt die Fundamente.
  • Von April bis August 2025 werden die 64 Windräder installiert sowie die Seekabel verlegt. Die Monopfähle kommen von Steelwind aus Nordenham gegenüber von Bremerhaven, die Übergangsstücke (Transition Pieces) von der niederländischen Sif/Smulders. Die parkinternen Kabel verlegt Seaway.
  • Ende 2025 soll Tennet den Netzanschluss über eine Konverterstation auf See und zwei Leitungen fertigstellen. Die Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungs(HGÜ)-Leitungen verlaufen 120 Kilometer unter Wasser und 110 Kilometer an Land.
  • Gleich danach soll der kommerzielle Leistungsbetrieb beginnen. 

Donnerstag, 23.03.2023, 16:48 Uhr
Georg Eble

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