E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Wirtschaft - EnBW sieht sich auf Kurs in die erneuerbare Zukunft
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Wirtschaft

EnBW sieht sich auf Kurs in die erneuerbare Zukunft

Der baden-württembergische Energieversorger EnBW hat 2022 Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert. Bis 2028 wird ein vollständiger Kohleausstieg angestrebt.
Der Außenumsatz stieg laut Unternehmensangaben im abgelaufenen Geschäftsjahr aufgrund höherer Energiepreise deutlich um 74,2 Prozent auf 56 (32,15) Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ebitda verbesserte sich wie bereits Mitte Februar auf vorläufiger Basis mitgeteilt um 11,0 Prozent auf 3,286 (2,959) Milliarden Euro. Damit wurde die im November nach unten angepasste Prognose von bis zu 2,9 Milliarden Euro übertroffen. Grund hierfür war laut Mitteilung die warme Witterung zum Jahresende und eine Entspannung bei den Gas-Großhandelspreisen.

Unter dem Strich stand, wie ebenfalls bereits mitgeteilt, ein Konzerngewinn von 1,738 Milliarden Euro, nach 363 Millionen Euro im Vorjahr, bezogen auf das auf die Aktionäre entfallende Ergebnis. Auf bereinigter Basis sank der Konzerngewinn um 19,2 Prozent auf 973 Millionen Euro, was auf ein aufgrund der Marktbewertung von Wertpapieren gesunkenes Finanzergebnis zurückzuführen ist. Die Dividende soll wie für das Vorjahr 1,10 Euro je Aktie betragen. 

Erneuerbare ergebnisstärkstes Geschäftsfeld

"Unser Ergebnis verdanken wir einer umsichtigen Planung und unserer integrierten Aufstellung über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg", so EnBW-Chef Andreas Schell. Die erneuerbaren Energien waren im vergangenen Jahr erstmals das ergebnisstärkste Geschäftsfeld gewesen. 

Die Investitionen stiegen im Berichtszeitraum um 12 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro, insbesondere aufgrund des Ausbaus der Stromtransportnetze und des Zuschlags zum Bau eines Offshore-Windparks. Investiert wurde vor allem in erneuerbare Energien, in den Netzausbau und in die Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Im Bereich E-Mobility ist EnBW allerdings noch nicht profitabel. Der Break-even soll 2025 erreicht werden.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Konzern mit Sitz in Karlsruhe ein Adjusted Ebitda in der Spanne von 4,7 bis 5,2 Milliarden Euro. Hierzu wird der Wegfall negativer Einmaleffekte und die Reduzierung anderer Belastungen maßgeblich beitragen. So hätten die Probleme der Gastochter VNG im Zusammenhang mit der Liefereinschränkung und dem schließlichen Lieferstopp von russischem Gas mit 1,1 Milliarden Euro zu Buche geschlagen. Zudem hätten Aufwendungen im Netzbereich durch den hohen Einsatz der Netzreserve und des Redispatch in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro das Ergebnis im abgelaufenen Jahr belastet. Diese sollten im laufenden Jahr so nicht mehr anfallen, führte Thomas Kusterer, CFO von EnBW, aus. Als Belastung hat sich allerdings auch die Übergewinnsteuer herausgestellt, in deren Rahmen immerhin 100 Millionen Euro für das vergangene Jahr abgeführt weden mussten. 

Klimaziele sollen deutlich früher erreicht werden

Wie EnBW zudem mitteilte, wird nun ein vollständiger Kohle-Ausstieg bereits 2028 angestrebt, sofern die Rahmenbedingungen stimmen, insbesondere was den Ausbau der Erneuerbaren und den Um- und Ausbau der Netze betrifft. Das Jahr 2028 sei nicht das frühest mögliche, sondern ein wirtschaftlich gut machbares Jahr für das Unternehmen, hieß es dazu von EnBW. Durch den vorgezogenen Kohleausstieg sollen wichtige Meilensteine deutlich früher als bislang geplant erreicht werden: Bereits 2027 werden die CO2-Emissionen um rund 50 Prozent und im Jahr 2030 um rund 70 Prozent gegenüber 2018 reduziert sein.

Noch schneller mit der Abkehr von der Kohle wird es laut Schell an den EnBW-Kraftwerksstandorten Altbach-Deizisau, Heilbronn und Stuttgart-Münster gehen. Diese sollen bereits bis 2026 mit einem Gesamtaufwand von 1,6 Milliarden Euro von Kohle auf Gas umgestellt werden und dabei bereits „wasserstoff-ready“ sein für die Umstellung auf grünen Wasserstoff. Ab 2035 sollen die Gaskraftwerke dann vollständig mit grünem Wasserstoff betrieben werden. Zu diesem Zeitpunkt will EnBW komplett klimaneutral sein.

Ein weiteres Großprojekt ist der Meereswindpark He Dreiht vor der deutschen Nordseeküste mit einer Kapazität von 960 Megawatt, für den die finale Investitionsentscheidung in der vergangenen Woche gefallen ist. Weitere Offshore-Vorhaben betreibt EnBW in der irischen und schottischen See. Gemeinsam mit den Projektpartnern hat EnBW aktuell eine Projektpipeline im Bereich Mereswindparks von 6.000 MW.

Ziele im Einklang mit Pariser Abkommen

Das He-Dreiht-Projekt wurde 2017 ohne Zusage eines subventionierten Preises von EnBW ersteigert und wird bereits über PPA vermarktet. Schell kritisierte in diesem Zusammenhang, dass das geplante neue europäische Strommarktdesign zweiseitige contracts for difference (CfD) als einzige Subvention vorsehe. Dadurch könne der sich gerade entwickelnde deutsche PPA-Markt Schaden leiden. Um das deutsche 80-Prozent-Erneuerbaren-Ziel zu erreichen, muss der Ausbau der Erneuerbaren stark beschleunigt werden, so Schell. Hier sei zuletzt zwar schon einiges erreicht worden, doch müssten die Anstrengungen verstärkt weitergehen.

EnBW hat seine Klimaschutzziele mittlerweile wissenschaftlich prüfen lassen und das Gütesiegel der Nichtregierungsorganisation Science Based Targets Initiative (SBTi) erhalten. Das bedeutet, dass die Ziele für die Reduktion seiner CO2-Emissionen im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen stehen. Das helfe dem Unternehmen auch am Kapitalmarkt, so CFO Kusterer. Für viele Investoren sei ein grünes Gütesiegel mitterweile Bedingung für ihr Engagement. 

EnBW will zudem seine Anteile von 49,9 Prozent an dem Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW veräußern. Der Prozess sei am Laufen. Hektik bestehe nicht, so Kusterer. Der Verkauf soll noch im laufenden Jahr abgeschlossen werden.

Montag, 27.03.2023, 15:31 Uhr
Claus-Detlef Grossmann
Energie & Management > Wirtschaft - EnBW sieht sich auf Kurs in die erneuerbare Zukunft
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Wirtschaft
EnBW sieht sich auf Kurs in die erneuerbare Zukunft
Der baden-württembergische Energieversorger EnBW hat 2022 Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert. Bis 2028 wird ein vollständiger Kohleausstieg angestrebt.
Der Außenumsatz stieg laut Unternehmensangaben im abgelaufenen Geschäftsjahr aufgrund höherer Energiepreise deutlich um 74,2 Prozent auf 56 (32,15) Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ebitda verbesserte sich wie bereits Mitte Februar auf vorläufiger Basis mitgeteilt um 11,0 Prozent auf 3,286 (2,959) Milliarden Euro. Damit wurde die im November nach unten angepasste Prognose von bis zu 2,9 Milliarden Euro übertroffen. Grund hierfür war laut Mitteilung die warme Witterung zum Jahresende und eine Entspannung bei den Gas-Großhandelspreisen.

Unter dem Strich stand, wie ebenfalls bereits mitgeteilt, ein Konzerngewinn von 1,738 Milliarden Euro, nach 363 Millionen Euro im Vorjahr, bezogen auf das auf die Aktionäre entfallende Ergebnis. Auf bereinigter Basis sank der Konzerngewinn um 19,2 Prozent auf 973 Millionen Euro, was auf ein aufgrund der Marktbewertung von Wertpapieren gesunkenes Finanzergebnis zurückzuführen ist. Die Dividende soll wie für das Vorjahr 1,10 Euro je Aktie betragen. 

Erneuerbare ergebnisstärkstes Geschäftsfeld

"Unser Ergebnis verdanken wir einer umsichtigen Planung und unserer integrierten Aufstellung über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg", so EnBW-Chef Andreas Schell. Die erneuerbaren Energien waren im vergangenen Jahr erstmals das ergebnisstärkste Geschäftsfeld gewesen. 

Die Investitionen stiegen im Berichtszeitraum um 12 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro, insbesondere aufgrund des Ausbaus der Stromtransportnetze und des Zuschlags zum Bau eines Offshore-Windparks. Investiert wurde vor allem in erneuerbare Energien, in den Netzausbau und in die Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Im Bereich E-Mobility ist EnBW allerdings noch nicht profitabel. Der Break-even soll 2025 erreicht werden.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Konzern mit Sitz in Karlsruhe ein Adjusted Ebitda in der Spanne von 4,7 bis 5,2 Milliarden Euro. Hierzu wird der Wegfall negativer Einmaleffekte und die Reduzierung anderer Belastungen maßgeblich beitragen. So hätten die Probleme der Gastochter VNG im Zusammenhang mit der Liefereinschränkung und dem schließlichen Lieferstopp von russischem Gas mit 1,1 Milliarden Euro zu Buche geschlagen. Zudem hätten Aufwendungen im Netzbereich durch den hohen Einsatz der Netzreserve und des Redispatch in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro das Ergebnis im abgelaufenen Jahr belastet. Diese sollten im laufenden Jahr so nicht mehr anfallen, führte Thomas Kusterer, CFO von EnBW, aus. Als Belastung hat sich allerdings auch die Übergewinnsteuer herausgestellt, in deren Rahmen immerhin 100 Millionen Euro für das vergangene Jahr abgeführt weden mussten. 

Klimaziele sollen deutlich früher erreicht werden

Wie EnBW zudem mitteilte, wird nun ein vollständiger Kohle-Ausstieg bereits 2028 angestrebt, sofern die Rahmenbedingungen stimmen, insbesondere was den Ausbau der Erneuerbaren und den Um- und Ausbau der Netze betrifft. Das Jahr 2028 sei nicht das frühest mögliche, sondern ein wirtschaftlich gut machbares Jahr für das Unternehmen, hieß es dazu von EnBW. Durch den vorgezogenen Kohleausstieg sollen wichtige Meilensteine deutlich früher als bislang geplant erreicht werden: Bereits 2027 werden die CO2-Emissionen um rund 50 Prozent und im Jahr 2030 um rund 70 Prozent gegenüber 2018 reduziert sein.

Noch schneller mit der Abkehr von der Kohle wird es laut Schell an den EnBW-Kraftwerksstandorten Altbach-Deizisau, Heilbronn und Stuttgart-Münster gehen. Diese sollen bereits bis 2026 mit einem Gesamtaufwand von 1,6 Milliarden Euro von Kohle auf Gas umgestellt werden und dabei bereits „wasserstoff-ready“ sein für die Umstellung auf grünen Wasserstoff. Ab 2035 sollen die Gaskraftwerke dann vollständig mit grünem Wasserstoff betrieben werden. Zu diesem Zeitpunkt will EnBW komplett klimaneutral sein.

Ein weiteres Großprojekt ist der Meereswindpark He Dreiht vor der deutschen Nordseeküste mit einer Kapazität von 960 Megawatt, für den die finale Investitionsentscheidung in der vergangenen Woche gefallen ist. Weitere Offshore-Vorhaben betreibt EnBW in der irischen und schottischen See. Gemeinsam mit den Projektpartnern hat EnBW aktuell eine Projektpipeline im Bereich Mereswindparks von 6.000 MW.

Ziele im Einklang mit Pariser Abkommen

Das He-Dreiht-Projekt wurde 2017 ohne Zusage eines subventionierten Preises von EnBW ersteigert und wird bereits über PPA vermarktet. Schell kritisierte in diesem Zusammenhang, dass das geplante neue europäische Strommarktdesign zweiseitige contracts for difference (CfD) als einzige Subvention vorsehe. Dadurch könne der sich gerade entwickelnde deutsche PPA-Markt Schaden leiden. Um das deutsche 80-Prozent-Erneuerbaren-Ziel zu erreichen, muss der Ausbau der Erneuerbaren stark beschleunigt werden, so Schell. Hier sei zuletzt zwar schon einiges erreicht worden, doch müssten die Anstrengungen verstärkt weitergehen.

EnBW hat seine Klimaschutzziele mittlerweile wissenschaftlich prüfen lassen und das Gütesiegel der Nichtregierungsorganisation Science Based Targets Initiative (SBTi) erhalten. Das bedeutet, dass die Ziele für die Reduktion seiner CO2-Emissionen im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen stehen. Das helfe dem Unternehmen auch am Kapitalmarkt, so CFO Kusterer. Für viele Investoren sei ein grünes Gütesiegel mitterweile Bedingung für ihr Engagement. 

EnBW will zudem seine Anteile von 49,9 Prozent an dem Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW veräußern. Der Prozess sei am Laufen. Hektik bestehe nicht, so Kusterer. Der Verkauf soll noch im laufenden Jahr abgeschlossen werden.

Montag, 27.03.2023, 15:31 Uhr
Claus-Detlef Grossmann

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.