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Energie & Management > Studien - Emissionshandel vor Spekulationen schützen
Quelle: Fotolia / mik38
Studien

Emissionshandel vor Spekulationen schützen

Teure CO2-Emissionszertifikate sind ein Treiber der Energiepreise. Wie Spekulationen in diesem Bereich vermieden werden, hat das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung erforscht.
Der Preis für CO2-Emissionszertifikate im Rahmen des EU-Systems (ETS) hat sich im Laufe dieses Jahres zwischenzeitlich fast verdreifacht und schwankt so stark wie noch nie. Zunehmend werden Finanzspekulationen für diese Preisentwicklung verantwortlich gemacht, aber es fehlt der Nachweis dafür. Forschende des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung schlagen nun Methoden zum Erkennen von preisverzerrender Spekulationen und Verbesserungen bei der Marktaufsicht vor.

"Während einige Akteure die Risiken durch Finanzspekulation übertreiben, nicht zuletzt wegen der politischen Auswirkungen hoher CO2-Preise, spielen andere es herunter, was oft ebenfalls politisch motiviert ist", so der Ökonom Michael Pahle, der mit Simon Quemin Autor des neuen Berichts ist. Die Debatte gipfelte bereits in der Forderung Spaniens und Polens, Spekulationen durch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) zu überprüfen.

Für ihre eigene Untersuchung greifen die Forscher auf Daten zurück, die im Rahmen der EU-Finanzmarktverordnung seit 2018 erhoben werden. Sie überwacht die Termin-Kontrakte. Diese sind für Spekulation das Finanzprodukt der Wahl, weil sie schnell und häufig gehandelt werden und nicht direkt von den Regulierungsbehörden des Emissionshandelssystems überwacht werden.

Die Daten zeigen, dass sich die Zahl der neuen Finanzakteure in diesem Bereich, hauptsächlich Investmentfonds, in den letzten drei Jahren mehr als verdreifacht hat. Die Zahl der Akteure allein gibt jedoch keinen Aufschluss darüber, inwieweit sich deren Handel auf die Preisbildung auswirkt.

Um diese Frage zu beantworten, haben die Autoren eine Methode entwickelt, mit der sie das Verhalten der Finanzakteure auf dem CO2-Markt nach deren Handelsmotiven gruppieren, und in unterschiedliche Marktfunktionen einteilen:
  • Einerseits nützliche Spekulation, insbesondere Absicherungen, das sind Vertragsgeschäfte, die es regulierten Unternehmen ermöglichen, das Risiko unsicherer künftiger Kohlenstoffpreise auszulagern.
  • Andererseits schädliche Spekulation, die zu übermäßigen Preisschwankungen führen kann, zu Preisblasen und möglicherweise zu einem strategischen Horten von Zertifikaten durch große Investmentfonds, um die Preise zu treiben. Diese Risiken werden mit der Zeit zunehmen, da die Emissions-Zertifikate auf dem Markt zwangsläufig knapper werden müssen, um den Ausstoß an CO2 zu senken.
Um sich auf dieses Risiko vorzubereiten, können Regulierer drei Dinge tun:
  • Erstens müssten sie die Datenverfügbarkeit und -qualität erhöhen, um die neuen Formen des Handels genauer erfassen zu können.
  • Zweitens sollten sie ihre Diagnostik verbessern, um schädliche Spekulation früher und besser erkennen zu können.
  • Drittens sollten sie eine spezielle Marktaufsichtsbehörde schaffen, die Umwelt- und Finanzmarktgesichtspunkte integriert betrachtet.
Simon Quemin: "Die Analyse der Spekulation auf anderen Rohstoffmärkten kann als Vergleichsmaßstab dienen. Auf diese Weise könnte die neue Behörde evidenzbasierte Maßnahmen ergreifen und die Spekulation eindämmen, wenn dies gerechtfertigt ist."

Laut Michael Pahle könne eine bessere Überwachung und integrierte Regulierung das EU-Emissionshandelssystem vor exzessiven Finanzspekulationen schützen und so den Weg für eine strengere und robustere Kohlenstoffbepreisung ebnen.

Ihre Vorschläge beschreiben die Autoren detailliert in dem Papier "Financials threaten to undermine the functioning of emissions allowance markets".

Donnerstag, 16.12.2021, 12:05 Uhr
Peter Koller
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Studien
Emissionshandel vor Spekulationen schützen
Teure CO2-Emissionszertifikate sind ein Treiber der Energiepreise. Wie Spekulationen in diesem Bereich vermieden werden, hat das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung erforscht.
Der Preis für CO2-Emissionszertifikate im Rahmen des EU-Systems (ETS) hat sich im Laufe dieses Jahres zwischenzeitlich fast verdreifacht und schwankt so stark wie noch nie. Zunehmend werden Finanzspekulationen für diese Preisentwicklung verantwortlich gemacht, aber es fehlt der Nachweis dafür. Forschende des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung schlagen nun Methoden zum Erkennen von preisverzerrender Spekulationen und Verbesserungen bei der Marktaufsicht vor.

"Während einige Akteure die Risiken durch Finanzspekulation übertreiben, nicht zuletzt wegen der politischen Auswirkungen hoher CO2-Preise, spielen andere es herunter, was oft ebenfalls politisch motiviert ist", so der Ökonom Michael Pahle, der mit Simon Quemin Autor des neuen Berichts ist. Die Debatte gipfelte bereits in der Forderung Spaniens und Polens, Spekulationen durch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) zu überprüfen.

Für ihre eigene Untersuchung greifen die Forscher auf Daten zurück, die im Rahmen der EU-Finanzmarktverordnung seit 2018 erhoben werden. Sie überwacht die Termin-Kontrakte. Diese sind für Spekulation das Finanzprodukt der Wahl, weil sie schnell und häufig gehandelt werden und nicht direkt von den Regulierungsbehörden des Emissionshandelssystems überwacht werden.

Die Daten zeigen, dass sich die Zahl der neuen Finanzakteure in diesem Bereich, hauptsächlich Investmentfonds, in den letzten drei Jahren mehr als verdreifacht hat. Die Zahl der Akteure allein gibt jedoch keinen Aufschluss darüber, inwieweit sich deren Handel auf die Preisbildung auswirkt.

Um diese Frage zu beantworten, haben die Autoren eine Methode entwickelt, mit der sie das Verhalten der Finanzakteure auf dem CO2-Markt nach deren Handelsmotiven gruppieren, und in unterschiedliche Marktfunktionen einteilen:
  • Einerseits nützliche Spekulation, insbesondere Absicherungen, das sind Vertragsgeschäfte, die es regulierten Unternehmen ermöglichen, das Risiko unsicherer künftiger Kohlenstoffpreise auszulagern.
  • Andererseits schädliche Spekulation, die zu übermäßigen Preisschwankungen führen kann, zu Preisblasen und möglicherweise zu einem strategischen Horten von Zertifikaten durch große Investmentfonds, um die Preise zu treiben. Diese Risiken werden mit der Zeit zunehmen, da die Emissions-Zertifikate auf dem Markt zwangsläufig knapper werden müssen, um den Ausstoß an CO2 zu senken.
Um sich auf dieses Risiko vorzubereiten, können Regulierer drei Dinge tun:
  • Erstens müssten sie die Datenverfügbarkeit und -qualität erhöhen, um die neuen Formen des Handels genauer erfassen zu können.
  • Zweitens sollten sie ihre Diagnostik verbessern, um schädliche Spekulation früher und besser erkennen zu können.
  • Drittens sollten sie eine spezielle Marktaufsichtsbehörde schaffen, die Umwelt- und Finanzmarktgesichtspunkte integriert betrachtet.
Simon Quemin: "Die Analyse der Spekulation auf anderen Rohstoffmärkten kann als Vergleichsmaßstab dienen. Auf diese Weise könnte die neue Behörde evidenzbasierte Maßnahmen ergreifen und die Spekulation eindämmen, wenn dies gerechtfertigt ist."

Laut Michael Pahle könne eine bessere Überwachung und integrierte Regulierung das EU-Emissionshandelssystem vor exzessiven Finanzspekulationen schützen und so den Weg für eine strengere und robustere Kohlenstoffbepreisung ebnen.

Ihre Vorschläge beschreiben die Autoren detailliert in dem Papier "Financials threaten to undermine the functioning of emissions allowance markets".

Donnerstag, 16.12.2021, 12:05 Uhr
Peter Koller

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