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Energie & Management > Stromnetz - Ein Kraftwerk als letzte Option
Soll nur ans Netz, wenn sonst die Lichter ausgehen: Das neue Gaskraftwerk in Biblis. Quelle: Amprion
Stromnetz

Ein Kraftwerk als letzte Option

Ein neues Gaskraftwerk in Biblis steht ab sofort bereit, um bei Notfällen das Übertragungsnetz zu stabilisieren. Drei weitere dieser Anlagen entstehen in Bayern und Baden-Württemberg.
Als erster Ãœbertragungsnetzbetreiber in Deutschland hat Amprion sein "besonderes netztechnisches Betriebsmittel" in die Systemführung aufgenommen. Das von RWE betriebene Gasturbinenkraftwerk in Biblis kann innerhalb von 30 Minuten 300 MW ins Netz einspeisen und dazu beitragen, die Systemsicherheit zu wahren, wie es in einer Mitteilung von Amprion heißt. Die Anlagen stehen nicht für den Strommarkt zur Verfügung, sondern sie werden vom Ãœbertragungsnetzbetreiber angefordert, wenn es zu Störungen im Netzbetrieb kommt, beispielsweise durch den Ausfall von Leitungen oder Transformatoren. Das Gaskraftwerk verfügt über elf Turbinen, die je 33 MW Strom erzeugen können.

"Die von RWE in Biblis realisierte Anlage kann in angespannten Netzsituationen künftig dazu beitragen, die Netzstabilität zu gewährleisten. Im Energiesystem der Zukunft sind solche flexiblen Betriebsmittel wichtig für einen sicheren Systembetrieb", erklärte Hendrik Neumann, Technischer Geschäftsführer von Amprion, bei der Inbetriebnahme der Anlage.

Schnell und flexibel

Roger Miesen, Vorstandsvorsitzender der RWE Generation, betonte: "Mit der Anlage in Biblis können wir auf Anforderung schnell und flexibel Strom einspeisen und so helfen, das Netz in Südhessen zu stabilisieren." Von einem guten Zeichen für die Energiewende und einem starken Signal für den Wirtschaftsstandort Hessen sprach der Wirtschafts- und Energieminister des Landes, Tarek Al-Wazir (Grüne). Auch hob er die kurze Planungs- und Bauzeit für das Projekt hervor. "Es ist ein Baustein der Energiewende am Standort eines im Abbau befindlichen Atomkraftwerks", so der Minister.

Bei den besonderen netztechnischen Betriebsmitteln handelt es sich um Erzeugungsanlagen, die, wie es Amprion formuliert, "ausschließlich im Bedarfsfall und als Letztmaßnahme vor kontrollierten Lastabschaltungen Leistung ins Netz einspeisen". Sie dienten ausschließlich diesem Zweck und dürfen nicht am regulären Energiemarkt teilnehmen. Die Turbinen sind über eine 380-kV-Höchstspannungsfreileitung am Standort Biblis in das Übertragungsnetz eingebunden.

Schwierige Versorgungslage im Süden

Amprion hatte 2020 gemeinsam mit Transnet BW und Tennet die besonderen netztechnischen Betriebsmittel im Umfang von insgesamt 1.200 MW ausgeschrieben. Insgesamt gibt es vier dieser Anlagen. Neben der in Biblis entsteht eine im baden-württembergischen Marbach, eine in Leipheim und eine am Kraftwerksstandort Irsching bei Ingolstadt, beide in Oberbayern. Sie haben eine Leistung von je 300 MW, sind in spätestens 30 Minuten betriebsbereit und zudem schwarzstartfähig, das heißt, sie können nach einem Blackout auch helfen, das Stromnetz wiederaufzubauen. Die Kosten liegen jeweils im dreistelligen Millionenbereich, die Betriebsgenehmigung endet nach zehn Jahren. 

Der Bau der Kraftwerke steht auch in direktem Zusammenhang mit der angespannten Energieversorgungssituation im Süden der Republik. Grund sind die jahrelangen Verzögerungen beim Bau der großen Gleichstromtrassen Südlink, Südostlink und Ultranet, die Windkraftstrom aus dem Norden bringen sollen. Hier gibt es nach Abschaltung der letzten Kernkraftwerke kaum noch eigene Stromproduktion. Entsprechend groß sind die Sorgen in der Wirtschaft.
 

Amprion verpflichtet sich auch zur Senkung von Scope-3-Emissionen

Der Ãœbertragungsnetzbetreiber Amprion hat sich verpflichtet, die Emissionen entlang seiner Wertschöpfungskette (Scope 3) bis 2032 um knapp 60 Prozent zu senken. "Amprion unterstreicht damit seinen Anspruch, beim Aus- und Umbau des Stromübertragungsnetzes nachhaltig zu wirtschaften", teilte das Unternehmen am 8. März mit. Bereits 2022 hatte sich das Unternehmen ein Ziel zur Minderung der CO2-Emissionen aus eigenen Quellen (Scope 1) und bezogener Energie (Scope 2) gesetzt. Diese sollen bis 2032 um mindestens 63 Prozent gesenkt werden. Als Basisjahr dient 2017.

​Scope-3-Emissionen, über die aktuell entschieden wurde, entstehen unter anderem aus bezogenen Waren und Dienstleistungen, Dienstreisen und dem Pendeln zum Arbeitsort. Basisjahr ist hier 2021.
 

Mittwoch, 8.03.2023, 15:27 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Stromnetz - Ein Kraftwerk als letzte Option
Soll nur ans Netz, wenn sonst die Lichter ausgehen: Das neue Gaskraftwerk in Biblis. Quelle: Amprion
Stromnetz
Ein Kraftwerk als letzte Option
Ein neues Gaskraftwerk in Biblis steht ab sofort bereit, um bei Notfällen das Übertragungsnetz zu stabilisieren. Drei weitere dieser Anlagen entstehen in Bayern und Baden-Württemberg.
Als erster Ãœbertragungsnetzbetreiber in Deutschland hat Amprion sein "besonderes netztechnisches Betriebsmittel" in die Systemführung aufgenommen. Das von RWE betriebene Gasturbinenkraftwerk in Biblis kann innerhalb von 30 Minuten 300 MW ins Netz einspeisen und dazu beitragen, die Systemsicherheit zu wahren, wie es in einer Mitteilung von Amprion heißt. Die Anlagen stehen nicht für den Strommarkt zur Verfügung, sondern sie werden vom Ãœbertragungsnetzbetreiber angefordert, wenn es zu Störungen im Netzbetrieb kommt, beispielsweise durch den Ausfall von Leitungen oder Transformatoren. Das Gaskraftwerk verfügt über elf Turbinen, die je 33 MW Strom erzeugen können.

"Die von RWE in Biblis realisierte Anlage kann in angespannten Netzsituationen künftig dazu beitragen, die Netzstabilität zu gewährleisten. Im Energiesystem der Zukunft sind solche flexiblen Betriebsmittel wichtig für einen sicheren Systembetrieb", erklärte Hendrik Neumann, Technischer Geschäftsführer von Amprion, bei der Inbetriebnahme der Anlage.

Schnell und flexibel

Roger Miesen, Vorstandsvorsitzender der RWE Generation, betonte: "Mit der Anlage in Biblis können wir auf Anforderung schnell und flexibel Strom einspeisen und so helfen, das Netz in Südhessen zu stabilisieren." Von einem guten Zeichen für die Energiewende und einem starken Signal für den Wirtschaftsstandort Hessen sprach der Wirtschafts- und Energieminister des Landes, Tarek Al-Wazir (Grüne). Auch hob er die kurze Planungs- und Bauzeit für das Projekt hervor. "Es ist ein Baustein der Energiewende am Standort eines im Abbau befindlichen Atomkraftwerks", so der Minister.

Bei den besonderen netztechnischen Betriebsmitteln handelt es sich um Erzeugungsanlagen, die, wie es Amprion formuliert, "ausschließlich im Bedarfsfall und als Letztmaßnahme vor kontrollierten Lastabschaltungen Leistung ins Netz einspeisen". Sie dienten ausschließlich diesem Zweck und dürfen nicht am regulären Energiemarkt teilnehmen. Die Turbinen sind über eine 380-kV-Höchstspannungsfreileitung am Standort Biblis in das Übertragungsnetz eingebunden.

Schwierige Versorgungslage im Süden

Amprion hatte 2020 gemeinsam mit Transnet BW und Tennet die besonderen netztechnischen Betriebsmittel im Umfang von insgesamt 1.200 MW ausgeschrieben. Insgesamt gibt es vier dieser Anlagen. Neben der in Biblis entsteht eine im baden-württembergischen Marbach, eine in Leipheim und eine am Kraftwerksstandort Irsching bei Ingolstadt, beide in Oberbayern. Sie haben eine Leistung von je 300 MW, sind in spätestens 30 Minuten betriebsbereit und zudem schwarzstartfähig, das heißt, sie können nach einem Blackout auch helfen, das Stromnetz wiederaufzubauen. Die Kosten liegen jeweils im dreistelligen Millionenbereich, die Betriebsgenehmigung endet nach zehn Jahren. 

Der Bau der Kraftwerke steht auch in direktem Zusammenhang mit der angespannten Energieversorgungssituation im Süden der Republik. Grund sind die jahrelangen Verzögerungen beim Bau der großen Gleichstromtrassen Südlink, Südostlink und Ultranet, die Windkraftstrom aus dem Norden bringen sollen. Hier gibt es nach Abschaltung der letzten Kernkraftwerke kaum noch eigene Stromproduktion. Entsprechend groß sind die Sorgen in der Wirtschaft.
 

Amprion verpflichtet sich auch zur Senkung von Scope-3-Emissionen

Der Ãœbertragungsnetzbetreiber Amprion hat sich verpflichtet, die Emissionen entlang seiner Wertschöpfungskette (Scope 3) bis 2032 um knapp 60 Prozent zu senken. "Amprion unterstreicht damit seinen Anspruch, beim Aus- und Umbau des Stromübertragungsnetzes nachhaltig zu wirtschaften", teilte das Unternehmen am 8. März mit. Bereits 2022 hatte sich das Unternehmen ein Ziel zur Minderung der CO2-Emissionen aus eigenen Quellen (Scope 1) und bezogener Energie (Scope 2) gesetzt. Diese sollen bis 2032 um mindestens 63 Prozent gesenkt werden. Als Basisjahr dient 2017.

​Scope-3-Emissionen, über die aktuell entschieden wurde, entstehen unter anderem aus bezogenen Waren und Dienstleistungen, Dienstreisen und dem Pendeln zum Arbeitsort. Basisjahr ist hier 2021.
 

Mittwoch, 8.03.2023, 15:27 Uhr
Günter Drewnitzky

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