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Energie & Management > Meinung - Die Energiewende im Fokus
Quelle: Fotolia / Denis Junker
Meinung

Die Energiewende im Fokus

Am 24. Februar jährt sich mit dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine eine politische und humanitäre Katastrophe. Der befürchtete Kollaps der Energieversorgung aber blieb aus.
Deutschland kann Krise − besonders gut, wenn es darum geht, sie herbeizureden. Blicken wir kurz zurück. Mit nur 28 Prozent Erdgas in den Speichern standen wir ziemlich dumm da, als der Krieg gegen die Ukraine losging. Sogleich wurden alle möglichen Teufel an die Wand gemalt, und das umso engagierter, als die Zuflüsse vom „verlässlichen Partner“ im Osten Ende vergangenen August ganz versiegten.

Deutschland drohe die Deindustrialisierung hieß es, also quasi über Nacht wahlweise Bauernstaat oder Bananenrepublik. Die Atomkraftwerke würden unbedingt gebraucht, damit die Menschen in den Seniorenheimen nicht frieren, verlautete es aus der „Windkrafthochburg“ Bayern. Und Volksaufstände werde es geben, da waren sich viele sogenannte Experten, die selbst in seriösen Medien ungebremst schwafeln durften, einig.

Und was ist dann passiert? Die Bundesrepublik kaufte erst mal jedes Gasmolekül zusammen, das auf dem Markt zu kriegen war. Zugegeben: Von unfairen Methoden war seitens der europäischen Nachbarn die Rede, der Ausdruck „brachial“ kommt dem wohl näher. Darüber hinaus entstanden in wenigen Monaten LNG-Terminals, deren Bau normalerweise viele Jahre dauert, und es wurden, ebenfalls im Eiltempo, neue Lieferverträge geschlossen. Ja, auch mit Staaten, deren Vertreter man eher nicht im feinen Salon beim Dinner haben möchte − aber in der Not frisst ja bekanntlich selbst der Teufel Fliegen.

Gassparen statt Volksaufstand

Und wo stehen wir jetzt? Die Gasspeicher waren zum Jahresende zu 100 Prozent voll und sie sind es − ja, auch weil glücklicherweise das Wetter mitspielt − immer noch: Bei 90 Prozent lag der Füllstand Mitte Januar, ein sensationeller Wert. Die Speicherbranche gab unlängst endgültig Entwarnung. Selbst bei niedrigen Temperaturen und gleichzeitig auftretenden Lieferengpässen werde eine Gasmangellage nicht mehr eintreten. Das hat freilich auch noch einen anderen Grund als die milde Witterung: Die Bürgerinnen und Bürger haben keine Volksaufstände veranstaltet, sondern Gas gespart. Glückwunsch!

Die komfortable Ausgangslage ist aber für diejenigen, die Katastrophenszenarien mögen, kein Grund, sich zu entspannen. Stattdessen hält sich die Mär hartnäckig, dass eigentlich der nächste Winter das große Problem ist. Wohlgemerkt bei wahrscheinlich doppelt so hohen Speicherständen wie letztes Jahr und der Aussicht auf Versorgung mit reichlich LNG.

Und wie geht es jetzt weiter, nachdem wirtschaftlicher Zusammenbruch, Bürgerkrieg, Frostbeulen und Blackouts ausgeblieben sind? Nun, vielleicht mit einem optimistischen und entschlossenen Blick nach vorne. Die Tatsache, dass wir − auch mit eigenem Zutun − gut durch die Krise gekommen sind, könnte doch Mut machen und zu positivem Denken anregen. Schließlich gibt es viel zu tun: Die erneuerbaren Energien müssen jetzt wieder in den Fokus gerückt und konsequent ausgebaut werden, damit die Kohlekraftwerke vom Netz genommen werden können. Das Gleiche gilt für die Stromnetze. Hier müssen die schnellen Genehmigungsverfahren, die bei den LNG-Terminals durchgezogen wurden, auch möglich sein. Und junge Menschen müssen davon überzeugt werden, dass es sinnstiftend ist, das Klima durch Anpacken zu schützen − damit die Energiewende nicht auch noch durch den Fachkräftemangel ausgebremst wird.

Donnerstag, 23.02.2023, 11:09 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Meinung - Die Energiewende im Fokus
Quelle: Fotolia / Denis Junker
Meinung
Die Energiewende im Fokus
Am 24. Februar jährt sich mit dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine eine politische und humanitäre Katastrophe. Der befürchtete Kollaps der Energieversorgung aber blieb aus.
Deutschland kann Krise − besonders gut, wenn es darum geht, sie herbeizureden. Blicken wir kurz zurück. Mit nur 28 Prozent Erdgas in den Speichern standen wir ziemlich dumm da, als der Krieg gegen die Ukraine losging. Sogleich wurden alle möglichen Teufel an die Wand gemalt, und das umso engagierter, als die Zuflüsse vom „verlässlichen Partner“ im Osten Ende vergangenen August ganz versiegten.

Deutschland drohe die Deindustrialisierung hieß es, also quasi über Nacht wahlweise Bauernstaat oder Bananenrepublik. Die Atomkraftwerke würden unbedingt gebraucht, damit die Menschen in den Seniorenheimen nicht frieren, verlautete es aus der „Windkrafthochburg“ Bayern. Und Volksaufstände werde es geben, da waren sich viele sogenannte Experten, die selbst in seriösen Medien ungebremst schwafeln durften, einig.

Und was ist dann passiert? Die Bundesrepublik kaufte erst mal jedes Gasmolekül zusammen, das auf dem Markt zu kriegen war. Zugegeben: Von unfairen Methoden war seitens der europäischen Nachbarn die Rede, der Ausdruck „brachial“ kommt dem wohl näher. Darüber hinaus entstanden in wenigen Monaten LNG-Terminals, deren Bau normalerweise viele Jahre dauert, und es wurden, ebenfalls im Eiltempo, neue Lieferverträge geschlossen. Ja, auch mit Staaten, deren Vertreter man eher nicht im feinen Salon beim Dinner haben möchte − aber in der Not frisst ja bekanntlich selbst der Teufel Fliegen.

Gassparen statt Volksaufstand

Und wo stehen wir jetzt? Die Gasspeicher waren zum Jahresende zu 100 Prozent voll und sie sind es − ja, auch weil glücklicherweise das Wetter mitspielt − immer noch: Bei 90 Prozent lag der Füllstand Mitte Januar, ein sensationeller Wert. Die Speicherbranche gab unlängst endgültig Entwarnung. Selbst bei niedrigen Temperaturen und gleichzeitig auftretenden Lieferengpässen werde eine Gasmangellage nicht mehr eintreten. Das hat freilich auch noch einen anderen Grund als die milde Witterung: Die Bürgerinnen und Bürger haben keine Volksaufstände veranstaltet, sondern Gas gespart. Glückwunsch!

Die komfortable Ausgangslage ist aber für diejenigen, die Katastrophenszenarien mögen, kein Grund, sich zu entspannen. Stattdessen hält sich die Mär hartnäckig, dass eigentlich der nächste Winter das große Problem ist. Wohlgemerkt bei wahrscheinlich doppelt so hohen Speicherständen wie letztes Jahr und der Aussicht auf Versorgung mit reichlich LNG.

Und wie geht es jetzt weiter, nachdem wirtschaftlicher Zusammenbruch, Bürgerkrieg, Frostbeulen und Blackouts ausgeblieben sind? Nun, vielleicht mit einem optimistischen und entschlossenen Blick nach vorne. Die Tatsache, dass wir − auch mit eigenem Zutun − gut durch die Krise gekommen sind, könnte doch Mut machen und zu positivem Denken anregen. Schließlich gibt es viel zu tun: Die erneuerbaren Energien müssen jetzt wieder in den Fokus gerückt und konsequent ausgebaut werden, damit die Kohlekraftwerke vom Netz genommen werden können. Das Gleiche gilt für die Stromnetze. Hier müssen die schnellen Genehmigungsverfahren, die bei den LNG-Terminals durchgezogen wurden, auch möglich sein. Und junge Menschen müssen davon überzeugt werden, dass es sinnstiftend ist, das Klima durch Anpacken zu schützen − damit die Energiewende nicht auch noch durch den Fachkräftemangel ausgebremst wird.

Donnerstag, 23.02.2023, 11:09 Uhr
Günter Drewnitzky

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