E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Gasnetz - Deutschlands erste klimaneutrale Gasstation steht in Potsdam
Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (r.) und Ontras-Geschäftsführer Ralph Bahke bei der symbolischen Inbetriebnahme, Quelle: Ontras Gastransport
Gasnetz

Deutschlands erste klimaneutrale Gasstation steht in Potsdam

Eine klimaneutral arbeitende Gasdruckmess- und Regelanlage hat der Fernleitungsnetzbetreiber Ontras in Potsdam der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Gasdruckmess- und Regelanlage Nesselgrund leitet Gas aus dem Hochdruck-Ferngasleitungsnetz von Ontras ins Netz zur Versorgung der Region Potsdam. Dabei nutzt sie in einem innovativen Verfahren die physikalischen Eigenschaften des Gasstroms, um die dafür benötigte Energie regenerativ zu erzeugen.

Die Anlage in Nesselgrund ist ein wichtiger Knotenpunkt im etwa 7.500 Leitungskilometer umfassenden Ontras-Netz. Sie hat einen Durchsatz von maximal 40.000 Kubikmeter Gas pro Stunde entsprechend etwa 440 MW thermischer Leistung - ausreichend zur Versorgung des ganzen Großraums Potsdam.

Vor der Einspeisung ins nachgelagerte Netz muss der Druck des aus der Fernleitung kommenden Gases stark verringert werden. Dabei kühlt sich das Gas erheblich ab. Üblicherweise wird das Gas daher mit Strom oder Gas vorgewärmt, um ein Einfrieren von Anlagenteilen sowie eine Veränderung der Gasbeschaffenheit und damit ggf. einhergehende Funktionsstörungen zu vermeiden. 

Basis für die klimaneutrale Gasvorwärmung in Nesselgrund ist der in Brandenburg entwickelte Prototyp des sogenannten Ranque-Hilsch-Rohrs (siehe Kasten). Ontras nutzt dieses Wirbelrohrverfahren hier erstmals, um das Gas ganzjährig auf die gewünschte Temperatur zum Einspeisen für Potsdam zu bringen. Der Gasstrom aus dem Ferngasnetz wird über drei verschiedene Wirbelrohre geführt, wobei sich unterschiedliche Temperaturen am Ausgang ergeben. Dort werden diese Gasströme so geregelt und zusammengeführt, dass sich jeweils die gewünschte Temperatur für die Einspeisung einstellt. Der Clou: Über Wärmetauscher lässt sich die dann noch verbleibende Temperaturdifferenz durch Wärmeübertragung ebenfalls noch energetisch nutzen.

Das Anlagendesign wird durch eine auf dem Dach des Anlagengebäudes montierte Photovoltaik-Anlage für die Versorgung der Prozesssteuerung ergänzt. In Kombination mit dem isolierten und wärmeoptimierten Gebäude läuft die fertige Anlage klimaneutral und benötigt insgesamt nur 30 Prozent der sonst üblichen Heizenergie.

Stichwort: Ranque-Hilsch-Rohr

Beim Ranque-Hilsch-Rohr wird Gas im rechten Winkel zum Rohr in eine runde Wirbelkammer eingeblasen und dadurch in eine extrem schnelle Rotation versetzt, die mehr als eine Million Umdrehungen pro Minute erreichen kann. Das Gas verlässt die Kammer in zwei Strömungen mit bis zu 45 Grad Celsius Temperaturdifferenz durch unterschiedlich gestaltete Luftauslässe an den Rohrenden. Entdeckt wurde der Effekt 1928 durch Georges J. Ranque und 1946 systematisch beschrieben durch Rudolf Hilsch. 
 

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) bezeichnete die Gasdruckmess- und Regelanlage als „ein wegweisendes Projekt für die Gasbranche“. Über dessen Umsetzung freue er sich umso mehr, „als dass es sich bei wesentlichen Komponenten der Anlage um Entwicklungen ,made in Brandenburg‘ handelt.“

Ontras-Geschäftsführer Ralph Bahke ergänzte: „Die von uns in Zusammenarbeit mit Prof. Jens Mischner entwickelte Anlage ist für uns ein Meilenstein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Gasversorgung. Sie ist eine Blaupause für viele derartige Anlagen in Deutschland und lässt sich auch für größere Anlagen skalieren.“

Ebenfalls innovativ sei eine neue Zählergeneration, die sogenannten ORA-Zähler, die in Nesselgrund erstmals erprobt werden. „Wir nutzen hier einfache Digitaltechnik statt aufwändiger Ultraschallmessungen, um Gasmengen zu bestimmen. Das kann künftig erheblichen Kosten- und Wartungsaufwand sparen“, betonte Bahke.
 

Donnerstag, 7.10.2021, 15:20 Uhr
Peter Koller
Energie & Management > Gasnetz - Deutschlands erste klimaneutrale Gasstation steht in Potsdam
Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (r.) und Ontras-Geschäftsführer Ralph Bahke bei der symbolischen Inbetriebnahme, Quelle: Ontras Gastransport
Gasnetz
Deutschlands erste klimaneutrale Gasstation steht in Potsdam
Eine klimaneutral arbeitende Gasdruckmess- und Regelanlage hat der Fernleitungsnetzbetreiber Ontras in Potsdam der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Gasdruckmess- und Regelanlage Nesselgrund leitet Gas aus dem Hochdruck-Ferngasleitungsnetz von Ontras ins Netz zur Versorgung der Region Potsdam. Dabei nutzt sie in einem innovativen Verfahren die physikalischen Eigenschaften des Gasstroms, um die dafür benötigte Energie regenerativ zu erzeugen.

Die Anlage in Nesselgrund ist ein wichtiger Knotenpunkt im etwa 7.500 Leitungskilometer umfassenden Ontras-Netz. Sie hat einen Durchsatz von maximal 40.000 Kubikmeter Gas pro Stunde entsprechend etwa 440 MW thermischer Leistung - ausreichend zur Versorgung des ganzen Großraums Potsdam.

Vor der Einspeisung ins nachgelagerte Netz muss der Druck des aus der Fernleitung kommenden Gases stark verringert werden. Dabei kühlt sich das Gas erheblich ab. Üblicherweise wird das Gas daher mit Strom oder Gas vorgewärmt, um ein Einfrieren von Anlagenteilen sowie eine Veränderung der Gasbeschaffenheit und damit ggf. einhergehende Funktionsstörungen zu vermeiden. 

Basis für die klimaneutrale Gasvorwärmung in Nesselgrund ist der in Brandenburg entwickelte Prototyp des sogenannten Ranque-Hilsch-Rohrs (siehe Kasten). Ontras nutzt dieses Wirbelrohrverfahren hier erstmals, um das Gas ganzjährig auf die gewünschte Temperatur zum Einspeisen für Potsdam zu bringen. Der Gasstrom aus dem Ferngasnetz wird über drei verschiedene Wirbelrohre geführt, wobei sich unterschiedliche Temperaturen am Ausgang ergeben. Dort werden diese Gasströme so geregelt und zusammengeführt, dass sich jeweils die gewünschte Temperatur für die Einspeisung einstellt. Der Clou: Über Wärmetauscher lässt sich die dann noch verbleibende Temperaturdifferenz durch Wärmeübertragung ebenfalls noch energetisch nutzen.

Das Anlagendesign wird durch eine auf dem Dach des Anlagengebäudes montierte Photovoltaik-Anlage für die Versorgung der Prozesssteuerung ergänzt. In Kombination mit dem isolierten und wärmeoptimierten Gebäude läuft die fertige Anlage klimaneutral und benötigt insgesamt nur 30 Prozent der sonst üblichen Heizenergie.

Stichwort: Ranque-Hilsch-Rohr

Beim Ranque-Hilsch-Rohr wird Gas im rechten Winkel zum Rohr in eine runde Wirbelkammer eingeblasen und dadurch in eine extrem schnelle Rotation versetzt, die mehr als eine Million Umdrehungen pro Minute erreichen kann. Das Gas verlässt die Kammer in zwei Strömungen mit bis zu 45 Grad Celsius Temperaturdifferenz durch unterschiedlich gestaltete Luftauslässe an den Rohrenden. Entdeckt wurde der Effekt 1928 durch Georges J. Ranque und 1946 systematisch beschrieben durch Rudolf Hilsch. 
 

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) bezeichnete die Gasdruckmess- und Regelanlage als „ein wegweisendes Projekt für die Gasbranche“. Über dessen Umsetzung freue er sich umso mehr, „als dass es sich bei wesentlichen Komponenten der Anlage um Entwicklungen ,made in Brandenburg‘ handelt.“

Ontras-Geschäftsführer Ralph Bahke ergänzte: „Die von uns in Zusammenarbeit mit Prof. Jens Mischner entwickelte Anlage ist für uns ein Meilenstein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Gasversorgung. Sie ist eine Blaupause für viele derartige Anlagen in Deutschland und lässt sich auch für größere Anlagen skalieren.“

Ebenfalls innovativ sei eine neue Zählergeneration, die sogenannten ORA-Zähler, die in Nesselgrund erstmals erprobt werden. „Wir nutzen hier einfache Digitaltechnik statt aufwändiger Ultraschallmessungen, um Gasmengen zu bestimmen. Das kann künftig erheblichen Kosten- und Wartungsaufwand sparen“, betonte Bahke.
 

Donnerstag, 7.10.2021, 15:20 Uhr
Peter Koller

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.