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Energie & Management > Klimaschutz - Deutschland ist zu langsam
Quelle: Shutterstock / 24Novembers
Klimaschutz

Deutschland ist zu langsam

Ein Fortschrittsbericht von BDEW und Ernst & Young zeichnet kein optimistisches Bild von der Energiewende in Deutschland.
Der Energieverband BDEW und die Beratungsgesellschaft Ernst & Young GmbH (EY) haben ihre Kompetenzen gebündelt, und einen "Fortschrittsmonitor 2022 Energiewende" zusammengetragen. Darin sollen die Fortschritte der Energiewende gemessen und sichtbar gemacht werden. Das Ergebnis überrascht nicht: "Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet zu langsam voran", heißt es darin. Auch beim Netzausbau, der Digitalisierung und der Elektrifizierung des Verkehrssektors gebe es Defizite.

Immer wenn es um die Energiewende geht, geht es auch um riesige Zahlen. Laut dem Bericht müssten insgesamt rund 600 Milliarden Euro in ganz unterschiedliche Bereiche investiert werden, um das Zwischenziel der Bundesregierung bis 2030 zu erreichen. Rund 65 Prozent weniger Treibhausgase soll Deutschland 2030 ausstoßen. 2045 soll die deutsche Gesellschaft ganz klimaneutral wirtschaften.

Die Studienersteller haben dabei zusammengetragen, wie viel Geld nötig ist, um dieses Vorhaben umzusetzen. Die Ausbaukosten bis 2030 verteilen sich dabei folgendermaßen:
  • Erneuerbare Energien: 350 Milliarden Euro
  • Netze Strom: 125 Milliarden Euro
  • Klimaneutrale Gase: 12 Milliarden Euro
  • Ladeinfrastruktur E-Mobilität: 9 Milliarden Euro
Die verbleibenden rund 100 Milliarden Euro entfallen auf Investitionen, vor allem auf den Bau und Ausbau von Verteilnetzen, Großspeichern und Gaskraftwerken.

Es sind laut BDEW und EY umgerechnet jährlich zwischen 54 und 57 Milliarden Euro nötig, um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen. Allerdings stehen diese Zahlen in eklatanten Gegensatz zur Realität: So wurden im Jahr 2021 nur rund 14,5 Milliarden Euro investiert. Daher konnten die Investitionen, "die mit der Energiewende verbunden sind, bislang nicht die erhoffte volkswirtschaftliche Wirkung entfalten", heißt es etwas blumig.
 
 
Vor allem beim Ausbau der erneuerbaren Energien müsste viele mehr Tempo aufgenommen werden. Bei der Solarkraft müsste sich der jährliche Nettozubau im Vergleich zu 2021 / 2022 mehr als verdoppeln, bei Onshore-Wind mehr als verdreifachen, heißt es in dem Bericht. Zwar gebe es richtige Ansätze von der Politik, wie die Beschleunigungen im Planungs- und Genehmigungsrecht, doch reichten diese immer noch nicht aus. Fazit: "Hier wird es Nachbesserungen geben müssen", heißt es weiter.

Auch die Wärmewende muss zügiger umgesetzt werden. Der Anteil der Erneuerbaren an der Wärmeversorgung müsse bis 2030 etwa verdreifacht werden. Ende 2021 lag der Anteil erst bei 16,2 Prozent. "Eine stärkere Sektorenkopplung, eine passgenaue Transformation von Gas- zu Wasserstoffnetzen und ein umfassender Rollout von Wärmepumpen sind hier besonders zu erwähnen", so der Bericht.

Generell stellt der Bericht fest: In fast allen Sektoren bleibe der Ausbaustatus deutlich hinter den Zielen zurück. Doch nicht nur die schleppende Erreichung der quantitativen Ziele bedroht die Energiewende, auch qualitative Faktoren wirken sich negativ aus: Im Fortschrittsmonitor werden unter anderem genannt: der Fachkräftemangel in allen Sektoren, die mangelnde Verfügbarkeit von Flächen, aber auch Engpässe bei verschiedenen wichtigen Rohstoffen wie Lithium, seltenen Erden, Kupfer und Silizium.

"Die Ergebnisse des Fortschrittsmonitors zeigen: Mit dem bisherigen Tempo können die Klimaziele nicht erreicht werden", sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Die Bundesregierung habe zwar bislang einiges auf den Weg gebracht, doch reiche das nicht. Bestehende Hemmnisse für die Energie-, Wärme- und Verkehrswende müssten zwingend beseitigt werden.

Konkret bedeutet das, so Andreae: "Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen, mehr Flächen für erneuerbare Erzeugungsanlagen, Netze und Ladeinfrastruktur bereitstellen, einen Markt für Wasserstoff schaffen und die Weichen für ein Marktdesign stellen, in dem sich auch Investitionen in steuerbare Stromerzeugungskapazitäten lohnen."

Der aktuelle "Fortschrittsmonitor 2022 Energiewende" kann auf der Internetseite des BDEW heruntergeladen werden. Der Bericht soll künftig jährlich aktualisiert werden.

Montag, 6.02.2023, 15:41 Uhr
Stefan Sagmeister
Energie & Management > Klimaschutz - Deutschland ist zu langsam
Quelle: Shutterstock / 24Novembers
Klimaschutz
Deutschland ist zu langsam
Ein Fortschrittsbericht von BDEW und Ernst & Young zeichnet kein optimistisches Bild von der Energiewende in Deutschland.
Der Energieverband BDEW und die Beratungsgesellschaft Ernst & Young GmbH (EY) haben ihre Kompetenzen gebündelt, und einen "Fortschrittsmonitor 2022 Energiewende" zusammengetragen. Darin sollen die Fortschritte der Energiewende gemessen und sichtbar gemacht werden. Das Ergebnis überrascht nicht: "Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet zu langsam voran", heißt es darin. Auch beim Netzausbau, der Digitalisierung und der Elektrifizierung des Verkehrssektors gebe es Defizite.

Immer wenn es um die Energiewende geht, geht es auch um riesige Zahlen. Laut dem Bericht müssten insgesamt rund 600 Milliarden Euro in ganz unterschiedliche Bereiche investiert werden, um das Zwischenziel der Bundesregierung bis 2030 zu erreichen. Rund 65 Prozent weniger Treibhausgase soll Deutschland 2030 ausstoßen. 2045 soll die deutsche Gesellschaft ganz klimaneutral wirtschaften.

Die Studienersteller haben dabei zusammengetragen, wie viel Geld nötig ist, um dieses Vorhaben umzusetzen. Die Ausbaukosten bis 2030 verteilen sich dabei folgendermaßen:
  • Erneuerbare Energien: 350 Milliarden Euro
  • Netze Strom: 125 Milliarden Euro
  • Klimaneutrale Gase: 12 Milliarden Euro
  • Ladeinfrastruktur E-Mobilität: 9 Milliarden Euro
Die verbleibenden rund 100 Milliarden Euro entfallen auf Investitionen, vor allem auf den Bau und Ausbau von Verteilnetzen, Großspeichern und Gaskraftwerken.

Es sind laut BDEW und EY umgerechnet jährlich zwischen 54 und 57 Milliarden Euro nötig, um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen. Allerdings stehen diese Zahlen in eklatanten Gegensatz zur Realität: So wurden im Jahr 2021 nur rund 14,5 Milliarden Euro investiert. Daher konnten die Investitionen, "die mit der Energiewende verbunden sind, bislang nicht die erhoffte volkswirtschaftliche Wirkung entfalten", heißt es etwas blumig.
 
 
Vor allem beim Ausbau der erneuerbaren Energien müsste viele mehr Tempo aufgenommen werden. Bei der Solarkraft müsste sich der jährliche Nettozubau im Vergleich zu 2021 / 2022 mehr als verdoppeln, bei Onshore-Wind mehr als verdreifachen, heißt es in dem Bericht. Zwar gebe es richtige Ansätze von der Politik, wie die Beschleunigungen im Planungs- und Genehmigungsrecht, doch reichten diese immer noch nicht aus. Fazit: "Hier wird es Nachbesserungen geben müssen", heißt es weiter.

Auch die Wärmewende muss zügiger umgesetzt werden. Der Anteil der Erneuerbaren an der Wärmeversorgung müsse bis 2030 etwa verdreifacht werden. Ende 2021 lag der Anteil erst bei 16,2 Prozent. "Eine stärkere Sektorenkopplung, eine passgenaue Transformation von Gas- zu Wasserstoffnetzen und ein umfassender Rollout von Wärmepumpen sind hier besonders zu erwähnen", so der Bericht.

Generell stellt der Bericht fest: In fast allen Sektoren bleibe der Ausbaustatus deutlich hinter den Zielen zurück. Doch nicht nur die schleppende Erreichung der quantitativen Ziele bedroht die Energiewende, auch qualitative Faktoren wirken sich negativ aus: Im Fortschrittsmonitor werden unter anderem genannt: der Fachkräftemangel in allen Sektoren, die mangelnde Verfügbarkeit von Flächen, aber auch Engpässe bei verschiedenen wichtigen Rohstoffen wie Lithium, seltenen Erden, Kupfer und Silizium.

"Die Ergebnisse des Fortschrittsmonitors zeigen: Mit dem bisherigen Tempo können die Klimaziele nicht erreicht werden", sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Die Bundesregierung habe zwar bislang einiges auf den Weg gebracht, doch reiche das nicht. Bestehende Hemmnisse für die Energie-, Wärme- und Verkehrswende müssten zwingend beseitigt werden.

Konkret bedeutet das, so Andreae: "Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen, mehr Flächen für erneuerbare Erzeugungsanlagen, Netze und Ladeinfrastruktur bereitstellen, einen Markt für Wasserstoff schaffen und die Weichen für ein Marktdesign stellen, in dem sich auch Investitionen in steuerbare Stromerzeugungskapazitäten lohnen."

Der aktuelle "Fortschrittsmonitor 2022 Energiewende" kann auf der Internetseite des BDEW heruntergeladen werden. Der Bericht soll künftig jährlich aktualisiert werden.

Montag, 6.02.2023, 15:41 Uhr
Stefan Sagmeister

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