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Energie & Management > Windkraft Offshore -
Quelle: Deutsche WindGuard
Windkraft Offshore

"Deutschland fehlt multifunktionaler Offshore-Hafen"

Die Industrie-Kapazitäten hierzulande sind nach Ansicht zweier Branchenverbände bisher zu gering für das neue nationale Offshore-Ziel. Derweil gibt es Neues zu einem Terminal-Projekt.
Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und der Offshore-Industrieverband Wab haben gemeinsam die Errichtung von "Windenergie-Hubs" als multifunktionalen, schwerlastfähigen Häfen und Werften für den Offshore-Windkraftausbau in Deutschland.

"Kein Hafen-Standort leistet das bisher", erklärte BVMW-Hauptgeschäftsführer Markus Jerger am 24. Februar mit Bezug auf das Inland. Andere europäische Länder hätten sich dagegen bereits auf den Weg gemacht. Die beiden Verbände nannten keine Namen, doch dem Vernehmen nach sind an der Nordsee Eemshaven in Holland und Esbjerg in Dänemark im Wettbewerb um die Offshore-Windkraft weiter als alle deutschen Häfen.

Aus Sicht der Verbände wären schwerlastfähige Hafenstandorte "die entscheidende Drehscheibe" für einen nachhaltigen Offshore-Zubau. Sie müssten als Windenergie-Hubs
  • "Bauteile in der Größe von Mehrfamilienhäusern und Stückgewichten von 500 Tonnen und mehr in Serie umschlagen" können,
  • mittelständischen Lieferanten und Dienstleistern eine Ansiedlung an der Küste und ein wetterabhängiges, flexibles Lieferketten-Management sowie Baustellen-Logistik für Großkomponenten wie Fundamente, Turmteile, Maschinenhäuser sowie weit über 100 m lange Rotorblätter ermöglichen
  • sowie Ausbau, Rückbau und Recycling zusammenführen.
  • Werftkapazitäten rundeten die Multifunktionalität der Hubs ab. 
  • Die Ansiedlung an einem Seehafen-Standort verringere Transport und Umschlag auf ein Minimum und vermeide damit CO2.
  • Aus Sicht von Wab-Geschäftsführerin Heike Winkler erfüllt etwa Bremerhaven diese Voraussetzungen - "hinzu kommt die angewandte Forschung".
Zum Ist-Zustand werden BVMW und Wab deutlich: Die heutigen industriellen Kapazitäten "reichen nicht aus", um das Offshore-Ausbauziel der Ampelkoalition von 70.000 MW für 2045 zu erreichen. Bisher sind gut 10 % dieser elektrischen Leistung in Betrieb. Der Zubau müsste von sofort an jährlich größer sein als im bisherigen Rekordjahr 2015, also vor dem Fadenriss im Ausbau auf See, der das zweite Jahr in Folge andauert, erklären die Verbände.

Hinzu kommt das Ziel der Ampel, bis 2030 bundesweit 10.000 MW Elektrolyseur-Kapazität für grünen Wasserstoff aufzubauen, doppelt so viel wie das bisherige gesetzliche Ziel aus der Zeit der Großen Koalition. BVMW und Wab rechnen damit, dass "einige Gigawatt" davon "entlang der Küste oder sogar auf dem Meer entstehen". Schleswig-Holsteins Energie-Staatssekretär Tobias Goldschmidt (Grüne) hatte kürzlich vorausgesagt, dass sich die Wasserstoff-Erzeugung innerhalb Deutschlands auf den logistisch günstigeren Norden konzentrieren werde und der Süden nie in den Gigawatt-Bereich komme.

BWO fordert Beschleunigung im Osterpaket

In einer eigenen Mitteilung forderte der Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore (BWO) am 24. Februar die Bundesregierung auf, ihre ehrgeizigeren Offshore-Ziele aus dem Koalitionsvertrag im angekündigten Klimaschutz-Osterpaket gesetzlich zu verankern.

Zudem müsse ein neues Auktions-Design um die Windpark-Flächen her, so BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm. Der BWO und andere Offshore-Verbände hatten kritisiert, dass bei der jüngsten Ausschreibung 2021 bei mehreren Flächen das Los unter subventionsfreien Bietern entscheiden musste.

Obendrein müssten "gleich" 2023 zusätzliche Flächen freigegeben werden, so Thimm. Bisher werden jährlich grob 1.000 MW Offshore-Kapazität vergeben.

Gericht wird zu Bremerhaven entscheiden

Unterdessen wird das Bundesverwaltungsgericht zu einem "nicht absehbaren" Termin über das Baurecht für ein Offshore-Terminal Bremerhaven (OTB) entscheiden (Aktenzeichen: BVerwG 7 B 4.22). Auf Anfrage dieser Redaktion teilte es mit, die Nichtzulassungsbeschwerde des Landes Bremen gegen ein Urteil des dortigen Oberverwaltungsgerichts sei am 1. Februar eingegangen. Das OVG Bremen hatte im November 2021 den Planfeststellungsbeschluss für das OTB von 2015 für "unwirksam" erklärt und die Revision nicht zugelassen. Hiergegen richtet sich die Beschwerde von Häfensenatorin Claudia Schilling (SPD).

Donnerstag, 24.02.2022, 13:04 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Offshore -
Quelle: Deutsche WindGuard
Windkraft Offshore
"Deutschland fehlt multifunktionaler Offshore-Hafen"
Die Industrie-Kapazitäten hierzulande sind nach Ansicht zweier Branchenverbände bisher zu gering für das neue nationale Offshore-Ziel. Derweil gibt es Neues zu einem Terminal-Projekt.
Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und der Offshore-Industrieverband Wab haben gemeinsam die Errichtung von "Windenergie-Hubs" als multifunktionalen, schwerlastfähigen Häfen und Werften für den Offshore-Windkraftausbau in Deutschland.

"Kein Hafen-Standort leistet das bisher", erklärte BVMW-Hauptgeschäftsführer Markus Jerger am 24. Februar mit Bezug auf das Inland. Andere europäische Länder hätten sich dagegen bereits auf den Weg gemacht. Die beiden Verbände nannten keine Namen, doch dem Vernehmen nach sind an der Nordsee Eemshaven in Holland und Esbjerg in Dänemark im Wettbewerb um die Offshore-Windkraft weiter als alle deutschen Häfen.

Aus Sicht der Verbände wären schwerlastfähige Hafenstandorte "die entscheidende Drehscheibe" für einen nachhaltigen Offshore-Zubau. Sie müssten als Windenergie-Hubs
  • "Bauteile in der Größe von Mehrfamilienhäusern und Stückgewichten von 500 Tonnen und mehr in Serie umschlagen" können,
  • mittelständischen Lieferanten und Dienstleistern eine Ansiedlung an der Küste und ein wetterabhängiges, flexibles Lieferketten-Management sowie Baustellen-Logistik für Großkomponenten wie Fundamente, Turmteile, Maschinenhäuser sowie weit über 100 m lange Rotorblätter ermöglichen
  • sowie Ausbau, Rückbau und Recycling zusammenführen.
  • Werftkapazitäten rundeten die Multifunktionalität der Hubs ab. 
  • Die Ansiedlung an einem Seehafen-Standort verringere Transport und Umschlag auf ein Minimum und vermeide damit CO2.
  • Aus Sicht von Wab-Geschäftsführerin Heike Winkler erfüllt etwa Bremerhaven diese Voraussetzungen - "hinzu kommt die angewandte Forschung".
Zum Ist-Zustand werden BVMW und Wab deutlich: Die heutigen industriellen Kapazitäten "reichen nicht aus", um das Offshore-Ausbauziel der Ampelkoalition von 70.000 MW für 2045 zu erreichen. Bisher sind gut 10 % dieser elektrischen Leistung in Betrieb. Der Zubau müsste von sofort an jährlich größer sein als im bisherigen Rekordjahr 2015, also vor dem Fadenriss im Ausbau auf See, der das zweite Jahr in Folge andauert, erklären die Verbände.

Hinzu kommt das Ziel der Ampel, bis 2030 bundesweit 10.000 MW Elektrolyseur-Kapazität für grünen Wasserstoff aufzubauen, doppelt so viel wie das bisherige gesetzliche Ziel aus der Zeit der Großen Koalition. BVMW und Wab rechnen damit, dass "einige Gigawatt" davon "entlang der Küste oder sogar auf dem Meer entstehen". Schleswig-Holsteins Energie-Staatssekretär Tobias Goldschmidt (Grüne) hatte kürzlich vorausgesagt, dass sich die Wasserstoff-Erzeugung innerhalb Deutschlands auf den logistisch günstigeren Norden konzentrieren werde und der Süden nie in den Gigawatt-Bereich komme.

BWO fordert Beschleunigung im Osterpaket

In einer eigenen Mitteilung forderte der Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore (BWO) am 24. Februar die Bundesregierung auf, ihre ehrgeizigeren Offshore-Ziele aus dem Koalitionsvertrag im angekündigten Klimaschutz-Osterpaket gesetzlich zu verankern.

Zudem müsse ein neues Auktions-Design um die Windpark-Flächen her, so BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm. Der BWO und andere Offshore-Verbände hatten kritisiert, dass bei der jüngsten Ausschreibung 2021 bei mehreren Flächen das Los unter subventionsfreien Bietern entscheiden musste.

Obendrein müssten "gleich" 2023 zusätzliche Flächen freigegeben werden, so Thimm. Bisher werden jährlich grob 1.000 MW Offshore-Kapazität vergeben.

Gericht wird zu Bremerhaven entscheiden

Unterdessen wird das Bundesverwaltungsgericht zu einem "nicht absehbaren" Termin über das Baurecht für ein Offshore-Terminal Bremerhaven (OTB) entscheiden (Aktenzeichen: BVerwG 7 B 4.22). Auf Anfrage dieser Redaktion teilte es mit, die Nichtzulassungsbeschwerde des Landes Bremen gegen ein Urteil des dortigen Oberverwaltungsgerichts sei am 1. Februar eingegangen. Das OVG Bremen hatte im November 2021 den Planfeststellungsbeschluss für das OTB von 2015 für "unwirksam" erklärt und die Revision nicht zugelassen. Hiergegen richtet sich die Beschwerde von Häfensenatorin Claudia Schilling (SPD).

Donnerstag, 24.02.2022, 13:04 Uhr
Georg Eble

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