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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Der grüne und wachsende Teil der Steag
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung

Der grüne und wachsende Teil der Steag

Zu Jahresbeginn hat die Iqony GmbH ihr operatives Geschäft aufgenommen. In ihr bündelt der zum Verkauf stehende Steag-Konzern sein grünes und grüner werdendes Wachstumsgeschäft.
Der Essener Steag-Konzern − das sind nicht nur 85 Jahre Kohleverstromung und später Fernwärme, Lohnverstromung für RWE und Eon, Kraftwerksengineering, sondern 85 Jahre Wortschöpfung: zuerst die Steinkohlen-Elektrizität AG, dann nach der Aufspaltung der damaligen Mutter RAG von 2007 bis 2011 Evonik Steag, dann nach der Kommunalisierung wieder ohne „Evonik“.

Und jetzt, seit 1. Januar, im Zeichen des Kohleausstiegs und des Verkaufsbeschlusses von 2021 durch sechs NRW-Stadtwerke die Iqony GmbH. Der Steag-Konzern hat sich aufgeteilt in zwei Töchter: die schwarze Steag Power um alle Steinkohleblöcke in Deutschland, der Türkei und Kolumbien. Und die grüne Iqony. Hier sammelt der Konzern alle seine Wachstumsfelder. 
 
Steag-, Steag-Power- und Iqony-Chef Andreas Reichel
Quelle: Iqony

Die sieht das Geschäftsführungstrio beider Sparten mit Ralf Schiele und Ralf Schmitz unter dem Vorsitz von Andreas Reichel zumindest im Inland mittelfristig nicht mehr in den sechs verbleibenden Kohleblöcken, sondern in grünen Kraftwerken, Speichern und Wasserstoff, im neuen Gas- und Dampfturbinen(GuD)-Block Herne 6, in Engineering und Betriebsführung dezentraler Kraft-Wärme-Kopplung, in der zu dekarbonisierenden Fernwärme und in Energiedienstleistungen.

Nach Informationen des Handelsblattes erwarten die Eigentümer für Ende März oder Anfang April erste Gebote. Die Steag könnte demnach 2 bis 3 Milliarden Euro bringen. ​Bis Jahresende wolle man den Verkauf abschließen, sagte Reichel der dpa. Er registriere ein „breites Interesse“.

Der 61-Jährige hatte seine Karriere bei der Ruhrkohle angefangen, aus deren Nachfolgerin RAG die einstige Steag-Mutter Evonik hervorging. Reichel gehört seit 2020 der Steag-Spitze an und steht ihr seit Anfang 2022 vor. Zum Ziel der Teilung in Grün und Schwarz antwortete er E&M, es gehe darum, beide Bereiche „mit ihren gänzlich unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern jeweils bestmöglich auf ihre spezifischen Märkte hin aufzustellen. Für Iqony hieß das auch, eine leichtere Zugänglichkeit zu Investitionskapital im Sinne der Erfüllung von ESG-Kriterien zu ermöglichen.“

ESG übersetzt sich mit ökologischer, sozialer und verantwortungsvoller Unternehmensführung. Hier will eine wachsende Investorenschar messbare Ergebnisse. Die EU hat diesem grünen Kapitalmarkt 2022 in der Taxonomieverordnung Nachhaltigkeitsvorgaben gemacht. „Hinzu kommen organisatorische Vorteile bei Führungs- und Kulturentwicklung“, fuhr Reichel fort. Außerdem ermögliche die „Neuaufstellung des Wachstumsgeschäfts“ Synergien innerhalb der Iqony.

Woher der Name kommt

Eine neue Marke. Das Silbenwort „Steag“ setzt sich noch relativ einfach aus „Steinkohlen-Elektrizität AG“ zusammen − seit 2007 ist sie allerdings eine GmbH. In dem von der zeitweiligen Mutter vorgesetzten Namensbestandteil „Evonik“ sollte das lateinische „evolvere“ anklingen: „sich entwickeln“. „Iqony“ wiederum ist ein Akronym und steht nach Unternehmensangaben für „individuelle (i), intelligente (iq), qualitativ hochwertige (q), kundenorientierte, aktive (on) Lösungen rund um alle Energiefragen (y)“.

Startposition (siehe „Iqony-Zahlen“) und Ausblick sind gut: Iqony rechnet mit prozentual „durchweg zweistelligen Wachstumsraten beim Umsatz und einem Anstieg des Ebitda bis 2027 um rund 45 Prozent“. Besonders starkes Wachstum verspricht man sich von der Photovoltaiksparte. Die Tochter Iqony Solar Energy Solutions (Sens) − bisher hieß sie Steag Sens − werde PV-Großanlagen nicht nur für andere projektieren, errichten (EPC), warten und instandsetzen, sondern auch für sich, heißt es. Bis 2023 soll Sens mehr als 300 MW erreichen.
 
Andre Kremer ist Geschäftsführer der Iqony Solar Energy Solutions (Sens)
Quelle: Mike Meyer

„Die ersten Projekte in Italien und Spanien befinden sich bereits im Bau“, so Sens-Geschäftsführer Andre Kremer. In Italien wird man auch Ökostromanbieter (IPP) und hat die erste Projektfinanzierung unter Dach und Fach. Erste neue Windprojekte sollen Ende 2024 in Frankreich realisiert werden. Bis Ende des Jahrzehnts werde sich das Windgeschäft von Iqony mit +270 MW mehr als verdoppeln, prophezeit man in Essen.

Mit KI überwachen

Auch digital will Sens wachsen: Mit ihrer KI-gestützten, selbstlernenden Betriebsmonitoringplattform Sensaia ging sie nun an den Markt der Photovoltaik- und Windparkbetreiber. Der Prototyp war auf der Messe Intersolar Restart im Herbst 2021 präsentiert worden. Laut Sens werden 78 Solarparks mit insgesamt 178 MW von Sensaia überwacht. „Sensaia ist bereits auch bei mehreren Nicht-Iqony-Kunden im Einsatz“, berichtet Andre Kremer E&M. Die IT-Plattform könne „schon aus kleinsten Veränderungen“ von Betriebsdaten in Echtzeit vor Ausfällen warnen. „Das hilft, lange Stillstandzeiten zu vermeiden, Wartungen planbarer zu machen und die Anlage insgesamt wirtschaftlicher zu betreiben“, sagt Kremer. Komponenten lassen sich so austauschen, bevor sie kaputtgehen, PV-Module rechtzeitig vor Leistungsabfall reinigen und Windräder planbar bei Flaute warten.
 

Iqony-Zahlen 2022 (letztes Jahr vor Ausgründung, vorläufig)

  • vorläufiger Umsatz: >1,3 Mrd. Euro
  • vorläufiges Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda): >240 Mio. Euro
  • Beschäftigte weltweit: 5.500 davon Iqony Sens 350
 

Montag, 13.03.2023, 09:05 Uhr
Georg Eble, Heidi Roider und Manfred Fischer
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Der grüne und wachsende Teil der Steag
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung
Der grüne und wachsende Teil der Steag
Zu Jahresbeginn hat die Iqony GmbH ihr operatives Geschäft aufgenommen. In ihr bündelt der zum Verkauf stehende Steag-Konzern sein grünes und grüner werdendes Wachstumsgeschäft.
Der Essener Steag-Konzern − das sind nicht nur 85 Jahre Kohleverstromung und später Fernwärme, Lohnverstromung für RWE und Eon, Kraftwerksengineering, sondern 85 Jahre Wortschöpfung: zuerst die Steinkohlen-Elektrizität AG, dann nach der Aufspaltung der damaligen Mutter RAG von 2007 bis 2011 Evonik Steag, dann nach der Kommunalisierung wieder ohne „Evonik“.

Und jetzt, seit 1. Januar, im Zeichen des Kohleausstiegs und des Verkaufsbeschlusses von 2021 durch sechs NRW-Stadtwerke die Iqony GmbH. Der Steag-Konzern hat sich aufgeteilt in zwei Töchter: die schwarze Steag Power um alle Steinkohleblöcke in Deutschland, der Türkei und Kolumbien. Und die grüne Iqony. Hier sammelt der Konzern alle seine Wachstumsfelder. 
 
Steag-, Steag-Power- und Iqony-Chef Andreas Reichel
Quelle: Iqony

Die sieht das Geschäftsführungstrio beider Sparten mit Ralf Schiele und Ralf Schmitz unter dem Vorsitz von Andreas Reichel zumindest im Inland mittelfristig nicht mehr in den sechs verbleibenden Kohleblöcken, sondern in grünen Kraftwerken, Speichern und Wasserstoff, im neuen Gas- und Dampfturbinen(GuD)-Block Herne 6, in Engineering und Betriebsführung dezentraler Kraft-Wärme-Kopplung, in der zu dekarbonisierenden Fernwärme und in Energiedienstleistungen.

Nach Informationen des Handelsblattes erwarten die Eigentümer für Ende März oder Anfang April erste Gebote. Die Steag könnte demnach 2 bis 3 Milliarden Euro bringen. ​Bis Jahresende wolle man den Verkauf abschließen, sagte Reichel der dpa. Er registriere ein „breites Interesse“.

Der 61-Jährige hatte seine Karriere bei der Ruhrkohle angefangen, aus deren Nachfolgerin RAG die einstige Steag-Mutter Evonik hervorging. Reichel gehört seit 2020 der Steag-Spitze an und steht ihr seit Anfang 2022 vor. Zum Ziel der Teilung in Grün und Schwarz antwortete er E&M, es gehe darum, beide Bereiche „mit ihren gänzlich unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern jeweils bestmöglich auf ihre spezifischen Märkte hin aufzustellen. Für Iqony hieß das auch, eine leichtere Zugänglichkeit zu Investitionskapital im Sinne der Erfüllung von ESG-Kriterien zu ermöglichen.“

ESG übersetzt sich mit ökologischer, sozialer und verantwortungsvoller Unternehmensführung. Hier will eine wachsende Investorenschar messbare Ergebnisse. Die EU hat diesem grünen Kapitalmarkt 2022 in der Taxonomieverordnung Nachhaltigkeitsvorgaben gemacht. „Hinzu kommen organisatorische Vorteile bei Führungs- und Kulturentwicklung“, fuhr Reichel fort. Außerdem ermögliche die „Neuaufstellung des Wachstumsgeschäfts“ Synergien innerhalb der Iqony.

Woher der Name kommt

Eine neue Marke. Das Silbenwort „Steag“ setzt sich noch relativ einfach aus „Steinkohlen-Elektrizität AG“ zusammen − seit 2007 ist sie allerdings eine GmbH. In dem von der zeitweiligen Mutter vorgesetzten Namensbestandteil „Evonik“ sollte das lateinische „evolvere“ anklingen: „sich entwickeln“. „Iqony“ wiederum ist ein Akronym und steht nach Unternehmensangaben für „individuelle (i), intelligente (iq), qualitativ hochwertige (q), kundenorientierte, aktive (on) Lösungen rund um alle Energiefragen (y)“.

Startposition (siehe „Iqony-Zahlen“) und Ausblick sind gut: Iqony rechnet mit prozentual „durchweg zweistelligen Wachstumsraten beim Umsatz und einem Anstieg des Ebitda bis 2027 um rund 45 Prozent“. Besonders starkes Wachstum verspricht man sich von der Photovoltaiksparte. Die Tochter Iqony Solar Energy Solutions (Sens) − bisher hieß sie Steag Sens − werde PV-Großanlagen nicht nur für andere projektieren, errichten (EPC), warten und instandsetzen, sondern auch für sich, heißt es. Bis 2023 soll Sens mehr als 300 MW erreichen.
 
Andre Kremer ist Geschäftsführer der Iqony Solar Energy Solutions (Sens)
Quelle: Mike Meyer

„Die ersten Projekte in Italien und Spanien befinden sich bereits im Bau“, so Sens-Geschäftsführer Andre Kremer. In Italien wird man auch Ökostromanbieter (IPP) und hat die erste Projektfinanzierung unter Dach und Fach. Erste neue Windprojekte sollen Ende 2024 in Frankreich realisiert werden. Bis Ende des Jahrzehnts werde sich das Windgeschäft von Iqony mit +270 MW mehr als verdoppeln, prophezeit man in Essen.

Mit KI überwachen

Auch digital will Sens wachsen: Mit ihrer KI-gestützten, selbstlernenden Betriebsmonitoringplattform Sensaia ging sie nun an den Markt der Photovoltaik- und Windparkbetreiber. Der Prototyp war auf der Messe Intersolar Restart im Herbst 2021 präsentiert worden. Laut Sens werden 78 Solarparks mit insgesamt 178 MW von Sensaia überwacht. „Sensaia ist bereits auch bei mehreren Nicht-Iqony-Kunden im Einsatz“, berichtet Andre Kremer E&M. Die IT-Plattform könne „schon aus kleinsten Veränderungen“ von Betriebsdaten in Echtzeit vor Ausfällen warnen. „Das hilft, lange Stillstandzeiten zu vermeiden, Wartungen planbarer zu machen und die Anlage insgesamt wirtschaftlicher zu betreiben“, sagt Kremer. Komponenten lassen sich so austauschen, bevor sie kaputtgehen, PV-Module rechtzeitig vor Leistungsabfall reinigen und Windräder planbar bei Flaute warten.
 

Iqony-Zahlen 2022 (letztes Jahr vor Ausgründung, vorläufig)

  • vorläufiger Umsatz: >1,3 Mrd. Euro
  • vorläufiges Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda): >240 Mio. Euro
  • Beschäftigte weltweit: 5.500 davon Iqony Sens 350
 

Montag, 13.03.2023, 09:05 Uhr
Georg Eble, Heidi Roider und Manfred Fischer

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