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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Der Effizienz-Markt braucht Standardlösungen
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung

Der Effizienz-Markt braucht Standardlösungen

Das junge Unternehmen Orcan Energy bietet flexible Abwärmemodule an. Von dem Produkt sind mittlerweile auch finanzstarke Investoren überzeugt.
Angesichts der Energiekrise und der gestiegenen Preisen für Strom und Wärme erhält das Thema Abwärmenutzung seitens Politik und Wirtschaft mehr Aufmerksamkeit. Davon profitiert auch der junge Münchner Anlagenbauer Orcan Energy. Das zeigt sich insbesondere am wachsenden Interesse von Investoren. In den vergangenen Monaten und Jahren konnte das Unternehmen mehrere Finanzierungsrunden erfolgreich abschließen. Das Kapital wollen die Gründer in die weitere Entwicklung ihrer Technologie sowie in neue Mitarbeitende investieren.

„Wir sind sehr gut aufgestellt und unser Geschäft weist weiterhin hohe Wachstumsraten auf“, sagt Andreas Sichert im Gespräch mit E&M. Er ist Gründer und CEO des seit 2008 bestehenden Unternehmens, einer Ausgründung der Technischen Universität München. Allein im vergangenen Jahr hat der Auftragseingang bei Orcan Energy um 50 Prozent auf 34 Millionen Euro zugelegt.

Der Rückenwind am Markt hat laut CEO Sichert „ungeachtet von Einmaleffekten erstmals zu einem operativ positiven Ergebnis“ für das Geschäftsjahr 2022 geführt.
Um weiter zu wachsen, konnten neue Investoren überzeugt werden. Zuletzt stieg Anfang des Jahres die französische Investmentgesellschaft Otium Capital als weiterer Aktionär mit ein. Mit einem aktiv verwalteten Vermögen von mehr als 1,2 Milliarden Euro füge sie sich optimal in die Gruppe der Investoren ein. Im vergangenen Herbst konnte Orcan bereits rund 28,5 Millionen einsammeln. Diese Finanzierung stammt von TiLT Capital, einer Vermögensverwaltungsgesellschaft, die sich auf die Energiewende spezialisiert hat und zur französischen Siparex-Gruppe gehört, von Generali Investments sowie vom bestehenden Investor Air Liquide Venture Capital (ALIAD).
 
Vorstandsvorsitzender und Gründer Andreas Sichert (r.) mit Finanzvorstand Marcus Jentsch
Quelle: Orcan Energy


Zugleich hat Orcan Energy sein Managementteam ausgebaut: Marcus Jentsch ist seit Juni 2022 Finanzvorstand. Mit seinem Know-how im Bereich Cleantech und erneuerbare Energien begleitet er − neben den beiden Gründern Andreas Sichert und Andreas Schuster − seitdem vor allem den Wachstumskurs und die weltweite Expansion des Unternehmens. „Wir wollen im nächsten Jahr außerdem unsere Mitarbeiterzahl von derzeit rund 60 knapp verdoppeln“, kündigt Sichert im Gespräch an.

Die zusätzliche Finanzierung soll nun die kommerzielle Entwicklung von Orcan Energy in etablierten Märkten wie Europa und den USA sowie in schnell wachsenden Schwellenländern wie dem Nahen Osten, Nordafrika, Asien und dem pazifischen Raum beschleunigen.

Der Handlungsdruck steigt

Die Energiekrise habe einen Nachfrageschub bewirkt, allerdings sei dies nicht der einzige Grund für den hohen Auftragseingang. Sichert: „In vielen Unternehmen steigt der Handlungsdruck jetzt erst so richtig, auch davon profitieren wir.“ Der Markt für Abwärmelösungen nehme insgesamt Fahrt auf − nicht nur hierzulande, sondern weltweit. „Bei der Abwärme haben wir immense Potenziale für die Energiewende“, sagt Sichert. Die sollten auch gehoben werden. Allerdings lasse der ausschließliche Fokus auf den Windkraft- und PV-Ausbau in der aktuellen Debatte in Deutschland „schnell und pragmatisch umsetzbare Effizienzlösungen“ außer Acht, moniert der Chef des Abwärmespezialisten. Das Problem seitens der Politik: „Die leisen Lösungen werden zu wenig beachtet, obwohl sie schon heute nicht nur klimaschonend, sondern wirtschaftlich sind.“

Der Erfolg seines Unternehmens kommt laut Sichert auch daher, dass Orcan Energy mit seinen Abwärmemodulen das Dilemma zwischen wirtschaftlich und nachhaltig auflöse. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass zwei Dinge für viele Kunden wichtig sind: dass die Anlagen zum einen flexibel einsetzbar, aber zugleich standardisiert sind“, sagt Sichert. „Standardlösungen werden künftig immer wichtiger werden, um Effizienzmaßnahmen umzusetzen.“

Im Fokus stehen seit der Gründung deshalb kompakte und flexible Maschinen, die sich dezentral installieren und möglichst unkompliziert anschließen lassen. Das von Orcan Energy entwickelte „efficiency PACK“, ein kompaktes Kleinstkraftwerk, wandelt Abwärmeenergie in Strom um. Ein weiterer wichtiger Punkt, dem das Unternehmen von Beginn an treu geblieben ist, ist die Verwendung von Standardindustriekomponenten.
 
Im Zementwerk Wittekind in Erwitte kommen die Energiemodule zum Einsatz
Quelle: Orcan Energy / Wolfram Schroll


Dafür hat es ein Containerkonzept für seine Packs entwickelt, die sich zur Stromerzeugung in Fabriken, Blockheizkraftwerken, Schiffen und bei weiteren Industrieprozessen einsetzen lassen. 2019 startete beispielsweise eine für Orcan Energy wichtige Kooperation mit Eon, Anfang 2020 kam die Zusammenarbeit mit MAN Energy Solutions hinzu. Gemeinsam mit Eon bietet das Unternehmen die Efficiency Packs als Komplettpaket zur Stromerzeugung an.

Von der Planung über die Finanzierung und Installation bis hin zur Betriebsführung und Wartung der Anlage übernimmt Eon die Energieversorgung als maßgeschneidertes Paket. Die Abwärmetechnologie steht auch Schiffbau- und Kraftwerkskunden von MAN Energy Solutions zur Nachrüstung ihrer Motoren zur Verfügung. „Wir liefern die Hardware in die unterschiedlichsten Branchen. Daher sind für uns Partner wichtig, die die jeweilige Branche gut kennen.“ Die Amortisationszeiten für Orcan-Packs liegen zwischen ein und drei Jahren.

Für Sichert ist klar: „Wenn wir unsere Klimaziele noch erreichen möchten, müssen wir jetzt Lösungen installieren, die einen sofortigen Impact haben.“ Es gelte daher, alle verfügbaren Energiequellen zu nutzen. Abwärme sei hier ein zentraler Baustein. Zudem habe die Abwärmenutzung einen weiteren entscheidenden Vorteil: „Durch lastnahe, grundlastfähige Stromerzeugung aus Abwärme entlasten wir die Infrastruktur sowohl auf der Verteilnetz- als auch auf der Übertragungsnetzebene.“

Wichtige Kundengruppen für das Unternehmen sind zum einen Kraftwerksbetreiber, etwa aus dem Bereich Geothermie, sowie Kunden aus energieintensiven Branchen wie der Zementindustrie. Das Beispiel Zementherstellung allein zeige schon die hohen ungenutzten Abwärmepotenziale. Hier könnten mit Abwärmelösungen insgesamt weltweit 82.000 Gigawattstunden Strom erzeugt werden. „Das ist ein Marktvolumen von bis zu 30 Milliarden Euro“, rechnet der CEO vor. „Der weltweite Markt für Abwärmelösungen ist riesig − er umfasst ein Volumen von 300 Milliarden Euro.“
 

Die ORC-Technologie von Orcan Energy

Die Technologie des Unternehmens kann diverse Wärmequellen nutzen und erschließt damit Anwendungen in einer Vielzahl von Industrien wie Schifffahrt, Zement, Stahl, Geothermie, Öl und Gas sowie Stromerzeugung. Orcan Energy setzt seine Lösungen nach eigenen Angaben überall dort ein, wo Abwärme entsteht: zum Beispiel an Motoren, in industriellen Prozessen oder auf Schiffen.
Die ORC (Organic-Rankine-Cycle)-Technologie von Orcan Energy funktioniert wie ein Dampfkraftwerk. Bei der Technik handelt es sich um einen Flüssig-Dampf-Kreislauf, bei dem ein spezielles Fluid im Kreis gepumpt und unter Druckerhöhung aufgeheizt wird, bis es verdampft. Der heiße Dampf wird über eine Turbine geführt, die ihm den Druck und die Temperatur wieder entzieht und Strom erzeugt. So kann Abwärme auf einem relativ geringen Temperaturniveau zur Stromerzeugung genutzt werden. Mittlerweile hat das Münchner Unternehmen mehr als 600 Anlagen weltweit im Einsatz.
 

 

Dienstag, 6.06.2023, 09:02 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Der Effizienz-Markt braucht Standardlösungen
Quelle: E&M
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Der Effizienz-Markt braucht Standardlösungen
Das junge Unternehmen Orcan Energy bietet flexible Abwärmemodule an. Von dem Produkt sind mittlerweile auch finanzstarke Investoren überzeugt.
Angesichts der Energiekrise und der gestiegenen Preisen für Strom und Wärme erhält das Thema Abwärmenutzung seitens Politik und Wirtschaft mehr Aufmerksamkeit. Davon profitiert auch der junge Münchner Anlagenbauer Orcan Energy. Das zeigt sich insbesondere am wachsenden Interesse von Investoren. In den vergangenen Monaten und Jahren konnte das Unternehmen mehrere Finanzierungsrunden erfolgreich abschließen. Das Kapital wollen die Gründer in die weitere Entwicklung ihrer Technologie sowie in neue Mitarbeitende investieren.

„Wir sind sehr gut aufgestellt und unser Geschäft weist weiterhin hohe Wachstumsraten auf“, sagt Andreas Sichert im Gespräch mit E&M. Er ist Gründer und CEO des seit 2008 bestehenden Unternehmens, einer Ausgründung der Technischen Universität München. Allein im vergangenen Jahr hat der Auftragseingang bei Orcan Energy um 50 Prozent auf 34 Millionen Euro zugelegt.

Der Rückenwind am Markt hat laut CEO Sichert „ungeachtet von Einmaleffekten erstmals zu einem operativ positiven Ergebnis“ für das Geschäftsjahr 2022 geführt.
Um weiter zu wachsen, konnten neue Investoren überzeugt werden. Zuletzt stieg Anfang des Jahres die französische Investmentgesellschaft Otium Capital als weiterer Aktionär mit ein. Mit einem aktiv verwalteten Vermögen von mehr als 1,2 Milliarden Euro füge sie sich optimal in die Gruppe der Investoren ein. Im vergangenen Herbst konnte Orcan bereits rund 28,5 Millionen einsammeln. Diese Finanzierung stammt von TiLT Capital, einer Vermögensverwaltungsgesellschaft, die sich auf die Energiewende spezialisiert hat und zur französischen Siparex-Gruppe gehört, von Generali Investments sowie vom bestehenden Investor Air Liquide Venture Capital (ALIAD).
 
Vorstandsvorsitzender und Gründer Andreas Sichert (r.) mit Finanzvorstand Marcus Jentsch
Quelle: Orcan Energy


Zugleich hat Orcan Energy sein Managementteam ausgebaut: Marcus Jentsch ist seit Juni 2022 Finanzvorstand. Mit seinem Know-how im Bereich Cleantech und erneuerbare Energien begleitet er − neben den beiden Gründern Andreas Sichert und Andreas Schuster − seitdem vor allem den Wachstumskurs und die weltweite Expansion des Unternehmens. „Wir wollen im nächsten Jahr außerdem unsere Mitarbeiterzahl von derzeit rund 60 knapp verdoppeln“, kündigt Sichert im Gespräch an.

Die zusätzliche Finanzierung soll nun die kommerzielle Entwicklung von Orcan Energy in etablierten Märkten wie Europa und den USA sowie in schnell wachsenden Schwellenländern wie dem Nahen Osten, Nordafrika, Asien und dem pazifischen Raum beschleunigen.

Der Handlungsdruck steigt

Die Energiekrise habe einen Nachfrageschub bewirkt, allerdings sei dies nicht der einzige Grund für den hohen Auftragseingang. Sichert: „In vielen Unternehmen steigt der Handlungsdruck jetzt erst so richtig, auch davon profitieren wir.“ Der Markt für Abwärmelösungen nehme insgesamt Fahrt auf − nicht nur hierzulande, sondern weltweit. „Bei der Abwärme haben wir immense Potenziale für die Energiewende“, sagt Sichert. Die sollten auch gehoben werden. Allerdings lasse der ausschließliche Fokus auf den Windkraft- und PV-Ausbau in der aktuellen Debatte in Deutschland „schnell und pragmatisch umsetzbare Effizienzlösungen“ außer Acht, moniert der Chef des Abwärmespezialisten. Das Problem seitens der Politik: „Die leisen Lösungen werden zu wenig beachtet, obwohl sie schon heute nicht nur klimaschonend, sondern wirtschaftlich sind.“

Der Erfolg seines Unternehmens kommt laut Sichert auch daher, dass Orcan Energy mit seinen Abwärmemodulen das Dilemma zwischen wirtschaftlich und nachhaltig auflöse. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass zwei Dinge für viele Kunden wichtig sind: dass die Anlagen zum einen flexibel einsetzbar, aber zugleich standardisiert sind“, sagt Sichert. „Standardlösungen werden künftig immer wichtiger werden, um Effizienzmaßnahmen umzusetzen.“

Im Fokus stehen seit der Gründung deshalb kompakte und flexible Maschinen, die sich dezentral installieren und möglichst unkompliziert anschließen lassen. Das von Orcan Energy entwickelte „efficiency PACK“, ein kompaktes Kleinstkraftwerk, wandelt Abwärmeenergie in Strom um. Ein weiterer wichtiger Punkt, dem das Unternehmen von Beginn an treu geblieben ist, ist die Verwendung von Standardindustriekomponenten.
 
Im Zementwerk Wittekind in Erwitte kommen die Energiemodule zum Einsatz
Quelle: Orcan Energy / Wolfram Schroll


Dafür hat es ein Containerkonzept für seine Packs entwickelt, die sich zur Stromerzeugung in Fabriken, Blockheizkraftwerken, Schiffen und bei weiteren Industrieprozessen einsetzen lassen. 2019 startete beispielsweise eine für Orcan Energy wichtige Kooperation mit Eon, Anfang 2020 kam die Zusammenarbeit mit MAN Energy Solutions hinzu. Gemeinsam mit Eon bietet das Unternehmen die Efficiency Packs als Komplettpaket zur Stromerzeugung an.

Von der Planung über die Finanzierung und Installation bis hin zur Betriebsführung und Wartung der Anlage übernimmt Eon die Energieversorgung als maßgeschneidertes Paket. Die Abwärmetechnologie steht auch Schiffbau- und Kraftwerkskunden von MAN Energy Solutions zur Nachrüstung ihrer Motoren zur Verfügung. „Wir liefern die Hardware in die unterschiedlichsten Branchen. Daher sind für uns Partner wichtig, die die jeweilige Branche gut kennen.“ Die Amortisationszeiten für Orcan-Packs liegen zwischen ein und drei Jahren.

Für Sichert ist klar: „Wenn wir unsere Klimaziele noch erreichen möchten, müssen wir jetzt Lösungen installieren, die einen sofortigen Impact haben.“ Es gelte daher, alle verfügbaren Energiequellen zu nutzen. Abwärme sei hier ein zentraler Baustein. Zudem habe die Abwärmenutzung einen weiteren entscheidenden Vorteil: „Durch lastnahe, grundlastfähige Stromerzeugung aus Abwärme entlasten wir die Infrastruktur sowohl auf der Verteilnetz- als auch auf der Übertragungsnetzebene.“

Wichtige Kundengruppen für das Unternehmen sind zum einen Kraftwerksbetreiber, etwa aus dem Bereich Geothermie, sowie Kunden aus energieintensiven Branchen wie der Zementindustrie. Das Beispiel Zementherstellung allein zeige schon die hohen ungenutzten Abwärmepotenziale. Hier könnten mit Abwärmelösungen insgesamt weltweit 82.000 Gigawattstunden Strom erzeugt werden. „Das ist ein Marktvolumen von bis zu 30 Milliarden Euro“, rechnet der CEO vor. „Der weltweite Markt für Abwärmelösungen ist riesig − er umfasst ein Volumen von 300 Milliarden Euro.“
 

Die ORC-Technologie von Orcan Energy

Die Technologie des Unternehmens kann diverse Wärmequellen nutzen und erschließt damit Anwendungen in einer Vielzahl von Industrien wie Schifffahrt, Zement, Stahl, Geothermie, Öl und Gas sowie Stromerzeugung. Orcan Energy setzt seine Lösungen nach eigenen Angaben überall dort ein, wo Abwärme entsteht: zum Beispiel an Motoren, in industriellen Prozessen oder auf Schiffen.
Die ORC (Organic-Rankine-Cycle)-Technologie von Orcan Energy funktioniert wie ein Dampfkraftwerk. Bei der Technik handelt es sich um einen Flüssig-Dampf-Kreislauf, bei dem ein spezielles Fluid im Kreis gepumpt und unter Druckerhöhung aufgeheizt wird, bis es verdampft. Der heiße Dampf wird über eine Turbine geführt, die ihm den Druck und die Temperatur wieder entzieht und Strom erzeugt. So kann Abwärme auf einem relativ geringen Temperaturniveau zur Stromerzeugung genutzt werden. Mittlerweile hat das Münchner Unternehmen mehr als 600 Anlagen weltweit im Einsatz.
 

 

Dienstag, 6.06.2023, 09:02 Uhr
Heidi Roider

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