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Energie & Management > Politik - Bundestag diskutiert Fachkräftestrategie
Quelle: Deutscher Bundestag / Achim Melde
Politik

Bundestag diskutiert Fachkräftestrategie

Der Bundestag hat erstmals über die Fachkräftestrategie der Bundesregierung beraten. Nach der Debatte ging sie an die Ausschüsse, federführend ist der Ausschuss für Arbeit und Soziales.
Mit einer Fachkräftestrategie will die Bundesregierung dafür sorgen, dass Deutschland auch künftig genug Arbeitskräfte hat. Der anstehende langfristige Strukturwandel werde nur mit "ausreichend vielen geschickten Händen und klugen Köpfen" erfolgreich zu bewältigen sein, heißt es in der Unterrichtung. Sie wurde am 20. Januar erstmals im Bundestag vorgestellt und diskutiert. Die gute Fachkräftebasis in Deutschland zu sichern und zu erweitern, sei daher entscheidend für die Innovations- und Leistungsfähigkeit auf dem Weg zu einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft.

Die AfD stellte einen eigenen Antrag, der sich gegen die geplante erleichterte Zuwanderung von Fachkräften richtet, mit dem Titel "Technisierung statt Zuwanderung – Für einen Arbeitsmarkt der Zukunft". Auch diese Vorlage wurde wie die Regierungsstrategie zur weiteren Beratung in den Ausschuss für Arbeit und Soziales überwiesen.

Die Fachkräftesicherung wird im Regierungsentwurf als "essenziell, um flexibel auf neue Herausforderungen und vorausschauend auf absehbare Veränderungen am Arbeitsmarkt reagieren zu können", bezeichnet. Sie trage auch dazu bei, unsere sozialen Sicherungssysteme zukunftsfest zu machen, schreibt die Bundesregierung. Sie sei eine "prioritäre Aufgabe der Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik".

Ausblick auf den Fachkräftebedarf bis 2026

In der Strategie werden nicht nur die Ursachen des Fachkräftemangels und die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges erläutert. Die Regierung gibt auch einen Ausblick auf den Fachkräftebedarf bis 2026. Demnach werde sich bis dahin ein Manko von 240.000 Arbeitskräften für die dann freien Stellen ergeben. "Das damit einhergehende Fachkräfteparadox, also die zunehmende Gleichzeitigkeit von Fachkräftemangel in einigen Branchen und Regionen und der Arbeitsplatzabbau in anderen Branchen und Regionen, wird in Zukunft weiter zunehmen", prognostiziert die Ampelkoalition.

Als prioritäre Handlungsfelder nennt die Regierung eine zeitgemäße Ausbildung, gezielte Weiterbildung, Hebung der Arbeitspotenziale, Verbesserung der Arbeitsqualität und eine moderne Einwanderungspolitik mit einer Reduzierung der Abwanderung. Die AfD schreibt dagegen: "Migranten haben die Fachkräftelücke in der Vergangenheit nicht geschlossen und werden sie auch in Zukunft nicht schließen." Langfristig sei eine aktivierende Familienpolitik erforderlich, die eine ausgeglichene Geburtenbilanz zum Ziel habe. Für den Übergang solle eine vermehrte Nutzung des eigenen Arbeitskräftepotenzials mit einer verstärkten Technisierung die Lücke schließen.

Positive Reaktionen der Kommunalwirtschaft auf die Strategie

Die Wirtschaft begrüßte die Fachkräftestrategie der Bundesregierung ausdrücklich. Für den Verband der Kommunalen Unternehmen (VKU) sagte Karin Pfäffle, Geschäftsführerin der Stromnetz Hamburg: "Die Fachkräftestrategie bündelt die gemeinsamen Aktivitäten der Fachkräftesicherung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit dem Ziel, Unternehmen und Betriebe darin zu unterstützen, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten."

Der Abgang einer hohen Anzahl von Beschäftigten durch den demografischen Wandel habe auch Auswirkungen auf die Daseinsvorsorge, fürchten die kommunalen Unternehmen. VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing warb: "Die Tätigkeiten, Einstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten in kommunalen Unternehmen sind vielfältig, sinnstiftend und bieten vor allem eines: Sicherheit in schwierigen Zeiten."

Schon heute spüre die Kommunalwirtschaft den Fachkräftemangel. So könnten 43 Prozent der Mitgliedsunternehmen Stellen nicht zeitnah besetzen. 67 Prozent geben an, ihre angebotenen Ausbildungsplätze schon heute weder pünktlich noch vollständig zum Ausbildungsbeginn besetzen zu können. "Wahrscheinlich wird sich die Lage in den nächsten fünf bis zehn Jahren deutlich verstärken", befürchtet Liebing.

Besonders treffe es die gewerblich-technischen Berufe, hier könnten: neun von zehn Unternehmen können ihre Ausbildungsplätze nicht oder nur schwer besetzen. Darum sei die Fachkräftestrategie der Bundesregierung das richtige Signal, um das Angebot an Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen, schloss Liebing.

Freitag, 20.01.2023, 12:53 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Politik - Bundestag diskutiert Fachkräftestrategie
Quelle: Deutscher Bundestag / Achim Melde
Politik
Bundestag diskutiert Fachkräftestrategie
Der Bundestag hat erstmals über die Fachkräftestrategie der Bundesregierung beraten. Nach der Debatte ging sie an die Ausschüsse, federführend ist der Ausschuss für Arbeit und Soziales.
Mit einer Fachkräftestrategie will die Bundesregierung dafür sorgen, dass Deutschland auch künftig genug Arbeitskräfte hat. Der anstehende langfristige Strukturwandel werde nur mit "ausreichend vielen geschickten Händen und klugen Köpfen" erfolgreich zu bewältigen sein, heißt es in der Unterrichtung. Sie wurde am 20. Januar erstmals im Bundestag vorgestellt und diskutiert. Die gute Fachkräftebasis in Deutschland zu sichern und zu erweitern, sei daher entscheidend für die Innovations- und Leistungsfähigkeit auf dem Weg zu einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft.

Die AfD stellte einen eigenen Antrag, der sich gegen die geplante erleichterte Zuwanderung von Fachkräften richtet, mit dem Titel "Technisierung statt Zuwanderung – Für einen Arbeitsmarkt der Zukunft". Auch diese Vorlage wurde wie die Regierungsstrategie zur weiteren Beratung in den Ausschuss für Arbeit und Soziales überwiesen.

Die Fachkräftesicherung wird im Regierungsentwurf als "essenziell, um flexibel auf neue Herausforderungen und vorausschauend auf absehbare Veränderungen am Arbeitsmarkt reagieren zu können", bezeichnet. Sie trage auch dazu bei, unsere sozialen Sicherungssysteme zukunftsfest zu machen, schreibt die Bundesregierung. Sie sei eine "prioritäre Aufgabe der Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik".

Ausblick auf den Fachkräftebedarf bis 2026

In der Strategie werden nicht nur die Ursachen des Fachkräftemangels und die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges erläutert. Die Regierung gibt auch einen Ausblick auf den Fachkräftebedarf bis 2026. Demnach werde sich bis dahin ein Manko von 240.000 Arbeitskräften für die dann freien Stellen ergeben. "Das damit einhergehende Fachkräfteparadox, also die zunehmende Gleichzeitigkeit von Fachkräftemangel in einigen Branchen und Regionen und der Arbeitsplatzabbau in anderen Branchen und Regionen, wird in Zukunft weiter zunehmen", prognostiziert die Ampelkoalition.

Als prioritäre Handlungsfelder nennt die Regierung eine zeitgemäße Ausbildung, gezielte Weiterbildung, Hebung der Arbeitspotenziale, Verbesserung der Arbeitsqualität und eine moderne Einwanderungspolitik mit einer Reduzierung der Abwanderung. Die AfD schreibt dagegen: "Migranten haben die Fachkräftelücke in der Vergangenheit nicht geschlossen und werden sie auch in Zukunft nicht schließen." Langfristig sei eine aktivierende Familienpolitik erforderlich, die eine ausgeglichene Geburtenbilanz zum Ziel habe. Für den Übergang solle eine vermehrte Nutzung des eigenen Arbeitskräftepotenzials mit einer verstärkten Technisierung die Lücke schließen.

Positive Reaktionen der Kommunalwirtschaft auf die Strategie

Die Wirtschaft begrüßte die Fachkräftestrategie der Bundesregierung ausdrücklich. Für den Verband der Kommunalen Unternehmen (VKU) sagte Karin Pfäffle, Geschäftsführerin der Stromnetz Hamburg: "Die Fachkräftestrategie bündelt die gemeinsamen Aktivitäten der Fachkräftesicherung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit dem Ziel, Unternehmen und Betriebe darin zu unterstützen, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten."

Der Abgang einer hohen Anzahl von Beschäftigten durch den demografischen Wandel habe auch Auswirkungen auf die Daseinsvorsorge, fürchten die kommunalen Unternehmen. VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing warb: "Die Tätigkeiten, Einstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten in kommunalen Unternehmen sind vielfältig, sinnstiftend und bieten vor allem eines: Sicherheit in schwierigen Zeiten."

Schon heute spüre die Kommunalwirtschaft den Fachkräftemangel. So könnten 43 Prozent der Mitgliedsunternehmen Stellen nicht zeitnah besetzen. 67 Prozent geben an, ihre angebotenen Ausbildungsplätze schon heute weder pünktlich noch vollständig zum Ausbildungsbeginn besetzen zu können. "Wahrscheinlich wird sich die Lage in den nächsten fünf bis zehn Jahren deutlich verstärken", befürchtet Liebing.

Besonders treffe es die gewerblich-technischen Berufe, hier könnten: neun von zehn Unternehmen können ihre Ausbildungsplätze nicht oder nur schwer besetzen. Darum sei die Fachkräftestrategie der Bundesregierung das richtige Signal, um das Angebot an Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen, schloss Liebing.

Freitag, 20.01.2023, 12:53 Uhr
Susanne Harmsen

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