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Energie & Management > Windkraft Offshore - Offshore-Branche fordert Zuschlags-Deckel für Akteursvielfalt
Quelle: Fotolia / zentilia
Windkraft Offshore

Offshore-Branche fordert Zuschlags-Deckel für Akteursvielfalt

Die deutschen Offshore-Verbände sind sich einig: Für 2024 müsse Berlin nochmal an die Ausschreibungen ran. Sie haben ausrechnen lassen, was allein die Gebotskomponente kostet.
Die Verbände der deutschen Offshore-Windbranche haben unter anderem eine weitere Reform des Wind-auf-See-Gesetzes gefordert. Bei der Vorlage der Zubau-Statistik 2022 am 16. Januar wurde zugleich eine Schätzung vorgelegt, wie viel die neue sogenannte Gebotskomponente die Projektierer und letztlich die Stromverbraucher kostet. Andererseits forderten die sechs teilnehmenden Verbände bei der absehbaren Vervielfachung des Ausschreibungsvolumens einen Deckel pro Bieter und Jahr, um die "Akteursvielfalt" zu erhalten, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Die Gebotskomponente ist das einzige quantitative Kriterium eines neuen Segments von deutschen Offshore-Windflächenausschreibungen, der "nicht zentral voruntersuchten Flächen". Sie nehmen im laufenden Jahr mit 7.000 MW von 8.800 MW auf einen Schlag den Löwenanteil des Ausschreibungsvolumens ein und bewegen sich auch in den Folgejahren im Gigawatt-Bereich. Bislang kamen nur grob 1.000 MW pro Jahr unter den Hammer.

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die vier qualitativen Kriterien kein entscheidendes Differenzierungsmerkmal in den künftigen Ausschreibungen sein werden, weil alle Projektierer sie mehr oder weniger erfüllen werden. Daher wird die Gebotskomponente entscheidend: Sie ist praktisch wie bei den Mobilfunk-Auktionen ein Preis für eine Windkraft-Fläche.

​Studie: Mindestens 15 Milliarden Euro Kosten

Das treibe ohne einen Deckel nur die Preise, kritisierte Stefan Thimm vom Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore (BWO). Er zitierte eine Auftragsstudie der Nera Consult, wonach sich die Kosten einer unveränderten Gebotskomponente bis 2045, wenn das nationale Endausbau-Ziel von 70.000 MW erreicht sein soll, für die Projektierer und damit letztlich für die Stromverbraucher auf 15 bis 16 Milliarden Euro kumuliert. Bisher sind nach den Zahlen der Deutschen Windguard 8.100 MW erreicht.

Die sechs Verbände wiederholten ihre Kurzfrist-Forderungen, die Lieferketten der Offshore-Industrie zu sichern, die deutschen Häfen aufzurüsten, Werftkapazitäten für große Errichterschiffe zu schaffen, eine Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive zu lancieren und, wie es Hermann Albers formulierte, einen "belastbaren Ausschreibungs- und Netzanbindungspfad" zu bewahren. Albers ist Präsident des Bundesverbandes Windenergie (BWE). Weltweit sind laut Dennis Kruse von der Windguard weniger als 50 Errichterschiffe im Einsatz, davon lediglich vier, die die künftige 15-MW-Klasse installieren können (siehe auch separate Meldung zu Oersted auf dem Handelsblatt-Energiegipfel).

Die Vereinbarung der Politik mit drei deutschen Übertragungsnetzbetreibern vom November 2022, bis 2030 mindestens 30.000 MW anzuschließen (wir berichteten), wurde in diesem Kontext begrüßt.

Mittelfristig müsse unter anderem eine "europäische Industriestrategie" und ein europäischer Fonds zur Finanzierung von Skalierungsaktivitäten wie bei Offshore her.

Generell fehlten aber "die für das Erreichen der Ausbauziele notwendigen Produktionskapazitäten und Fachkräfte in substanziellem Maße", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Verbände und Einrichtungen BWE, BWO, Stiftung Offshore Windenergie, VDMA Power Systems, Wab Bremerhaven und Wind Energy Network Rostock. Gleichwohl versicherte BWO-Geschäftsführer Thimm: "Die 22 Gigawatt Zubau bis 2030 werden wir noch schaffen." Es sei ein "gewaltiges Tempo" erforderlich, und Vorbild sei die Geschwindigkeit, in der die ersten deutschen Flüssigerdgas-Terminals bis zum Jahreswechsel gebaut wurden (siehe auch separate Meldung). Werden alle laufenden Projekte realisiert, dann sind laut Windguard 2027 13.800 MW erreicht.

Wie mehrfach berichtet, wurden 2022 nur 342 MW dazugebaut, nämlich der RWE-Windpark "Kaskasi" vor Helgoland. In der Ostsee kam genauso wenig ans Netz wie im gesamten Jahr 2021. Im laufenden Jahr soll im Osten der Windpark "Arcadis Ost 1" der belgischen Parkwind in Betrieb gehen (247 MW). Erst 2025 erwartet die Branche einen erheblichen Anstieg bei den Inbetriebnahmen.

Montag, 16.01.2023, 16:09 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Offshore - Offshore-Branche fordert Zuschlags-Deckel für Akteursvielfalt
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Windkraft Offshore
Offshore-Branche fordert Zuschlags-Deckel für Akteursvielfalt
Die deutschen Offshore-Verbände sind sich einig: Für 2024 müsse Berlin nochmal an die Ausschreibungen ran. Sie haben ausrechnen lassen, was allein die Gebotskomponente kostet.
Die Verbände der deutschen Offshore-Windbranche haben unter anderem eine weitere Reform des Wind-auf-See-Gesetzes gefordert. Bei der Vorlage der Zubau-Statistik 2022 am 16. Januar wurde zugleich eine Schätzung vorgelegt, wie viel die neue sogenannte Gebotskomponente die Projektierer und letztlich die Stromverbraucher kostet. Andererseits forderten die sechs teilnehmenden Verbände bei der absehbaren Vervielfachung des Ausschreibungsvolumens einen Deckel pro Bieter und Jahr, um die "Akteursvielfalt" zu erhalten, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Die Gebotskomponente ist das einzige quantitative Kriterium eines neuen Segments von deutschen Offshore-Windflächenausschreibungen, der "nicht zentral voruntersuchten Flächen". Sie nehmen im laufenden Jahr mit 7.000 MW von 8.800 MW auf einen Schlag den Löwenanteil des Ausschreibungsvolumens ein und bewegen sich auch in den Folgejahren im Gigawatt-Bereich. Bislang kamen nur grob 1.000 MW pro Jahr unter den Hammer.

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die vier qualitativen Kriterien kein entscheidendes Differenzierungsmerkmal in den künftigen Ausschreibungen sein werden, weil alle Projektierer sie mehr oder weniger erfüllen werden. Daher wird die Gebotskomponente entscheidend: Sie ist praktisch wie bei den Mobilfunk-Auktionen ein Preis für eine Windkraft-Fläche.

​Studie: Mindestens 15 Milliarden Euro Kosten

Das treibe ohne einen Deckel nur die Preise, kritisierte Stefan Thimm vom Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore (BWO). Er zitierte eine Auftragsstudie der Nera Consult, wonach sich die Kosten einer unveränderten Gebotskomponente bis 2045, wenn das nationale Endausbau-Ziel von 70.000 MW erreicht sein soll, für die Projektierer und damit letztlich für die Stromverbraucher auf 15 bis 16 Milliarden Euro kumuliert. Bisher sind nach den Zahlen der Deutschen Windguard 8.100 MW erreicht.

Die sechs Verbände wiederholten ihre Kurzfrist-Forderungen, die Lieferketten der Offshore-Industrie zu sichern, die deutschen Häfen aufzurüsten, Werftkapazitäten für große Errichterschiffe zu schaffen, eine Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive zu lancieren und, wie es Hermann Albers formulierte, einen "belastbaren Ausschreibungs- und Netzanbindungspfad" zu bewahren. Albers ist Präsident des Bundesverbandes Windenergie (BWE). Weltweit sind laut Dennis Kruse von der Windguard weniger als 50 Errichterschiffe im Einsatz, davon lediglich vier, die die künftige 15-MW-Klasse installieren können (siehe auch separate Meldung zu Oersted auf dem Handelsblatt-Energiegipfel).

Die Vereinbarung der Politik mit drei deutschen Übertragungsnetzbetreibern vom November 2022, bis 2030 mindestens 30.000 MW anzuschließen (wir berichteten), wurde in diesem Kontext begrüßt.

Mittelfristig müsse unter anderem eine "europäische Industriestrategie" und ein europäischer Fonds zur Finanzierung von Skalierungsaktivitäten wie bei Offshore her.

Generell fehlten aber "die für das Erreichen der Ausbauziele notwendigen Produktionskapazitäten und Fachkräfte in substanziellem Maße", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Verbände und Einrichtungen BWE, BWO, Stiftung Offshore Windenergie, VDMA Power Systems, Wab Bremerhaven und Wind Energy Network Rostock. Gleichwohl versicherte BWO-Geschäftsführer Thimm: "Die 22 Gigawatt Zubau bis 2030 werden wir noch schaffen." Es sei ein "gewaltiges Tempo" erforderlich, und Vorbild sei die Geschwindigkeit, in der die ersten deutschen Flüssigerdgas-Terminals bis zum Jahreswechsel gebaut wurden (siehe auch separate Meldung). Werden alle laufenden Projekte realisiert, dann sind laut Windguard 2027 13.800 MW erreicht.

Wie mehrfach berichtet, wurden 2022 nur 342 MW dazugebaut, nämlich der RWE-Windpark "Kaskasi" vor Helgoland. In der Ostsee kam genauso wenig ans Netz wie im gesamten Jahr 2021. Im laufenden Jahr soll im Osten der Windpark "Arcadis Ost 1" der belgischen Parkwind in Betrieb gehen (247 MW). Erst 2025 erwartet die Branche einen erheblichen Anstieg bei den Inbetriebnahmen.

Montag, 16.01.2023, 16:09 Uhr
Georg Eble

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