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Energie & Management > Gas - Bundesregierung sichert Öl- und Gasversorgung
Quelle: Fotolia / WoGi
Gas

Bundesregierung sichert Öl- und Gasversorgung

Der Bund hat für 1,5 Mrd. Euro Flüssigerdgas (LNG) eingekauft, um die Speicher zu füllen und einen Teil der nationalen Ölreserve freigegeben, um den Preisanstieg am Markt zu beruhigen.
Der Bund hat als Reaktion auf Gaspreisprobleme wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine für 1,5 Mrd. Euro Flüssigerdgas (LNG) als Reserve eingekauft. Das Finanzministerium habe ohne den Haushaltsausschuss des deutschen Bundestages grünes Licht für einen entsprechenden Antrag des Wirtschaftsministeriums (BMWK) gegeben. Die erste Lieferung über Trading Hub Europe soll bereits am 1. März erfolgt sein, so das Finanzministeriums.

Deutschland gibt Teil seiner Ölreserven frei

In Folge des Krieges in der Ukraine sind auch die Ölpreise kräftig gestiegen. Führende Industriestaaten geben Teile ihrer Reserven frei, um Verbraucher vor einer Preisexplosion zu schützen. Insgesamt werden die 31 Mitgliedsländer der Internationalen Energieagentur (IEA) 60 Mio. Barrel Rohöl freigeben, hieß es. Das entspricht 4 % ihrer Reserven. Im Rahmen dieser Bemühungen leistet Deutschland einen Beitrag entsprechend des deutschen Anteils am Erdölverbrauch der IEA-Länder von 5,4 %, so das BMWK.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte: „In Zeiten wie diesen ist es wichtig, geschlossen zu handeln.“ Es handele sich um 434.000 Tonnen Öl, was rund 3 % der deutschen Erdölreserve entspreche. Dennoch bleibt laut BMWK die Reichweite der strategischen Reserven für die gesetzlich vorgegebenen 90 Tage erhalten, da zuvor ein Überschuss bestand.

Wirtschaft will mehr krisenfeste erneuerbare Energie

Unterdessen drängte BDI-Präsident Siegfried Russwurm die Bundesregierung dazu, den Import von Energie aus erneuerbaren Quellen voranzutreiben. Der Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) mahnte eine „ökologische Klima-Außen-Wirtschaftspolitik“ an. 2021 seien 71 % des deutschen Bruttoenergiebedarfs importiert worden. Beim maximalen Ausbau der erneuerbaren Energien und allen Verbesserungen im Wirkungsgrad schaffe man es, diese Zahl vielleicht auf 60 oder 55 % zu drücken.

Dies sei auch sicherheitspolitisch wichtig, da in den Golfstaaten und Ländern im Maghreb derzeit Hunderte Millionen von Menschen vom Export fossiler Energieträger lebten. Diese bräuchten eine Alternative, wenn die Industriestaaten bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral werden wollten, sagte Russwurm. Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) begrüßte die schnelle Reaktion der Bundesregierung auf die veränderte energiepolitische Lage durch den Krieg in der Ukraine. Nun müsse der Umbau der Energieversorgung beschleunigt werden.

VKU will Diversität der Energieversorgung fördern

VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing sagte: „Nur Diversität führt in die Unabhängigkeit von russischem Gas und Öl." Breitere Ausbaupfade und höhere Ausschreibungsmengen für Wind an Land und Solar in der EEG-Novelle seien richtig und konsequent, um das nun noch ambitioniertere 2035er-Ziel einer fast vollständig von erneuerbaren Energien getragenen Stromversorgung zu erreichen.

Das Portfolio der Energiequellen solle sicherheitshalber um Wasserstoff und klimaneutrale Gase erweitert werden. Für die klimaneutrale Wärmeversorgung müsse die Kraftwärmekopplung weiter gefördert werden für die Versorgungssicherheit und Fernwärme. Ein kluges Marktdesign solle die nötigen Anreize für Investitionen setzen vom Mieterstromzuschlag über eine geeignete EU-Regulierung und Netzfinanzierung des Wasserstoffhochlaufs bis hin zur Förderung von Fernwärme und Transformationskraftwerken, sagte Liebing.

Gasvorräte marktlich sichern

Zum Vorschlag zur Gasbevorratung aus dem BMWK sagte Liebing, sie sei im Lichte des Ukraine-Kriegs ein richtiger Schritt für Versorgungssicherheit und diene der nationalen Sicherheit. Allerdings brauche es marktgerechte Instrumente, um Fehlanreize zu verhindern, wenn in einer Engpasssituation Speicherkapazitäten requiriert werden müssen. Das BMWK hatte am 28. Februar erste Eckpunkte für ein Gesetz zur nationalen Gasreserve vorgelegt.

Danach sollen bis zum 1. Dezember dieses Jahres die Speicher von den Nutzern zu 90 % gefüllt sein. Zwischenschritte dazu sind ein Speicherstand von 65 % zum 1. August und 80 % zum 1. Oktober 2022. Damit auch zum Ende des Winters noch Reserven zur Verfügung stehen, sollen zum 1. Februar 2023 die Speichernutzer einen Füllstand von 40 % vorhalten. Verantwortlich sollen in erster Linie die Unternehmen sein, die Speicher gebucht haben.

Genügt dies nicht, soll der Marktgebietsverantwortliche THE Speichermengen ausschreiben. Dies werde als neues Produkt „Strategic Storage Based Options“ (SSBO) eingeführt als mengenbasierte Long-Term-Options (LTOs). Reiche auch dies nicht, könne notfalls dem Nutzer Speicherkapazität entzogen und neu vergeben werden, so der Entwurf. Die drei Maßnahmen sollen laut BMWK kombinierbar sein und eine Grundbefüllung der deutschen Speicher sicherstellen. Sonderausschreibungen könnten ein Volumen von zwei Mrd. Kubikmetern haben, was rund 10 % der Arbeitsgaskapazität entspricht. Die Kosten dieser Mindestbefüllung sollen die Netznutzer tragen.

Mittwoch, 2.03.2022, 16:33 Uhr
Susanne Harmsen/dpa
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Gas
Bundesregierung sichert Öl- und Gasversorgung
Der Bund hat für 1,5 Mrd. Euro Flüssigerdgas (LNG) eingekauft, um die Speicher zu füllen und einen Teil der nationalen Ölreserve freigegeben, um den Preisanstieg am Markt zu beruhigen.
Der Bund hat als Reaktion auf Gaspreisprobleme wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine für 1,5 Mrd. Euro Flüssigerdgas (LNG) als Reserve eingekauft. Das Finanzministerium habe ohne den Haushaltsausschuss des deutschen Bundestages grünes Licht für einen entsprechenden Antrag des Wirtschaftsministeriums (BMWK) gegeben. Die erste Lieferung über Trading Hub Europe soll bereits am 1. März erfolgt sein, so das Finanzministeriums.

Deutschland gibt Teil seiner Ölreserven frei

In Folge des Krieges in der Ukraine sind auch die Ölpreise kräftig gestiegen. Führende Industriestaaten geben Teile ihrer Reserven frei, um Verbraucher vor einer Preisexplosion zu schützen. Insgesamt werden die 31 Mitgliedsländer der Internationalen Energieagentur (IEA) 60 Mio. Barrel Rohöl freigeben, hieß es. Das entspricht 4 % ihrer Reserven. Im Rahmen dieser Bemühungen leistet Deutschland einen Beitrag entsprechend des deutschen Anteils am Erdölverbrauch der IEA-Länder von 5,4 %, so das BMWK.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte: „In Zeiten wie diesen ist es wichtig, geschlossen zu handeln.“ Es handele sich um 434.000 Tonnen Öl, was rund 3 % der deutschen Erdölreserve entspreche. Dennoch bleibt laut BMWK die Reichweite der strategischen Reserven für die gesetzlich vorgegebenen 90 Tage erhalten, da zuvor ein Überschuss bestand.

Wirtschaft will mehr krisenfeste erneuerbare Energie

Unterdessen drängte BDI-Präsident Siegfried Russwurm die Bundesregierung dazu, den Import von Energie aus erneuerbaren Quellen voranzutreiben. Der Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) mahnte eine „ökologische Klima-Außen-Wirtschaftspolitik“ an. 2021 seien 71 % des deutschen Bruttoenergiebedarfs importiert worden. Beim maximalen Ausbau der erneuerbaren Energien und allen Verbesserungen im Wirkungsgrad schaffe man es, diese Zahl vielleicht auf 60 oder 55 % zu drücken.

Dies sei auch sicherheitspolitisch wichtig, da in den Golfstaaten und Ländern im Maghreb derzeit Hunderte Millionen von Menschen vom Export fossiler Energieträger lebten. Diese bräuchten eine Alternative, wenn die Industriestaaten bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral werden wollten, sagte Russwurm. Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) begrüßte die schnelle Reaktion der Bundesregierung auf die veränderte energiepolitische Lage durch den Krieg in der Ukraine. Nun müsse der Umbau der Energieversorgung beschleunigt werden.

VKU will Diversität der Energieversorgung fördern

VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing sagte: „Nur Diversität führt in die Unabhängigkeit von russischem Gas und Öl." Breitere Ausbaupfade und höhere Ausschreibungsmengen für Wind an Land und Solar in der EEG-Novelle seien richtig und konsequent, um das nun noch ambitioniertere 2035er-Ziel einer fast vollständig von erneuerbaren Energien getragenen Stromversorgung zu erreichen.

Das Portfolio der Energiequellen solle sicherheitshalber um Wasserstoff und klimaneutrale Gase erweitert werden. Für die klimaneutrale Wärmeversorgung müsse die Kraftwärmekopplung weiter gefördert werden für die Versorgungssicherheit und Fernwärme. Ein kluges Marktdesign solle die nötigen Anreize für Investitionen setzen vom Mieterstromzuschlag über eine geeignete EU-Regulierung und Netzfinanzierung des Wasserstoffhochlaufs bis hin zur Förderung von Fernwärme und Transformationskraftwerken, sagte Liebing.

Gasvorräte marktlich sichern

Zum Vorschlag zur Gasbevorratung aus dem BMWK sagte Liebing, sie sei im Lichte des Ukraine-Kriegs ein richtiger Schritt für Versorgungssicherheit und diene der nationalen Sicherheit. Allerdings brauche es marktgerechte Instrumente, um Fehlanreize zu verhindern, wenn in einer Engpasssituation Speicherkapazitäten requiriert werden müssen. Das BMWK hatte am 28. Februar erste Eckpunkte für ein Gesetz zur nationalen Gasreserve vorgelegt.

Danach sollen bis zum 1. Dezember dieses Jahres die Speicher von den Nutzern zu 90 % gefüllt sein. Zwischenschritte dazu sind ein Speicherstand von 65 % zum 1. August und 80 % zum 1. Oktober 2022. Damit auch zum Ende des Winters noch Reserven zur Verfügung stehen, sollen zum 1. Februar 2023 die Speichernutzer einen Füllstand von 40 % vorhalten. Verantwortlich sollen in erster Linie die Unternehmen sein, die Speicher gebucht haben.

Genügt dies nicht, soll der Marktgebietsverantwortliche THE Speichermengen ausschreiben. Dies werde als neues Produkt „Strategic Storage Based Options“ (SSBO) eingeführt als mengenbasierte Long-Term-Options (LTOs). Reiche auch dies nicht, könne notfalls dem Nutzer Speicherkapazität entzogen und neu vergeben werden, so der Entwurf. Die drei Maßnahmen sollen laut BMWK kombinierbar sein und eine Grundbefüllung der deutschen Speicher sicherstellen. Sonderausschreibungen könnten ein Volumen von zwei Mrd. Kubikmetern haben, was rund 10 % der Arbeitsgaskapazität entspricht. Die Kosten dieser Mindestbefüllung sollen die Netznutzer tragen.

Mittwoch, 2.03.2022, 16:33 Uhr
Susanne Harmsen/dpa

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