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Am Paketzentrum in Hannover wurden seit September 2023 rund 500.000 Kilogramm Biomethan getankt. Derweil wird in Schleswig-Holstein die Einspeiseverpflichtung von Biomethan kritisiert.
Neu ist die Tankstelle für Biomethan (Bio-CNG; CNG steht für Compressed Natural Gas) in Hannover nicht. Doch anlässlich der nun erreichten Mengen von 500.000 Kilogramm des Treibstoffs, die am DHL-Standort Hannover bisher getankt wurden, hat DHL darauf hingewiesen, dass schwere Lkw mit Bio-CNG-Antrieb beim Postdienstleister das „Rückgrat“ für den Pakettransport sind.
Seit September 2023 ist die Tankstelle von OG Clean Fuels am Paketzentrum in Hannover in Betrieb und hat laut DHL dem Schwerlastverkehr des Unternehmens eine klimaneutrale Fahrleistung von rund 2 Millionen Kilometern ermöglicht. Dies bedeute eine CO2-Ersparnis in diesen sieben Monaten gegenüber Dieselfahrzeugen von rund 3.900 Tonnen.
Der größte Teil der DHL-Lkw-Flotte bestehe aus CNG-Lkw, heißt in einer Mitteilung von DHL. Ende 2023 seien 360 dieser Fahrzeuge in Deutschland im Einsatz gewesen. Weitere 180 Lkw mit Biomethan-Antrieb seien Anfang 2024 bestellt worden, heißt es weiter.
Die Verantwortlichen beim Logistikunternehmen sind von der Praxistauglichkeit und Wirtschaftlichkeit von Bio-CNG im Schwerlastverkehr überzeugt. Die Gründe dafür: Serien-Lkw seien verfügbar, ein bundesweites Netz an CNG-Tankstellen sei vorhanden und der werde in ausreichenden Mengen in Deutschland aus regenerativen Quellen produziert.
Bisher gibt es elf Tankstellen an den DHL-Paketzentren bundesweit. Sie wurden von OG Clean Fuels speziell für das Logistikunternehmen gebaut. Nach eigenen Angaben betreibt OG knapp 140 weitere öffentlich zugängliche Stationen in Deutschland, die ebenfalls von DHL genutzt werden. Mit diesem Mix aus firmeneigenem und öffentlichen Tankstellennetz seien ausreichende Tankkapazitäten für das Logistikunternehmen jederzeit verfügbar.
Neben Hannover sind mittlerweile sieben andere DHL-Standorte mit Bio-CNG-Tankstellen ausgestattet. Insgesamt seien bislang rund 1,5 Millionen Kilogramm getankt worden, heißt es in der Mitteilung weiter.
Verband fordert Überprüfung der gesetzlichen Einspeisepflicht
Während DHL die hohe Verfügbarkeit von Bio-CNG lobt, kritisiert der Verband der Schleswig-Holsteinischen Energie- und Wasserwirtschaft (VSHEW), der die Interessen von rund 60 Stadt- und Gemeindewerken vertritt, die gesetzliche Verpflichtung von Gasnetzbetreibern, Biomethan aus Biogasanlagen in das Erdgasnetz einzuspeisen. Damit würden die Anlagenbetreiber „unverhältnismäßig“ zu Lasten der Netzbetreiber und damit der Verbraucher begünstigt.
Der VSHEW zieht ein Beispiel aus Niedersachsen heran, um sein Anliegen zu verdeutlichen. Die Kosten für den Netzanschluss einer bestimmten Biogasanlage beziffert der Verband mit rund 15 Millionen Euro, bei jährlichen Betriebskosten von 500.000 Euro. „Über 20 Jahre summieren sich die Kosten auf 25 Millionen Euro, was zu einem effektiven Preis von rund 9 Cent pro Kilowattstunde Biomethan führt – dem Zwei- bis Dreifachen des aktuellen Großhandelspreises für Gas“, schreibt der Verband in einer Mitteilung.
Ein Anlagenbetreiber müsse aber nur 25 Prozent der Anschlusskosten und maximal 250.000 Euro selbst tragen. Deshalb werde er in diesem Beispiel nur mit weniger als zwei Prozent der Anschlusskosten belastet. „Damit können Bau und Betrieb der Anlage für ihn wirtschaftlich sehr attraktiv sein – zu Lasten der Allgemeinheit“, folgert der VSHEW.
„Derzeit tragen Netzbetreiber und Verbraucher die Hauptlast, während Anlagenbetreiber von geringen Eigeninvestitionen profitieren. Das können wir unseren Kundinnen und Kunden angesichts der ohnehin hohen Energiepreise nicht länger vermitteln“, kritisiert Andreas Wulff, Vorstandsvorsitzender des VSHEW und Geschäftsführer der Stadtwerke Brunsbüttel sowie der Stadtwerke Steinburg. Daher sei eine Überprüfung und eine Anpassung der Regelungen zum Anschlusszwang von Biogasanlagen dringend geboten.
Dienstag, 2.04.2024, 15:06 Uhr
Fritz Wilhelm
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