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Energie & Management > Biogas - Bioenergiebranche will Energiewende stärker unterstützen
Quelle: Fotolia / Stephan Leyk
Biogas

Bioenergiebranche will Energiewende stärker unterstützen

Auf einem Parlamentarischen Abend hat die Bionenergiebranche Hemmnisse benannt, die sie daran hindern, einen größeren Beitrag zur erneuerbaren und sicheren Energieversorgung zu leisten.
„Wir können mehr!“ lautete die eindeutige Botschaft eine Parlamentarischen Abends der Bioenergiebranche am 31. März in Berlin. Wenn bürokratische Hürden beseitigt werden, könne Biogas mehr Erdgas ersetzen. Flexibel gefahrene Speicherkraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) könnten zudem für mehr genutzten erneuerbaren Strom sorgen, anstatt Windkraft und Solaranlagen bei Überangebot abzuregeln, sagten Teilnehmende. Das nachhaltige Biogas-Potenzial reiche sogar für etwa eine Verdoppelung der Biogaserzeugung auf 180 Mrd. kWh/Jahr, auch bei teilweiser Nutzung als Treibstoff, meint der Biogasverband.

Biomasse stehe nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion und zum Naturschutz, betonten die Praktiker und Praktikerinnen, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sowie Verbandsvertreter und -vertreterinnen. So mindere die systematische Verlagerung von Zersetzungsprozessen in Fermenter Treibhausgasemissionen (THG) aus der Landwirtschaft. Anbau und Nutzung von Wildpflanzenkulturen und Dauergrünland sorgt für eine Bindung von Kohlenstoff im Boden und den Aufbau von Humus. Manuela Rottmann (Grüne), Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeslandwirtschaftsministerium, sagte, die kommende Biomasseverordnung solle Bodennutzung und Energiepflanzen-Produktion besser miteinander vereinbaren.

Heimische erneuerbare Energie statt fossiler Importe

Der Präsident des Bundesverbandes KWK, Claus-Heinrich Stahl, appellierte an die Politik, die Potentiale der flexiblen und effizienten Technik besser zu nutzen. „Hat die KWK gestern den Einsatz fossiler Energieträger, wie Kohle und Erdgas, effizient gemacht, wird sie es morgen mit erneuerbaren Brennstoffen tun: aus Biomasse und mit Wasserstoff“, bot Stahl an. Dazu müsse aber mehr Biomasse auch in Form von Lebensmittelabfällen und Pflanzenresten zu Gas verarbeitet werden.

Biomasse könne nachhaltig gewonnen und effizient eingesetzt werden, betonte Hans-Josef Fell von der Energy Watch Group. Mit dem erschließbaren Potenzial könnten ohne Flächenkonkurrenz etwa 15 Mrd. Kubikmeter Erdgas pro Jahr ersetzt werden. Ganz aktuell werde mit dem EEG 2023 und einem Sofortpaket entschieden, ob die Biogaserzeugung schon bald flexibler, effizienter und nachhaltiger wird. „Damit hat es die Bundesregierung in der Hand, einen relevanten Beitrag zur Unabhängigkeit von Gasimporten zu nutzen“, sagte Fell.

Wertschöpfung auf dem Land sichern

Veranstalter Uwe Welteke-Fabricius vom Netzwerk Flexperten bedauerte es daher, dass kein Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums den Weg zum Abend in der Landesvertretung von Baden-Württemberg gefunden hatte. „Relevante Mengen grüner Wasserstoff werden erst in 15 Jahren zur Verfügung stehen, denn die Industrie ist zu ihrer THG(Treibhausgas-, d. Red.)-Vermeidung darauf angewiesen“, sagte Welteke-Fabricius. Daher müsse man Biogas, wo immer möglich, nutzen.

Gleichzeitig wandele sich die Struktur der Landwirtschaft mit einem Rückgang der Viehzucht. Neue Einkommensquellen könnten Bioanbau, extensive humusbildende Wildpflanzen-Kulturen als Biogassubstrat sein, sagte Professorin Daniela Thrän vom Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ).

Biogas könne bis zu 30.000 MW Spitzenleistung schnell, nachhaltig und kostengünstig beitragen. Dazu müssten die bisherigen Biogasanlagen mit BHKW zu Speicherkraftwerken weiterentwickelt werden und statt überwiegender Dauereinspeisung etwa 15.000 MW Spitzenlast liefern. Dazu müsse in Flexibilisierung der Anlagen, Speicher und Nahwärmenetze investiert werden, auch mit Förderungen. Es sei nicht einzusehen, dass Milliarden Euro und beschleunigte Genehmigungen für Flüssigerdgas(LNG)-Terminals möglich seien, für nachhaltige heimische Bioenergie aber nicht, sagte ein Teilnehmer.
 
Systemdienlichkeit von flexibilisierten Biogasanlagen vom 21. bis 31. Oktober 2021
(Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: FNR

Speichern und Spitzenausgleich

Kommunale Wärmeplanung mit dezentralen lokalen Speicherkraftwerken spare zudem Netzausbaukosten ein, weil bisherige Dauerläufer ruhen, wenn Wind und PV das Netz benötigen. Inländische Vorräte und Erzeugung milderten zudem schnell die Abhängigkeit von importierten Energieträgern. Im vierten Quartal 2021 war Biogas deutlich günstiger als importiertes Erdgas, erinnerte Welteke-Fabricius.

„Die Biogasbranche braucht keine höheren Fördermittel, sondern ein Ende der Verunsicherung und eine klare Richtungsweisung zu mehr Nachhaltigkeit, Effizienz und Flexibilität“, appellierte Fell. Unter dem Beifall der Teilnehmenden forderte er ein Ende der Ausschreibungen für mehr Bürgerprojekte und eine neue Festvergütung wie im EEG. Die regulativen Hürden vor Modernisierung oder Repowering sollten zielgerecht abgebaut werden. Und die Netzbetreiber brauchten Anweisung, die zusätzliche Leistung ans Netz zu nehmen, umriss Fell abschließend.

Montag, 4.04.2022, 08:45 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Biogas - Bioenergiebranche will Energiewende stärker unterstützen
Quelle: Fotolia / Stephan Leyk
Biogas
Bioenergiebranche will Energiewende stärker unterstützen
Auf einem Parlamentarischen Abend hat die Bionenergiebranche Hemmnisse benannt, die sie daran hindern, einen größeren Beitrag zur erneuerbaren und sicheren Energieversorgung zu leisten.
„Wir können mehr!“ lautete die eindeutige Botschaft eine Parlamentarischen Abends der Bioenergiebranche am 31. März in Berlin. Wenn bürokratische Hürden beseitigt werden, könne Biogas mehr Erdgas ersetzen. Flexibel gefahrene Speicherkraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) könnten zudem für mehr genutzten erneuerbaren Strom sorgen, anstatt Windkraft und Solaranlagen bei Überangebot abzuregeln, sagten Teilnehmende. Das nachhaltige Biogas-Potenzial reiche sogar für etwa eine Verdoppelung der Biogaserzeugung auf 180 Mrd. kWh/Jahr, auch bei teilweiser Nutzung als Treibstoff, meint der Biogasverband.

Biomasse stehe nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion und zum Naturschutz, betonten die Praktiker und Praktikerinnen, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sowie Verbandsvertreter und -vertreterinnen. So mindere die systematische Verlagerung von Zersetzungsprozessen in Fermenter Treibhausgasemissionen (THG) aus der Landwirtschaft. Anbau und Nutzung von Wildpflanzenkulturen und Dauergrünland sorgt für eine Bindung von Kohlenstoff im Boden und den Aufbau von Humus. Manuela Rottmann (Grüne), Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeslandwirtschaftsministerium, sagte, die kommende Biomasseverordnung solle Bodennutzung und Energiepflanzen-Produktion besser miteinander vereinbaren.

Heimische erneuerbare Energie statt fossiler Importe

Der Präsident des Bundesverbandes KWK, Claus-Heinrich Stahl, appellierte an die Politik, die Potentiale der flexiblen und effizienten Technik besser zu nutzen. „Hat die KWK gestern den Einsatz fossiler Energieträger, wie Kohle und Erdgas, effizient gemacht, wird sie es morgen mit erneuerbaren Brennstoffen tun: aus Biomasse und mit Wasserstoff“, bot Stahl an. Dazu müsse aber mehr Biomasse auch in Form von Lebensmittelabfällen und Pflanzenresten zu Gas verarbeitet werden.

Biomasse könne nachhaltig gewonnen und effizient eingesetzt werden, betonte Hans-Josef Fell von der Energy Watch Group. Mit dem erschließbaren Potenzial könnten ohne Flächenkonkurrenz etwa 15 Mrd. Kubikmeter Erdgas pro Jahr ersetzt werden. Ganz aktuell werde mit dem EEG 2023 und einem Sofortpaket entschieden, ob die Biogaserzeugung schon bald flexibler, effizienter und nachhaltiger wird. „Damit hat es die Bundesregierung in der Hand, einen relevanten Beitrag zur Unabhängigkeit von Gasimporten zu nutzen“, sagte Fell.

Wertschöpfung auf dem Land sichern

Veranstalter Uwe Welteke-Fabricius vom Netzwerk Flexperten bedauerte es daher, dass kein Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums den Weg zum Abend in der Landesvertretung von Baden-Württemberg gefunden hatte. „Relevante Mengen grüner Wasserstoff werden erst in 15 Jahren zur Verfügung stehen, denn die Industrie ist zu ihrer THG(Treibhausgas-, d. Red.)-Vermeidung darauf angewiesen“, sagte Welteke-Fabricius. Daher müsse man Biogas, wo immer möglich, nutzen.

Gleichzeitig wandele sich die Struktur der Landwirtschaft mit einem Rückgang der Viehzucht. Neue Einkommensquellen könnten Bioanbau, extensive humusbildende Wildpflanzen-Kulturen als Biogassubstrat sein, sagte Professorin Daniela Thrän vom Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ).

Biogas könne bis zu 30.000 MW Spitzenleistung schnell, nachhaltig und kostengünstig beitragen. Dazu müssten die bisherigen Biogasanlagen mit BHKW zu Speicherkraftwerken weiterentwickelt werden und statt überwiegender Dauereinspeisung etwa 15.000 MW Spitzenlast liefern. Dazu müsse in Flexibilisierung der Anlagen, Speicher und Nahwärmenetze investiert werden, auch mit Förderungen. Es sei nicht einzusehen, dass Milliarden Euro und beschleunigte Genehmigungen für Flüssigerdgas(LNG)-Terminals möglich seien, für nachhaltige heimische Bioenergie aber nicht, sagte ein Teilnehmer.
 
Systemdienlichkeit von flexibilisierten Biogasanlagen vom 21. bis 31. Oktober 2021
(Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: FNR

Speichern und Spitzenausgleich

Kommunale Wärmeplanung mit dezentralen lokalen Speicherkraftwerken spare zudem Netzausbaukosten ein, weil bisherige Dauerläufer ruhen, wenn Wind und PV das Netz benötigen. Inländische Vorräte und Erzeugung milderten zudem schnell die Abhängigkeit von importierten Energieträgern. Im vierten Quartal 2021 war Biogas deutlich günstiger als importiertes Erdgas, erinnerte Welteke-Fabricius.

„Die Biogasbranche braucht keine höheren Fördermittel, sondern ein Ende der Verunsicherung und eine klare Richtungsweisung zu mehr Nachhaltigkeit, Effizienz und Flexibilität“, appellierte Fell. Unter dem Beifall der Teilnehmenden forderte er ein Ende der Ausschreibungen für mehr Bürgerprojekte und eine neue Festvergütung wie im EEG. Die regulativen Hürden vor Modernisierung oder Repowering sollten zielgerecht abgebaut werden. Und die Netzbetreiber brauchten Anweisung, die zusätzliche Leistung ans Netz zu nehmen, umriss Fell abschließend.

Montag, 4.04.2022, 08:45 Uhr
Susanne Harmsen

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