E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Biogas - Photovoltaik statt Mais für Biogasanlagen
Quelle: Fotolia / Stephan Leyk
Biogas

Photovoltaik statt Mais für Biogasanlagen

Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies will keine Nutzpflanzen mehr für Biogas-Anlagen anbauen. Auch Forscher des DBFZ befürworten den Umbau der Biogasproduktion.
 
Landwirtschaftliche Flächen müssten für die Lebensmittelproduktion vorgesehen bleiben, forderte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies Berichten des Hannoveraner Politikjournals Rundblick zufolge auf der SPD-Klausurtagung in Leer. Gülle in Biogasanlagen zu verwerten, sei richtig. Verwende man aber Nutzpflanzen, dann benötige man 30-mal mehr Fläche für Strom, der in Biogas-Anlagen erzeugt werde als für Photovoltaik-Strom. „Lebensmittel gehören nicht in den Tank, sondern auf die Teller. Dann sollten wir besser ein Tempolimit von 130 auf Autobahnen verhängen, damit die Leute merken, wie ernst die Lage ist“, zitierte ihn das Journal.

Zur Grundlast- und Ausregelungsfähigkeit von Biogasanlagen sowie zu deren Wärmeauskopplung im Gegensatz zu PV-Anlagen äußerte sich Lies offenbar nicht.

Bioenergie als Puffer für Nahrungsmittelmarkt

Auch das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) spricht sich in einem im Mai erschienenen Positionspapier zur „Rolle von Biogasanlagen für eine sichere Gasversorgung in Deutschland“ für eine Reduzierung der Nutzung von Anbaubiomasse in der Biogasproduktion aus. Aktuell würden rechnerisch auf 13 % der Ackerfläche in Deutschland Biogassubstrate erzeugt, wobei vor allem Mais und Gras (beides als Silage) relevant seien. Diese würden allerdings angesichts des Ukrainekrieges und der anhaltenden Dürre in Afrika am Markt zunehmend als Futtermittel nachgefragt, wodurch andere Futtermittel, die Nahrungsmittel-Qualität aufweisen, als Nahrungsmittel verfügbar würden. „Bioenergie kann und sollte auf diese Weise eine Pufferwirkung auf Nahrungsmittelmärkten entfalten und somit zur Ernährungssicherheit beitragen“, heißt es in dem Papier. Da in der Folge aber mit einem Rückgang der Biogasproduktion zu rechnen sei, was sich negativ auf die Energieversorgungssicherheit auswirken könne, sei eine zügige Umstellung der Biogaserzeugung auf landwirtschaftliche Nebenprodukte und biogene Abfälle erforderlich.

Ungenutzte Biomasse könnte Energiepflanzen ersetzen

Mittelfristig bestünden noch unerschlossene Potenziale energetisch nutzbarer Nebenprodukte und Abfälle aus unterschiedlichsten Sektoren im Umfang von 27 bis 76 Mrd. kWh/a. Darüber hinaus könnten auch Pflanzen, die keinen zusätzlichen Flächenbedarf verursachen – zum Beispiel Zwischenfrüchte oder Biomasse aus der Pflege von Naturschutzflächen - verstärkt zur Biogaserzeugung beitragen.

Auch Reststoffe und Rohstoffe, die im Anschluss an eine Vergärung in Nährstoff-Kreisläufe integriert werden können und zum Humusaufbau beitragen, zum Beispiel Stroh und Rübenblätter, könnten eine noch größere Rolle als bisher spielen. Zusammengenommen könnte so bisher ungenutzte Biomasse den gegenwärtigen Einsatz von Energiepflanzen (70 Mrd. kWh/a) langfristig zu nennenswerten Anteilen ersetzen.

Einen kategorischen Ausschluss der energetischen Nutzung von Ackerfrüchten wolle man aber nicht befürworten, heißt es in dem Papier, sonst würde Bioenergie ihre Pufferwirkung für die Nahrungsmittelversorgung einbüßen.




 

Mittwoch, 25.05.2022, 16:13 Uhr
Katia Meyer-Tien
Energie & Management > Biogas - Photovoltaik statt Mais für Biogasanlagen
Quelle: Fotolia / Stephan Leyk
Biogas
Photovoltaik statt Mais für Biogasanlagen
Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies will keine Nutzpflanzen mehr für Biogas-Anlagen anbauen. Auch Forscher des DBFZ befürworten den Umbau der Biogasproduktion.
 
Landwirtschaftliche Flächen müssten für die Lebensmittelproduktion vorgesehen bleiben, forderte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies Berichten des Hannoveraner Politikjournals Rundblick zufolge auf der SPD-Klausurtagung in Leer. Gülle in Biogasanlagen zu verwerten, sei richtig. Verwende man aber Nutzpflanzen, dann benötige man 30-mal mehr Fläche für Strom, der in Biogas-Anlagen erzeugt werde als für Photovoltaik-Strom. „Lebensmittel gehören nicht in den Tank, sondern auf die Teller. Dann sollten wir besser ein Tempolimit von 130 auf Autobahnen verhängen, damit die Leute merken, wie ernst die Lage ist“, zitierte ihn das Journal.

Zur Grundlast- und Ausregelungsfähigkeit von Biogasanlagen sowie zu deren Wärmeauskopplung im Gegensatz zu PV-Anlagen äußerte sich Lies offenbar nicht.

Bioenergie als Puffer für Nahrungsmittelmarkt

Auch das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) spricht sich in einem im Mai erschienenen Positionspapier zur „Rolle von Biogasanlagen für eine sichere Gasversorgung in Deutschland“ für eine Reduzierung der Nutzung von Anbaubiomasse in der Biogasproduktion aus. Aktuell würden rechnerisch auf 13 % der Ackerfläche in Deutschland Biogassubstrate erzeugt, wobei vor allem Mais und Gras (beides als Silage) relevant seien. Diese würden allerdings angesichts des Ukrainekrieges und der anhaltenden Dürre in Afrika am Markt zunehmend als Futtermittel nachgefragt, wodurch andere Futtermittel, die Nahrungsmittel-Qualität aufweisen, als Nahrungsmittel verfügbar würden. „Bioenergie kann und sollte auf diese Weise eine Pufferwirkung auf Nahrungsmittelmärkten entfalten und somit zur Ernährungssicherheit beitragen“, heißt es in dem Papier. Da in der Folge aber mit einem Rückgang der Biogasproduktion zu rechnen sei, was sich negativ auf die Energieversorgungssicherheit auswirken könne, sei eine zügige Umstellung der Biogaserzeugung auf landwirtschaftliche Nebenprodukte und biogene Abfälle erforderlich.

Ungenutzte Biomasse könnte Energiepflanzen ersetzen

Mittelfristig bestünden noch unerschlossene Potenziale energetisch nutzbarer Nebenprodukte und Abfälle aus unterschiedlichsten Sektoren im Umfang von 27 bis 76 Mrd. kWh/a. Darüber hinaus könnten auch Pflanzen, die keinen zusätzlichen Flächenbedarf verursachen – zum Beispiel Zwischenfrüchte oder Biomasse aus der Pflege von Naturschutzflächen - verstärkt zur Biogaserzeugung beitragen.

Auch Reststoffe und Rohstoffe, die im Anschluss an eine Vergärung in Nährstoff-Kreisläufe integriert werden können und zum Humusaufbau beitragen, zum Beispiel Stroh und Rübenblätter, könnten eine noch größere Rolle als bisher spielen. Zusammengenommen könnte so bisher ungenutzte Biomasse den gegenwärtigen Einsatz von Energiepflanzen (70 Mrd. kWh/a) langfristig zu nennenswerten Anteilen ersetzen.

Einen kategorischen Ausschluss der energetischen Nutzung von Ackerfrüchten wolle man aber nicht befürworten, heißt es in dem Papier, sonst würde Bioenergie ihre Pufferwirkung für die Nahrungsmittelversorgung einbüßen.




 

Mittwoch, 25.05.2022, 16:13 Uhr
Katia Meyer-Tien

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.