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Energie & Management > Veranstaltung - BDEW-Kongress eröffnet mit Bekenntnis zu Gas und Wärmewende
Quelle: Fotolia / Les Cunliffe
Veranstaltung

BDEW-Kongress eröffnet mit Bekenntnis zu Gas und Wärmewende

Zur Eröffnung des BDEW-Kongresses bekannte sich die Energiebranche zum Klimaschutz und der Ablösung von Energie aus Russland. Dennoch bleibe Gas unerlässlich, sagte BDEW-Chefin Andreae.
In Berlin begann am 1. Juni der zweitägige Jahreskongress des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Ab dem späten Nachmittag sollen unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) sprechen. Zur Eröffnung unterstrich Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, die Unterstützung der Branche für die Klimaschutzpolitik und die Ablösung von Energieimporten aus Russland wegen des Angriffskrieges auf die Ukraine.

Obwohl das günstige Erdgas aus Russland nun nicht mehr die erhoffte "Brücke" in eine klimaneutrale Zukunft sein könne, werde Gas auch künftig gebraucht, betonte Andreae. Der BDEW kümmere sich in der aktuellen Krise darum, dass Stadtwerke Unterstützung für die aktuell hohen Energiepreise bekommen, der Ansatz der Bundesregierung, zuerst die Importeure zu unterstützen, sei aber richtig gewesen. "Die Brücke Gas in die Klimaneutralität ist nicht eingestürzt, wir werden immer Moleküle brauchen." Nur müssten diese im Lauf der Zeit erneuerbar werden.

Falls die Bundesregierung tatsächlich Gasnetze außer Betrieb nehmen wolle, müssten die betroffenen Unternehmen entschädigt werden, forderte Andreae. Die Haltung zu Wasserstoff müsse eine andere werden. Es sei nicht nur eine Klimafrage, es müsse ein neuer Wirtschaftszweig werden, in den alle voll einsteigen, mit Forschung, Entwicklung und Produktion.

Für den Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung habe die Ampelkoalition schon einige Verbesserungen im "Osterpaket" angestoßen, lobte Andreae. Allerdings müsse der Vorrang wegen der gesellschaftlichen Bedeutung auch ins Baugesetzbuch, in die Naturschutzvorschriften und andere Regulierung übernommen werden. "Gerade wurde einen Windkraftanlage nicht genehmigt, weil sie den Blick auf eine denkmalgeschützte Windmühle verdecken würde", sagte Andreae. So könne die Energiewende und Klimaneutralität bis 2045 nicht gelingen.
 
BDEW-Chefin Kerstin Andreae bei der Kongresseröffnung
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Auch Energiesparen müsste durch alle Wirtschaftsgebiete verstärkt werden. Am 10. Juni werde die Kampagne der Bundesregierung dafür vorgestellt. Der Hochlauf der Elektromobilität sei jetzt in vollem Gange und werde Stromnetz und Mobilität stark verändern. Die Mitglieder des BDEW errichteten und betrieben zu 90 ​% die Ladesäulen dafür.

​Freie Entscheidungen für die kommunale Wärmewende

Die kommunale Wärmeplanung sei eine gute Sache, aber sie müsse frei entscheiden können, was vor Ort das Beste ist. Und es könne auch weiter das Gasnetz sein, wenn es irgendwann H2-ready ist. "Die Entscheidung, wie die Wärmewende aussehen soll, muss kommunal getroffen werden", forderte Andreae. "Transformation braucht Freiheit und Vertrauen, dieser Branche geht es darum, die Zukunft zu gestalten, geben Sie uns dafür den Freiraum", appellierte sie an die Politik.

Praktiker der Wärmewende aus Stadtwerken und Wohnungswirtschaft forderten von der kommenden Förderung für die kommunale Wärmewende eine verlässliche Finanzierung und Verbindlichkeit der kommunalen Beschlüsse für Gebäudeeigentümer. Für die Stadtwerke München sagte Geschäftsführer Florian Bieberbach, momentan könne ein einzelner Wohnungs- oder Hauseigentümer die Wärmeumstellung eines ganzen Gebäudes oder eines Viertels blockieren. Zudem müssten schnell erneuerbare Gase zur Verfügung stehen, damit Alternativen zur Verfügung stehen.

Von der Wohnungsgesellschaft Degewo aus Berlin sagte Vorstandsmitglied Sandra Wehrmann, es gebe jetzt schon Probleme, höhere Energiekostenvorauszahlungen von den Mietern zu bekommen. In Zukunft, mit der Ablösung des Erdgases aus Russland, würden die Heizkosten weiter steigen. "Viele Haushalte können das nicht. Ohne eine Erhöhung der staatlichen Zahlungen bleiben wir auf unseren Forderungen sitzen, das kann auch Stadtwerken als Energieversorgern so gehen", fürchtete Wehrmann.

Ein anderes Problem für die Wärmewende sei der Mangel an Fachkräften für die notwendige energetische Sanierung, die nun in wenigen Jahren erfolgen müsse, weil sie zu lange verzögert wurde. Auch hierfür benötigten Vermieter verlässliche staatliche Förderung, damit die Mieten nicht zu stark stiegen. Ein Drittel der Mieter der Degewo bekämen Transferleistungen.

Vom Kompetenzzentrum für Kommunale Wärmeplanung der Dena in Halle bot der Leiter, Robert Brückmann, Unterstützung an. Noch liefen in Gebäuden der Städte und Gemeinden Heizungen auch im Sommer, weil die zuständigen Hausmeister sie nicht flexibel regeln könnten. Hier gebe es viele Einsparmöglichkeiten. Gerade kleine Kommunen hätten aber nicht die personellen Möglichkeiten, eigene Wärmeplanungen zu erstellen, dafür stehe sein neugegründetes Zentrum bereit. Allerdings müssten die staatlichen Förderprogramme langfristig und verlässlich Finanzmittel bereitstellen, erinnerte Brückmann.

Mittwoch, 1.06.2022, 12:22 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Veranstaltung - BDEW-Kongress eröffnet mit Bekenntnis zu Gas und Wärmewende
Quelle: Fotolia / Les Cunliffe
Veranstaltung
BDEW-Kongress eröffnet mit Bekenntnis zu Gas und Wärmewende
Zur Eröffnung des BDEW-Kongresses bekannte sich die Energiebranche zum Klimaschutz und der Ablösung von Energie aus Russland. Dennoch bleibe Gas unerlässlich, sagte BDEW-Chefin Andreae.
In Berlin begann am 1. Juni der zweitägige Jahreskongress des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Ab dem späten Nachmittag sollen unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) sprechen. Zur Eröffnung unterstrich Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, die Unterstützung der Branche für die Klimaschutzpolitik und die Ablösung von Energieimporten aus Russland wegen des Angriffskrieges auf die Ukraine.

Obwohl das günstige Erdgas aus Russland nun nicht mehr die erhoffte "Brücke" in eine klimaneutrale Zukunft sein könne, werde Gas auch künftig gebraucht, betonte Andreae. Der BDEW kümmere sich in der aktuellen Krise darum, dass Stadtwerke Unterstützung für die aktuell hohen Energiepreise bekommen, der Ansatz der Bundesregierung, zuerst die Importeure zu unterstützen, sei aber richtig gewesen. "Die Brücke Gas in die Klimaneutralität ist nicht eingestürzt, wir werden immer Moleküle brauchen." Nur müssten diese im Lauf der Zeit erneuerbar werden.

Falls die Bundesregierung tatsächlich Gasnetze außer Betrieb nehmen wolle, müssten die betroffenen Unternehmen entschädigt werden, forderte Andreae. Die Haltung zu Wasserstoff müsse eine andere werden. Es sei nicht nur eine Klimafrage, es müsse ein neuer Wirtschaftszweig werden, in den alle voll einsteigen, mit Forschung, Entwicklung und Produktion.

Für den Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung habe die Ampelkoalition schon einige Verbesserungen im "Osterpaket" angestoßen, lobte Andreae. Allerdings müsse der Vorrang wegen der gesellschaftlichen Bedeutung auch ins Baugesetzbuch, in die Naturschutzvorschriften und andere Regulierung übernommen werden. "Gerade wurde einen Windkraftanlage nicht genehmigt, weil sie den Blick auf eine denkmalgeschützte Windmühle verdecken würde", sagte Andreae. So könne die Energiewende und Klimaneutralität bis 2045 nicht gelingen.
 
BDEW-Chefin Kerstin Andreae bei der Kongresseröffnung
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Auch Energiesparen müsste durch alle Wirtschaftsgebiete verstärkt werden. Am 10. Juni werde die Kampagne der Bundesregierung dafür vorgestellt. Der Hochlauf der Elektromobilität sei jetzt in vollem Gange und werde Stromnetz und Mobilität stark verändern. Die Mitglieder des BDEW errichteten und betrieben zu 90 ​% die Ladesäulen dafür.

​Freie Entscheidungen für die kommunale Wärmewende

Die kommunale Wärmeplanung sei eine gute Sache, aber sie müsse frei entscheiden können, was vor Ort das Beste ist. Und es könne auch weiter das Gasnetz sein, wenn es irgendwann H2-ready ist. "Die Entscheidung, wie die Wärmewende aussehen soll, muss kommunal getroffen werden", forderte Andreae. "Transformation braucht Freiheit und Vertrauen, dieser Branche geht es darum, die Zukunft zu gestalten, geben Sie uns dafür den Freiraum", appellierte sie an die Politik.

Praktiker der Wärmewende aus Stadtwerken und Wohnungswirtschaft forderten von der kommenden Förderung für die kommunale Wärmewende eine verlässliche Finanzierung und Verbindlichkeit der kommunalen Beschlüsse für Gebäudeeigentümer. Für die Stadtwerke München sagte Geschäftsführer Florian Bieberbach, momentan könne ein einzelner Wohnungs- oder Hauseigentümer die Wärmeumstellung eines ganzen Gebäudes oder eines Viertels blockieren. Zudem müssten schnell erneuerbare Gase zur Verfügung stehen, damit Alternativen zur Verfügung stehen.

Von der Wohnungsgesellschaft Degewo aus Berlin sagte Vorstandsmitglied Sandra Wehrmann, es gebe jetzt schon Probleme, höhere Energiekostenvorauszahlungen von den Mietern zu bekommen. In Zukunft, mit der Ablösung des Erdgases aus Russland, würden die Heizkosten weiter steigen. "Viele Haushalte können das nicht. Ohne eine Erhöhung der staatlichen Zahlungen bleiben wir auf unseren Forderungen sitzen, das kann auch Stadtwerken als Energieversorgern so gehen", fürchtete Wehrmann.

Ein anderes Problem für die Wärmewende sei der Mangel an Fachkräften für die notwendige energetische Sanierung, die nun in wenigen Jahren erfolgen müsse, weil sie zu lange verzögert wurde. Auch hierfür benötigten Vermieter verlässliche staatliche Förderung, damit die Mieten nicht zu stark stiegen. Ein Drittel der Mieter der Degewo bekämen Transferleistungen.

Vom Kompetenzzentrum für Kommunale Wärmeplanung der Dena in Halle bot der Leiter, Robert Brückmann, Unterstützung an. Noch liefen in Gebäuden der Städte und Gemeinden Heizungen auch im Sommer, weil die zuständigen Hausmeister sie nicht flexibel regeln könnten. Hier gebe es viele Einsparmöglichkeiten. Gerade kleine Kommunen hätten aber nicht die personellen Möglichkeiten, eigene Wärmeplanungen zu erstellen, dafür stehe sein neugegründetes Zentrum bereit. Allerdings müssten die staatlichen Förderprogramme langfristig und verlässlich Finanzmittel bereitstellen, erinnerte Brückmann.

Mittwoch, 1.06.2022, 12:22 Uhr
Susanne Harmsen

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