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Energie & Management > Regenerative -
Quelle: Fotolia / K-U Haessler
Regenerative

"Ariadne"-Analyse fordert regionale Ausbausteuerung

Eine regionale Steuerung des Erneuerbaren-Ausbaus ist wichtig, um mehr Flächen und Zustimmung für die Energiewende zu bekommen und die Stromnetze zu entlasten, sagt eine Ariadne-Studie.
In einer am 1. Juni veröffentlichten Analyse "Regionale Steuerungs-
instrumente im Stromsektor" plädieren Fachleute des "Ariadne"-Projektes für eine Steuerung des Ausbaus erneuerbarer Energieanlagen. Politikinstrumente von der Mengensteuerung über das Strommarktdesign bis hin zu Netznutzung und Netzanschlussentgelten werden in ihrer Wirksamkeit untersucht. Die Analyse fokussiert sich auf eine Welt, in der Anlagen förderfrei errichtet werden und deswegen Instrumente wie Ausschreibungen nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) ihre Steuerungswirkung verlieren.

Auch wenn die Steuerungswirkung der Ausschreibungen abnehme, gebe es eine Vielzahl von sinnvollen Maßnahmen, um den Zubau der erneuerbaren Energien gerechter über Deutschland zu verteilen, so das Fazit. Netzkosten sollten bei der Standortwahl mitberücksichtigt werden. Flankierend könnten strompreisbasierte Instrumente helfen, die Netzkosten zu verringern, ohne dabei Investitionsentscheidungen zu beeinflussen. Das "Ariadne"-Konsortium von mehr als 25 wissenschaftlichen Partnern ist Teil des Kopernikus-Projekts, das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird.

Erzeugung näher an die Verbraucher bringen

Um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen, muss der Stromsektor fundamental verändert werden. Insbesondere die Erneuerbaren Energien (EE) müssen massiv ausgebaut werden. Historisch wurde zuerst in den Regionen mit guten natürlichen Ressourcen an Wind und Sonne, hohen Volllaststunden und damit niedrigen Kosten pro erzeugter Stromeinheit investiert. Mit dem Ziel einer komplett erneuerbaren Stromerzeugung bis 2035 in Deutschland müsse eine Standortsteuerung Kosten und Nutzen des EE-Ausbaus gleichmäßiger über das Bundesgebiet verteilen um die Stromnetze zu entlasten, so die Studie.

Die Studie quantifiziert anhand eines stilisierten Beispiels, wie preisbasierte Steuerungselemente ausgestaltet werden müssten, um zu einer regionalen Verteilung der Windkraftanlagen in Deutschland zu führen, wie sie im "Fokus-PV"-Szenario des Ariadne-Reports zur Klimaneutralität 2045 modelliert wurde. Die transparente Darstellung der Vor- und Nachteile helfe außerdem beim Abwägen im Falle von häufig auftretenden Interessenkonflikten bei der Standortauswahl, hoffen die Autorinnen und Autoren der Studie.
 
Leistungsdichte des Windenergiezubaus je Bundesland in MW/km2
Zum Vergrößern bitte auf die Grafik
Quelle: GeoBasis DE/BKG2020 

Netzkosten begrenzen und gerechter verteilen

Diese Netzkosten werden über Netzentgelte von der Allgemeinheit der Letztverbraucher getragen. Eine regionale Steuerung der Erzeugungsanlagen könnte diese Kosten senken. Aus netztechnischer Sicht erscheine eine Verlagerung des EE-Ausbaus in jene Regionen sinnvoll, in denen im Rahmen der Energiewende Erzeugungskapazitäten wegfallen, wie Kraftwerksstandorte von Kohle- und Kernkraft. Die Schließung von Braunkohletagebauen mache zudem große verfügbare Flächen frei für EE-Anlagen, mahnen die Autoren. Wegen der Standfestigkeit wäre Photovoltaik hier aber leichter umzusetzen als Windkraft.

Zudem führe der EE-Ausbau zu regionaler Wertschöpfung, etwa im Wege der Beteiligung der Standortkommunen nach § 6 EEG 2021, aber auch durch die weitere Einbeziehung lokaler Akteure in die Finanzierung, Errichtung, den Betrieb und die Wartung der Anlagen. Administrative Flächenplanungen sollten dies berücksichtigen. Neben diesen planerischen Instrumenten kenne auch das EEG bereits Instrumente der Standortsteuerung wie die sogenannte Südregion eingeführt. Allerdings hat die Europäische Kommission die "Südquote" beihilferechtlich bisher noch nicht genehmigt.

Strompreisbasierte Instrumente erwägen

Je mehr Anlagen in Zukunft ohne staatliche Förderung errichtet werden, desto begrenzter seien die Möglichkeiten für eine EEG-basierte regionale Steuerung, geben die Wissenschaftler zu bedenken. Auch thermische Kraftwerke, Speicher und Verbrauchsanlagen wie Elektrolyseure müssten Anreize zur systemdienlichen Standortwahl bekommen, damit die Kosten für das Netz nicht unnötig steigen. Daher sollten Steuerungseffekte über netzentgeltbasierte Instrumente erzielt werden. Die tiefen Netzanschlussentgelte hätten dabei den großen Vorteil, dass sie den Einsatz EE nicht nachteilig beeinflussen.

"Auch eine Einführung von strompreisbasierten Instrumenten, also eine Teilung der Gebotszone oder die Einführung nodaler Preise, sehen wir als unabhängig von der Entscheidung für oder gegen eines der anderen Instrumente", schreiben die Autoren. Strompreisbasierte Instrumente beeinflussten vor allem die Einsatzentscheidungen und können helfen, Netzkosten zu verringern. Ihr Einfluss auf Investitionsentscheidungen sei dagegen gering. Für die Zukunft will sich Ariadne mit Auswirkungen der Instrumente auf die Verbraucherinnen und Verbraucher von Elektrizität beschäftigen.

Das Projekt und die aktuelle Ariadne-Studie stehen auf der Internetseite bereit.

Mittwoch, 1.06.2022, 09:01 Uhr
Susanne Harmsen
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Quelle: Fotolia / K-U Haessler
Regenerative
"Ariadne"-Analyse fordert regionale Ausbausteuerung
Eine regionale Steuerung des Erneuerbaren-Ausbaus ist wichtig, um mehr Flächen und Zustimmung für die Energiewende zu bekommen und die Stromnetze zu entlasten, sagt eine Ariadne-Studie.
In einer am 1. Juni veröffentlichten Analyse "Regionale Steuerungs-
instrumente im Stromsektor" plädieren Fachleute des "Ariadne"-Projektes für eine Steuerung des Ausbaus erneuerbarer Energieanlagen. Politikinstrumente von der Mengensteuerung über das Strommarktdesign bis hin zu Netznutzung und Netzanschlussentgelten werden in ihrer Wirksamkeit untersucht. Die Analyse fokussiert sich auf eine Welt, in der Anlagen förderfrei errichtet werden und deswegen Instrumente wie Ausschreibungen nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) ihre Steuerungswirkung verlieren.

Auch wenn die Steuerungswirkung der Ausschreibungen abnehme, gebe es eine Vielzahl von sinnvollen Maßnahmen, um den Zubau der erneuerbaren Energien gerechter über Deutschland zu verteilen, so das Fazit. Netzkosten sollten bei der Standortwahl mitberücksichtigt werden. Flankierend könnten strompreisbasierte Instrumente helfen, die Netzkosten zu verringern, ohne dabei Investitionsentscheidungen zu beeinflussen. Das "Ariadne"-Konsortium von mehr als 25 wissenschaftlichen Partnern ist Teil des Kopernikus-Projekts, das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird.

Erzeugung näher an die Verbraucher bringen

Um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen, muss der Stromsektor fundamental verändert werden. Insbesondere die Erneuerbaren Energien (EE) müssen massiv ausgebaut werden. Historisch wurde zuerst in den Regionen mit guten natürlichen Ressourcen an Wind und Sonne, hohen Volllaststunden und damit niedrigen Kosten pro erzeugter Stromeinheit investiert. Mit dem Ziel einer komplett erneuerbaren Stromerzeugung bis 2035 in Deutschland müsse eine Standortsteuerung Kosten und Nutzen des EE-Ausbaus gleichmäßiger über das Bundesgebiet verteilen um die Stromnetze zu entlasten, so die Studie.

Die Studie quantifiziert anhand eines stilisierten Beispiels, wie preisbasierte Steuerungselemente ausgestaltet werden müssten, um zu einer regionalen Verteilung der Windkraftanlagen in Deutschland zu führen, wie sie im "Fokus-PV"-Szenario des Ariadne-Reports zur Klimaneutralität 2045 modelliert wurde. Die transparente Darstellung der Vor- und Nachteile helfe außerdem beim Abwägen im Falle von häufig auftretenden Interessenkonflikten bei der Standortauswahl, hoffen die Autorinnen und Autoren der Studie.
 
Leistungsdichte des Windenergiezubaus je Bundesland in MW/km2
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Quelle: GeoBasis DE/BKG2020 

Netzkosten begrenzen und gerechter verteilen

Diese Netzkosten werden über Netzentgelte von der Allgemeinheit der Letztverbraucher getragen. Eine regionale Steuerung der Erzeugungsanlagen könnte diese Kosten senken. Aus netztechnischer Sicht erscheine eine Verlagerung des EE-Ausbaus in jene Regionen sinnvoll, in denen im Rahmen der Energiewende Erzeugungskapazitäten wegfallen, wie Kraftwerksstandorte von Kohle- und Kernkraft. Die Schließung von Braunkohletagebauen mache zudem große verfügbare Flächen frei für EE-Anlagen, mahnen die Autoren. Wegen der Standfestigkeit wäre Photovoltaik hier aber leichter umzusetzen als Windkraft.

Zudem führe der EE-Ausbau zu regionaler Wertschöpfung, etwa im Wege der Beteiligung der Standortkommunen nach § 6 EEG 2021, aber auch durch die weitere Einbeziehung lokaler Akteure in die Finanzierung, Errichtung, den Betrieb und die Wartung der Anlagen. Administrative Flächenplanungen sollten dies berücksichtigen. Neben diesen planerischen Instrumenten kenne auch das EEG bereits Instrumente der Standortsteuerung wie die sogenannte Südregion eingeführt. Allerdings hat die Europäische Kommission die "Südquote" beihilferechtlich bisher noch nicht genehmigt.

Strompreisbasierte Instrumente erwägen

Je mehr Anlagen in Zukunft ohne staatliche Förderung errichtet werden, desto begrenzter seien die Möglichkeiten für eine EEG-basierte regionale Steuerung, geben die Wissenschaftler zu bedenken. Auch thermische Kraftwerke, Speicher und Verbrauchsanlagen wie Elektrolyseure müssten Anreize zur systemdienlichen Standortwahl bekommen, damit die Kosten für das Netz nicht unnötig steigen. Daher sollten Steuerungseffekte über netzentgeltbasierte Instrumente erzielt werden. Die tiefen Netzanschlussentgelte hätten dabei den großen Vorteil, dass sie den Einsatz EE nicht nachteilig beeinflussen.

"Auch eine Einführung von strompreisbasierten Instrumenten, also eine Teilung der Gebotszone oder die Einführung nodaler Preise, sehen wir als unabhängig von der Entscheidung für oder gegen eines der anderen Instrumente", schreiben die Autoren. Strompreisbasierte Instrumente beeinflussten vor allem die Einsatzentscheidungen und können helfen, Netzkosten zu verringern. Ihr Einfluss auf Investitionsentscheidungen sei dagegen gering. Für die Zukunft will sich Ariadne mit Auswirkungen der Instrumente auf die Verbraucherinnen und Verbraucher von Elektrizität beschäftigen.

Das Projekt und die aktuelle Ariadne-Studie stehen auf der Internetseite bereit.

Mittwoch, 1.06.2022, 09:01 Uhr
Susanne Harmsen

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