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Energie & Management > Studien - Wie hybrides Arbeiten die Arbeitswelt beherrscht
Quelle: Pixabay
Studien

Wie hybrides Arbeiten die Arbeitswelt beherrscht

Während der Corona-Pandemie hat sich hybrides Arbeiten in vielen deutschen Unternehmen als Standard etabliert. Auch jetzt halten die Firmen daran fest, wie eine Studie zeigt.
Noch vor einem Jahr standen deutsche Arbeitgeber vor erheblichen Herausforderungen beim mobilen Arbeiten. Es galt, wo möglich, eine zeitlich und örtlich unabhängige Form des Arbeitens − sprich „hybriden“ Arbeitens − für die Beschäftigten zu finden. Jetzt, ein Jahr später, scheint es, das Arbeiten von zu Hause aus habe sich zum Standard entwickelt.

Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) haben über 80 Prozent der darin befragten Unternehmen besondere Betriebsvereinbarungen getroffen. In diesen halten sie mit ihren Mitarbeitern schwarz auf weiß die Rahmenbedingungen für mobiles beziehungsweise hybrides Arbeiten fest. Nur bei weniger als einem Prozent ist mobiles beziehungsweise hybrides Arbeiten gar nicht möglich. 

Nicht mehr die Frage nach dem „Ob“ stehe zur Diskussion, sondern die Frage nach dem 'Wie', erklärt Kai Helfritz. Das Geschäftsführungsmitglied der DGFP hat hierbei die Sichtweise von Personalverantwortlichen im Blick. Das Ermöglichen ortsflexiblen Arbeitens sei für viele Menschen ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl ihres neuen Arbeitgebers. Der deutsche Arbeitsmarkt gewinne dadurch an Attraktivität.

Die Studie „Arbeiten nach der Corona-Pandemie − Ein Jahr danach“ baut auf bisherige Befragungen von Fraunhofer IAO und DGFP aus den Jahren 2020 bis 2022 auf. Die diesjährige Befragung, die unter den HR-Verantwortlichen von 400 deutschen Unternehmen und Organisationen zwischen dem 8. bis 17. März stattfand, konzentrierte sich auf die Frage „Ein Jahr in postpandemischer Arbeitssituation – was sind erkennbare Trends?“.

Fraunhofer und DGFP wollten wissen, wie sich die Unternehmen mit ihren Beschäftigten wieder in die „normale“ Arbeitswelt eingefunden haben, wie viel Präsenz vor Ort praktiziert wird und mit welchen Regelungen und in welchem Monitoring dieser Regelung tatsächlich gearbeitet wird.
 
„Arbeiten nach der Corona-Pandemie, Folgeergebnisse - Ein Jahr danach“
(zum Öffnen bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Fraunhofer IAO / DGFP

Bei fast einem Drittel der befragten Unternehmen gibt es, so zeigen es die Befragungsergebnisse, keine Anwesenheitsquoten im Büro mehr. Eine flexible Büroorganisation und Einsparungen von Büroflächen sind zur Selbstverständlichkeit geworden.

Die Unternehmen geben ihren Beschäftigten bei deren Arbeit einen Vertrauensvorschuss: Nur sehr wenige Firmen stehen laut der Studienautoren im Begriff, neue Kontrollinstrumente zur Überwachung der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter einzuführen. Lediglich bei 2 Prozent der Befragten werden Anpassungen an die Produktivitäts- und Leistungsmessungen vorgenommen.

Dabei spiele jedoch weniger der Wunsch nach mehr Kontrolle eine Rolle, wie Helfritz anmerkt. Er erklärt: „Tatsächlich sind es oft die Mitarbeitenden selbst, die sich mehr Transparenz in der Aufgabenteilung wünschen, damit das Arbeitspensum im Team möglichst gerecht verteilt ist.“

Personalverantwortliche priorisierten Lösungen, den Zusammenhalt im Team zu fördern. „Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass der Grundstein dafür im Team selbst gelegt wird, indem individuelle Absprachen und Regelungen in Form von Teamvereinbarungen getroffen werden“, so Helfritz.

Vernetzung und Wissensaustausch als Herausforderungen

Bei Innovations- und Produktionskraft ist durch die neuen Arbeitsmodelle laut der Studie kein Rückgang feststellbar. Schwierigkeiten liegen laut den Forschern eher bei der Integration, Vernetzung und dem Wissensaustausch von Mitarbeitern.


Studienleiterin Josephine Hofmann vom Fraunhofer IAO hat einen Rat parat: „Vor diesem Hintergrund empfehlen wir Unternehmen, sich noch stärker mit ihrer Rolle als sozialem Ort auseinanderzusetzen und die Fragen der Betriebsgemeinschaft und Identitätsstiftung zu klären.“ So könne eine langfristige Bindung zum Mitarbeiter aufgebaut und eine gemeinsame Innovationsfähigkeit sichergestellt werden.

Zur Datenbasis: Gut drei Viertel der Befragten arbeiten in Unternehmen der Privatwirtschaft, der Rest im öffentlichen Bereich. Knapp 20 Prozent der Befragten arbeiten in Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitenden, 21 Prozent in solchen mit bis zu 1.000 Mitarbeitenden, der wie immer größte Teil der Befragten arbeitet in Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden. Die Befragten kommen zu etwas mehr als der Hälfte (54 Prozent) aus dem Bereich Dienstleistung und Handel, rein produzierende Unternehmen sind mit knapp 20 Prozent vertreten und der übrige Teil der Befragten macht einen Anteil von fast 27 Prozent aus und kombiniert beides.

Die 12-seitige Studie „Arbeiten nach der Corona-Pandemie, Folgeergebnisse - Ein Jahr danach“ lässt sich auf der Internetseite der Fraunhofer IAO downloaden. 


Freitag, 4.08.2023, 13:44 Uhr
Davina Spohn
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Wie hybrides Arbeiten die Arbeitswelt beherrscht
Während der Corona-Pandemie hat sich hybrides Arbeiten in vielen deutschen Unternehmen als Standard etabliert. Auch jetzt halten die Firmen daran fest, wie eine Studie zeigt.
Noch vor einem Jahr standen deutsche Arbeitgeber vor erheblichen Herausforderungen beim mobilen Arbeiten. Es galt, wo möglich, eine zeitlich und örtlich unabhängige Form des Arbeitens − sprich „hybriden“ Arbeitens − für die Beschäftigten zu finden. Jetzt, ein Jahr später, scheint es, das Arbeiten von zu Hause aus habe sich zum Standard entwickelt.

Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) haben über 80 Prozent der darin befragten Unternehmen besondere Betriebsvereinbarungen getroffen. In diesen halten sie mit ihren Mitarbeitern schwarz auf weiß die Rahmenbedingungen für mobiles beziehungsweise hybrides Arbeiten fest. Nur bei weniger als einem Prozent ist mobiles beziehungsweise hybrides Arbeiten gar nicht möglich. 

Nicht mehr die Frage nach dem „Ob“ stehe zur Diskussion, sondern die Frage nach dem 'Wie', erklärt Kai Helfritz. Das Geschäftsführungsmitglied der DGFP hat hierbei die Sichtweise von Personalverantwortlichen im Blick. Das Ermöglichen ortsflexiblen Arbeitens sei für viele Menschen ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl ihres neuen Arbeitgebers. Der deutsche Arbeitsmarkt gewinne dadurch an Attraktivität.

Die Studie „Arbeiten nach der Corona-Pandemie − Ein Jahr danach“ baut auf bisherige Befragungen von Fraunhofer IAO und DGFP aus den Jahren 2020 bis 2022 auf. Die diesjährige Befragung, die unter den HR-Verantwortlichen von 400 deutschen Unternehmen und Organisationen zwischen dem 8. bis 17. März stattfand, konzentrierte sich auf die Frage „Ein Jahr in postpandemischer Arbeitssituation – was sind erkennbare Trends?“.

Fraunhofer und DGFP wollten wissen, wie sich die Unternehmen mit ihren Beschäftigten wieder in die „normale“ Arbeitswelt eingefunden haben, wie viel Präsenz vor Ort praktiziert wird und mit welchen Regelungen und in welchem Monitoring dieser Regelung tatsächlich gearbeitet wird.
 
„Arbeiten nach der Corona-Pandemie, Folgeergebnisse - Ein Jahr danach“
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Quelle: Fraunhofer IAO / DGFP

Bei fast einem Drittel der befragten Unternehmen gibt es, so zeigen es die Befragungsergebnisse, keine Anwesenheitsquoten im Büro mehr. Eine flexible Büroorganisation und Einsparungen von Büroflächen sind zur Selbstverständlichkeit geworden.

Die Unternehmen geben ihren Beschäftigten bei deren Arbeit einen Vertrauensvorschuss: Nur sehr wenige Firmen stehen laut der Studienautoren im Begriff, neue Kontrollinstrumente zur Überwachung der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter einzuführen. Lediglich bei 2 Prozent der Befragten werden Anpassungen an die Produktivitäts- und Leistungsmessungen vorgenommen.

Dabei spiele jedoch weniger der Wunsch nach mehr Kontrolle eine Rolle, wie Helfritz anmerkt. Er erklärt: „Tatsächlich sind es oft die Mitarbeitenden selbst, die sich mehr Transparenz in der Aufgabenteilung wünschen, damit das Arbeitspensum im Team möglichst gerecht verteilt ist.“

Personalverantwortliche priorisierten Lösungen, den Zusammenhalt im Team zu fördern. „Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass der Grundstein dafür im Team selbst gelegt wird, indem individuelle Absprachen und Regelungen in Form von Teamvereinbarungen getroffen werden“, so Helfritz.

Vernetzung und Wissensaustausch als Herausforderungen

Bei Innovations- und Produktionskraft ist durch die neuen Arbeitsmodelle laut der Studie kein Rückgang feststellbar. Schwierigkeiten liegen laut den Forschern eher bei der Integration, Vernetzung und dem Wissensaustausch von Mitarbeitern.


Studienleiterin Josephine Hofmann vom Fraunhofer IAO hat einen Rat parat: „Vor diesem Hintergrund empfehlen wir Unternehmen, sich noch stärker mit ihrer Rolle als sozialem Ort auseinanderzusetzen und die Fragen der Betriebsgemeinschaft und Identitätsstiftung zu klären.“ So könne eine langfristige Bindung zum Mitarbeiter aufgebaut und eine gemeinsame Innovationsfähigkeit sichergestellt werden.

Zur Datenbasis: Gut drei Viertel der Befragten arbeiten in Unternehmen der Privatwirtschaft, der Rest im öffentlichen Bereich. Knapp 20 Prozent der Befragten arbeiten in Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitenden, 21 Prozent in solchen mit bis zu 1.000 Mitarbeitenden, der wie immer größte Teil der Befragten arbeitet in Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden. Die Befragten kommen zu etwas mehr als der Hälfte (54 Prozent) aus dem Bereich Dienstleistung und Handel, rein produzierende Unternehmen sind mit knapp 20 Prozent vertreten und der übrige Teil der Befragten macht einen Anteil von fast 27 Prozent aus und kombiniert beides.

Die 12-seitige Studie „Arbeiten nach der Corona-Pandemie, Folgeergebnisse - Ein Jahr danach“ lässt sich auf der Internetseite der Fraunhofer IAO downloaden. 


Freitag, 4.08.2023, 13:44 Uhr
Davina Spohn

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