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Energie & Management > Strom - Verbände erinnern an ausstehende Strommarktreform
Quelle: Pixabay / Hans
Strom

Verbände erinnern an ausstehende Strommarktreform

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) mahnen die zügige Reform des Strommarktsystems für die Energiewende an.
Der aktuelle Preisverfall am Strommarkt verdeutliche die Notwendigkeit einer Reform des Marktdesigns. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) mahnen Veränderungen an, um das Strommarktsystem dem steigenden Anteil erneuerbarer Energien anzupassen. „Wir sehen immer häufiger Preise von null und deutlich unter null Euro am Strommarkt“, sagte BEE-Strommarktexperte Matthias Stark am 5. Juli. Preise an der Strombörse von zeitweise minus 500 Euro/kWh zeigten die Dringlichkeit der Reform an, sagte Stark.

Auch der BDEW legte einmal mehr Vorschläge für einen Strommarkt der Zukunft vor. Der heutige Strommarkt sei kein Garant mehr für den notwendigen Dreiklang aus Bezahlbarkeit, Ausbau der erneuerbaren Energien und Versorgungssicherheit, so der Verband. „Das Strommarktdesign muss fit gemacht werden, damit die Ausbauziele im Bereich Erneuerbare Energien erreicht werden und die Stromversorgung bezahlbar und sicher bleibt“, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Neuer Vorschlag des BDEW zum Strommarktdesign

Das neue BDEW-Diskussionspapier „Ein langfristiges Marktdesign für Deutschland“ analysiere wertschöpfungsübergreifend die Bereiche „Finanzierung der Erneuerbaren Energien“, „Versorgungssicherheit“, „Netzdienliche Flexibilität“ sowie das Thema „Deutsche Preiszone“. Es unterbreite konstruktive Vorschläge für die Weiterentwicklung des Marktdesigns. „Damit flankiert der BDEW die Diskussionen der von der Bundesregierung eingesetzten 'Plattform klimaneutrales Stromsystem' und die Arbeit an der Kraftwerksstrategie“, so der BDEW.

Aufgrund der Vielzahl von Unsicherheiten sollte die Bundesregierung rasch Klarheit darüber schaffen, wie Versorgungssicherheit mittel- und langfristig organisiert werden soll, forderte sie. „Unter den heutigen Rahmenbedingungen liegen die erforderlichen Voraussetzungen für den Bau der nötigen Kapazitäten gesicherter Leistung im Jahr 2030 nicht vor“, mahnte Andreae. Der sowohl von der Bundesregierung als auch von mehreren großen Studien festgestellte erforderliche Zubaubedarf an gesicherter Leistung in Deutschland liegt bei rund 20.000 bis 40.000 MW.

Zentraler Kapazitätsmarkt gefordert

Da der Umbau der Energieversorgung rasch erfolgen muss, spricht sich der BDEW für einen zentralen Kapazitätsmarkt aus. Ein solcher Markt muss klimaverträglichen konventionellen Erzeugungsanlagen, Anlagen auf Basis erneuerbarer Energien unter Einschluss von Windenergie und Photovoltaik, lastseitigen Flexibilitäten und Speichern ebenso wie Importen offenstehen. „Durch diese Öffnung lässt sich volkswirtschaftliche Effizienz erzielen“, sagte Andreae. Damit Versorgungssicherheit Hand in Hand mit Klimaschutz geht, müssten teilnehmende Anlagen sicherstellen, dass die jeweilige Investition zum Erreichen der Klimaziele für 2030 und 2045 beiträgt.

Ein zentraler Kapazitätsmarkt zur Deckung der Residuallast sollte noch in dieser Legislaturperiode angegangen werden, forderte Andreae. „Kurzfristig brauchen wir Anreize für den Bau von H2-Ready-Kraftwerken im Rahmen der Kraftwerksstrategie, mittel- und langfristig brauchen wir den systematischen Ansatz eines Kapazitätsmarktes“, sagte sie.

Im Mittelpunkt langfristiger Reformen des Strommarktes müsse zudem die Finanzierung des Ausbaus erneuerbarer Energien stehen. Sie sollten aus BDEW-Sicht zunehmend durch Erlöse aus dem Strommarkt erfolgen. Direktlieferverträge (PPA − Power Purchase Agreements) sollten in Zukunft eine noch größere Rolle beim Erneuerbaren-Ausbau einnehmen.

BDEW plädiert für Erhalt der einheitlichen Preiszone

„Die Einführung nachträglicher Erlösabschöpfungen für Bestandsanlagen lehnen wir ab, da sie das Vertrauen der Investoren erschüttern würde“, so Andreae. Auch Flexibilitäten von Verbrauchern müssten angeregt werden. Das zukünftige Marktdesign müsse auch Netzbetreibern zusätzliche Option eröffnen, ihre Netze flexibel zu betreiben. Der Fokus solle dabei auf die Flexibilität von Lasten und Speichern gerichtet werden, die Marktteilnehmer freiwillig zur Verfügung stellen.

Der BDEW bekennt sich dabei zur einheitlichen deutschen Strompreiszone. Sie trage zu einem hochliquiden Strommarkt bei. „Redispatch-Volumina und -Kosten würden durch die Teilung der Preiszone zurückgehen, würden aber auch dann wegen des Ausbaus der erneuerbaren Energien und nicht in ausreichendem Maße vorhandener flexibler Lasten auf einem hohen Niveau verharren“, meint der Verband. Die Fertigstellung vor allem der großen HGÜ-Verbindungen (Hochspannungs-Gleichstromübertragung) entlasteten künftig die Preiszone, so der BDEW.

Der BDEW-Vorschlag zum Strommarktdesign steht als PDF zum Download bereit.

Mittwoch, 5.07.2023, 15:23 Uhr
Susanne Harmsen
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Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) mahnen die zügige Reform des Strommarktsystems für die Energiewende an.
Der aktuelle Preisverfall am Strommarkt verdeutliche die Notwendigkeit einer Reform des Marktdesigns. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) mahnen Veränderungen an, um das Strommarktsystem dem steigenden Anteil erneuerbarer Energien anzupassen. „Wir sehen immer häufiger Preise von null und deutlich unter null Euro am Strommarkt“, sagte BEE-Strommarktexperte Matthias Stark am 5. Juli. Preise an der Strombörse von zeitweise minus 500 Euro/kWh zeigten die Dringlichkeit der Reform an, sagte Stark.

Auch der BDEW legte einmal mehr Vorschläge für einen Strommarkt der Zukunft vor. Der heutige Strommarkt sei kein Garant mehr für den notwendigen Dreiklang aus Bezahlbarkeit, Ausbau der erneuerbaren Energien und Versorgungssicherheit, so der Verband. „Das Strommarktdesign muss fit gemacht werden, damit die Ausbauziele im Bereich Erneuerbare Energien erreicht werden und die Stromversorgung bezahlbar und sicher bleibt“, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Neuer Vorschlag des BDEW zum Strommarktdesign

Das neue BDEW-Diskussionspapier „Ein langfristiges Marktdesign für Deutschland“ analysiere wertschöpfungsübergreifend die Bereiche „Finanzierung der Erneuerbaren Energien“, „Versorgungssicherheit“, „Netzdienliche Flexibilität“ sowie das Thema „Deutsche Preiszone“. Es unterbreite konstruktive Vorschläge für die Weiterentwicklung des Marktdesigns. „Damit flankiert der BDEW die Diskussionen der von der Bundesregierung eingesetzten 'Plattform klimaneutrales Stromsystem' und die Arbeit an der Kraftwerksstrategie“, so der BDEW.

Aufgrund der Vielzahl von Unsicherheiten sollte die Bundesregierung rasch Klarheit darüber schaffen, wie Versorgungssicherheit mittel- und langfristig organisiert werden soll, forderte sie. „Unter den heutigen Rahmenbedingungen liegen die erforderlichen Voraussetzungen für den Bau der nötigen Kapazitäten gesicherter Leistung im Jahr 2030 nicht vor“, mahnte Andreae. Der sowohl von der Bundesregierung als auch von mehreren großen Studien festgestellte erforderliche Zubaubedarf an gesicherter Leistung in Deutschland liegt bei rund 20.000 bis 40.000 MW.

Zentraler Kapazitätsmarkt gefordert

Da der Umbau der Energieversorgung rasch erfolgen muss, spricht sich der BDEW für einen zentralen Kapazitätsmarkt aus. Ein solcher Markt muss klimaverträglichen konventionellen Erzeugungsanlagen, Anlagen auf Basis erneuerbarer Energien unter Einschluss von Windenergie und Photovoltaik, lastseitigen Flexibilitäten und Speichern ebenso wie Importen offenstehen. „Durch diese Öffnung lässt sich volkswirtschaftliche Effizienz erzielen“, sagte Andreae. Damit Versorgungssicherheit Hand in Hand mit Klimaschutz geht, müssten teilnehmende Anlagen sicherstellen, dass die jeweilige Investition zum Erreichen der Klimaziele für 2030 und 2045 beiträgt.

Ein zentraler Kapazitätsmarkt zur Deckung der Residuallast sollte noch in dieser Legislaturperiode angegangen werden, forderte Andreae. „Kurzfristig brauchen wir Anreize für den Bau von H2-Ready-Kraftwerken im Rahmen der Kraftwerksstrategie, mittel- und langfristig brauchen wir den systematischen Ansatz eines Kapazitätsmarktes“, sagte sie.

Im Mittelpunkt langfristiger Reformen des Strommarktes müsse zudem die Finanzierung des Ausbaus erneuerbarer Energien stehen. Sie sollten aus BDEW-Sicht zunehmend durch Erlöse aus dem Strommarkt erfolgen. Direktlieferverträge (PPA − Power Purchase Agreements) sollten in Zukunft eine noch größere Rolle beim Erneuerbaren-Ausbau einnehmen.

BDEW plädiert für Erhalt der einheitlichen Preiszone

„Die Einführung nachträglicher Erlösabschöpfungen für Bestandsanlagen lehnen wir ab, da sie das Vertrauen der Investoren erschüttern würde“, so Andreae. Auch Flexibilitäten von Verbrauchern müssten angeregt werden. Das zukünftige Marktdesign müsse auch Netzbetreibern zusätzliche Option eröffnen, ihre Netze flexibel zu betreiben. Der Fokus solle dabei auf die Flexibilität von Lasten und Speichern gerichtet werden, die Marktteilnehmer freiwillig zur Verfügung stellen.

Der BDEW bekennt sich dabei zur einheitlichen deutschen Strompreiszone. Sie trage zu einem hochliquiden Strommarkt bei. „Redispatch-Volumina und -Kosten würden durch die Teilung der Preiszone zurückgehen, würden aber auch dann wegen des Ausbaus der erneuerbaren Energien und nicht in ausreichendem Maße vorhandener flexibler Lasten auf einem hohen Niveau verharren“, meint der Verband. Die Fertigstellung vor allem der großen HGÜ-Verbindungen (Hochspannungs-Gleichstromübertragung) entlasteten künftig die Preiszone, so der BDEW.

Der BDEW-Vorschlag zum Strommarktdesign steht als PDF zum Download bereit.

Mittwoch, 5.07.2023, 15:23 Uhr
Susanne Harmsen

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