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Energie & Management > Gaskraftwerke - Zeitnahe Investitionsentscheidungen gefordert
Quelle: Fotolia / Ralf Urner
Gaskraftwerke

Zeitnahe Investitionsentscheidungen gefordert

Der BDEW hat grundsätzliche Kriterien und Anforderungen an die geplanten Ausschreibungen für H2-ready-Kraftwerke veröffentlicht. Einmal mehr spielt der Zeitfaktor eine Rolle. 
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die "Kraftwerksstrategie 2023" (KWS) für den Sommer 2023 angekündigt. Noch immer arbeitet das Bundeswirtschaftsministerium daran. Bislang sind noch keine Details bekannt. Laut dem Ministerium gibt es in Brüssel noch viel Diskussionsbedarf, zumal der EU-Versorgungssicherheitsbericht rosig ausfiel. Fest steht: Bis 2030 müssen Dutzende neuer Gaskraftwerke ans Netz gehen, die als Backup-Kapazitäten genutzt werden können. Der Start der Ausschreibungen vor Ende dieses Jahres wird indessen zunehmend schwerer einzuhalten.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat nun grundsätzliche Kriterien und Anforderungen an die geplanten Ausschreibungen für H2-ready-Kraftwerke erarbeitet. Bei der Vorlage des 11-seitigen Papiers betonte Kerstin Andreae einmal mehr, für einen vorgezogenen Kohleausstieg sei es zentral, kurzfristig flexible und H2-ready-Stromerzeugungskapazitäten aufzubauen, um die Versorgungssicherheit im nahezu klimaneutralen Stromsystem gewährleisten zu können. "Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen sind die erforderlichen Investitionen in gesicherte Leistung jedoch nicht zu erwarten", so die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Sie verweist auf den von der Bundesregierung genannten und durch verschiedene Studien gestützten Zubaubedarf an gesicherter Leistung in Deutschland. Dieser liege bei rund 20.000 bis 40.000 MW bis 2030 beziehungsweise 2035. "Die Bundesregierung muss rasch Klarheit darüber schaffen, wie Versorgungssicherheit zudem mittel- und langfristig organisiert werden soll", fordert die Verbandschefin.
 
Eckpunkte zur Kraftwerksstrategie 2023
(zum Öffnen bitte auf das PDF klicken)
Quelle: BDEW

Systemdienliche räumliche Kraftwerksverteilung nötig

Um die dringend benötigten Investitionen in diese Kapazitäten anzureizen, bedarf es aus Sicht des BDEW kurzfristig einen geeigneten Förderrahmen. Andreae: "Wir begrüßen es, dass das Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen der Kraftwerksstrategie insbesondere Ausschreibungen für H2-ready-Kraftwerke vorsieht und diesbezüglich mit der EU-Kommission im engen Austausch steht." Dennoch müsse sehr zeitnah der Prozess zur Etablierung eines Kapazitätsmarktes gestartet werden, da dessen Implementierung Zeit erfordere.

Aus Sicht des BDEW sei es zentral, in der KWS kurzfristig den Neubau und Betrieb von H2-ready-Kraftwerken so zu adressieren, dass die nötigen Investitionsentscheidungen zeitnah getroffen werden können. Innerhalb der Ausschreibung sollte zudem, so die Forderung des Branchenverbandes, eine sinnvolle, systemdienliche räumliche Verteilung der Kraftwerke anvisiert werden, um die Anlagen im Engpassmanagement effektiv einbinden zu können. Darüber hinaus empfiehlt der BDEW eine leistungsbasierte Förderung, um tiefgreifende Wettbewerbsverzerrungen am Strommarkt zu vermeiden.

Wasserstoff sowohl im Neu- als auch im Bestandsbau

Der Förderrahmen für die Ausschreibung von wasserstofftauglichen Kraftwerken müsse technologieoffen sein und die Potenziale unterschiedlicher Technologien − inklusive der Kraft-Wärme-Kopplung – optimal nutzen. In die gesamte KWS solle sowohl bei Neu- als auch bei Bestandsanlagen die Umstellung auf einen Betrieb mit 100 Prozent Wasserstoff zeitlich und wirtschaftlich einbezogen werden. Flexible und klimaneutral betriebene Stromerzeugungs- und KWK-Anlagen seien "Partner der erneuerbaren Energien", trügen sie doch mit ihrer abrufbaren Kapazität wesentlich zum Gelingen der Energiewende bei.

"Wir unterstützen die Bundesregierung bei den Verhandlungen mit der Europäischen Kommission dahingehend, dass sich Deutschland für die Dekarbonisierung über H2-ready-Kraftwerke entschieden hat", erklärte die BDEW-Chefin. Zu einer ganzheitlichen Ausrichtung der Transformation gehöre mit der Entscheidung für Wasserstoff auch eine Importstrategie für Wasserstoff und die entsprechenden Infrastrukturen sowohl für den Import als auch für die Verteilung über das – aktuell in der Konsultation befindliche – Wasserstoffkernnetz sowie über die nachgelagerten Bereiche des Netzes.

Anfang Juli hatte der BDEW bereits Vorschläge für ein langfristiges Marktdesign für Deutschland veröffentlicht, das wertschöpfungsübergreifend die Bereiche "Finanzierung der erneuerbaren Energien", "Versorgungssicherheit", "Netzdienliche Flexibilität" sowie das Thema "Deutsche Preiszone" abhandelte (wir berichteten). 

Das neueste Diskussionspapier "Eckpunkte zur Kraftwerksstrategie 2023" ist auf der Internetseite des BDEW abrufbar.

Donnerstag, 20.07.2023, 17:26 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Gaskraftwerke - Zeitnahe Investitionsentscheidungen gefordert
Quelle: Fotolia / Ralf Urner
Gaskraftwerke
Zeitnahe Investitionsentscheidungen gefordert
Der BDEW hat grundsätzliche Kriterien und Anforderungen an die geplanten Ausschreibungen für H2-ready-Kraftwerke veröffentlicht. Einmal mehr spielt der Zeitfaktor eine Rolle. 
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die "Kraftwerksstrategie 2023" (KWS) für den Sommer 2023 angekündigt. Noch immer arbeitet das Bundeswirtschaftsministerium daran. Bislang sind noch keine Details bekannt. Laut dem Ministerium gibt es in Brüssel noch viel Diskussionsbedarf, zumal der EU-Versorgungssicherheitsbericht rosig ausfiel. Fest steht: Bis 2030 müssen Dutzende neuer Gaskraftwerke ans Netz gehen, die als Backup-Kapazitäten genutzt werden können. Der Start der Ausschreibungen vor Ende dieses Jahres wird indessen zunehmend schwerer einzuhalten.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat nun grundsätzliche Kriterien und Anforderungen an die geplanten Ausschreibungen für H2-ready-Kraftwerke erarbeitet. Bei der Vorlage des 11-seitigen Papiers betonte Kerstin Andreae einmal mehr, für einen vorgezogenen Kohleausstieg sei es zentral, kurzfristig flexible und H2-ready-Stromerzeugungskapazitäten aufzubauen, um die Versorgungssicherheit im nahezu klimaneutralen Stromsystem gewährleisten zu können. "Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen sind die erforderlichen Investitionen in gesicherte Leistung jedoch nicht zu erwarten", so die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Sie verweist auf den von der Bundesregierung genannten und durch verschiedene Studien gestützten Zubaubedarf an gesicherter Leistung in Deutschland. Dieser liege bei rund 20.000 bis 40.000 MW bis 2030 beziehungsweise 2035. "Die Bundesregierung muss rasch Klarheit darüber schaffen, wie Versorgungssicherheit zudem mittel- und langfristig organisiert werden soll", fordert die Verbandschefin.
 
Eckpunkte zur Kraftwerksstrategie 2023
(zum Öffnen bitte auf das PDF klicken)
Quelle: BDEW

Systemdienliche räumliche Kraftwerksverteilung nötig

Um die dringend benötigten Investitionen in diese Kapazitäten anzureizen, bedarf es aus Sicht des BDEW kurzfristig einen geeigneten Förderrahmen. Andreae: "Wir begrüßen es, dass das Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen der Kraftwerksstrategie insbesondere Ausschreibungen für H2-ready-Kraftwerke vorsieht und diesbezüglich mit der EU-Kommission im engen Austausch steht." Dennoch müsse sehr zeitnah der Prozess zur Etablierung eines Kapazitätsmarktes gestartet werden, da dessen Implementierung Zeit erfordere.

Aus Sicht des BDEW sei es zentral, in der KWS kurzfristig den Neubau und Betrieb von H2-ready-Kraftwerken so zu adressieren, dass die nötigen Investitionsentscheidungen zeitnah getroffen werden können. Innerhalb der Ausschreibung sollte zudem, so die Forderung des Branchenverbandes, eine sinnvolle, systemdienliche räumliche Verteilung der Kraftwerke anvisiert werden, um die Anlagen im Engpassmanagement effektiv einbinden zu können. Darüber hinaus empfiehlt der BDEW eine leistungsbasierte Förderung, um tiefgreifende Wettbewerbsverzerrungen am Strommarkt zu vermeiden.

Wasserstoff sowohl im Neu- als auch im Bestandsbau

Der Förderrahmen für die Ausschreibung von wasserstofftauglichen Kraftwerken müsse technologieoffen sein und die Potenziale unterschiedlicher Technologien − inklusive der Kraft-Wärme-Kopplung – optimal nutzen. In die gesamte KWS solle sowohl bei Neu- als auch bei Bestandsanlagen die Umstellung auf einen Betrieb mit 100 Prozent Wasserstoff zeitlich und wirtschaftlich einbezogen werden. Flexible und klimaneutral betriebene Stromerzeugungs- und KWK-Anlagen seien "Partner der erneuerbaren Energien", trügen sie doch mit ihrer abrufbaren Kapazität wesentlich zum Gelingen der Energiewende bei.

"Wir unterstützen die Bundesregierung bei den Verhandlungen mit der Europäischen Kommission dahingehend, dass sich Deutschland für die Dekarbonisierung über H2-ready-Kraftwerke entschieden hat", erklärte die BDEW-Chefin. Zu einer ganzheitlichen Ausrichtung der Transformation gehöre mit der Entscheidung für Wasserstoff auch eine Importstrategie für Wasserstoff und die entsprechenden Infrastrukturen sowohl für den Import als auch für die Verteilung über das – aktuell in der Konsultation befindliche – Wasserstoffkernnetz sowie über die nachgelagerten Bereiche des Netzes.

Anfang Juli hatte der BDEW bereits Vorschläge für ein langfristiges Marktdesign für Deutschland veröffentlicht, das wertschöpfungsübergreifend die Bereiche "Finanzierung der erneuerbaren Energien", "Versorgungssicherheit", "Netzdienliche Flexibilität" sowie das Thema "Deutsche Preiszone" abhandelte (wir berichteten). 

Das neueste Diskussionspapier "Eckpunkte zur Kraftwerksstrategie 2023" ist auf der Internetseite des BDEW abrufbar.

Donnerstag, 20.07.2023, 17:26 Uhr
Davina Spohn

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