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Energie & Management > Stromnetz - Tennet dringt auf Verkauf des deutschen Teils
Quelle: Shutterstock
Stromnetz

Tennet dringt auf Verkauf des deutschen Teils

Milliardenschwere Vertragsabschlüsse für den weiteren Offshore-Netzanschluss und Millionengewinne meldet der Fernleitungsbetreiber „TenneT“ für das erste Halbjahr.
Bei leicht rückläufigen Umsätzen hat Tennet im ersten Halbjahr 2023 deutlich mehr Geld verdient. Der niederländische Höchstspannungsnetz-Betreiber steigerte den Erlös auf 930 Millionen Euro, das sind 350 Millionen Euro mehr als in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres.

Laut einer Mitteilung des Staatskonzerns, der einen wesentlichen Anteil am Anschluss von Meeres-Windfarmen an das niederländische und deutsche Übertragungsnetz trägt, sanken die Umsätze im Vergleichszeitraum um 0,2 auf 4,8 Millarden Euro. Die Investitionen beliefen sich nach Unternehmensangaben zeitgleich auf 3,5 Milliarden Euro, das ist mehr als eine Verdopplung.

Die Verlässlichkeit der betriebenen Leitungen beziffert Tennet mit dem hohen Wert von 99,99997 Prozent. Auf Anfrage unserer Redaktion erklärt ein Sprecher des Unternehmens diese Zahl: Demnach hätten die Netze zusammengenommen im ersten Halbjahr lediglich für rund 16 Minuten nicht zur Verfügung gestanden. Dabei habe es sich um kaum wahrnehmbare Stromausfälle in einem Spektrum von Millisekunden bis zu einer halben Minute gehandelt. Tennet gibt die aktuelle Länge seiner Leitungen mit etwa 25.000 Kilometern an.

Weiterer Netzausbau im Wert von 40 Milliarden Euro vereinbart

Weitere Kilometer kommen sukzessive hinzu. Denn neben der bestehenden Projektpipeline hat Tennet im ersten Halbjahr, wie berichtet, Verträge im Umfang von über 40 Milliarden Euro abgeschlossen. Die Rahmenverträge gelten für 14 Netzanbindungs-Systeme von Meereswindparks, die zusammen auf 28.000 MW kommen. Tennet stellt über die Abmachungen mit den jeweiligen Projektpartnern sicher, dass die Konverterstationen und Kabelsysteme, der Transport und die Installation für den erforderlichen Netzausbau auch zur Verfügung stehen.

Für die Energiewende in Deutschland rückten zuletzt Fortschritte bei zwei Projekten in den Mittelpunkt. Ende Mai startete Tennet den Probebetrieb für sein 13. deutsches Netzanschlusssystem, „DolWin6“. Die Gleichstrom-Konverterstation mit 900 MW Kapazität in der Nordsee ist über eine 45 Kilometer lange Leitung und die Insel Norderney mit dem Festland verbunden, wo sie über die gleiche Länge noch einmal bis zum Netzknoten in Emden verläuft. Am Termin für die Endabnahme ändert sich laut Tennet nichts, sie ist für diesen Herbst vorgesehen.

In der letzten Juli-Woche startete zudem in Heilbronn der Bau eines Konverters für die ebenso prestigeträchtige wie umstrittene Nord-Süd-Stromtrasse „SuedLink“ (wir berichteten). Für dieses Projekt, das 2028 mit einer Verspätung von sechs Jahren umgesetzt sein soll, meldet Tennet die Produktion der ersten 2.400 Kilometer Gleichstromkabel. Hinter das Genehmigungsverfahren für die Querung der Elbe hat das Unternehmen ebenfalls einen Haken gesetzt.

Nach wie vor drängt der niederländische Staat darauf, das Deutschland-Geschäft von Tennet an die Bundesregierung abtreten zu können. Der Netzausbau für die Energiewende im internationalen Maßstab sei mit der „Investitionsagenda von 111 Milliarden Euro“ ein zu großer Kraftakt, den besser „zwei starke nationale Übertragungsnetzbetreiber mit europäischer Ausrichtung“ angehen sollten, so Tennet-Finanzchefin Arina Freitag. In den laufenden Gesprächen mit der Bundesregierung gehe es um einen Verkauf „zu akzeptablen Bedingungen“. Die niederländische Regierung hatte Tennets finanziellen Spielraum jüngst mit einer Einlage von 1,6 Milliarden Euro und einem Kreditrahmen von 8 Milliarden Euro erweitert.

Tennet mahnt grundsätzlich eine engere internationale Zusammenarbeit an, „um zu einem robusteren europäischen Energiesystem zu gelangen“. Dafür sollen zuvorderst Offshore-Energieknotenpunkte und hybride Interkonnektoren sorgen. Mit dem britischen Partnerunternehmen National Grid Ventures Lion Link bauen die Niederländer im "Mehrzweck-Interkonnektor" (MPI) die erste Verbindung zwischen den Niederlanden und Großbritannien. Über ihn läuft auch Strom aus einem noch zu errichtenden 2.000-MW-Windpark vor der niederländischen Küste.

Freitag, 28.07.2023, 16:14 Uhr
Volker Stephan
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Tennet dringt auf Verkauf des deutschen Teils
Milliardenschwere Vertragsabschlüsse für den weiteren Offshore-Netzanschluss und Millionengewinne meldet der Fernleitungsbetreiber „TenneT“ für das erste Halbjahr.
Bei leicht rückläufigen Umsätzen hat Tennet im ersten Halbjahr 2023 deutlich mehr Geld verdient. Der niederländische Höchstspannungsnetz-Betreiber steigerte den Erlös auf 930 Millionen Euro, das sind 350 Millionen Euro mehr als in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres.

Laut einer Mitteilung des Staatskonzerns, der einen wesentlichen Anteil am Anschluss von Meeres-Windfarmen an das niederländische und deutsche Übertragungsnetz trägt, sanken die Umsätze im Vergleichszeitraum um 0,2 auf 4,8 Millarden Euro. Die Investitionen beliefen sich nach Unternehmensangaben zeitgleich auf 3,5 Milliarden Euro, das ist mehr als eine Verdopplung.

Die Verlässlichkeit der betriebenen Leitungen beziffert Tennet mit dem hohen Wert von 99,99997 Prozent. Auf Anfrage unserer Redaktion erklärt ein Sprecher des Unternehmens diese Zahl: Demnach hätten die Netze zusammengenommen im ersten Halbjahr lediglich für rund 16 Minuten nicht zur Verfügung gestanden. Dabei habe es sich um kaum wahrnehmbare Stromausfälle in einem Spektrum von Millisekunden bis zu einer halben Minute gehandelt. Tennet gibt die aktuelle Länge seiner Leitungen mit etwa 25.000 Kilometern an.

Weiterer Netzausbau im Wert von 40 Milliarden Euro vereinbart

Weitere Kilometer kommen sukzessive hinzu. Denn neben der bestehenden Projektpipeline hat Tennet im ersten Halbjahr, wie berichtet, Verträge im Umfang von über 40 Milliarden Euro abgeschlossen. Die Rahmenverträge gelten für 14 Netzanbindungs-Systeme von Meereswindparks, die zusammen auf 28.000 MW kommen. Tennet stellt über die Abmachungen mit den jeweiligen Projektpartnern sicher, dass die Konverterstationen und Kabelsysteme, der Transport und die Installation für den erforderlichen Netzausbau auch zur Verfügung stehen.

Für die Energiewende in Deutschland rückten zuletzt Fortschritte bei zwei Projekten in den Mittelpunkt. Ende Mai startete Tennet den Probebetrieb für sein 13. deutsches Netzanschlusssystem, „DolWin6“. Die Gleichstrom-Konverterstation mit 900 MW Kapazität in der Nordsee ist über eine 45 Kilometer lange Leitung und die Insel Norderney mit dem Festland verbunden, wo sie über die gleiche Länge noch einmal bis zum Netzknoten in Emden verläuft. Am Termin für die Endabnahme ändert sich laut Tennet nichts, sie ist für diesen Herbst vorgesehen.

In der letzten Juli-Woche startete zudem in Heilbronn der Bau eines Konverters für die ebenso prestigeträchtige wie umstrittene Nord-Süd-Stromtrasse „SuedLink“ (wir berichteten). Für dieses Projekt, das 2028 mit einer Verspätung von sechs Jahren umgesetzt sein soll, meldet Tennet die Produktion der ersten 2.400 Kilometer Gleichstromkabel. Hinter das Genehmigungsverfahren für die Querung der Elbe hat das Unternehmen ebenfalls einen Haken gesetzt.

Nach wie vor drängt der niederländische Staat darauf, das Deutschland-Geschäft von Tennet an die Bundesregierung abtreten zu können. Der Netzausbau für die Energiewende im internationalen Maßstab sei mit der „Investitionsagenda von 111 Milliarden Euro“ ein zu großer Kraftakt, den besser „zwei starke nationale Übertragungsnetzbetreiber mit europäischer Ausrichtung“ angehen sollten, so Tennet-Finanzchefin Arina Freitag. In den laufenden Gesprächen mit der Bundesregierung gehe es um einen Verkauf „zu akzeptablen Bedingungen“. Die niederländische Regierung hatte Tennets finanziellen Spielraum jüngst mit einer Einlage von 1,6 Milliarden Euro und einem Kreditrahmen von 8 Milliarden Euro erweitert.

Tennet mahnt grundsätzlich eine engere internationale Zusammenarbeit an, „um zu einem robusteren europäischen Energiesystem zu gelangen“. Dafür sollen zuvorderst Offshore-Energieknotenpunkte und hybride Interkonnektoren sorgen. Mit dem britischen Partnerunternehmen National Grid Ventures Lion Link bauen die Niederländer im "Mehrzweck-Interkonnektor" (MPI) die erste Verbindung zwischen den Niederlanden und Großbritannien. Über ihn läuft auch Strom aus einem noch zu errichtenden 2.000-MW-Windpark vor der niederländischen Küste.

Freitag, 28.07.2023, 16:14 Uhr
Volker Stephan

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