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Energie & Management > Österreich -
Quelle: Pixabay / slon_pics
Österreich

"Rekordzustimmung" zum Ökostromausbau

Laut einer aktuellen Studie befürworten 79 Prozent die Errichtung einschlägiger Anlagen in ihrer Wohngemeinde. Am Beliebtesten ist die Photovoltaik mit rund 89 Prozent.
Mit rund 79 Prozent ist die Zustimmung der österreichischen Bevölkerung zur Errichtung von Ökostromanlagen in ihrer jeweiligen Wohngemeinde höher als je zuvor. Im vergangenen Jahr hatten sie 76 Prozent befürwortet. Das zeigt die aktuelle Ausgabe der repräsentativen Studie „Erneuerbare Energien in Österreich“, die Nina Hampl von der Wirtschaftsuniversität seit 2015 jährlich mit finanzieller Unterstützung der Wien Energie und des Beratungsunternehmens Deloitte veröffentlicht.

Hampl sprach von einer „Rekordzustimmung“. Ihr zufolge wurde die bisher größte Zustimmung mit 78 Prozent im Jahr 2018 verzeichnet, die geringste mit 73 Prozent 2020. Befragt wurden heuer etwa 1.100 Personen, berichtete Hampl bei der Präsentation der Studie am 18. Januar.

Von den einzelnen abgefragten Technologien liegt die Photovoltaik mit 89 Prozent Zustimmung an der Spitze, gefolgt von der Kleinwasserkraft mit 78 Prozent und der Windenergie mit 69 Prozent. Die Befürwortung der Windkraft unterlag in den vergangenen Jahren stärkeren Schwankungen als jene der anderen Technologien, konstatierte Hampl. Mit 74 Prozent erreichte sie 2017 ihren bisherigen Höchststand, mit 62 Prozent im Jahr 2020 den Tiefstand.

Auf die Frage der Redaktion nach den Gründen verwies Hampl auf die „klassischen Themen bei der Windkraft“: Nicht zuletzt gebe es Vorbehalte gegen Großanlagen und deren Auswirkungen auf das Landschaftsbild. Grundsätzlich sprach Hampl von einem „sehr differenzierten Stimmungsbild“, das in geringerem Ausmaß auch die anderen Technologien betreffe. Nicht möglich seien Rückschlüsse auf die Realisierung bestimmter Projekte in den jeweiligen Jahren. Klar sei aber: „Wenn sich die Menschen an einem Vorhaben beteiligen können, erhöht das die Zustimmung.“

Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl ergänzte, nach seinen Erfahrungen mit der Realisierung einschlägiger Projekte gebe es eine „ambivalente Stimmung zur Windkraft“. Wie von Hampl erwähnt, bestünden einerseits Vorbehalte gegen Großanlagen. Andererseits befürworteten die Menschen den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung sowie den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger. Der Krieg in der Ukraine und das „Verrückspielen der Energiemärkte“ hätten offenbar zu höheren Zustimmungsraten zum Ökostromausbau insgesamt und zur Windkraft geführt.

„Starkes Signal“

Die vollständige Nutzung der Potenziale zum Ausbau der PV auf Dachflächen und Fassaden befürworten der Studie zufolge 65 Prozent der Bevölkerung, verglichen mit 54 Prozent im vergangenen Jahr. Die zweithöchsten Zustimmungsraten hinsichtlich des Vollausbaus verzeichnen mit je 39 Prozent die Kleinwasserkraft (2021: 31 Prozent) und die Windkraft (2021: 28 Prozent). Für PV-Anlagen auf Freiflächen können sich in dieser Hinsicht 35 Prozent der Befragten erwärmen (2021: 27 Prozent), für Biomasse- und Biogasanlagen 32 Prozent (2021: 25 Prozent), für Großwasserkraftwerke schließlich 29 Prozent (2021: 20 Prozent).

Erfreut zeigte sich Strebl davon, dass 32 Prozent der Befragten angaben, innerhalb der kommenden zwölf Monate eine PV-Anlage installieren zu wollen, verglichen mit 12 Prozent im vergangenen Jahr: Diese annähernde Verdreifachung sei ein starkes Signal und der Studie zufolge wesentlich durch den Krieg in der Ukraine bedingt.

Als „Sorgenkind“ bezeichnete Strebl die nach wie vor „schleppende Wärmewende“. Noch immer liege der Anteil der Gasheizungen am Wärmemarkt bei rund einem Viertel. Und die Nutzung alternativer Heizsysteme gehe eher langsam voran. Zwar habe sich der Anteil der Wärmepumpen in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt: „Aber das war nur ein Zuwachs von 3 auf 7 Prozent, also auf einem sehr niedrigen Niveau.“

Zentral für das Gelingen der „Wärmewende“ in Ballungsgebieten wie Wien ist laut Strebl die „Dekarbonisierung“ der Fernwärme. Dabei spielen ihm zufolge in Wien selbst die Geothermie sowie die Biomasse eine maßgebliche Rolle. Mehr als 40 Prozent an Marktdurchdringung werde die Fernwärme aber auch dort nicht erreichen: „Daher müssen wir auch Großwärmepumpen nutzen.“ Nicht infrage komme die Verwendung von „grünem“ Wasserstoff und anderer „grüner“ Gase: Diese seien „zu wertvoll“ für die Wärmeerzeugung und sollten statt dessen vor allem in der Industrie genutzt werden.

72 Prozent für Netzausbau

Nahezu unverändert ist laut der Studie die Zustimmung zum Ausbau der Stromnetze. Insgesamt 72 Prozent der Befragten bekennen sich dazu, mehr Geld für diesen Zweck auszugeben, 2021 waren es 73 Prozent gewesen. Den Gasnotfallplan der EU, dem zufolge die Mitgliedstaaten bei einem vollständigen Stopp der Einfuhren aus Russland bis März 2023 um 15 Prozent senken müssen, befürworten 51 Prozent.

Mittwoch, 18.01.2023, 12:43 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich -
Quelle: Pixabay / slon_pics
Österreich
"Rekordzustimmung" zum Ökostromausbau
Laut einer aktuellen Studie befürworten 79 Prozent die Errichtung einschlägiger Anlagen in ihrer Wohngemeinde. Am Beliebtesten ist die Photovoltaik mit rund 89 Prozent.
Mit rund 79 Prozent ist die Zustimmung der österreichischen Bevölkerung zur Errichtung von Ökostromanlagen in ihrer jeweiligen Wohngemeinde höher als je zuvor. Im vergangenen Jahr hatten sie 76 Prozent befürwortet. Das zeigt die aktuelle Ausgabe der repräsentativen Studie „Erneuerbare Energien in Österreich“, die Nina Hampl von der Wirtschaftsuniversität seit 2015 jährlich mit finanzieller Unterstützung der Wien Energie und des Beratungsunternehmens Deloitte veröffentlicht.

Hampl sprach von einer „Rekordzustimmung“. Ihr zufolge wurde die bisher größte Zustimmung mit 78 Prozent im Jahr 2018 verzeichnet, die geringste mit 73 Prozent 2020. Befragt wurden heuer etwa 1.100 Personen, berichtete Hampl bei der Präsentation der Studie am 18. Januar.

Von den einzelnen abgefragten Technologien liegt die Photovoltaik mit 89 Prozent Zustimmung an der Spitze, gefolgt von der Kleinwasserkraft mit 78 Prozent und der Windenergie mit 69 Prozent. Die Befürwortung der Windkraft unterlag in den vergangenen Jahren stärkeren Schwankungen als jene der anderen Technologien, konstatierte Hampl. Mit 74 Prozent erreichte sie 2017 ihren bisherigen Höchststand, mit 62 Prozent im Jahr 2020 den Tiefstand.

Auf die Frage der Redaktion nach den Gründen verwies Hampl auf die „klassischen Themen bei der Windkraft“: Nicht zuletzt gebe es Vorbehalte gegen Großanlagen und deren Auswirkungen auf das Landschaftsbild. Grundsätzlich sprach Hampl von einem „sehr differenzierten Stimmungsbild“, das in geringerem Ausmaß auch die anderen Technologien betreffe. Nicht möglich seien Rückschlüsse auf die Realisierung bestimmter Projekte in den jeweiligen Jahren. Klar sei aber: „Wenn sich die Menschen an einem Vorhaben beteiligen können, erhöht das die Zustimmung.“

Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl ergänzte, nach seinen Erfahrungen mit der Realisierung einschlägiger Projekte gebe es eine „ambivalente Stimmung zur Windkraft“. Wie von Hampl erwähnt, bestünden einerseits Vorbehalte gegen Großanlagen. Andererseits befürworteten die Menschen den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung sowie den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger. Der Krieg in der Ukraine und das „Verrückspielen der Energiemärkte“ hätten offenbar zu höheren Zustimmungsraten zum Ökostromausbau insgesamt und zur Windkraft geführt.

„Starkes Signal“

Die vollständige Nutzung der Potenziale zum Ausbau der PV auf Dachflächen und Fassaden befürworten der Studie zufolge 65 Prozent der Bevölkerung, verglichen mit 54 Prozent im vergangenen Jahr. Die zweithöchsten Zustimmungsraten hinsichtlich des Vollausbaus verzeichnen mit je 39 Prozent die Kleinwasserkraft (2021: 31 Prozent) und die Windkraft (2021: 28 Prozent). Für PV-Anlagen auf Freiflächen können sich in dieser Hinsicht 35 Prozent der Befragten erwärmen (2021: 27 Prozent), für Biomasse- und Biogasanlagen 32 Prozent (2021: 25 Prozent), für Großwasserkraftwerke schließlich 29 Prozent (2021: 20 Prozent).

Erfreut zeigte sich Strebl davon, dass 32 Prozent der Befragten angaben, innerhalb der kommenden zwölf Monate eine PV-Anlage installieren zu wollen, verglichen mit 12 Prozent im vergangenen Jahr: Diese annähernde Verdreifachung sei ein starkes Signal und der Studie zufolge wesentlich durch den Krieg in der Ukraine bedingt.

Als „Sorgenkind“ bezeichnete Strebl die nach wie vor „schleppende Wärmewende“. Noch immer liege der Anteil der Gasheizungen am Wärmemarkt bei rund einem Viertel. Und die Nutzung alternativer Heizsysteme gehe eher langsam voran. Zwar habe sich der Anteil der Wärmepumpen in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt: „Aber das war nur ein Zuwachs von 3 auf 7 Prozent, also auf einem sehr niedrigen Niveau.“

Zentral für das Gelingen der „Wärmewende“ in Ballungsgebieten wie Wien ist laut Strebl die „Dekarbonisierung“ der Fernwärme. Dabei spielen ihm zufolge in Wien selbst die Geothermie sowie die Biomasse eine maßgebliche Rolle. Mehr als 40 Prozent an Marktdurchdringung werde die Fernwärme aber auch dort nicht erreichen: „Daher müssen wir auch Großwärmepumpen nutzen.“ Nicht infrage komme die Verwendung von „grünem“ Wasserstoff und anderer „grüner“ Gase: Diese seien „zu wertvoll“ für die Wärmeerzeugung und sollten statt dessen vor allem in der Industrie genutzt werden.

72 Prozent für Netzausbau

Nahezu unverändert ist laut der Studie die Zustimmung zum Ausbau der Stromnetze. Insgesamt 72 Prozent der Befragten bekennen sich dazu, mehr Geld für diesen Zweck auszugeben, 2021 waren es 73 Prozent gewesen. Den Gasnotfallplan der EU, dem zufolge die Mitgliedstaaten bei einem vollständigen Stopp der Einfuhren aus Russland bis März 2023 um 15 Prozent senken müssen, befürworten 51 Prozent.

Mittwoch, 18.01.2023, 12:43 Uhr
Klaus Fischer

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