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Aus Der Aktuellen Zeitung

"PV-Repowering und Sanierung ist bei uns das Gleiche"

Repowering breitet sich vorsichtig von der Windkraft in die PV aus. Die ersten Erfahrungen damit auf dem Dach schildert Matthias Lingg vom Projektierer Enviria im E&M-Gespräch.
E&M: Herr Lingg, Enviria, deren Head of Engineering Sie sind, setzt sich für eine Ausweitung des PV-Repowering von der Freifläche auf Dachanlagen ein. Repowering ist eher ein Thema für die Windkraft. Warum sollte es für die Photovoltaik gelten? 

Lingg: Die Frage wäre eher: Wieso nicht? 

E&M: Weil es vielleicht Steuergelder kostet? 

Lingg: Nicht unbedingt. PV-Repowering wurde im EEG 2023 in der Freifläche zugelassen. Die PV-Strategie des Bundeswirtschaftsministeriums sieht nun vor, das auf den Aufdachbereich auszuweiten. In den meisten Fällen braucht die Anlage dann weniger Fläche. Der Teil des Daches, der mit zusätzlicher Leistung belegt werden kann, fällt nicht mehr ins EEG und wird über PPA vermarktet oder für den Eigenverbrauch genutzt. 
 
Matthias Lingg, Head of Engineering bei Enviria
Quelle: Enviria

E&M: Wie verteilt sich das Repowering-Potenzial auf Freifläche und Dach, auf Wohngebäude und Gewerbe? 

Lingg: Wir haben nur Dachanlagen in der Betriebsführung, deshalb kann ich nur über sie sprechen. Es geht uns in erster Linie um gewerbliche Aufdachanlagen auf größeren Hallen. Gerade im Gewerbe hat der Strombedarf zugenommen, zum Beispiel für Ladeinfrastruktur.

E&M: Über welche installierten Leistungen reden wir da? 

Lingg: Bei uns geht es bei ungefähr 50 Kilowatt Peak los, dann aber eher in Richtung mehrere Hundert Kilowatt Peak pro Anlage. 

E&M: Wie viele PV-Anlagen hat Enviria schon repowert? 

Lingg: Eine einstellige Zahl. 

E&M: In welchem Zustand waren sie? 

Lingg: In einigen Fällen waren das Anlagen, die um 2009, 2010 herum gebaut wurden − oft in landwirtschaftlichen Betrieben, teilweise minderwertig installiert. Ammoniakdämpfe aus der Viehhaltung ließen Anlagenteile aus Kupfer, Edelstahl, verzinktem Stahl, ja, ganze Kabeltragesysteme korrodieren. Die Module hatten erhebliche Mindererträge. Wir hatten immer wieder Störungseinsätze wegen Erdschlüssen, Kurzschlüssen und anderen Anfälligkeiten. Wir machten viele kleine Eingriffe. Da ist dann relativ schnell ein Punkt erreicht, an dem es günstiger ist, die Anlage komplett auszuwechseln. Nicht nur um die Zuverlässigkeit zu erhöhen, sondern auch um die Sicherheit wieder zu gewährleisten. 

E&M: Sanierung versus Repowering? 

Lingg: Sanierung und Repowering sind bei uns das Gleiche. Wir haben oft mit Dachsanierungen zu tun. Da macht ein Repowering Sinn, wenn ich sowieso die ganze Anlage vom Dach nehmen muss. Aus technischer Sicht wäre es nicht sinnvoll, die alten Module wieder aufs Dach zu bringen. Es kann allerdings schwierig werden, die bisher geltenden Anforderungen des EEG zu erfüllen.

E&M: Sind die technischer oder regulatorischer Natur? 

Lingg: Die Technik spielt da eine untergeordnete Rolle. Es geht überwiegend um regulatorische Voraussetzungen: Wie erhalte ich meine EEG-Vergütung für die Restlaufzeit? Die Module müssen entweder gestohlen sein − was eher bei Freiflächenanlagen vorkommt. Oder die Anlage funktioniert in Gänze nicht mehr, weil sie beispielsweise minderwertig installiert wurde. Oder sie muss einen erheblichen Minderertrag haben, der nachzuweisen ist. Wir als Projektierer sitzen dann auf dem Risiko, ob der Netzbetreiber bei unserer Argumentation mitgeht. 

„Die PV-Strategie hilft uns deutlich“

E&M: Würde Ihnen die PV-Strategie helfen, die Wirtschaftsminister Robert Habeck Anfang Mai vorgelegt hat, wenn sie umgesetzt wird?

Lingg: Sie wird uns deutlich helfen. Wir haben nie verstanden, warum die Aufdachwelt gegenüber der Freifläche grundlos benachteiligt wurde. Freiflächenanlagen sind nicht unbedingt größer. Auch wir bauen Multi-Megawatt-Dachanlagen. 

E&M: Ich zitiere aus der PV-Strategie: ‚Repowering wurde zuletzt nur für Freiflächenanlagen zugelassen. Somit können Module ausgetauscht werden, und der verbleibende Vergütungsanspruch geht auf das neue Modul über und erlischt für das alte. Eine vergleichbare Regelung soll auch für PV-Dachanlagen eingeführt werden.‘ Was ist daran das Entscheidende? 

Lingg: Man muss nicht mehr nachweisen, dass die Anlage gestohlen wurde oder einen bestimmten Minderertrag hatte. Es liegt dann in der wirtschaftlichen Entscheidungsfindung des Anlageneigentümers, ob Repowering für ihn sinnvoll ist. 

E&M: Und bei einer Anlage von 2009 würde der Vergütungsanspruch von 2009 übergehen? 

Lingg: Ja, für die gleiche Anlagenleistung: Wurden damals 600 Kilowatt gebaut, dann entspricht der Vergütungsanspruch 600 Kilowatt. Der darüber hinaus gehende neue Anlagenteil wird zur sonstigen Vermarktung ... 

E&M: ... also ohne Subventionsversprechen ... 

Lingg: ... oder zum Eigenverbrauch verwendet. Die Laufzeit bleibt die gleiche, also zum Beispiel 2009 plus 20 Jahre. Das Fördervolumen ändert sich dadurch praktisch nicht. 

E&M: Was ist Envirias Rolle bei PV-Repowering-Projekten? Sind Sie der Engineeringpartner? Wem gehört die nächste Anlage? Wer betreibt sie? 

Lingg: Wir decken die komplette Lebensdauer einer Anlage ab − vom Vertrieb über Engineering und Projektleitung bis hin zur Umsetzung und Betriebsführung. Wir wollen eine dezentrale Energieversorgung ermöglichen. Daher halten wir Anlagen im eigenen Bestand und übernehmen die Betriebsführung zum Teil für unsere Kunden. 

E&M: Das heißt, der Kunde kann auch die Anlage selbst betreiben oder sich für einen anderen Betriebsführer entscheiden?
 
Lingg: Ja, das ist möglich.

„Nach den aktuellen Regularien müssen wir teilweise ablehnen“

E&M: Sie haben jetzt eine gewisse Erfahrung im PV-Repowering. Was war der typische Effekt? 

Lingg: Das war bisher eingeschränkt. Wir haben beispielsweise Anfragen für Hallendächer, die mit leistungsarmen Modulen voll belegt sind. Der Kunde möchte die Anlage repowert haben plus zusätzlich für den eigenen Bedarf mehr Leistung aufs Dach bekommen. Nach den aktuellen Regularien müssen wir dann teilweise ablehnen. 

E&M: Was geschieht mit den alten Anlagen? 

Lingg: Defekte Module werden dem Recycling zugeführt. Für die anderen, die noch eine Restleistung haben, gibt es diverse Ideen: zum Beispiel, sie als Balkonmodule zu vertreiben oder sie in die Ukraine zur Unterstützung des Wiederaufbaus des Energienetzes zu bringen.

E&M: Ist Ersatzteillager auch eine Option?

Lingg: Weniger. Dadurch, dass bei fast jeder Anlage unterschiedliche Module verwendet werden und neue Module schnell auf den Markt kommen, würde man nicht hinterherkommen, jeden Modultyp einzulagern. Ein abgebautes 200-Watt-Modul kann man sowieso nicht in einer neuen Anlage mit 400-Watt-Modulen verbauen. 

E&M: Wo sehen Sie sich als Enviria im Wettbewerb der PV-Repowering-Anbieter? 
Lingg: Repowering bieten viele Projektentwickler an. Zum Anlagen-Neubau kommt nur der Abbau der Altanlagen dazu. Auch das Verwerten ist an sich kein Hexenwerk.

E&M: Warum wollen Sie als Projektierer Repowering? 

Lingg: Die alten Vergütungssätze sind wichtige Geldmittel. Die Netzanschlusskosten steigen, also Trafostationen, Tiefbau und alles, was damit zusammenhängt. Dementsprechend macht es Sinn, den Netzanschluss schon für eine größere Anlagenleistung zu projektieren und damit offen zu halten. Nach zehn, 15 Jahren können die Module noch mal gegen eine neue Leistungsklasse ausgetauscht werden. Das würde Flexibilität bringen, aber auch die Netzbetreiber entlasten, die an einen bereits existierenden Anschluss eine zweite Anlage anschließen können.
 
E&M: Schwebt Ihnen eine neue Verpflichtung für den Netzbetreiber vor?

Lingg: Nein, wir als Projektierer würden die Infrastruktur − also Trafostationen, Kabelwege und so weiter − schon auf eine höhere Leistung auslegen, zum Beispiel 1,5 statt ein Megawatt. Diese Mehrkosten sind nicht besonders hoch im Vergleich dazu, nach Jahren zusätzliche Infrastruktur zu installieren.

Zur Person

Matthias Lingg leitet seit rund fünf Jahren das Engineering bei Enviria aus Frankfurt am Main, einem 2017 gegründeten Start-up, das auf Photovoltaik-Aufdachlösungen für Gewerbegebäude spezialisiert ist. Bis heute hat das Unternehmen mehr als 200 kommerzielle Projekte mit einer installierten Leistung von über 70 MW entwickelt. Enviria wird von einem Team um den Gründer Melchior Schulze Brock geführt, einem ehemaligen Banker. Lingg, Bachelor in Elektrotechnik, war zuvor für Siemens in Deutschland, England und China tätig.

Dienstag, 20.06.2023, 09:15 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung -
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung
"PV-Repowering und Sanierung ist bei uns das Gleiche"
Repowering breitet sich vorsichtig von der Windkraft in die PV aus. Die ersten Erfahrungen damit auf dem Dach schildert Matthias Lingg vom Projektierer Enviria im E&M-Gespräch.
E&M: Herr Lingg, Enviria, deren Head of Engineering Sie sind, setzt sich für eine Ausweitung des PV-Repowering von der Freifläche auf Dachanlagen ein. Repowering ist eher ein Thema für die Windkraft. Warum sollte es für die Photovoltaik gelten? 

Lingg: Die Frage wäre eher: Wieso nicht? 

E&M: Weil es vielleicht Steuergelder kostet? 

Lingg: Nicht unbedingt. PV-Repowering wurde im EEG 2023 in der Freifläche zugelassen. Die PV-Strategie des Bundeswirtschaftsministeriums sieht nun vor, das auf den Aufdachbereich auszuweiten. In den meisten Fällen braucht die Anlage dann weniger Fläche. Der Teil des Daches, der mit zusätzlicher Leistung belegt werden kann, fällt nicht mehr ins EEG und wird über PPA vermarktet oder für den Eigenverbrauch genutzt. 
 
Matthias Lingg, Head of Engineering bei Enviria
Quelle: Enviria

E&M: Wie verteilt sich das Repowering-Potenzial auf Freifläche und Dach, auf Wohngebäude und Gewerbe? 

Lingg: Wir haben nur Dachanlagen in der Betriebsführung, deshalb kann ich nur über sie sprechen. Es geht uns in erster Linie um gewerbliche Aufdachanlagen auf größeren Hallen. Gerade im Gewerbe hat der Strombedarf zugenommen, zum Beispiel für Ladeinfrastruktur.

E&M: Über welche installierten Leistungen reden wir da? 

Lingg: Bei uns geht es bei ungefähr 50 Kilowatt Peak los, dann aber eher in Richtung mehrere Hundert Kilowatt Peak pro Anlage. 

E&M: Wie viele PV-Anlagen hat Enviria schon repowert? 

Lingg: Eine einstellige Zahl. 

E&M: In welchem Zustand waren sie? 

Lingg: In einigen Fällen waren das Anlagen, die um 2009, 2010 herum gebaut wurden − oft in landwirtschaftlichen Betrieben, teilweise minderwertig installiert. Ammoniakdämpfe aus der Viehhaltung ließen Anlagenteile aus Kupfer, Edelstahl, verzinktem Stahl, ja, ganze Kabeltragesysteme korrodieren. Die Module hatten erhebliche Mindererträge. Wir hatten immer wieder Störungseinsätze wegen Erdschlüssen, Kurzschlüssen und anderen Anfälligkeiten. Wir machten viele kleine Eingriffe. Da ist dann relativ schnell ein Punkt erreicht, an dem es günstiger ist, die Anlage komplett auszuwechseln. Nicht nur um die Zuverlässigkeit zu erhöhen, sondern auch um die Sicherheit wieder zu gewährleisten. 

E&M: Sanierung versus Repowering? 

Lingg: Sanierung und Repowering sind bei uns das Gleiche. Wir haben oft mit Dachsanierungen zu tun. Da macht ein Repowering Sinn, wenn ich sowieso die ganze Anlage vom Dach nehmen muss. Aus technischer Sicht wäre es nicht sinnvoll, die alten Module wieder aufs Dach zu bringen. Es kann allerdings schwierig werden, die bisher geltenden Anforderungen des EEG zu erfüllen.

E&M: Sind die technischer oder regulatorischer Natur? 

Lingg: Die Technik spielt da eine untergeordnete Rolle. Es geht überwiegend um regulatorische Voraussetzungen: Wie erhalte ich meine EEG-Vergütung für die Restlaufzeit? Die Module müssen entweder gestohlen sein − was eher bei Freiflächenanlagen vorkommt. Oder die Anlage funktioniert in Gänze nicht mehr, weil sie beispielsweise minderwertig installiert wurde. Oder sie muss einen erheblichen Minderertrag haben, der nachzuweisen ist. Wir als Projektierer sitzen dann auf dem Risiko, ob der Netzbetreiber bei unserer Argumentation mitgeht. 

„Die PV-Strategie hilft uns deutlich“

E&M: Würde Ihnen die PV-Strategie helfen, die Wirtschaftsminister Robert Habeck Anfang Mai vorgelegt hat, wenn sie umgesetzt wird?

Lingg: Sie wird uns deutlich helfen. Wir haben nie verstanden, warum die Aufdachwelt gegenüber der Freifläche grundlos benachteiligt wurde. Freiflächenanlagen sind nicht unbedingt größer. Auch wir bauen Multi-Megawatt-Dachanlagen. 

E&M: Ich zitiere aus der PV-Strategie: ‚Repowering wurde zuletzt nur für Freiflächenanlagen zugelassen. Somit können Module ausgetauscht werden, und der verbleibende Vergütungsanspruch geht auf das neue Modul über und erlischt für das alte. Eine vergleichbare Regelung soll auch für PV-Dachanlagen eingeführt werden.‘ Was ist daran das Entscheidende? 

Lingg: Man muss nicht mehr nachweisen, dass die Anlage gestohlen wurde oder einen bestimmten Minderertrag hatte. Es liegt dann in der wirtschaftlichen Entscheidungsfindung des Anlageneigentümers, ob Repowering für ihn sinnvoll ist. 

E&M: Und bei einer Anlage von 2009 würde der Vergütungsanspruch von 2009 übergehen? 

Lingg: Ja, für die gleiche Anlagenleistung: Wurden damals 600 Kilowatt gebaut, dann entspricht der Vergütungsanspruch 600 Kilowatt. Der darüber hinaus gehende neue Anlagenteil wird zur sonstigen Vermarktung ... 

E&M: ... also ohne Subventionsversprechen ... 

Lingg: ... oder zum Eigenverbrauch verwendet. Die Laufzeit bleibt die gleiche, also zum Beispiel 2009 plus 20 Jahre. Das Fördervolumen ändert sich dadurch praktisch nicht. 

E&M: Was ist Envirias Rolle bei PV-Repowering-Projekten? Sind Sie der Engineeringpartner? Wem gehört die nächste Anlage? Wer betreibt sie? 

Lingg: Wir decken die komplette Lebensdauer einer Anlage ab − vom Vertrieb über Engineering und Projektleitung bis hin zur Umsetzung und Betriebsführung. Wir wollen eine dezentrale Energieversorgung ermöglichen. Daher halten wir Anlagen im eigenen Bestand und übernehmen die Betriebsführung zum Teil für unsere Kunden. 

E&M: Das heißt, der Kunde kann auch die Anlage selbst betreiben oder sich für einen anderen Betriebsführer entscheiden?
 
Lingg: Ja, das ist möglich.

„Nach den aktuellen Regularien müssen wir teilweise ablehnen“

E&M: Sie haben jetzt eine gewisse Erfahrung im PV-Repowering. Was war der typische Effekt? 

Lingg: Das war bisher eingeschränkt. Wir haben beispielsweise Anfragen für Hallendächer, die mit leistungsarmen Modulen voll belegt sind. Der Kunde möchte die Anlage repowert haben plus zusätzlich für den eigenen Bedarf mehr Leistung aufs Dach bekommen. Nach den aktuellen Regularien müssen wir dann teilweise ablehnen. 

E&M: Was geschieht mit den alten Anlagen? 

Lingg: Defekte Module werden dem Recycling zugeführt. Für die anderen, die noch eine Restleistung haben, gibt es diverse Ideen: zum Beispiel, sie als Balkonmodule zu vertreiben oder sie in die Ukraine zur Unterstützung des Wiederaufbaus des Energienetzes zu bringen.

E&M: Ist Ersatzteillager auch eine Option?

Lingg: Weniger. Dadurch, dass bei fast jeder Anlage unterschiedliche Module verwendet werden und neue Module schnell auf den Markt kommen, würde man nicht hinterherkommen, jeden Modultyp einzulagern. Ein abgebautes 200-Watt-Modul kann man sowieso nicht in einer neuen Anlage mit 400-Watt-Modulen verbauen. 

E&M: Wo sehen Sie sich als Enviria im Wettbewerb der PV-Repowering-Anbieter? 
Lingg: Repowering bieten viele Projektentwickler an. Zum Anlagen-Neubau kommt nur der Abbau der Altanlagen dazu. Auch das Verwerten ist an sich kein Hexenwerk.

E&M: Warum wollen Sie als Projektierer Repowering? 

Lingg: Die alten Vergütungssätze sind wichtige Geldmittel. Die Netzanschlusskosten steigen, also Trafostationen, Tiefbau und alles, was damit zusammenhängt. Dementsprechend macht es Sinn, den Netzanschluss schon für eine größere Anlagenleistung zu projektieren und damit offen zu halten. Nach zehn, 15 Jahren können die Module noch mal gegen eine neue Leistungsklasse ausgetauscht werden. Das würde Flexibilität bringen, aber auch die Netzbetreiber entlasten, die an einen bereits existierenden Anschluss eine zweite Anlage anschließen können.
 
E&M: Schwebt Ihnen eine neue Verpflichtung für den Netzbetreiber vor?

Lingg: Nein, wir als Projektierer würden die Infrastruktur − also Trafostationen, Kabelwege und so weiter − schon auf eine höhere Leistung auslegen, zum Beispiel 1,5 statt ein Megawatt. Diese Mehrkosten sind nicht besonders hoch im Vergleich dazu, nach Jahren zusätzliche Infrastruktur zu installieren.

Zur Person

Matthias Lingg leitet seit rund fünf Jahren das Engineering bei Enviria aus Frankfurt am Main, einem 2017 gegründeten Start-up, das auf Photovoltaik-Aufdachlösungen für Gewerbegebäude spezialisiert ist. Bis heute hat das Unternehmen mehr als 200 kommerzielle Projekte mit einer installierten Leistung von über 70 MW entwickelt. Enviria wird von einem Team um den Gründer Melchior Schulze Brock geführt, einem ehemaligen Banker. Lingg, Bachelor in Elektrotechnik, war zuvor für Siemens in Deutschland, England und China tätig.

Dienstag, 20.06.2023, 09:15 Uhr
Georg Eble

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