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Energie & Management > Gasnetz - Pipeline-Projekt für Europa im Mittelmeer auf der Kippe
Quelle: Fotolia / tomas
Gasnetz

Pipeline-Projekt für Europa im Mittelmeer auf der Kippe

Der Krieg gefährdet den Bau der Gasleitung von Israel über Zypern und Griechenland bis nach Italien. Bis zum Ausstieg der EU aus russischen Gasimporten 2027 soll sie fertig sein.
Besonders Italien setzt auf an den Anschluss an Gasvorkommen vor der Küste Israels und Zypern. Dementsprechend treibt die italienische Energiegruppe-Edison zusammen mit der griechischen Projektgesellschaft Depa das Projekt „EastMed-Poseidon“ zum Bau einer 2.100 Kilometer langen Gasleitung, die von Israel über Zypern bis nach Griechenland und Italien reicht, voran. Die Transportkapazität ist maximal auf 20 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr veranschlagt. Am gemeinsamen verantwortlichen Projektbetreiber IGI Poseidon sind beide Unternehmen je zur Hälfte beteiligt.
 
Diversifizierungsoption seit zehn Jahren
 
Seit 2013 gehören die Pipelines Eastmed im östlichen Mittelmeer und Poseidon von Griechenland nach Italien zu den europäischen „Projekten von allgemeinem Interesse“ (PCI). Auf dieser Grundlage erhielt das Eastmed-Projekt Zuschüsse aus dem EU-Förderprogramm Connecting Europe Facility (CEF) zur Durchführung technischer, wirtschaftlicher und ökologische/soziale Studien, einschließlich detaillierter Meeresbodenuntersuchungen, hieß es bei DNV. Die DNV, ein unabhängiger Experte für Assurance und Risikomanagement, bestätigte im Juni 2022 die Machbarkeit von EastMed.
 
„Wir gehen davon aus, dass wir die finale Investitionsentscheidung bis Ende dieses Jahres treffen werden“, erklärte Fabrizio Mattana, Vizepräsident von Edison für Gas-Assets, Medien zufolge im März. Mit dem Investitionsbeschluss noch in diesem Jahr könne das Projekt bis 2027 umgesetzt werden.

Dazu stellte Mattana in Aussicht, dass die Europäische Kommission sich an der Finanzierung beteiligen könne, weil Israel, Zypern und Griechenland das Projekt unterstützten, und die Gasleitung eine bessere Anbindung von Zypern an die EU-Staaten schaffe. Die Projektkosten belaufen sich seinen Angaben nach geschätzt auf rund 6 Milliarden Euro.
 
Hatte das Gasleitungsprojekt durch den Krieg in der Ukraine Schub erfahren, kann eine Eskalation jetzt im Nahen Osten den Pipeline-Bau auf unabsehbare Zeit verzögern, wenn nicht sogar ganz vereiteln. Zu diesem Schluss kommen Agata Loskot-Strachota und Simone Tagliapietra vom Brüsseler Think Tank Bruegel in ihrem Fachbeitrag im Oktober über die Auswirkungen des Israel-Hamas-Krieges auf den Gasmarkt.

 
Eskalation bedroht Gasexport von Nahost
 
Der Krieg bedroht auch andere Bereiche der Gasversorgung in arabischen Raum. Das israelische Energieministerium hatte nach den Angriffen der Hamas, den Betreiber der Tamar-Plattform 25 Kilometer nordwestlich von Gaza, die hauptsächlich den Inlandsbedarf deckt, angewiesen, die Produktion vorübergehend einzustellen. Zwei Tage später forderte die israelische Regierung den Betreiber Chevron auf, den Gastransport durch die East Mediterranean Gas Pipeline, die Ashkelon in Israel 13 km nördlich von Gaza mit Arish im Nordsinai von Ägypten verbindet, vorübergehend zu stoppen.

Sollte es auf dieser Route zu einem längeren Transportstopp kommen, schränkt das die Möglichkeit Ägyptens, Gas zu verflüssigen und nach Europa zu verschiffen ein. Auch wenn das Jahresvolumen mit 5 Millionen Tonnen LNG im Vergleich zur Gesamtmenge mit 96 Millionen Tonnen im Jahr 2022 überschaubar ist, kann dies laut Bruegel-Experten bei einem angespannten Weltmarkt für Preisauftrieb sorgen.
 
Ein größerer Konflikt zwischen Israel und den arabischen Staaten würde die Energiezusammenarbeit im östlichen Mittelmeerraum erheblich erschweren, wenn nicht sogar völlig zum Scheitern bringen. „Eine länger anhaltende Einschränkung der Exportkapazitäten im östlichen Mittelmeerraum wäre ein Rückschlag, insbesondere für EU-Länder wie Italien, die in ihrer Strategie zur Abkehr von russischen Gasimporten auf Lieferungen aus der Region angewiesen sind und deren Unternehmen in Produktions- und Exportinfrastruktur im östlichen Mittelmeer investieren“, heißt es im Beitrag. 
 

Montag, 23.10.2023, 11:02 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne
Energie & Management > Gasnetz - Pipeline-Projekt für Europa im Mittelmeer auf der Kippe
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Gasnetz
Pipeline-Projekt für Europa im Mittelmeer auf der Kippe
Der Krieg gefährdet den Bau der Gasleitung von Israel über Zypern und Griechenland bis nach Italien. Bis zum Ausstieg der EU aus russischen Gasimporten 2027 soll sie fertig sein.
Besonders Italien setzt auf an den Anschluss an Gasvorkommen vor der Küste Israels und Zypern. Dementsprechend treibt die italienische Energiegruppe-Edison zusammen mit der griechischen Projektgesellschaft Depa das Projekt „EastMed-Poseidon“ zum Bau einer 2.100 Kilometer langen Gasleitung, die von Israel über Zypern bis nach Griechenland und Italien reicht, voran. Die Transportkapazität ist maximal auf 20 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr veranschlagt. Am gemeinsamen verantwortlichen Projektbetreiber IGI Poseidon sind beide Unternehmen je zur Hälfte beteiligt.
 
Diversifizierungsoption seit zehn Jahren
 
Seit 2013 gehören die Pipelines Eastmed im östlichen Mittelmeer und Poseidon von Griechenland nach Italien zu den europäischen „Projekten von allgemeinem Interesse“ (PCI). Auf dieser Grundlage erhielt das Eastmed-Projekt Zuschüsse aus dem EU-Förderprogramm Connecting Europe Facility (CEF) zur Durchführung technischer, wirtschaftlicher und ökologische/soziale Studien, einschließlich detaillierter Meeresbodenuntersuchungen, hieß es bei DNV. Die DNV, ein unabhängiger Experte für Assurance und Risikomanagement, bestätigte im Juni 2022 die Machbarkeit von EastMed.
 
„Wir gehen davon aus, dass wir die finale Investitionsentscheidung bis Ende dieses Jahres treffen werden“, erklärte Fabrizio Mattana, Vizepräsident von Edison für Gas-Assets, Medien zufolge im März. Mit dem Investitionsbeschluss noch in diesem Jahr könne das Projekt bis 2027 umgesetzt werden.

Dazu stellte Mattana in Aussicht, dass die Europäische Kommission sich an der Finanzierung beteiligen könne, weil Israel, Zypern und Griechenland das Projekt unterstützten, und die Gasleitung eine bessere Anbindung von Zypern an die EU-Staaten schaffe. Die Projektkosten belaufen sich seinen Angaben nach geschätzt auf rund 6 Milliarden Euro.
 
Hatte das Gasleitungsprojekt durch den Krieg in der Ukraine Schub erfahren, kann eine Eskalation jetzt im Nahen Osten den Pipeline-Bau auf unabsehbare Zeit verzögern, wenn nicht sogar ganz vereiteln. Zu diesem Schluss kommen Agata Loskot-Strachota und Simone Tagliapietra vom Brüsseler Think Tank Bruegel in ihrem Fachbeitrag im Oktober über die Auswirkungen des Israel-Hamas-Krieges auf den Gasmarkt.

 
Eskalation bedroht Gasexport von Nahost
 
Der Krieg bedroht auch andere Bereiche der Gasversorgung in arabischen Raum. Das israelische Energieministerium hatte nach den Angriffen der Hamas, den Betreiber der Tamar-Plattform 25 Kilometer nordwestlich von Gaza, die hauptsächlich den Inlandsbedarf deckt, angewiesen, die Produktion vorübergehend einzustellen. Zwei Tage später forderte die israelische Regierung den Betreiber Chevron auf, den Gastransport durch die East Mediterranean Gas Pipeline, die Ashkelon in Israel 13 km nördlich von Gaza mit Arish im Nordsinai von Ägypten verbindet, vorübergehend zu stoppen.

Sollte es auf dieser Route zu einem längeren Transportstopp kommen, schränkt das die Möglichkeit Ägyptens, Gas zu verflüssigen und nach Europa zu verschiffen ein. Auch wenn das Jahresvolumen mit 5 Millionen Tonnen LNG im Vergleich zur Gesamtmenge mit 96 Millionen Tonnen im Jahr 2022 überschaubar ist, kann dies laut Bruegel-Experten bei einem angespannten Weltmarkt für Preisauftrieb sorgen.
 
Ein größerer Konflikt zwischen Israel und den arabischen Staaten würde die Energiezusammenarbeit im östlichen Mittelmeerraum erheblich erschweren, wenn nicht sogar völlig zum Scheitern bringen. „Eine länger anhaltende Einschränkung der Exportkapazitäten im östlichen Mittelmeerraum wäre ein Rückschlag, insbesondere für EU-Länder wie Italien, die in ihrer Strategie zur Abkehr von russischen Gasimporten auf Lieferungen aus der Region angewiesen sind und deren Unternehmen in Produktions- und Exportinfrastruktur im östlichen Mittelmeer investieren“, heißt es im Beitrag. 
 

Montag, 23.10.2023, 11:02 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne

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