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Energie & Management > Stadtwerke - In Oberfranken entsteht ein neues Regionalwerk
Der Landkreis Lichtenfels will ein Regionalwerk. Quelle: Landratsamt
Stadtwerke

In Oberfranken entsteht ein neues Regionalwerk

Das nächste Regionalwerk in Bayern zeichnet sich ab: Nördlich von Nürnberg wollen elf Städte, Märkte und Gemeinden sowie der Landkreis Lichtenfels einen regionalen Versorger gründen.
Viele Kleine wollen etwas Großes schaffen: Die elf Kommunen des oberfränkischen Landkreises Lichtenfels bereiten gemeinsam mit dem Kreis die Gründung eines Regionalwerks vor. Bisher verfügt nur die Kreisstadt über ein Stadtwerk, in einem virtuellen Zusammenschluss wollen die Städte, Märkte und Gemeinden ihre Kräfte bündeln und gemeinsam die erneuerbaren Energien vorantreiben.

Das gemeinsame Kommunalunternehmen (gKU) mit Namen „Regionalwerk Obermain“ ist auf der Zielgeraden, lediglich die Stadt Bad Staffelstein macht ihre Beteiligung noch von einem in Kürze erwarteten Businessplan abhängig. Ein kaum wahrscheinliches Nein wird dem Vernehmen nach die anderen Interessierten nicht von der Kooperation abhalten. Der Kreistag hat in seinem wichtigsten Ausschuss die Gründung mehrheitlich beschlossen, das letzte Votum ist nur noch Formsache.

Gründung hängt von Votum aus Bad Staffelstein ab

Allerdings drückt die Zeit etwas. Die bisherigen Planungen − auch der Finanzen − schließen alle Beteiligten ein. Das Landratsamt teilt auf Anfrage unserer Redaktion mit, dass alle Kommunen bis zur Sommerpause Anfang August zugestimmt haben müssen. Ein Ausscheren Staffelsteins würde Neukalkulationen für die verbliebenen Kommunen und entsprechend neue Beschlüsse erforderlich machen.

Für Landrat Christian Meißner ist der gemeinsame Beitrag zur Energiewende das Hauptmotiv für ein Regionalwerk. Hinzu kommen die erwarteten Erträge, von denen die Kommunen samt Bevölkerung profitieren sollen. In den einzelnen Kommunalparlamenten betonten die Befürworter in den vergangenen Wochen immer wieder, dass sie für eigene Erneuerbaren-Projekte zu klein seien. Beispiele sind ein Nahwärmenetz in der Gemeinde Hochstadt oder die Entwicklung von Windvorrangflächen in Altenkunstadt.

Nach den Vorüberlegungen soll ein hauptamtlicher Geschäftsführer die Arbeit des Regionalwerks verantworten. Für fünf Jahre kalkuliert der Landkreis mit Kosten (Geschäftsführung, Betriebsmittel) von insgesamt 1,5 Millionen Euro. Nach der Größe der Kommunen ist ihr Beitrag zu entrichten, von der größten Kommune Lichtenfels etwa wären gut 300.000 Euro aufzubringen. Der Kreis will ein Viertel der Anteile übernehmen und dafür 375.000 Euro zahlen. Burgkunstadt liegt mit knapp 100.000 Euro am anderen Ende der Beitragsskala.

Mit der absehbaren Gründung des Regionalwerks und dem 1,5-Millionen-Etat aber ist noch kein eigenes Erneuerbaren-Projekt unter Dach und Fach. Geplant ist, in einem ersten Schritt für gewünschte Projekte (zum Beispiel Windkraft) Flächen zu sichern und Anträge für Einspeisestellen zu stellen. Das eigentliche Vorhaben soll dann über eine zu gründende Projektgesellschaft Formen annehmen. Daran können sich die interessierten Kommunen und Bürgergenossenschaften beteiligen.

Zeitlicher Wettlauf mit privaten Projektierern

Die befürwortenden Kommunen sehen sich im zeitlichen Wettlauf mit privatwirtschaftlichen Projektierern. Um möglichst viel der Wertschöpfung in der Region zu halten, wollen sie das Regionalwerk so schnell wie möglich auf die Schiene bringen. Die damit verbundene Hoffnung: Die lokale Stromerzeugung soll in eine Vermarktung vor Ort münden und auch zu günstigen Tarifangeboten führen, um sich unabhängiger von den Preissprüngen an den Märkten zu machen.

Ein "Arbeitskreis Regionalwerk" der Kommunen und des Kreises ist nach Auskunft des Landratsamts gerade damit befasst, das Anforderungsprofil für den zu findenden Vorstand des Versorgers zu erstellen. Ziel sei es, die Stelle zeitnah auszuschreiben und auch zu besetzen.

Drei Jahre schneller als die Oberfranken waren in Bayern etwa die mehr als ein Dutzend Kommunen aus den Landkreisen Traunstein, Berchtesgadener Land, Rosenheim und Altötting. Sie gründeten 2020 das Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel. Offenbar war dies keine schlechte Idee: Inzwischen gehören dem Verbund, der aus ähnlichen Beweggründen entstand wie in Lichtenfels, 31 Kommunen an.

Mittwoch, 19.07.2023, 16:30 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Stadtwerke - In Oberfranken entsteht ein neues Regionalwerk
Der Landkreis Lichtenfels will ein Regionalwerk. Quelle: Landratsamt
Stadtwerke
In Oberfranken entsteht ein neues Regionalwerk
Das nächste Regionalwerk in Bayern zeichnet sich ab: Nördlich von Nürnberg wollen elf Städte, Märkte und Gemeinden sowie der Landkreis Lichtenfels einen regionalen Versorger gründen.
Viele Kleine wollen etwas Großes schaffen: Die elf Kommunen des oberfränkischen Landkreises Lichtenfels bereiten gemeinsam mit dem Kreis die Gründung eines Regionalwerks vor. Bisher verfügt nur die Kreisstadt über ein Stadtwerk, in einem virtuellen Zusammenschluss wollen die Städte, Märkte und Gemeinden ihre Kräfte bündeln und gemeinsam die erneuerbaren Energien vorantreiben.

Das gemeinsame Kommunalunternehmen (gKU) mit Namen „Regionalwerk Obermain“ ist auf der Zielgeraden, lediglich die Stadt Bad Staffelstein macht ihre Beteiligung noch von einem in Kürze erwarteten Businessplan abhängig. Ein kaum wahrscheinliches Nein wird dem Vernehmen nach die anderen Interessierten nicht von der Kooperation abhalten. Der Kreistag hat in seinem wichtigsten Ausschuss die Gründung mehrheitlich beschlossen, das letzte Votum ist nur noch Formsache.

Gründung hängt von Votum aus Bad Staffelstein ab

Allerdings drückt die Zeit etwas. Die bisherigen Planungen − auch der Finanzen − schließen alle Beteiligten ein. Das Landratsamt teilt auf Anfrage unserer Redaktion mit, dass alle Kommunen bis zur Sommerpause Anfang August zugestimmt haben müssen. Ein Ausscheren Staffelsteins würde Neukalkulationen für die verbliebenen Kommunen und entsprechend neue Beschlüsse erforderlich machen.

Für Landrat Christian Meißner ist der gemeinsame Beitrag zur Energiewende das Hauptmotiv für ein Regionalwerk. Hinzu kommen die erwarteten Erträge, von denen die Kommunen samt Bevölkerung profitieren sollen. In den einzelnen Kommunalparlamenten betonten die Befürworter in den vergangenen Wochen immer wieder, dass sie für eigene Erneuerbaren-Projekte zu klein seien. Beispiele sind ein Nahwärmenetz in der Gemeinde Hochstadt oder die Entwicklung von Windvorrangflächen in Altenkunstadt.

Nach den Vorüberlegungen soll ein hauptamtlicher Geschäftsführer die Arbeit des Regionalwerks verantworten. Für fünf Jahre kalkuliert der Landkreis mit Kosten (Geschäftsführung, Betriebsmittel) von insgesamt 1,5 Millionen Euro. Nach der Größe der Kommunen ist ihr Beitrag zu entrichten, von der größten Kommune Lichtenfels etwa wären gut 300.000 Euro aufzubringen. Der Kreis will ein Viertel der Anteile übernehmen und dafür 375.000 Euro zahlen. Burgkunstadt liegt mit knapp 100.000 Euro am anderen Ende der Beitragsskala.

Mit der absehbaren Gründung des Regionalwerks und dem 1,5-Millionen-Etat aber ist noch kein eigenes Erneuerbaren-Projekt unter Dach und Fach. Geplant ist, in einem ersten Schritt für gewünschte Projekte (zum Beispiel Windkraft) Flächen zu sichern und Anträge für Einspeisestellen zu stellen. Das eigentliche Vorhaben soll dann über eine zu gründende Projektgesellschaft Formen annehmen. Daran können sich die interessierten Kommunen und Bürgergenossenschaften beteiligen.

Zeitlicher Wettlauf mit privaten Projektierern

Die befürwortenden Kommunen sehen sich im zeitlichen Wettlauf mit privatwirtschaftlichen Projektierern. Um möglichst viel der Wertschöpfung in der Region zu halten, wollen sie das Regionalwerk so schnell wie möglich auf die Schiene bringen. Die damit verbundene Hoffnung: Die lokale Stromerzeugung soll in eine Vermarktung vor Ort münden und auch zu günstigen Tarifangeboten führen, um sich unabhängiger von den Preissprüngen an den Märkten zu machen.

Ein "Arbeitskreis Regionalwerk" der Kommunen und des Kreises ist nach Auskunft des Landratsamts gerade damit befasst, das Anforderungsprofil für den zu findenden Vorstand des Versorgers zu erstellen. Ziel sei es, die Stelle zeitnah auszuschreiben und auch zu besetzen.

Drei Jahre schneller als die Oberfranken waren in Bayern etwa die mehr als ein Dutzend Kommunen aus den Landkreisen Traunstein, Berchtesgadener Land, Rosenheim und Altötting. Sie gründeten 2020 das Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel. Offenbar war dies keine schlechte Idee: Inzwischen gehören dem Verbund, der aus ähnlichen Beweggründen entstand wie in Lichtenfels, 31 Kommunen an.

Mittwoch, 19.07.2023, 16:30 Uhr
Volker Stephan

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