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Energie & Management > Beteiligung - Herford 2023 der dritte Trianel-Eigner auf dem Absprung
Quelle: Fotolia / bluedesign
Beteiligung

Herford 2023 der dritte Trianel-Eigner auf dem Absprung

Die Stadtwerke Herford verschwinden aus dem Gesellschafterkreis der Trianel GmbH. Es ist der dritte Versorger, der in diesem Jahr die Möglichkeit zum Verkauf seiner Anteile wahrnimmt.
Die Stadtwerke Herford stehen kurz vor einem außerordentlichen Gewinn in Höhe von gut einer halben Million Euro. 557.400 Euro Reingewinn sollen den Ostwestfalen nach dem Verkauf der Anteile an der Trianel GmbH bleiben. Der Stadtrat stimmte am 8. September für den Ausstieg bei der in Aachen ansässigen Stadtwerke-Kooperation, Trianel will die Anteile im Umfang von 0,25 Prozent zunächst selbst übernehmen (wir berichteten).

Herford kommt mit dem Erlös auf ein Mehrfaches seiner damaligen Einlage. Den Kaufpreis aus dem Jahr 2003 wollte Stadtwerke-Geschäftsführer Oliver Daun auf Anfrage nicht verraten. Allerdings hatte er angesichts des zu erzielenden Gewinns und der mit dem Viertelprozent-Anteil nur geringen Einflussmöglichkeit auf Trianels Geschäftstätigkeit der Kommune und dem Stadtparlament die Veräußerung empfohlen.
 
Geschäftsführer Oliver Daun würde den Trianel-Erlös gerne in Herforder Erneuerbaren-Projekte stecken.
Quelle: Stadtwerke Herford

Auch Ulm/Neu-Ulm und Bad Salzuflen kassieren

In Baden-Württemberg hat die Kasse derweil noch intensiver geklingelt. Im Dezember 2022 hatte die Lokalpolitik den Ausstieg der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) bei der Trianel auf den Weg gebracht. Es lockte ein Betrag „deutlich über Buchwert“, so heißt es in der entsprechenden Ratsvorlage für die Räte der beiden Städte, was nicht zuletzt an den besseren Geschäften der Trianel mit einer Verdreifachung des Gewinns im Jahr 2022 lag (wir berichteten). Neben dieser lukrativen Aussicht gab es aber auch fundamentale inhaltliche Kritik an der Trianel, die die Donauschwaben nach 15 Jahren Zugehörigkeit (Einstieg im Jahr 2008) zur Trennung veranlassten.

Beim Thema Erzeugungs- und Standortstrategie hätten sich die Ansätze inzwischen voneinander unterschieden. Die SWU setze auf den Ausbau erneuerbarer Energieprojekte auf regionaler Ebene mit kommunalen Partnern, die Trianel dagegen auf bundesweite und überregionale Vorhaben. In den Ratsvorlagen war auch von Auseinandersetzungen mit der Trianel-Geschäftsführung über die Grundvergütung die Rede, die „zu einer permanenten Unzufriedenheit über die Leistungen der Trianel GmbH geführt“ hätten. Das mit Risiken behaftete Handelsgeschäft der Trianel und die Spekulationsgeschäfte am Energiehandelsmarkt waren weitere Argumente für den Ausstieg.

Der Verkauf der Ulmer Anteile war offiziell seit einem Beschluss des Aufsichtsrates im Juli 2020 in Vorbereitung. Die beiden Kommunen Ulm und Neu-Ulm vollzogen die Veräußerung direkt am 1. Januar 2023, die Anteile gingen (zunächst) an die Trianel selbst, wie ein Sprecher des Versorgers auf Anfrage unserer Redaktion mitteilt.

Da der baden-württembergische Versorger mit 4,78 Prozent siebtgrößter Teilhaber unter den über 50 Trianel-Gesellschaftern war, ist von einem Verkaufspreis im unteren zweistelligen Millionenbereich auszugehen. Schließlich lag die Ulmer Beteiligung um das Neunzehnfache höher als die der Stadt Herford, die auf einen Reingewinn von deutlich über 500.000 Euro kam. Zur Höhe des Verkaufspreises machte der Sprecher keine Angaben.

Mit den Stadtwerken Bad Salzuflen ist schließlich ein weiterer Eigner aus dem Trianel-Kreis ausgeschert. Der Versorger aus dem Kreis Lippe im Osten Nordrhein-Westfalens verfügte über 0,5 Prozent an der Stadtwerke-Kooperation. Weder aus Bad Salzuflen noch von der Trianel GmbH waren kurzfristig weitergehende Informationen zu erhalten.

Windkraftanlagen und Wärmepumpe in Herford gewünscht

Herfords Stadtwerke-Chef Oliver Daun hofft derweil, über den Gewinn aus dem Anteilsverkauf verfügen zu können. Das Geld würde zur Hälfte für den eine Million Euro teuren Ausbau einer existierenden Solar-Freiflächenanlage an der Autobahn 2 reichen. Das Kraftwerk soll um 1 MW auf eine Gesamtkapazität von 1,75 MW wachsen.

Herford hat bei der Energiewende nachzuholen. Zwar bietet der Versorger ausschließlich Grünstrom an, er vertreibt allerdings zu fast 100 Prozent zertifizierte Ökoenergie. Von 100 Millionen kWh im Jahr stammt nur 1 Million aus eigenen Anlagen, zumeist kleineren Solarkraftwerken. Oliver Daun würde gerne mit den Stadtwerken drei Windenergieanlagen auf Herforder Gebiet errichten, die Planungen dafür befänden sich im Anfangsstadium. Zudem sei eine Überlegung, das Freizeitbad über eine Wärmepumpe zu versorgen, die die Energie über den Fluss Werre bezieht.

Für die Stadtwerke sind dies durchaus aufwändige Projekte. Der Versorger hat den Umsatz im Jahr 2022 zwar auf 80 Millionen Euro fast verdoppelt, Grund dafür sind aber die gestiegenen Energiepreise. Geblieben ist nach Aussage von Daun erneut ein Gewinn von 3,5 Millionen Euro, der komplett an die Stadt und die beiden Kleingesellschafter, die Kommunen Hiddenhausen und Spenge (zusammen knapp 13 Prozent der Anteile), fließt. Entsprechend müssen die Kommunen auch im kommenden Jahr dafür stimmen, auf den zu erwartenden Trianel-Erlös zu verzichten und ihn im Unternehmen Stadtwerke zu belassen.

Montag, 11.09.2023, 16:38 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Beteiligung - Herford 2023 der dritte Trianel-Eigner auf dem Absprung
Quelle: Fotolia / bluedesign
Beteiligung
Herford 2023 der dritte Trianel-Eigner auf dem Absprung
Die Stadtwerke Herford verschwinden aus dem Gesellschafterkreis der Trianel GmbH. Es ist der dritte Versorger, der in diesem Jahr die Möglichkeit zum Verkauf seiner Anteile wahrnimmt.
Die Stadtwerke Herford stehen kurz vor einem außerordentlichen Gewinn in Höhe von gut einer halben Million Euro. 557.400 Euro Reingewinn sollen den Ostwestfalen nach dem Verkauf der Anteile an der Trianel GmbH bleiben. Der Stadtrat stimmte am 8. September für den Ausstieg bei der in Aachen ansässigen Stadtwerke-Kooperation, Trianel will die Anteile im Umfang von 0,25 Prozent zunächst selbst übernehmen (wir berichteten).

Herford kommt mit dem Erlös auf ein Mehrfaches seiner damaligen Einlage. Den Kaufpreis aus dem Jahr 2003 wollte Stadtwerke-Geschäftsführer Oliver Daun auf Anfrage nicht verraten. Allerdings hatte er angesichts des zu erzielenden Gewinns und der mit dem Viertelprozent-Anteil nur geringen Einflussmöglichkeit auf Trianels Geschäftstätigkeit der Kommune und dem Stadtparlament die Veräußerung empfohlen.
 
Geschäftsführer Oliver Daun würde den Trianel-Erlös gerne in Herforder Erneuerbaren-Projekte stecken.
Quelle: Stadtwerke Herford

Auch Ulm/Neu-Ulm und Bad Salzuflen kassieren

In Baden-Württemberg hat die Kasse derweil noch intensiver geklingelt. Im Dezember 2022 hatte die Lokalpolitik den Ausstieg der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) bei der Trianel auf den Weg gebracht. Es lockte ein Betrag „deutlich über Buchwert“, so heißt es in der entsprechenden Ratsvorlage für die Räte der beiden Städte, was nicht zuletzt an den besseren Geschäften der Trianel mit einer Verdreifachung des Gewinns im Jahr 2022 lag (wir berichteten). Neben dieser lukrativen Aussicht gab es aber auch fundamentale inhaltliche Kritik an der Trianel, die die Donauschwaben nach 15 Jahren Zugehörigkeit (Einstieg im Jahr 2008) zur Trennung veranlassten.

Beim Thema Erzeugungs- und Standortstrategie hätten sich die Ansätze inzwischen voneinander unterschieden. Die SWU setze auf den Ausbau erneuerbarer Energieprojekte auf regionaler Ebene mit kommunalen Partnern, die Trianel dagegen auf bundesweite und überregionale Vorhaben. In den Ratsvorlagen war auch von Auseinandersetzungen mit der Trianel-Geschäftsführung über die Grundvergütung die Rede, die „zu einer permanenten Unzufriedenheit über die Leistungen der Trianel GmbH geführt“ hätten. Das mit Risiken behaftete Handelsgeschäft der Trianel und die Spekulationsgeschäfte am Energiehandelsmarkt waren weitere Argumente für den Ausstieg.

Der Verkauf der Ulmer Anteile war offiziell seit einem Beschluss des Aufsichtsrates im Juli 2020 in Vorbereitung. Die beiden Kommunen Ulm und Neu-Ulm vollzogen die Veräußerung direkt am 1. Januar 2023, die Anteile gingen (zunächst) an die Trianel selbst, wie ein Sprecher des Versorgers auf Anfrage unserer Redaktion mitteilt.

Da der baden-württembergische Versorger mit 4,78 Prozent siebtgrößter Teilhaber unter den über 50 Trianel-Gesellschaftern war, ist von einem Verkaufspreis im unteren zweistelligen Millionenbereich auszugehen. Schließlich lag die Ulmer Beteiligung um das Neunzehnfache höher als die der Stadt Herford, die auf einen Reingewinn von deutlich über 500.000 Euro kam. Zur Höhe des Verkaufspreises machte der Sprecher keine Angaben.

Mit den Stadtwerken Bad Salzuflen ist schließlich ein weiterer Eigner aus dem Trianel-Kreis ausgeschert. Der Versorger aus dem Kreis Lippe im Osten Nordrhein-Westfalens verfügte über 0,5 Prozent an der Stadtwerke-Kooperation. Weder aus Bad Salzuflen noch von der Trianel GmbH waren kurzfristig weitergehende Informationen zu erhalten.

Windkraftanlagen und Wärmepumpe in Herford gewünscht

Herfords Stadtwerke-Chef Oliver Daun hofft derweil, über den Gewinn aus dem Anteilsverkauf verfügen zu können. Das Geld würde zur Hälfte für den eine Million Euro teuren Ausbau einer existierenden Solar-Freiflächenanlage an der Autobahn 2 reichen. Das Kraftwerk soll um 1 MW auf eine Gesamtkapazität von 1,75 MW wachsen.

Herford hat bei der Energiewende nachzuholen. Zwar bietet der Versorger ausschließlich Grünstrom an, er vertreibt allerdings zu fast 100 Prozent zertifizierte Ökoenergie. Von 100 Millionen kWh im Jahr stammt nur 1 Million aus eigenen Anlagen, zumeist kleineren Solarkraftwerken. Oliver Daun würde gerne mit den Stadtwerken drei Windenergieanlagen auf Herforder Gebiet errichten, die Planungen dafür befänden sich im Anfangsstadium. Zudem sei eine Überlegung, das Freizeitbad über eine Wärmepumpe zu versorgen, die die Energie über den Fluss Werre bezieht.

Für die Stadtwerke sind dies durchaus aufwändige Projekte. Der Versorger hat den Umsatz im Jahr 2022 zwar auf 80 Millionen Euro fast verdoppelt, Grund dafür sind aber die gestiegenen Energiepreise. Geblieben ist nach Aussage von Daun erneut ein Gewinn von 3,5 Millionen Euro, der komplett an die Stadt und die beiden Kleingesellschafter, die Kommunen Hiddenhausen und Spenge (zusammen knapp 13 Prozent der Anteile), fließt. Entsprechend müssen die Kommunen auch im kommenden Jahr dafür stimmen, auf den zu erwartenden Trianel-Erlös zu verzichten und ihn im Unternehmen Stadtwerke zu belassen.

Montag, 11.09.2023, 16:38 Uhr
Volker Stephan

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