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Energie & Management > Aus Der Zeitung - Grünes Geld
Quelle: E&M
Aus Der Zeitung

Grünes Geld

Green Finance ist nicht gleich Green Finance. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um an Geld für grüne Investitionen zu kommen. 
Die Kunden wollen grüne Energie. Die Energiewirtschaft muss und will sie liefern, aber nicht nur in Form von Strom aus Wind, Sonne und Biomasse. Auch die entsprechenden Investitionen müssen grün sein. Green Finance wird damit immer mehr zu einem prägenden Instrument für die Zukunftsfähigkeit der Energiewirtschaft.
Green Finance kann ein Ansatz sein, der in diesem Bereich nachhaltige und umweltgerechte Projekte ermöglicht, gleichzeitig die ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) erfüllen hilft und der EU-Taxonomie entspricht.

Die Taxonomie ist ein EU-weit gültiges System zur Klassifizierung von nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten. Sie soll Anlegerinnen und Anlegern Orientierung geben und Kapital für den grünen Umbau von Energieproduktion und Industrie anreizen. 
Es gibt verschiedene Kriterien, um diese Taxonomie-Konformität zu erreichen: Die wirtschaftliche Aktivität, etwa die Erzeugung von Wärme oder Strom, darf selbst keine oder nur sehr geringe Treibhausgasemissionen erzeugen und sie muss damit den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft bis 2050 unterstützen.

Das Network for Greening the Financial System (NGFS) − ein Netzwerk von Zentralbanken und Finanzmarktaufsichtsbehörden − etwa will ein grüneres Finanzsystem fördern. Nachhaltigkeitskriterien werden in das Portfoliomanagement der Zentralbanken einbezogen. In Deutschland sind insbesondere Förderbanken aktiv am sogenannten Green-Bond-Markt beteiligt. Sie dienen als branchenübliche Standards für die Definition einer grünen Anleihe.

In der deutschen Energiewirtschaft gibt es auch erste Beispiele für Green Finance, so die Finanzierung von Ökostromprojekten − etwa bei den Übertragungsnetzbetreibern mit ihrem hohen Kapitalbedarf. 50 Hertz nutzt für den Ausbau der Stromnetze eigene Green Bonds. Amprion hat Ende August am internationalen Kapitalmarkt erfolgreich eine grüne Anleihe mit 1,2 Milliarden Euro platziert.

Was sind Green Bonds genau?

Doch was sind Green Bonds genau? Green Bonds sind eines der wichtigsten Mittel einer umweltgerechten Finanzierung von Energieprojekten. Diese Anleihen verwenden das Geld der Investoren speziell für umweltfreundliche Projekte wie den Ausbau erneuerbarer Energien, die Förderung energieeffizienter Technologien und den Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur. Das Emissionsvolumen der Green Bonds betrug in den ersten vier Monaten des Jahres 2023 insgesamt 450 Milliarden US-Dollar. 2021 waren es noch 543 Milliarden Dollar.

Formal handelt es sich um gewöhnliche Anleihen. Allerdings nutzen sie Transparenzvorschriften und die Trennung von Rückzahlungsoptionen und Erlösen für umweltfreundliche Projekte. Die sogenannten Green Bond Principles als maßgebliche Richtlinien sind dabei lediglich freiwillige Prozessleitlinien, die Missbrauch nicht effektiv verhindern oder Mindeststandards setzen. Während die Verwendung der Investorenerlöse festgelegt ist, bleiben die anderen Prinzipien unklar. Die Transparenz ist begrenzt, wodurch eine Institution eine Anleihe als „grün“ kennzeichnen kann, auch wenn eine Analyse negative Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit aufzeigt.

Der Reiz grüner Anleihen liegt nun seit der EU-weiten Einführung darin, dass sie eine klimaneutrale Investition vorschreiben. Die Investorenerlöse müssen in umweltfreundliche Projekte fließen, während das investierte Geld selbst nicht unbedingt grün sein muss. Im EU Green Bond Scheme findet eine Prüfung statt, um sicherzustellen, dass die entsprechenden Treuhandgelder tatsächlich für grüne Zwecke verwendet werden.

Grüne Fonds schwierig zu bewerten

Green Funds oder Grüne Fonds sind Investmentfonds, die in umweltfreundliche Unternehmen oder Projekte investieren. Die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen gegen bestehende und unvermeidbare Klimaauswirkungen wird langfristig kostengünstiger sein. Unter der Klimarahmenkonvention der UN haben Industrieländer bereits zugesagt, ärmere Nationen bei unvermeidbaren Klimaprojekten und Anpassungsmaßnahmen zu unterstützen. Dies umfasst den Grünen Klimafonds, Aufforstungsprojekte zur Kohlenstoffbindung und Technologietransfer. Die wirtschaftlichen Verluste bis 2050 aufgrund des Klimawandels werden voraussichtlich in Afrika, Lateinamerika und dem Nahen Osten besonders spürbar sein, was zu Zeit- und Handlungsdruck führt.

Ein Beispiel hierfür sind die zahlreichen grünen Exchange Traded Funds (Indexfonds oder ETF), die in den vergangenen Jahren auf den Markt gekommen sind. Bei diesen börsengehandelten Indexfonds wird oft hervorgehoben, dass sie sowohl niedrige Gebühren als auch hohe Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards bieten. Doch das muss keineswegs so sein.

Das Best-in-Class-Auswahlverfahren führt dazu, dass Unternehmen aus verschiedenen Gründen in den ETF aufgenommen werden. Ein Unternehmen könnte beispielsweise im Vergleich zu anderen im Index weniger CO2 produzieren. Allerdings bedeutet das nicht zwangsläufig, dass es insgesamt nachhaltig agiert oder ein ressourcenschonendes Geschäftsmodell verfolgt.

Einige grüne ETF verwenden Ausschlusskriterien, um sicherzustellen, dass Anlegergelder nicht in kontroverse Bereiche wie die Rüstungsindustrie fließen. Allerdings sind für diese ausgeschlossenen Branchen oft Toleranzgrenzen von bis zu 30 Prozent festgelegt. Wenn der Umsatz eines Unternehmens unterhalb der Schwelle liegt, kann es dennoch in den grünen ETF aufgenommen werden.

Ein großes Problem ist bisher das Fehlen umfassender Kriterien oder gesetzlicher Vorgaben für grüne und nachhaltige ETF, sowohl in Deutschland als auch in Europa. Die Aufnahme von Unternehmen in vermeintlich nachhaltige ETF wurde bisher weitgehend von den selbst festgelegten Anlagekriterien der Emittenten bestimmt. Die EU-Taxonomie könnte hier jedoch für klarere Kriterien angewendet werden.
Green Loans oder Grüne Kredite sind hingegen Darlehen, die speziell für nachhaltige Projekte bereitgestellt werden.

Einfach grün finanzieren geht nicht. Die Finanzexperten in der Energiewirtschaft müssen in der Lage sein, die Umweltauswirkungen von Investitionen zu bewerten, Risiken zu analysieren und geeignete Finanzierungsstrukturen zu entwickeln. Und: Regierungen und Aufsichtsbehörden können Anreize wie Steuervergünstigungen, Subventionen und Förderprogramme schaffen. Auch dafür braucht es Kenntnisse von der Beantragung bis hin zur Abrufung der Mittel.

Montag, 23.10.2023, 09:00 Uhr
Frank Urbansky
Energie & Management > Aus Der Zeitung - Grünes Geld
Quelle: E&M
Aus Der Zeitung
Grünes Geld
Green Finance ist nicht gleich Green Finance. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um an Geld für grüne Investitionen zu kommen. 
Die Kunden wollen grüne Energie. Die Energiewirtschaft muss und will sie liefern, aber nicht nur in Form von Strom aus Wind, Sonne und Biomasse. Auch die entsprechenden Investitionen müssen grün sein. Green Finance wird damit immer mehr zu einem prägenden Instrument für die Zukunftsfähigkeit der Energiewirtschaft.
Green Finance kann ein Ansatz sein, der in diesem Bereich nachhaltige und umweltgerechte Projekte ermöglicht, gleichzeitig die ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) erfüllen hilft und der EU-Taxonomie entspricht.

Die Taxonomie ist ein EU-weit gültiges System zur Klassifizierung von nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten. Sie soll Anlegerinnen und Anlegern Orientierung geben und Kapital für den grünen Umbau von Energieproduktion und Industrie anreizen. 
Es gibt verschiedene Kriterien, um diese Taxonomie-Konformität zu erreichen: Die wirtschaftliche Aktivität, etwa die Erzeugung von Wärme oder Strom, darf selbst keine oder nur sehr geringe Treibhausgasemissionen erzeugen und sie muss damit den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft bis 2050 unterstützen.

Das Network for Greening the Financial System (NGFS) − ein Netzwerk von Zentralbanken und Finanzmarktaufsichtsbehörden − etwa will ein grüneres Finanzsystem fördern. Nachhaltigkeitskriterien werden in das Portfoliomanagement der Zentralbanken einbezogen. In Deutschland sind insbesondere Förderbanken aktiv am sogenannten Green-Bond-Markt beteiligt. Sie dienen als branchenübliche Standards für die Definition einer grünen Anleihe.

In der deutschen Energiewirtschaft gibt es auch erste Beispiele für Green Finance, so die Finanzierung von Ökostromprojekten − etwa bei den Übertragungsnetzbetreibern mit ihrem hohen Kapitalbedarf. 50 Hertz nutzt für den Ausbau der Stromnetze eigene Green Bonds. Amprion hat Ende August am internationalen Kapitalmarkt erfolgreich eine grüne Anleihe mit 1,2 Milliarden Euro platziert.

Was sind Green Bonds genau?

Doch was sind Green Bonds genau? Green Bonds sind eines der wichtigsten Mittel einer umweltgerechten Finanzierung von Energieprojekten. Diese Anleihen verwenden das Geld der Investoren speziell für umweltfreundliche Projekte wie den Ausbau erneuerbarer Energien, die Förderung energieeffizienter Technologien und den Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur. Das Emissionsvolumen der Green Bonds betrug in den ersten vier Monaten des Jahres 2023 insgesamt 450 Milliarden US-Dollar. 2021 waren es noch 543 Milliarden Dollar.

Formal handelt es sich um gewöhnliche Anleihen. Allerdings nutzen sie Transparenzvorschriften und die Trennung von Rückzahlungsoptionen und Erlösen für umweltfreundliche Projekte. Die sogenannten Green Bond Principles als maßgebliche Richtlinien sind dabei lediglich freiwillige Prozessleitlinien, die Missbrauch nicht effektiv verhindern oder Mindeststandards setzen. Während die Verwendung der Investorenerlöse festgelegt ist, bleiben die anderen Prinzipien unklar. Die Transparenz ist begrenzt, wodurch eine Institution eine Anleihe als „grün“ kennzeichnen kann, auch wenn eine Analyse negative Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit aufzeigt.

Der Reiz grüner Anleihen liegt nun seit der EU-weiten Einführung darin, dass sie eine klimaneutrale Investition vorschreiben. Die Investorenerlöse müssen in umweltfreundliche Projekte fließen, während das investierte Geld selbst nicht unbedingt grün sein muss. Im EU Green Bond Scheme findet eine Prüfung statt, um sicherzustellen, dass die entsprechenden Treuhandgelder tatsächlich für grüne Zwecke verwendet werden.

Grüne Fonds schwierig zu bewerten

Green Funds oder Grüne Fonds sind Investmentfonds, die in umweltfreundliche Unternehmen oder Projekte investieren. Die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen gegen bestehende und unvermeidbare Klimaauswirkungen wird langfristig kostengünstiger sein. Unter der Klimarahmenkonvention der UN haben Industrieländer bereits zugesagt, ärmere Nationen bei unvermeidbaren Klimaprojekten und Anpassungsmaßnahmen zu unterstützen. Dies umfasst den Grünen Klimafonds, Aufforstungsprojekte zur Kohlenstoffbindung und Technologietransfer. Die wirtschaftlichen Verluste bis 2050 aufgrund des Klimawandels werden voraussichtlich in Afrika, Lateinamerika und dem Nahen Osten besonders spürbar sein, was zu Zeit- und Handlungsdruck führt.

Ein Beispiel hierfür sind die zahlreichen grünen Exchange Traded Funds (Indexfonds oder ETF), die in den vergangenen Jahren auf den Markt gekommen sind. Bei diesen börsengehandelten Indexfonds wird oft hervorgehoben, dass sie sowohl niedrige Gebühren als auch hohe Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards bieten. Doch das muss keineswegs so sein.

Das Best-in-Class-Auswahlverfahren führt dazu, dass Unternehmen aus verschiedenen Gründen in den ETF aufgenommen werden. Ein Unternehmen könnte beispielsweise im Vergleich zu anderen im Index weniger CO2 produzieren. Allerdings bedeutet das nicht zwangsläufig, dass es insgesamt nachhaltig agiert oder ein ressourcenschonendes Geschäftsmodell verfolgt.

Einige grüne ETF verwenden Ausschlusskriterien, um sicherzustellen, dass Anlegergelder nicht in kontroverse Bereiche wie die Rüstungsindustrie fließen. Allerdings sind für diese ausgeschlossenen Branchen oft Toleranzgrenzen von bis zu 30 Prozent festgelegt. Wenn der Umsatz eines Unternehmens unterhalb der Schwelle liegt, kann es dennoch in den grünen ETF aufgenommen werden.

Ein großes Problem ist bisher das Fehlen umfassender Kriterien oder gesetzlicher Vorgaben für grüne und nachhaltige ETF, sowohl in Deutschland als auch in Europa. Die Aufnahme von Unternehmen in vermeintlich nachhaltige ETF wurde bisher weitgehend von den selbst festgelegten Anlagekriterien der Emittenten bestimmt. Die EU-Taxonomie könnte hier jedoch für klarere Kriterien angewendet werden.
Green Loans oder Grüne Kredite sind hingegen Darlehen, die speziell für nachhaltige Projekte bereitgestellt werden.

Einfach grün finanzieren geht nicht. Die Finanzexperten in der Energiewirtschaft müssen in der Lage sein, die Umweltauswirkungen von Investitionen zu bewerten, Risiken zu analysieren und geeignete Finanzierungsstrukturen zu entwickeln. Und: Regierungen und Aufsichtsbehörden können Anreize wie Steuervergünstigungen, Subventionen und Förderprogramme schaffen. Auch dafür braucht es Kenntnisse von der Beantragung bis hin zur Abrufung der Mittel.

Montag, 23.10.2023, 09:00 Uhr
Frank Urbansky

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